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Der Lichtbogensender in seiner ausgereiften Form nach seinem Erfinder Valdemar Poulsen auch Poulsen Sender genannt diente zur Nachrichtenubertragung im Langwellenbereich und nutzt den negativen differentiellen Widerstand eines Lichtbogens zur Schwingungserzeugung Lichtbogensender wurden Anfang des 20 Jahrhunderts bis Ende der 1920er Jahre eingesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Aufbau 3 Vorteile 4 Technische Anpassung 5 Erste Sender 6 Funkstation Malabar 6 1 Sendeantennen Malabar 7 Bedeutung 8 Literatur 9 WeblinksEntwicklung Bearbeiten nbsp Lichtbogensender von Valdemar PoulsenZur Zeit der ersten Entwicklung von Lichtbogensendern existierten schon die Funkensender der Firma Marconi Company in Form von Knallfunkensender sowie Maschinensender Nachteile dieser Technik waren Die Maschinensender erreichten nur geringe Frequenzen die Funkensender hatten einen geringen Wirkungsgrad Die Funkensender verursachten starke Storungen es waren breitbandige schmutzige Sender Sie stellten ein breites Frequenzspektrum her welches eine genaue Selektion beim Empfanger verhindert benachbarte Stationen storten sich gegenseitig Es war wegen der langen Pausen zwischen den einzelnen gedampften Wellenzugen der Funkensender nicht moglich diese mit Sprache oder Musik zu modulieren zur Nachrichtenubermittlung konnte nur der Morsecode eingesetzt werden Nikola Tesla und auch der kanadische Ingenieur Reginald Fessenden versuchten daher als erste die Erzeugung ungedampfter Wellen mit Kohle Elektroden die sie anstelle der Funkenstrecke in gleichstromerregten Funkensendern einsetzten Allerdings waren weder die Frequenz noch die Energie der erzeugten Schwingungen hoch genug fur drahtlose Telegrafie und Telefonie Auch der Englander William Duddell konnte im Jahr 1900 mit seinem nach der Lichtbogenmethode mit Kohleelektroden arbeitenden singing arc die Voraussetzungen fur die drahtlose Telegrafie nicht erfullen Er speiste den Lichtbogen uber Drosselspulen mit Gleichstrom und schaltete einen Resonanzkreis aus Spule und Kondensator nach Erst Valdemar Poulsen gelang es 1902 nach der grundlegenden Schaltung von William Duddell mit einem Lichtbogensender ungedampfte HF Schwingungen von ausreichender Frequenz und Energie zu erzeugen Er benutzte eine Anode aus Kupfer und eine Kathode aus Kohle Dabei rotierte die Kathode langsam und wurde automatisch auf einen Abstand von 3 5 mm nachgefuhrt um so einen gleichmassigen Abbrand zu erzielen Fur das einwandfreie Arbeiten des Senders waren eine gute Kuhlung und Entionisierung des Raums zwischen den Elektroden notwendig Dazu wurden die Kupferanode und die Flammenkammer mit Wasser gekuhlt und ein quer zur Flamme verlaufendes sehr starkes Magnetfeld blies die Ionen aus der Bogenstrecke Zusatzlich brannte der Lichtbogen in einer Wasserstoffatmosphare Mit diesem System wurden ungedampfte Wellen mit Frequenzen bis zu 250 kHz 1200 m erreicht 1904 liess Poulsen sein System des Lichtbogenoszillators fur ungedampfte Wellen die Poulsen Lampe in 15 Landern patentieren Aufbau Bearbeiten nbsp Schaltbild nbsp Poulsen Lichtbogen SenderDer obere Teil mit den starken Kuhlrippen enthalt die Brennkammer mit den beiden horizontal angeordneten Elektroden Diese werden durch den rechts sichtbaren Hebel zum Zunden des Brennvorgangs kurz zusammengefuhrt Die beiden grossen Spulen liefern das horizontal verlaufende Magnetfeld Der unter dem Hebel sichtbare Motor dreht die Kathode aus Kohle Die wasserstoffhaltige Atmosphare wurde anfangs dadurch erreicht dass man Wasserstoff durch die Brennkammer leitete Ab 1906 wurde uber der Brennkammer eine Art Dochtoler angebracht der bei einem 1 kW Sender ein bis zwei Tropfen Alkohol pro Sekunde in die Kammer gab und dort verdampfen liess Vorteile BearbeitenDer Lichtbogensender strahlt im Vergleich zu den gedampften Schwingungen der Knallfunkensender ein wesentlich schmaleres Frequenzband und nur wenig Neben und Oberwellen ab So erzielte man bei gleicher Sendeleistung erheblich grossere Reichweiten und konnte in einem Frequenzband bis zum Funffachen an Sendern unterbringen Andererseits war die schmalbandige Aussendung auf der Empfangerseite nicht mehr so einfach abzustimmen und nur an einer ganz bestimmten Stelle horbar Fur den Funkverkehr zwischen zwei Stationen bedurfte es jetzt genauer Frequenzabsprachen Technische Anpassung BearbeitenUm den neuen Sendertyp auch fur die drahtlose Telegrafie zu nutzen waren noch einige Schwierigkeiten zu bewaltigen In tonloser Telegrafie A1 getastete ungedampfte Sender waren mit den ublichen Detektorempfangern nicht horbar lediglich ein Knacken am Anfang der Morsezeichen liess auf einen Sender schliessen Poulsen und sein Mitarbeiter P O Pedersen entwickelten einen neuartigen Detektor Ein batterie oder federbetriebener Summer lieferte im Rhythmus der empfangenen Hochfrequenz einen horbaren Ton solche Schaltungen hiessen Tikker oder Schleifer Das hier beschriebene Problem das naturlich auch bei den Maschinen und spater bei den Rohrensendern auftrat fuhrte zum Uberlagerungsempfang der 1902 von Reginald Fessenden Kanada und 1905 Robert Goldschmidt Belgien bereits angedacht aber mit den zur Verfugung stehenden oft mechanischen Mitteln noch nicht verlasslich durchfuhrbar war Erst 1913 gelang Alexander Meissner Telefunken mit einer Schaltung mit Lieben Rohre nach Robert von Lieben der erste einwandfreie Ruckkopplungsempfang Ein weiteres Problem stellte die Tastung des Poulsen Senders dar Da er nach jedem Start einige Sekunden braucht bis er stabil schwingt kann er nicht in seinem Primarkreis getastet werden Als Losung kam man darauf durch die Morsetastung die Schwingkreisspule und damit die Sendefrequenz um 1 bis 5 zu verandern FSK Betrieb Im Empfangsapparat horte man die zweite getastete Frequenz mit der Meldung Die erste Frequenz mit den negativen Morsezeichen wurde damals nicht zur Nachrichtenubermittlung benutzt Auch die Modulation des Poulsen Senders mit Sprache oder Musik bereitete Schwierigkeiten Das Mikrofon musste in Serie zur Antenne geschaltet werden bei hohen Sendeleistungen wurden zur Vermeidung von Uberlastungen wassergekuhlte Mehrfachmikrofone benutzt Dadurch war aber ein Fernbesprechen des Senders durch ein abgesetztes Mikrofon nicht moglich Erst ab 1913 konnte dieses Problem durch den Einsatz einer Telefonie Drossel nach ihrem Erfinder Leo Pungs Fa Lorenz auch Pungs Drossel genannt zwischen Sender und Erde zufriedenstellend gelost werden Dieses neue Bauteil es arbeitet nach dem Transduktor Prinzip bewerkstelligte mit Hilfe von drei Wicklungen auf einem dreischenkligen Eisenkern mit nur 1 der Antennenleistung die Modulation und Tastung des Hochfrequenzstromes nbsp Pungs DrosselErste Sender Bearbeiten1904 stellte Poulsen eine Verbindung zwischen Lyngby und Kopenhagen 15 Kilometer und zwei Jahre spater uber 270 Kilometer zwischen Lyngby und Esbjerg her Um alle Moglichkeiten zu testen waren internationale Verbindungen notwendig Verhandlungen u a mit Telefunken scheiterten Poulsen grundete daher mit englischen Kapitalgebern die Amalgamated Radio Telegraph Company Ltd mit Sitz in London Noch 1906 gab es Funkverbindungen uber 900 km zwischen Danemark und Cullercoats und uber 1500 km zwischen Danemark und Knockroe in Irland Die Station Knockroe war fur weitere Versuche im gewinnversprechenden Funkbetrieb mit Lichtbogensendern uber den Atlantik vorgesehen Doch daraus wurde nichts 1907 gingen die englischen Geldgeber bankrott Die Amalgamated wurde aufgelost ohne ein einziges Geschaft abgeschlossen zu haben Daraufhin verkaufte Poulsen 1908 die Rechte an seiner Erfindung In Deutschland erwarb die Firma C Lorenz die Patente und konnte in den nachsten Jahren beim Heer Telegrafie Stationen mit Leistungen zwischen 1 5 und 4 kW fur feste Sendeanlagen verkaufen Auch die Marine zeigte Interesse und erwarb von Lorenz Poulsen Sender mit Leistungen bis zu 6 kW fur den Einsatz auf grossen Schiffen Diese Anlagen wurden ab 1910 nach und nach mit Telefoniezusatzen ausgerustet Bei deutschen Kustenfunkstellen wurde nur in Norddeich 1911 ein 4 kW Lichtbogensender fur Telegrafie aufgebaut ab 1912 gab es auch Telefonieversuche Auf deutschen Handels oder Passagierschiffen wurden Lichtbogensender nicht eingesetzt zumindest gibt es keine zuverlassigen Berichte daruber 1914 errichtete Lorenz in Konigsberg und Posen Grossstationen mit Poulsen Sendern Grossen Anklang fand der Lichtbogensender in den USA Schon wahrend der Weltausstellung 1904 in St Louis hatte Poulsen fur seine Erfindung geworben und Kapitalgeber gesucht 1909 erwarb Cyril F Elwell in Kopenhagen die Poulsen Rechte fur die Vereinigten Staaten und kaufte auch gleich einen Sender 100 Watt von Poulsen Bis 1912 errichtete Elwell 14 Sendeanlagen mit denen die grossen Stadte an der Westkuste der USA und weiter ostlich ins Land hinein verbunden wurden u a San Francisco Portland Seattle Salt Lake City Zu Dumpingpreisen konkurrierte er erfolgreich mit den traditionellen kabelgebundenen Nachrichtendiensten Auch die US Navy zeigte Interesse und bestellte zunachst einen 100 kW Sender Fur die Verwirklichung dieses Projektes holte sich Elwell den Ingenieur Leonard Fuller ins Boot Mit dessen Konnen gelang die Konstruktion von Sendern mit mehreren hundert Kilowatt primarer Leistungsaufnahme Die Navy baute im Ersten Weltkrieg ein weltweites Funknetz mit Poulsen Sendern auf Grossere Marine Basen wie z B San Francisco und Hawaii erhielten die inzwischen bewahrte Technik mit Leistungen von einigen hundert Kilowatt Alle grosseren Schiffe der Navy wurden mit Poulsen Sendern kleiner bis mittlerer Leistung ausgerustet nbsp Radio KootwijkWeltweit wurden Lichtbogensender mit Primarleistungen von 100 kW und deutlich daruber errichtet z B in England Portsmouth Griechenland Saloniki und Agypten Kairo In Frankreich baute Elwell 1915 16 grosse Stationen auf dem Eiffelturm in Nantes und Lyon Die franzosische Marine arbeitete bereits seit 1908 mit Lichtbogensendern Reichweite 120 bis 160 km Eine mit Poulsenlampe betriebene Sendeanlage entstand in der Nahe von Bordeaux die HF Leistung betrug 1000 kW Eine von sieben Sendefrequenzen zwischen 12 8 kHz und 21 7 kHz konnte wahlweise geschaltet werden Der Sender wog 80 t das meiste davon steckte im Elektromagneten Die Antenne deckte an 8 Masten in 250 m Hohe hangend ein gut geerdetes Areal von 1200 m 400 m ab Funkstation Malabar Bearbeiten Hauptartikel Radio Malabar Den wohl starksten Lichtbogensender nach dem System Valdemar Poulsens errichtete der Niederlander Cornelis Johannes de Groot 1922 23 auf dem Malabar einem Vulkan auf Java im heutigen Indonesien Man entschied sich fur die Technik des Lichtbogensenders weil alle dafur benotigten Bauteile im Land selbst hergestellt werden konnten Mit einer primaren Leistungsaufnahme von 2400 kW stand der Sender uber eine Entfernung von 11 500 km in Verbindung mit der niederlandischen Grossstation Radio Kootwijk Punkt zu Punkt Verkehr Die Station mit dem Rufzeichen PKX nahm im Juli 1923 nur wenige Monate nachdem Telefunken dort einen 400 kW Maschinensender in Betrieb genommen hatte den Dienst auf Sie wurde mit 25 kV gespeist und sendete auf 49 2 kHz 6100 m Mindestens ein weiterer Poulsen Sender andere Quelle drei stand in Malabar Sendeantennen Malabar Bearbeiten nbsp Antennen Array in MalabarInteressant an der Sendeanlage in Malabar ist auch die Konstruktion einer Hang Antenne die uber dem Tal hinter den Stationsgebauden errichtet wurde Die Antenne wird durch Querverspannungen die von Gipfel zu Gipfel uber das Tal gefuhrt sind auf Hohe gehalten Der hochste Teil der Antenne liegt ca 480 m uber der Talsohle und etwa 800 m hoher als die Antenneneinspeisung Die eigentliche Antenne besteht aus sieben Kupferlitzen von je 35 mm Querschnitt Sie ist 2000 m lang 240 m breit und mit 324 genau auf Kootwijk in den Niederlanden ausgerichtet Bedeutung BearbeitenDie von Valdemar Poulsen entwickelte Lichtbogentechnik pragte zusammen mit den Maschinensendern knapp zehn Jahre lang den interkontinentalen Funkverkehr im Punkt zu Punkt Betrieb mit grossen Sendeleistungen auf Langwelle Was den Lichtbogensender vom Maschinensender unterschied war die Moglichkeit auch mobile Anlagen mit kleiner Leistung wirtschaftlich zu betreiben Einsatzmoglichkeiten fanden sich in vielen Flotten der Welt Ab Mitte der 1920er Jahre entstanden durch die Rohrentechnik und das neue Medium Kurzwelle zuverlassigere und handlichere Moglichkeiten fur den Funk Weitverkehr Sie bereiteten den Langwellen Kolossen fur den Uberseefunk ein Ende Allerdings werden bis heute Langstwellen zur Nachrichtenubermittlung an getauchte U Boote eingesetzt wofur nach wie vor einige der einstigen Grossstationen benutzt werden Literatur BearbeitenHeinrich Busch Die Zeit der Lichtbogensender 2006 seefunknetz de Nauticus Schiffahrt Schiffbau Marine Meeresforschung 1938 ISSN 0077 6203 Telefunken Zeitung Nr 40 41 Oktober 1925 ZDB ID 961314 6 Fritz Trenkle Die deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945 Heer Marine Luftfahrt Band 1 Die ersten 40 Jahre Huthig Heidelberg 1989 ISBN 3 7785 1952 2 Dieter Vierus CQD SOS MAYDAY Vom Knallfunkensender zum Satellitenfunk 100 Jahre Geschichte des Seefunks DSV Verlag Hamburg 1999 ISBN 3 88412 300 9 Jonathan Zenneck Lehrbuch der drahtlosen Telegraphie 2 vollstandig umgearbeitete und vermehrte Auflage des Leitfadens Enke Stuttgart 1913 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lichtbogen Sender Album mit Bildern Videos und Audiodateien Seefunknetz stenomuseet dk oldradio early radio history Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lichtbogensender amp oldid 233679258