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Leopold Cohn 14 Januar 1856 in Zempelburg Westpreussen 18 November 1915 in Breslau war ein deutscher Klassischer Philologe und Bibliothekar Inhaltsverzeichnis 1 Lebenslauf 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLebenslauf BearbeitenLeopold Cohn stammte aus einer judischen Familie Seine Eltern waren Heimann Cohn und Lina geb Kroll sein alterer Bruder war der Rabbiner Joseph Cohn 1850 1948 der 1933 nach Palastina auswanderte und in Jerusalem starb Leopold Cohn besuchte die Volksschule in Zempelburg und von 1866 bis 1873 das Gymnasium in Kulm das damals von Adalbert Lozynski geleitet wurde einem bekannten Philosophiehistoriker Nach der Reifeprufung immatrikulierte sich Cohn im Wintersemester 1873 74 an der Universitat Breslau und studierte Klassische Philologie und Geschichte Zu seinen akademischen Lehrern zahlten der Geografiehistoriker Karl Neumann dessen historischem Seminar Cohn zwei Semester lang angehorte und die Philologen Richard Foerster Martin Hertz Arthur Ludwich August Reifferscheid und August Rossbach Die meiste Anregung empfing Cohn von Hertz und Reifferscheid die als Ritschl Schuler eine vorwiegend sprachlich philologische Schulung vermittelten Wahrend des Studiums wurde er Mitglied des Philologischen Vereins Breslau im Naumburger Kartellverband 1 Seinen Lebensunterhalt bestritt Cohn schon seit seiner Gymnasialzeit fast ausschliesslich aus Privatstunden Dennoch widmete er sich im Studium energisch wissenschaftlichen Projekten und fasste die akademische Laufbahn als Berufsziel ins Auge Auf Reifferscheids Vorschlag bearbeitete er 1876 die Preisaufgabe der Philosophischen Fakultat uber die von Eustathios in seinen Homer Scholien zitierten Autoren Auctores ab Eustathio in scholiis Homericis adhibiti indagentur und gewann den Fakultatspreis Mit dieser Arbeit die er Reifferscheid widmete wurde Cohn am 14 Dezember 1878 zum Dr phil promoviert Im folgenden Jahr legte er die Staatsprufung fur das hohere Lehramt ab trat jedoch nicht in den Schuldienst ein In den folgenden Jahren vertiefte sich Cohn weiter in die antike und byzantinische Homerphilologie Er veroffentlichte mehrere Quellenstudien zu Eustathios Kommentaren und habilitierte sich am 26 April 1884 an der Universitat Breslau im Fach Klassische Philologie Seine Habilitationsschrift uber die Quellen der Platon Scholien war Reifferscheid und Hertz gewidmet Bei der Verteidigung der Arbeit am 20 Marz 1884 waren seine Studienfreunde Georg Wissowa und Julius Brzoska als Opponenten aufgetreten In den folgenden Jahren unternahm Cohn mehrere Reisen um griechische Handschriften zu untersuchen 1886 bereiste er zu diesem Zweck ein Jahr lang Frankreich und Italien Dabei sammelte er nicht nur reiches Material fur seine Studien sondern entwickelte sich auch zum Experten fur griechische Palaographie und Kodikologie Im Fruhjahr 1888 beauftragte das preussische Kultusministerium ihn mit der Revision des Handschriftenkatalogs der Paulinischen Bibliothek in Munster heute Universitats und Landesbibliothek Munster den Joseph Staender erstellt hatte Cohn uberprufte korrigierte und erganzte Staenders Angaben im Sommer 1888 in wochenlanger konzentrierter Arbeit Zusammen mit Wilhelm Studemund Reifferscheids Lehrstuhlnachfolger in Breslau bereitete Cohn im Sommer 1889 den Katalog der griechischen Handschriften der Meermann Sammlung an der Koniglich Preussischen Bibliothek zu Berlin vor der 1890 erschien In das Jahr 1888 fiel auch ein Schlusselereignis in Cohns wissenschaftlicher Laufbahn Er gewann den Preis der Charlottenstiftung fur Klassische Philologie die eine Neuausgabe von Philons Schrift De opificio mundi ausgelobt hatte Die Kommission der Preussischen Akademie der Wissenschaften sah sich wegen der Qualitat eingereichten Arbeiten veranlasst den Preis zu teilen Cohn erhielt einen Nebenpreis der Berliner Gymnasiallehrer Paul Wendland den Hauptpreis der in einem vierjahrigen Stipendium bestand Die Preisaufgabe wurde fur beide Gewinner zur Lebensaufgabe Cohn und Wendland taten sich zusammen um gemeinsam eine kritische Ausgabe aller Schriften Philons zu schaffen Trotz aller Erfolge blieben Cohns Hoffnungen auf eine akademische Karriere vergeblich was einerseits mit seiner zuruckhaltenden Personlichkeit zusammenhing 2 andererseits mit der damals ublichen Diskriminierung der Juden im preussischen Staatsdienst 3 Die Bemuhungen Wilhelm Studemunds ihm eine ausserordentliche Professur zu verschaffen 4 zerschlugen sich nach dessen Tod am 8 August 1889 So trat Cohn im Oktober 1889 in den wissenschaftlichen Bibliotheksdienst ein behielt aber seine Lehrtatigkeit als Privatdozent bei Am 23 Dezember 1897 erhielt er von der Philosophischen Fakultat den Professorentitel 1902 wurde er zum Oberbibliothekar befordert Von 1906 bis 1909 war Wendland als Ordinarius vorubergehend sein Kollege Beide starben im Herbst 1915 Cohns Nachlass befindet sich in der Staatsbibliothek zu Berlin Schriften Auswahl BearbeitenUber griechische Literatur Quaestiones Eustathianae Breslau 1878 Dissertation De Aristophane Byzantio et Suetonio Tranquillo Eustathi Auctoribus Leipzig 1881 Untersuchungen uber die Quellen der Plato Scholien Leipzig 1884 De Heraclide Milesio Grammatico Berlin 1884 Zu den Paroemiographen Breslau 1887 Zur Handschriftlichen Ueberlieferung Kritik und Quellenkunde der Paroemiographen Leipzig 1892 Uber judische Literatur Philonis Alexandrini libellus De opificio mundi Breslau 1889 Philonis Alexandrini Opera quae supersunt mit Paul Wendland Literatur BearbeitenJacob Guttmann Trauerrede gehalten an der Bahre des Professor Dr Leopold Cohn Oberbibliothekar an der koniglichen Universitatsbibliothek zu Breslau Breslau 1915 Digitalisat Julius Guttmann Leopold Cohn Nekrolog In Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft fur vaterlandische Cultur Jahrgang 93 1915 Band 1 1916 Nekrologe S 7 10 Digitalisat Wilhelm Kroll Leopold Cohn In Chronik der koniglichen Universitat zu Breslau fur das Jahr 1915 1916 30 Jahrgang 1916 S 120 123 Altpreussische Biographie Band 4 Marburg 1995 S 1341 Cohn Leopold In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 5 Carmo Donat Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 1997 ISBN 3 598 22685 3 S 229 231 Cohn Leopold in Encyclopaedia Judaica 1972 Band 5 Sp 691Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Leopold Cohn Quellen und Volltexte Literatur von und uber Leopold Cohn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wilt Aden Schroder Biogramm zu Leopold Cohn in der Gelehrtengeschichtlichen Prosopographie des Teuchos Zentrums Jewish Encyclopedia englischEinzelnachweise Bearbeiten M Gobel A Kiock Richard Eckert Hrsg Verzeichnis der Alten Herren und Ehrenmitglieder des Naumburger Kartell Verbandes Klassisch Philologischer Vereine an deutschen Hochschulen A Favorke Breslau 1913 S 39 Guttmann 1915 7f Die Widerstande die sich seinen akademischen Hoffnungen entgegenstellten zu brechen war seiner in sich zuruckgezogenen Natur nicht gegeben Kroll 1916 122 Wenn seiner stillen und zurucktretenden Art dieser Beruf des Bibliothekars besonders liegen mochte so blieb er mit seinem innersten Herzen doch immer der Wissenschaft verschrieben Guttmann 1916 5 bis er dem als Juden jede andere Aussicht verschlossen war die Anstellung an der hiesigen Koniglichen Universitatsbibliothek fand die ihm eine bescheidene aber doch gesicherte Existenz lieferte Guttmann 1915 7 Normdaten Person GND 128190043 lobid OGND AKS LCCN no2008188903 VIAF 2560551 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cohn LeopoldKURZBESCHREIBUNG deutsch judischer Altphilologe und BibliothekarGEBURTSDATUM 14 Januar 1856GEBURTSORT ZempelburgSTERBEDATUM 18 November 1915STERBEORT Breslau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leopold Cohn amp oldid 237117042