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Als Lebkuchenkrieg oder Bimenzeltenkrieg 1 werden soziale Unruhen im Dezember 1515 in der Stadt Zurich bezeichnet welche im Zusammenhang mit den Ursachen der Bauernaufstande und der Reislauferei im fruhen 16 Jahrhundert betrachtet werden konnen Die Drei Stande in der handschriftlichen Chronik der Herrschaft Gruningen von 1610 Der Gelehrte betet fur alle der Kaiser streitet fur alle der Bauer ernahrt alle Entwicklung des Herrschaftsgebiets der Stadt Zurich von 1313 bis 1798Allegorie auf das Reislaufen und seine gesellschaftlichen Folgen Links ein prosperierender Reislaufer rechts ein invalider Bettler Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Unruhen im Dezember 1515 3 Literatur 4 EinzelnachweiseAusgangslage BearbeitenMitte des 15 Jahrhunderts lebten etwa 25 000 Menschen im Gebiet des heutigen Kantons Zurich in der Stadt Zurich zwischen Sechs bis Zehntausend Land fur die Versorgung der Bevolkerung war ausreichend vorhanden aber klimatische Schwankungen sorgten regelmassig fur Missernten Die Landbevolkerung verfugte weder uber ausreichend Arbeitskraft noch uber Kapital oder Rucklagen Vorratshaltung die Naturalwirtschaft dominierte gegenuber der Geldwirtschaft oder uber ausreichende Moglichkeiten solche Fehljahre vorsorgend zu bewaltigen Die Ernteertrage des Bauernstands waren ausreichend fur die Selbstversorgung die umfangreichen Abgaben Zehnten an die Grundherren und die Obrigkeit in Zurich zur Versorgung der Stadtbevolkerung verschlangen die ubrigen Einkunfte In Stadtnahe sorgten der Markt sowie die Haufung von Kapital fur eine gewisse Intensivierung und Spezialisierung in der Landwirtschaft Um Zurich wurde insbesondere der Rebbau intensiviert zunehmend auch Obst und Gemusebau der Rebbau galt uber Jahrhunderte als eine wichtige Quelle des Reichtums der Stadt und wurde bezeichnenderweise bereits im Richtebrief im Vorfeld der territorialen Ausdehnung der Stadtrepublik und im Schutzbundnis nach dem Tod Rudolfs von Habsburg mit Uri und Schwyz im Oktober 1291 dem Schutz vor Kriegshandlungen unterstellt 2 In den letzten Jahrzehnten des 15 Jahrhunderts setzte ein massives Bevolkerungswachstum ein so dass die Landbevolkerung sich bis zu Beginn des 16 Jahrhunderts verdoppelt haben durfte 3 Unruhen im Dezember 1515 BearbeitenGegen Ende des 15 und zu Beginn des 16 Jahrhunderts verstarkten die territoriale Ausdehnung und der Anspruch auf Beherrschung samtlicher Aspekte des taglichen Lebens der landlichen Untertanen die sozialen und wirtschaftlichen Konflikte zwischen stadtischer und landlicher Bevolkerung So kam es insbesondere nach dem Waldmannhandel von 1489 vermehrt zu Unmutsausserungen der Landbevolkerung auch in anderen Regionen der Schweiz wie der Konizer Aufstand der Luzerner Zwiebelnkrieg und der Lebkuchenkrieg belegen 4 Im Anschluss an die Schlacht bei Marignano am 13 14 September 1515 entluden sich die Konflikte mit dem Burgerpatriziat und es kam im Zurcher Herrschaftsgebiet zu sozialen Unruhen Dazu beigetragen haben durfte die schlechte Versorgungslage der sozial und wirtschaftlich benachteiligten Bevolkerungsmehrheit infolge der Mailanderkriege Eine weitere Ursache war vermutlich auch der Umstand dass unter der Landbevolkerung wohl die meisten Opfer der Schweizer Grossmachtbestrebungen in Italien zu beklagen waren zumeist Sohne armer Landleute ohne Chance auf ein Auskommen in ihrer Heimat Reislauferei Als gesichert gilt dass uber den Ausgang der Schlacht bei Marignano aufgebrachte Bewohner der Zurcher Landschaft unter ihnen wohl auch aus Norditalien zuruckgekehrte Reislaufer in den Vorweihnachtstagen des Jahres 1515 in die Stadt eindrangen Aufgestachelt waren sie durch Geruchte dass die Obrigkeit fur Geldzuwendungen Pensionen Verrat beging indem sie Truppenkontingente im Vorfeld der Schlacht zuruckgezogen hatte Die aufgebrachte Menge plunderte die Geschafte und Marktstande unter den Tilinen Bogen beim heutigen Hotel Storchen gegenuber dem Zurcher Rathaus in welchen unter anderem Sussigkeiten und Lebkuchen verkauft wurden und besetzte den Marktplatz Die Unruhen konnten erst durch die exemplarische Hinrichtung einiger der vom Rat fur die Verluste in Marignano zu Sundenbocken gestempelten Soldnerfuhrer und Zugestandnisse im Mailanderbrief fur einige wenige Jahre unterdruckt werden 5 bevor sie aufgrund der zunehmenden Massenarmut der landlichen Bevolkerung im Vorfeld der Reformation wieder ausbrachen Literatur BearbeitenPeter Buhrer Vom Lebkuchen und vom Lebkuchenkrieg 1515 im alten Zurich 13 bis 16 Jahrhundert In Zurcher Taschenbuch 134 2014 S 23 56 Einzelnachweise Bearbeiten Bimen t zeltenchrieg In Schweizerisches Idiotikon Band III Spalte 797 Die Urkunde dieses Bundnisses ist die zweitalteste in deutscher Sprache im Staatsarchiv Abdruck des Originaltextes und Abbildung siehe Zurcher Dokumente S 20f Otto Sigg Bevolkerung Landbau Versorgung und Krieg vor und zur Zeit der Zurcher Reformation In Zwinglis Zurich 1484 1531 Staatsarchiv des Kantons Zurich Zurich 1984 Philippe Della Casa Andre Holenstein Thomas Hildbrand Matthias Weishaupt Werner Baumann Peter Moser Bauern In Historisches Lexikon der Schweiz Gerhard Muller et al Theologische Realenzyklopadie Verlag Walter de Gruyter 2004 ISBN 3 11 017842 7 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lebkuchenkrieg amp oldid 239089390