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Laurophyllisierung auch Laurophyllisation bezeichnet den Prozess der Ausbreitung immergruner Laubgeholze englisch evergreen broad leaved vegetation in laubwerfenden Waldern Der Name Laurophyllisierung leitet sich vom Vegetationstyp des Lorbeerwaldes genauer von der namensgebenden Familie desselben den Lorbeergewachsen Lauraceae ab Im engeren Sinne stehen deshalb auch Laurophylle als charakteristische Arten im Fokus Die Laurophyllisierung stellt einen Biomwandel dar da sich das Artenspektrum und damit die Vegetationsstruktur ausgehend von einem sommergrunen Laubwald hin zu einem immergrunen Lorbeerwald verschiebt Der Prozess wird als sogenannter Fingerprint der Globalen Erwarmung gedeutet also als okologische Auswirkung der Erderwarmung Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Entwicklung in Insubrien 3 Beteiligte Arten 4 Ursachen 5 Folgen 6 LiteraturHintergrund BearbeitenDas Phanomen der Laurophyllisierung wurde zuerst am Ende der 1980er Jahre fur die Region Insubrien Tessin beschrieben 1 Es zeigte sich der oben beschriebene Wandel der Vegetation durch Hinzutreten immergruner Laubgeholze Auch weiterhin konzentriert sich die Forschung auf diese Region siehe zum Beispiel 2 3 4 5 Wenige andere Studien befassen sich ausserhalb Insubriens mit der Laurophyllisierung was wohl an den eng abgegrenzten Standortbedingungen bzw Klimabedingungen liegt auf die Laurophylle angewiesen und die weltweit nur auf relativ kleine Gebiete beschrankt sind Ein Beispiel fur eine deutsche Studie findet sich in Dierschke 2005 6 Des Weiteren befasst e man sich an der Universitat Koln fur die Region Rheinland und Universitat Bochum fur die Region Ruhrgebiet im weiteren Sinne mit diesem Thema Dem hinzuzufugen ist dass auf der franzosischen Seite des Oberrheingrabens in Munchhausen erste Signale eines laurophyllen Vegetationswandels beschrieben 7 wurden Entwicklung in Insubrien BearbeitenIm Folgenden soll kurz der Ablauf des Laurophyllisierungsprozesses am Beispiel Insubriens dargestellt werden 8 Schon vor 1900 wurden entsprechende Arten in die Region eingefuhrt und in Garten kultiviert Dabei kam es allerdings zunachst zu keiner naturlichen Verjungung In der ersten Halfte des letzten Jahrhunderts gab es wenige isolierte freiwachsende Individuen Diese Vorkommen waren auf azonale geschutzte Orte in der Sudschweiz beschrankt Mitte des letzten Jahrhunderts wurden die ersten Naturverjungungen in Garten beobachtet In der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts konnten zunehmend freiwachsende Individuen nachgewiesen werden Verjungung fand nun auch in der freien Natur statt und die Vorkommen waren nicht mehr isoliert Zunachst nur in der Strauchschicht vertreten wuchsen Laurophylle im letzten Jahrzehnt zunehmend auch in die Baumschicht ein Heute ist eine nachhaltige Ausbreitung und die Bildung laurophyll dominierter Bestande zumindest in der Strauchschicht zu verzeichnen Inzwischen hat die Laurophyllisierung auch in der Nordschweiz Einzug gehalten wenn auch mit noch wenigen Individuen und Arten Fur die Zukunft wird nicht mit einer Stagnation oder gar mit einem Ruckgang gerechnet sondern mit der Ausbildung weiterer dominierter Bestande Ausserdem wird eine raumliche Ausdehnung des Laurophyllisierungsprozesses erwartet Vorhersagen 9 benennen Teile Istriens einige Hanglagen der Apenninen den Streifen entlang der Kuste des Golf von Biskaya und den Sudwesthang des Kaukasus Beteiligte Arten BearbeitenEinheimische laurophylle Arten sind zum Beispiel Gewohnlicher Liguster Ligustrum vulgare L Rostblattrige Alpenrose Rhododendron ferrugineum L Gewohnlicher Buchsbaum Buxus sempervirens L und Europaische Stechpalme Ilex aquifolium L Teilweise werden auch Nadelbaume wie Wacholder Juniperus oder Eiben Taxus einbezogen immergrun Wichtige gebietsfremde Arten sind u a Kampferbaum Cinnamomum camphora L Glanz Liguster Ligustrum lucidum Echter Lorbeer Laurus nobilis L Lorbeerkirsche Prunus laurocerasus L sowie die Chinesische Hanfpalme Trachycarpus fortunei Hook H Wendl Ursachen BearbeitenAls ursachlich fur das zunehmende Vorkommen immergruner Laubgeholze in Insubrien werden zwei Moglichkeiten genannt Vorhandensein einer unbesetzten Nische Das Gebiet Insubrien ist traditionelles Verbreitungsgebiet des Lorbeerwaldes das allerdings nach dem Ende des Pleistozans nicht wiederbesetzt wurde bis heute 1 Klimawandel Durch klimatische Veranderungen in Insubrien gestiegene Mittel und Extremtemperaturen wird der Biomwandel gefordert 10 Im Allgemeinen sind beide genannten Ursachen wohl als gegenseitig erganzend zu betrachten Folgen BearbeitenAls mogliche Folgen werden genannt Artenanreicherung Es siedeln sich hauptsachlich gebietsfremde Arten an da nur wenige einheimische Arten zur Besetzung dieser Nische zur Verfugung stehen Verdrangung einheimischer Arten Zum Teil befinden sich einheimische sommergrune Arten unter Druck da immergrune Arten den Vorteil einer langeren Assimilationsphase haben konnen zum Beispiel auch an milden Wintertagen Photosynthese durchfuhren Beeinflussung der Bodenchemie Die stoffliche Zusammensetzung laurophyller Arten ist anders als jene sommergruner Arten weshalb auch die Streu und damit der Boden Humus stofflichen Veranderungen unterliegt Festgestellt wurden bereits veranderte C N Verhaltnisse niedrigere Anteile an Fulvo und Huminsauren sowie eine Beeinflussung des Eisenhaushaltes 11 Veranderung des Wasserhaushalts Da immergrune Arten auch im Winter transpirieren kann sich der Wasserhaushalt verandern Veranderung von Stoffflussen Wie im Fall des Wasserhaushaltes werden durch immergrune Arten im Winter auch Stoffe umgesetzt Beeinflussung der Fauna und Mikroorganismen Es stellt sich zum Beispiel die Frage ob neue Arten als Futter angenommen werden oder ob entsprechend angepasste Destruenten vorhanden sind Im Ubrigen wurde festgestellt dass die Ausbreitung der Arten vordergrundig durch Vogel erfolgt 12 die demnach offensichtlich die Fruchte der neuen Arten annehmen Literatur Bearbeiten a b Gianoni Carraro Klotzli 1988 Thermophile an laurophyllen Pflanzenarten reiche Waldgesellschaften im hyperinsubrischen Seenbereich des Tessins Berichte des Geobotanischen Instituts der ETH Stiftung Rubel Zurich 54 S 164 180 Klotzli Walther Carraro Grundmann 1996 Anlaufender Biomwandel in Insubrien Verhandlungen der Gesellschaft fur Okologie Bd 26 S 537 550 Carraro Gianoni Mossi Klotzli Walther 2001 Observed changes in vegetation in relation to climate warming In Burga Kratochwil Hrsg Biomonitoring S 195 205 Walther 2002 Weakening of climatic constraints with clobal warming and its consequences for evergreen broad leaved species Folia Geobotanica 37 S 129 139 Berger Walther 2006 Distribution of evergreen broad leaved woody species in Insubria in relation to bedrock and precipitation Botanica Helvetica 116 S 65 77 Dierschke 2005 Laurophyllisation auch eine Erscheinung im nordlichen Mitteleuropa Zur aktuellen Ausbreitung von Hedera helix in sommergrunen Laubwaldern Berichte der Reinhold Tuxen Gesellschaft 17 S 151 168 Christophe Neff Naturkundliche Beobachtungen in Munchhausen Frankreich Sauerdelta und Laurophyllisation in Munchhausen In Joachim Vogt et al Hrsg Karlsruhe Stadt und Region Ein Landeskundlicher Fuhrer zu bekannten und unbekannten Exkursionszielen Karlsruhe Regionalwissenschaftlicher Fachverlag 2007 Seiten 201 215 ISBN 978 3 9811189 2 6 Walther 2001 Laurophyllisation a sign of a changing climate In Burga Kratochwil Hrsg Biomonitoring S 207 223 Carraro Gianoni Mossi 1999 Climatic influence on vegetation changes a verification on regional scale of the laurophyllisation In Klotzli Walther Hrsg Recent shifts in vegetation boundaries of deciduous forests especially due to general global warming S 31 51 Walther 2001 Climatic forcing on the dispersal of exotic species Phytocoenologia 30 S 409 430 Zanelli Egli Giaccai Mirabella 2005 The influence of laurophyllous species on organic matter and geochemistry in soils of Southern Switzerland and Northern Italy as a response to climate change Geophysical Research Abstracts 7 00451 Walther 1999 Distribution and limits of evergreen broad leaved laurophyllous species in Switzerland Botanica Helvetica 109 S 153 167 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Laurophyllisierung amp oldid 233610832