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Im Langackertal in Karlstein bei Bad Reichenhall befand sich eine der bedeutendsten Siedlungen vorchristlicher Zeit im Reichenhaller Talkessel Nach den vorgeschichtlichen Siedlungsplatzen von Karlstein sind es die altesten bekannten Siedlungen im Bad Reichenhaller Saalachtal Die bisher entdeckten und archaologisch untersuchten Statten sind als Bodendenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Bronzezeit 2 2 Eisenzeit 2 3 Romerzeit 3 Archaologische Untersuchungen 3 1 Brandopferplatz beim Langackerbauern 3 2 Romerzeitliche Siedlung 3 3 Romerzeitlicher Friedhof 4 Liste der Einzeldenkmaler 5 Einzelnachweise 6 Weblinks 7 LiteraturLage BearbeitenDas Langackertal erstreckt sich vom Langackerbauern Bruckthal Hausnummer 1 in ostlicher Richtung zur etwa 50 m tiefer gelegenen Fischzuchtstrasse Langackerstrasse wird ein Teilstuck der Strasse Bruckthal zwischen der Fischzuchtstrasse und dem Langackerbauern genannt nbsp Unterer Teil der Langackerstrasse Bruckthal Abzweigung Fischzuchtstrasse nbsp Fischzuchtstrasse an der Abzweigung der LangackerstrasseGeschichte BearbeitenBronzezeit Bearbeiten Die altesten archaologischen Funde in Bad Reichenhall sind die vorgeschichtlichen Siedlungsplatze von Karlstein Die altesten der dort zwischen 1901 und 1905 durch den Bad Reichenhaller Heimatforscher Josef Maurer untersuchten Siedlungen stammen aus der Glockenbecherkultur und belegen eine viertausendjahrige Besiedelungsgeschichte des Talkessels 2 Die Grosse der Siedlungen der Bronzezeit und der Brandopferplatze im Langackertal steht jedoch in keinem Verhaltnis zum landwirtschaftlichen Potential der Gegend Dass vorgeschichtlicher Siedler um den Wert der Solequellen wussten beweist der Fund einer Lappenaxt aus der Bronzezeit die beim Aushub des Fundamentes fur den Neubau der Alten Saline im 19 Jahrhundert entdeckt wurde 3 Weitere archaologische Beweise fur eine Besiedelung nahe der Solequellen fehlen jedoch da der Bereich um die Alte Saline und innerhalb der Stadtmauer von Bad Reichenhall sehr dicht bebaut ist und uber Jahrhunderte immer wieder einschneidend verandert wurde Deshalb ist auch nicht abschliessend geklart wie und wo die Siedler dieser Zeit aus der Reichenhaller Sole Salz gewonnen haben Die Siedlungen im Langackertal waren viel zu weit von den Quellen entfernt um als Saline gedient zu haben Drei Faktoren durften jedoch dafur verantwortlich gewesen sein dass die Siedlungen diese Grosse und diesen Reichtum erreicht haben 4 Wichtigster Gesichtspunkt war der Standort an einem Knotenpunkt alter Handelswege in Richtung Westen in den Pinzgau und weiter nach Tirol nach Norden uber das heutige Inzell weiter nach Ober und Niederbayern sowie Richtung Osten Der Handel mit Salz ist naheliegend archaologische Funde beweisen zudem dass das heutige Karlstein und damit auch das Langackertal ein regionales Zentrum der Bronzeherstellung war Das Salz war es vermutlich auch das fur die notige Kaufkraft sorgte um die Rohstoffe fur die Bronzeherstellung Kupfer aus der Gegend um Bischofshofen und Zinn aus den deutschen Mittelgebirgen einzukaufen Dass die Wahl im Talkessel fur den Standort der Siedlung auf das Langackertal fiel ist dem Gelande innerhalb des Bad Reichenhaller Talkessels zu dieser Zeit geschuldet Die Saalach floss damals mitten durch das heutige Stadtgebiet und bildete dort ein weitverzweigtes Sumpfgebiet Bei starken Regenfallen und zur Schneeschmelze kam es zudem zu Uberschwemmungen von denen auch die Solequellen betroffen waren Die hohergelegenen Siedlungen im Langackertal wurden jedoch vom Wasser der Saalach nicht erreicht Ab etwa 1500 v Chr wurde im Langackertal ein grosser Brandopferplatz genutzt der wegen seiner Form und der immer wieder an die Oberflache kommenden Knochensplitter im Volksmund Knochenhugel genannt wurde Ein weiterer wesentlich kleinerer Brandopferplatz fand sich am Eisenbichl wenige hundert Meter vom Langackertal entfernt Beide Opferplatze wurden bis etwa 1200 v Chr genutzt 4 Eisenzeit Bearbeiten Ab etwa 400 v Chr besiedelten die Kelten den Talkessel und Gebiete des heutigen Karlstein insbesondere die gut zu verteidigenden Felsplateaus von Karlstein Pankraz und Burgsteinfelsen die Schutz gegen plundernde Germanenstamme boten Karlstein war weiterhin ein Zentrum fur Metallurgie allerdings hatte nun Eisen die Bronze als Werkstoff ersetzt Auch am Eingang zum Langackertal entstand ein kleiner Siedlungsplatz wo Handwerk ausgeubt und Handel betrieben wurde 4 Romerzeit Bearbeiten Wahrend die Siedlungen der Hochlagen Karlsteins anscheinend noch vor Erscheinen der Romer aufgegeben wurden gingen die Siedlungen in den Niederungen des Langackertals in romische Zivilisation uber 4 Bei der romischen Siedlung an der heutigen Fischzuchtstrasse befanden sich sowohl ein Friedhof als auch ein Verbrennungsplatz fur Verstorbene ausgehend von der Grosse und der Nutzungsdauer des Friedhofes ist von einer weilerartigen Siedlung auszugehen in der 60 bis 80 Menschen lebten Die Siedlung war weniger herrschaftlich als beispielsweise die Villen in Marzoll am ostlichen Ende des Reichenhaller Tals es handelte sich dabei eher um eine Ansammlung kleiner Gebaude die aus einem niedrigen Mittelteil Seitentrakte sowie einem von einer Hofmauer umschlossenen Innenhof bestanden Die Quelle am Langacker versorgte nicht nur die Siedlung sondern auch einen angeschlossenen Badetrakt Um 242 n Chr wurde die Siedlung am Langacker und weitere romische Siedlungen im Reichenhaller Tal durch die Alemannen zerstort und in der Folge nicht wieder aufgebaut 4 Archaologische Untersuchungen BearbeitenBrandopferplatz beim Langackerbauern Bearbeiten Der Brandopferplatz Bodendenkmal D 1 8243 0066 befand sich in sudwestlicher Richtung direkt unterhalb des heutigen Langackerbauern Bis 1870 erhob sich in einem Obstgarten noch ein vier Meter hoher Hugel mit einem Durchmesser von 32 Metern Dieser bestand im Oberbau grosstenteils aus verbrannten Knochen und wurde vom Grundbesitzer zur Verbesserung des Bodens nach und nach auf die umliegenden Acker verteilt 5 Erste archaologische Grabungen erfolgten 1890 und 1891 durch Max von Chlingensperg auf Berg Die Arbeiten begannen im Oktober 1890 und dauerten bis nach Ostern 1891 fort Unter der Grasnarbe fand sich eine etwa 1 20 m hohe Schicht die uberwiegend aus zersplitterten weissgebrannten Tierknochen bestand Die etwa 270 m Knochenschotter von tausenden geschlachteten Haustieren enthielten zudem die Bruchstucke von mehr als 700 Gefassen Uberwiegend wurden Wirtschaftsgefasse aus eisenhaltigem Ton gefunden feinere Kruge Becher oder Schusseln fanden sich dagegen nur vereinzelt An metallischen Gegenstanden wurden zwei Bronzearmringe gefunden 5 Die nachste Schicht bestand aus einem Holzkohle und Aschelager mit einer unterschiedlichen Starke von bis zu 0 60 m Auch hier fanden sich viele Tierknochen jedoch kaum Gefassreste Diese Knochen waren nicht kalziniert weshalb es sich dabei vermutlich um Speisereste handelt Der Grossteil der Knochen stammte von Haustieren wie Pferden Rindern Schafen und Ziegen selbst zwei Kiefer von Hunden wurden gefunden Von Wildtieren wurden dagegen nur zwei Geweihsprossen eines Hirsches mehrere Hauer und Unterkiefer von Wildschweinen sowie ein vermutlicher Unterkiefer eines Wolfes gefunden Ebenfalls fanden sich zwei Gewandnadeln 5 Die meisten metallischen Gegenstande fanden sich in einer ca 0 25 0 45 m hohen festen Lehmschicht Die Ausgrabungen unter Chlingensperg forderten einen Armreif das Bruchstuck eines Armringes das Fragment einer Vasenkopfnadel eine Nadel und einen Ring aus Bronzedraht ein flaches Bronzeblech ein zungenformiges Schmuckstuck eine 15 cm lange Bronzenadel eine Pinzette einen Spitzmeissel das Fragment einer gabelartig gespaltenen Nadel eine Pfeilspitze zwei runde Bronzestucke sowie 28 kurze Spitzen von Bronzenadeln Zudem wurden uber 50 weitere Bronzestucke gefunden die vom Feuer geschmolzen und unkenntlich gemacht wurden In bis zu sieben ubereinanderliegenden Lehmschichten konnte eine hohe Hitzeeinwirkung nachgewiesen werden Im Zentrum des Hugels fand sich in dieser Schicht ein halbrunder Steinwall mit 2 5 3 m Starke aus 20 30 kg schweren Findlingen Von dort ausgehend wurden in einem von Ost nach West verlaufenden 17 m langen und 6 9 m breiten Suchschnitt 14 Graber kartiert Durch den Druck des auf ihnen lastenden Gewichts als auch durch weitere Verbrennungen sind von den sterblichen Uberresten nur kalzinierte Knochenfragmente und Scherben von Gefassen ubriggeblieben Als Grabbeigaben wurden Uberreste des Totenmahls unverbrannte Knochen verschiedener Haustiere sowie nicht mehr zu identifizierende Bronzestucke gefunden 5 Romerzeitliche Siedlung Bearbeiten Die Siedlung aus der Romerzeit Bodendenkmal D 1 8243 0068 erstreckte sich von sudlich der Abzweigung der Langackerstrasse Bruckthal von der Fischzuchtstrasse entlang der heutigen Fischzucht bis zu den Wirtschaftsgebauden im Nordosten die heute im Besitz eines Mineralwasserabfullers sind Bei Ausgrabungen zwischen 1892 und 1899 entdeckte der Bad Reichenhaller Archaologe Josef Maurer dort die Grundmauern mehrerer mittelkaiserzeitlichen Steinbauten die sich inmitten eines Siedlungsgebietes der Urnenfelderzeit befanden Aus dieser Zeit stammen unzahlige Funde die von Maurer gesichert wurden Die Besiedelung setzte sich bis in die fruhe Kaiserzeit fort den Lehmfachwerkhausern folgten die zur Kaiserzeit ublichen Bruchsteinhauser die bis um die Mitte des 3 Jahrhunderts bestanden Danach blieb das Gebiet unbebaut Maurer untersuchte insgesamt zehn Gebaude anders als von Chlingensperg fertigte er jedoch keine detaillierten Aufzeichnungen an Bekannt ist die Grosse der von ihm untersuchten Gebaude und einzelne Ausstattungsdetails wie eine Hypokaustenheizung Als 1966 die Langackerstrasse ausgebaut wurde fand man bei einer umfangreichen Nachuntersuchung das wertvollste Objekt aus diesem Gebiet Es handelt sich dabei um eine etwa zwolf Zentimeter grosse Bronzestatuette der Gottin Venus eine provinzielle Arbeit aus dem 2 Jahrhundert n Chr 6 Romerzeitlicher Friedhof Bearbeiten Der Friedhof aus der Romerzeit Bodendenkmal D 1 8243 0067 befand sich am nordostlichen Ende der Fischzuchtstrasse an der sog Pilzenwiese und erstreckte sich bis in ostlicher Richtung wo die Fischzchtstrasse in Im Poschengrund ubergeht Ab 1891 begann Josef Maurer mit den Ausgrabungen auf der Pilzenwiese nachdem Max von Chlingensperg jedoch das Areal kauflich erwarb fuhrte dieser die Grabungen selbst fort Auf dem Wiesenhang fanden sich 405 Bestattungen in 326 Brandgrabern der Friedhof durfte uber einen Zeitraum von etwa 200 Jahren den Bewohnern der romischen Siedlung im Langackertal als letzte Ruhestatte gedient haben Die Graber weisen unterschiedliche Gestaltungen auf und waren zum Teil mit reichlichen Grabbeigaben versehen Messer Lanzenspitzen und Sporen aus Bronze oder Eisen wurden Grabern von Mannern zugeordnet Schmuck wie Ohrringe Fingerringe Anhanger und Armreife wurden Grabern von Frauen zugeordnet 7 Liste der Einzeldenkmaler Bearbeiten nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap D 1 8243 0063 Siedlung der spateren La Tene Zeit mittlerer Teil der heutigen Langackerstrasse 47 728211 12 850103 D 1 8243 0065 Siedlung der Bronzezeit gegenuber dem Langackerbauern oberer Teil der heutigen Langackerstrasse 47 72684 12 848515 D 1 8243 0066 Brandopferplatz und Brandgraberfeld der Bronzezeit unterhalb des Langackerbauern 47 727342 12 84741 D 1 8243 0067 Brandgraberfeld der romischen Kaiserzeit sowie Siedlung der La Tene Zeit ostlicher Teil der Fischzuchstrasse nahe Poschengrund 47 730712 12 85241 D 1 8243 0068 Korpergraber und Siedlung der Bronzezeit sowie Siedlung der romischen Kaiserzeit unterer Teil der heutigen Langackerstrasse sowie an der Fischzuchtstrasse 47 728778 12 8519 Einzelnachweise Bearbeiten Bayerischer Denkmal Atlas Memento des Originals vom 19 Oktober 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte 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Bad Reichenhall Anton Plenk KG Berchtesgaden 199547 72854 12 85061 Koordinaten 47 43 42 7 N 12 51 2 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langackertal amp oldid 229430760