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Kurt Fiebig 29 Februar 1908 in Berlin 12 Oktober 1988 in Hamburg Jenfeld war ein deutscher Komponist Kirchenmusiker und Professor an der Musikhochschule Hamburg Portratfoto von Kurt Fiebig Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Werke 3 Literatur 4 Quellen 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenKurt Fiebig wuchs in Berlin als Sohn eines Militarmusikers auf Durch sein Elternhaus der Vater war Oboist beim 2 Garderegiment zu Fuss kam er fruhzeitig mit Musik in Beruhrung Seit seinem sechsten Lebensjahr erhielt er Klavierunterricht und begleitete seinen Vater zur Geige Er besuchte das traditionsreiche Gymnasium Zum Grauen Kloster bis zum Abitur Wesentliche musikalische Eindrucke gewann Fiebig als Chorknabe im Berliner Domchor unter Hugo Rudel Von einer Konzertreise dieses Chores in die Schweiz kam er mit dem Entschluss zuruck das Orgelspiel zu erlernen und Kirchenmusiker zu werden In der Kirche St Bartholomaus in Berlin erhielt er bei dem Kirchenmusiker Rudolf Fischer Unterricht in Theorie Harmonielehre und Kontrapunkt fur den dieser bekannt war Das Orgelspiel eignete sich Fiebig selbst an und versah bald grosse Teile des Organistendienstes Bei Fischers Freund Kirchenmusikdirektor Arnold Dreyer erhielt Fiebig seit 1925 Unterweisung im kunstlerischen Orgelspiel begleitete so genannte Kantaten Gottesdienste in deren Mittelpunkt je eine Kantate Johann Sebastian Bachs stand und wurde Dreyers Assistent an der Kirche St Georgen in der Nahe des Alexanderplatzes Von 1923 bis 1929 also von seinem funfzehnten Lebensjahr an wirkte Fiebig nebenbei als Organist im Zellengefangnis Berlin Moabit Nach Konsultation Georg Schunemanns nahm Fiebig 1925 Privatstunden in Kontrapunkt und Harmonielehre bei Karol Rathaus einem Schreker Schuler um sich auf ein Kompositionsstudium an der Hochschule vorzubereiten Rathaus bescheinigte ihm in einem Zeugnis vom November 1927 musikalische und theoretische Fahigkeiten die weit uber das Mass des Gewohnlichen hinausgehen und zu besten Hoffnungen Anlass geben Er habe insbesondere im Kontrapunkt Fortschritte gemacht Fiebigs kirchenmusikalische Pragung war offenkundig Rathaus schreibt Er wuchs in der Kirche auf und es spricht fur die Echtheit seiner Personlichkeit dass seine Stilwandlungen die seinen jungen Weg kennzeichnen alle von diesem Kindererlebnis getragen werden und im hoheren Sinne fur Fiebigs weitere Entwicklung Richtung gebend werden durften 1 Rathaus schlug Fiebig vor ein Studium bei Karl Straube am Leipziger Konservatorium heute Hochschule fur Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig aufzunehmen einem Zentrum der Kirchenmusik 2 Fiebig entschied sich aber fur die Berliner Akademische Hochschule fur Musik und fur ein Studium bei Franz Schreker der in Fiebigs Augen als Komponist und Lehrer besonders angesehen war Fiebig gehorte zunachst zur Schreker Klasse an der Hochschule studierte aber noch 1932 33 in der von Schreker geleiteten Meisterklasse fur Komposition an der Preussischen Akademie der Kunste Fiebig besuchte die Hochschule von Oktober 1926 bis Juli 1927 und von Oktober 1928 bis Juli 1931 zu seinen Lehrern gehorten auch Curt Sachs Instrumentenkunde Max Seiffert Alte Musik und George Szell Partiturspiel 3 Die Unterbrechung entstand weil Fiebig einen kirchenmusikalischen Abschluss neben dem Hochschulstudium anstrebte Die Prufung fur Organisten und Chordirigenten bestand er im Januar 1928 vor einem Prufungsausschuss unter dem Vorsitz von Hans Joachim Moser und Wolfgang Reimann nur zum Teil wobei ein Schwachpunkt gerade in Fachern gesehen wurde in denen er an der Hochschule brillierte In Theorie und Komposition 4 An der Hochschule gehorte Fiebig zu den besten Schulern 1931 gewann er den Mendelssohn Staatspreis fur Komposition Er hatte zwei Kammermusikwerke eingereicht Ein Trio fur Flote Violine und Cembalo und eine Sonate fur Viola und Klavier das Duo fur Klavier und Bratsche 5 Schreker stellte seinem Schuler im Dezember 1932 wohl zum Abschluss der Studien ein handschriftliches Zeugnis aus Empfehle warmstens meinen Schuler Kurt Fiebig Er ist ein ganz ausgezeichneter Musiker hochbegabt als Komponist ein sehr guter Organist und Klavierspieler gewissenhaft und fleissig Er wird in jeglicher Stellung im Bereiche seines Konnens seinen Platz voll ausfullen Schreker 6 Tatsachlich vertraute Schreker Fiebigs Fahigkeiten auch in eigener Sache Er ubertrug ihm die Erstellung des Klavierauszugs fur seine Oper Der Schmied von Gent der bei der Universal Edition in Wien erschien Um 1930 errang Fiebig erste offentliche Erfolge als Komponist So wurde seine Musik fur Orchester 1931 auf einer Veranstaltung der Internationalen Gesellschaft fur Neue Musik IGNM in Bad Pyrmont aufgefuhrt Er erhielt Auftrage fur Buhnenmusiken vom Staatlichen Schauspielhaus Berlin und baute Kontakte zu den Rundfunksendern auf Es entstanden Horspielmusiken Kantaten und Orgelstucke als Auftragskompositionen Werke der Kammermusik erklangen in der Sendung Musik von heute Die Arbeit fur den Rundfunk setzte sich bis 1938 fort war aber nach der nationalsozialistischen Machtergreifung durch den latenten Verdacht des Musikbolschewismus beeintrachtigt 7 Uber Fiebigs Verhaltnis zu seinem Lehrer Schreker liegt eine ruckblickende Ausserung vor die 1954 in einer Hamburger Stadtteilzeitung wiedergegeben wird Die vier bis sechs Schuler die seine Schrekers Klasse bildeten waren untereinander so verschieden wie nur moglich Schreker machte niemals auch nur den leisesten Versuch uns einen bestimmten Kompositionsstil aufzuzwingen Mit bewunderungswurdiger Objektivitat leitete er jeden so wie es seiner Eigenart entsprach 8 So respektvoll aussert sich ein Schuler dessen Pragungen vor dem Studium keineswegs auf Schreker zulaufen und der wahrend seines Studiums von der kirchenmusikalischen Aufbruchstimmung ergriffen wurde die sich mit Schrekers Personlichkeit und Schaffen kaum in Verbindung bringen lasst Fiebigs Verwurzelung im protestantischen Christentum fuhrte beeinflusst von den Zeitstromungen der zwanziger Jahre zur dezidierten Abwendung vom l art pour l art Ohne Auftrag habe ich nie komponieren mogen Wir glauben nicht mehr dass man die Kunst um ihrer selbst willen treiben soll erklarte er spater 9 Mit der Abkehr von der Spatromantik der Hinwendung zur Liturgie und zu modaler Tonalitat begann um 1930 eine Erneuerung der Kirchenmusik fur die sich Kurt Fiebig begeisterte Wie anderen Vertretern dieser Bewegung galt ihm Paul Hindemith als Vorbild Dieser hatte ja seit Mai 1927 neben Schreker eine Kompositionsklasse an der Berliner Hochschule inne Fiebig ware 1928 oder danach gern zu Hindemith gewechselt Gefuhle der Loyalitat gegenuber Schreker hielten ihn aber ab Er betrachtete es als eine so grosse Ehre bei Schreker studieren zu durfen dass er seinen Wunsch damals nicht hatte offen aussern mogen Mit einem Mitschuler bei Schreker bildete Fiebig einen Singkreis der die bei Schreker entstandenen Kompositionen Motetten Choralsatze Lieder und Kanons einstudierte und sicherlich aus anderer Sicht als Schreker beurteilte Von 1933 bis 1936 war Fiebig der 1934 heiratete und Vater dreier Sohne wurde Kantor und Organist an St Elisabeth in Berlin 1936 folgte er einem Ruf als Domorganist nach Quedlinburg und wurde gleichzeitig Dozent an der Kirchenmusikschule in Aschersleben die 1938 nach Halle Saale verlegt wurde 1937 wurden Kompositionen von Fiebig der den Deutschen Christen angehorte auf dem Fest der Deutschen Kirchenmusik in Berlin aufgefuhrt 1941 ubernahm Fiebig die Leitung der Kirchenmusikschule Halle Saale die er auch nach Kriegsende behielt Wahrend dieser Zeit entstanden zahlreiche Chor und Orgelwerke fur den Gebrauch im Gottesdienst aber auch grossere Kantaten wie die Hallische Kantate vom Wort Gottes die mit dem Chor der Kirchenmusikschule 1939 in Halle uraufgefuhrt wurde nbsp Gnadenkirche zu Hamburg St PauliDer Organisationsaufgaben uberdrussig verliess Fiebig 1951 die DDR und ging nach Hamburg Dort wirkte er als Kirchenmusiker an der Gnadenkirche in St Pauli 1951 1968 und an der Kirche St Ansgar in Langenhorn 1969 1974 Von 1960 bis 1980 war er Dozent und Professor fur Tonsatz und Gehorbildung an der Musikhochschule Hamburg In der Zeit des Wechsels von Halle nach Hamburg entstand eines seiner Hauptwerke die Markus Passion fur zwei Chore a cappella und Solisten In Hamburg komponierte Fiebig weitere Kirchenmusiken das Osteroratorium das Adventsoratorium Verkundigung die Choralkantate Wie nach einer Wasserquelle die Messe Media Vita den Liederzyklus Jahrkreis der Liebe und die Kantate Et unam sanctam um nur die wichtigsten zu nennen Auch wahrend seiner letzten zehn Jahre im Ruhestand tat Kurt Fiebig das was er schon seit seiner Jugend fast jeden Sonntag getan hatte Er ubernahm Orgelvertretungen und begleitete Oratorienauffuhrungen am Cembalo Kurt Fiebig Schuler Schrekers scheut sich nicht sich in der Nachfolge Paul Hindemiths zu sehen heisst es in einer Wurdigung zum 75 Geburtstag Fiebig selbst bezeichnete Hindemith als den grossten lebenden Komponisten der zwanziger Jahre und stellte ihn sogar uber Bela Bartok Igor Strawinsky und Arnold Schonberg 10 Kurt Fiebigs altere Schwester Eva Fiebig war eine bekannte Schauspielerin seine Schwester Irma die mit dem nationalsozialistischen Kolner Oberburgermeister Robert Brandes verheiratet war eine Journalistin und Schriftstellerin deren Gedichte Kurt Fiebig vertonte 11 12 Werke Bearbeiten1930 Duo fur Klavier und Bratsche Rudolph Schmidt gewidmet 1939 Hallische Kantate vom Wort Gottes Fur Soli gemischten Chor Orchester und Orgel 1950 Markus Passion Fur Soli und gemischten Chor a cappella 1954 Osteroratorium Nach dem letzten Kapitel des Lukas Evangeliums fur 3 Solisten Evangelist Bariton Tenor und Bass und 3 Chore a cappella 1954 55 Jahrkreis der Liebe Liederzyklus nach Gedichten von Ricarda Huch 1955 Wie nach einer Wasserquelle Choralkantate fur Sopran Alt und Bariton Solo gemischten Chor Flote Oboe Fagott Streichorchester und Orgel 1957 Adventsoratorium Die Verkundigung Nach dem 1 Kapitel des Lukas Evangeliums Vers 5 80 fur Soli gemischten Chor und Orgel 1957 Et unam sanctam Kantate fur Sopran Tenor und Bariton Solo 4 bis 6 stimmigen gemischten Chor Flote Oboe Klarinette Fagott 2 Trompeten Posaune Pauken Streichorchester und Orgel 1965 Du meine Seele singe Paul Gerhardt Kantate fur Soli Chor Orchester und Orgel 1966 Gib dich zufrieden und sei stille Paul Gerhardt Kantate fur Sopran Alt und Bariton Solo gemischten Chor Flote Oboe Klarinette Fagott 2 Trompeten Pauken Streichorchester und OrgelLiteratur BearbeitenSelbstbildnisse schaffender Kirchenmusiker IV In Musik und Kirche 1948 S 11 Oft Herbert Glossner Gedenkblatt fur Kurt Fiebig In Musik und Kirche 1 1998 Januar Februar Hans Joachim Moser Die evangelische Kirchenmusik in Deutschland Berlin Darmstadt 1954 S 292ff Johannes Piersig Zum Schaffen von Kurt Fiebig In Musica XI 1957 S 701ff Quellen BearbeitenDieser Beitrag von Angelika Fiebig Dreyer ist mit freundlicher Genehmigung der Universitat der Kunste Berlin entnommen aus Franz Schrekers Schuler in Berlin Biographische Beitrage und Dokumente Schriften aus dem UdK Archiv Bd 8 2005 S 21 25 Der gesamte Nachlass von Kurt Fiebig befindet sich im Archiv der UdK Berlin Einzelnachweise Bearbeiten Zeugnis vom 10 November 1927 Ausgestellt fur Prufungszwecke Nachlass Kurt Fiebig So Kurt Fiebig in einem Gesprach mit dem Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt 27 Februar 1983 UdK Archiv Bestand 1 Akademische Hochschule fur Musik Nr 534 Die personlichen Angelegenheiten der Eleven und Elevinnen nach dem 22 Juli 1927 UdK Archiv Bestand 2 Akademie fur Kirchen und Schulmusik Nr 278 Meldungen zur Staatl Organistenprufung am 9 Januar 1928 und Nr 453 Hauptprufungslisten der staatl Prufung fur Organisten und Chordirigenten Fiebig verzichtete darauf die noch nicht bestandene Teilprufung im folgenden Jahr 1929 zu absolvieren holte sie aber 1933 nach vgl das Werkverzeichnis in MGG1 Bd 4 Sp 166 sowie die Neuausgabe des Duos in der Ponticello Edition PON 1009 Zeugnis vom 12 Dezember 1932 Nachlass Kurt Fiebig Eine von Hans Schmidt Isserstedt fur das Landestheater in Darmstadt angenommene Urauffuhrung kam Fiebigs eigener Aussage zufolge 1933 infolge der nationalsozialistischen Machtergreifung nicht zustande Vgl das genannte Gesprach mit dem Sonntagsblatt Komponist und Kantor Vom Leben und Schaffen des Kirchenmusikdirektors Kurt Fiebig Kantor an der Gnadenkirche in Sankt Pauli Kurier Juni 1954 Nachlass Kurt Fiebig Mundl Aussage Fiebigs Zit in Der Kirchenmusiker 2 83 S 54 Rainer Noll Kurt Fiebig 75 In Der Kirchenmusiker 2 83 S 52 54 Historisches Archiv der Stadt Koln Irma Brandes geb Fiebig Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 3 Marz 2020 abgerufen am 3 Marz 2020 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot historischesarchivkoeln de Lutz Hagestedt Hrsg Deutsches Literatur Lexikon Das 20 Jahrhundert Band 3 K G Saur Berlin New York Boston 2001 ISBN 978 3 11 096113 3 S 558 Weblinks BearbeitenWerke von und uber Kurt Fiebig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurt Fiebig Werke Verzeichnis Rainer Noll Zum 75 Geburtstag von Kurt FiebigNormdaten Person GND 116499052 lobid OGND AKS LCCN no89001651 VIAF 267859435 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fiebig KurtKURZBESCHREIBUNG deutscher KirchenmusikerGEBURTSDATUM 29 Februar 1908GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 12 Oktober 1988STERBEORT Hamburg Jenfeld Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Fiebig amp oldid 238135223