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Dieser Artikel behandelt ein Mass fur die Dampfung bzw den Energieverlust eines schwingfahigen Systems zur Gute eines Filters in der Fluidtechnik siehe Staubabscheideleistung Der Gutefaktor auch Q Faktor oder Gute in Bezug zu schwingungsfahigen Systemen auch Kreisgute Filtergute Schwingkreisgute oder Resonanzscharfe genannt ist in der Physik und Technik ein Parameter der in einem frei schwingenden harmonischen Oszillator Resonator das Verhaltnis der gespeicherten Energie zu dem thermischen Energieverlust wahrend der folgenden Schwingungsperiode ausdruckt Der Gutefaktor ist auch ein Kennzeichen fur den Energieverlust in Energiespeichern wie beispielsweise elektrischen Bauelementen wie Spulen und Kondensatoren 1 Bei einer erzwungenen Schwingung beschreibt der Gutefaktor das Verhaltnis der Resonanzfrequenz zu seiner Bandbreite 2 Eine hohe Gute eines Systems besagt dass das System die gespeicherte Energie in nur geringem Umfang in thermische Energie umsetzt und die Schwingung nur in geringem Umfang abnimmt 3 Der Kehrwert des Gutefaktors wird als Verlustfaktor bezeichnet 4 Der Gutefaktor ist je nach Systemauslegung sehr unterschiedlich Systeme bei denen die Dampfung wichtig ist beispielsweise Stossdampfer haben einen Gutefaktor um 0 5 displaystyle 0 5 was dem aperiodischen Grenzfall entspricht Systeme die eine hohe Frequenzstabilitat benotigen haben hohe Gutefaktoren beispielsweise eine Stimmgabel um Q 1000 displaystyle Q 1000 und der Quarzoszillator in einer Quarzuhr um Q 10000 displaystyle Q 10000 5 Die Etablierung des Begriffs Q Faktor und insbesondere im Englischen des Begriffs englisch Quality Factor geht auf Kenneth S Johnson zuruck der den Gutefaktor zur Bewertung von elektrischen Netzwerken im Jahr 1923 erstmals verwendete 6 7 Die Definition des Gutefaktors wurde neben der ursprunglichen Anwendung im Rahmen der elektrischen Netzwerktheorie verallgemeinert und findet Anwendung unter anderem bei Hohlraumresonatoren bei mechanischen und akustischen Systemen wie beispielsweise Lautsprechern bis hin zur Bewertung von Spektrallinien und Teilchenresonanzen im Rahmen der Quantenmechanik Inhaltsverzeichnis 1 Definitionen 1 1 Definition uber die gespeicherte Energie 1 2 Definition uber die Bandbreite 2 Elektrische Schaltungstechnik 2 1 Schwingkreise 2 1 1 Reihenschwingkreis 2 1 2 Parallelschwingkreis 2 2 Impedanzen 3 Bandbreite 4 Mechanischer Schwingkreis 5 Beispiele 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDefinitionen BearbeitenDer dimensionslose Gutefaktor Q displaystyle Q nbsp wird in zwei gebrauchlichen und nicht deckungsgleichen Definitionen verwendet die bei grosserem Q Faktor in Naherung gleiche Ergebnisse liefern Definition uber die gespeicherte Energie Bearbeiten Bei dieser Definition wird von der im System gespeicherten Energie in Relation zu der Energie pro Schwingungsperiode der Frequenz fr displaystyle f r nbsp welche in dem System als Verlust auftritt und in thermische Energie umgewandelt wird ausgegangen Der Gutefaktor ist mit dem aus praktischen Grunden vorhandenen Vorfaktor 2p displaystyle 2 pi nbsp definiert als 3 Q 2pgespeicherte EnergieEnergieverlust pro Periode 2pfrgespeicherte EnergieVerlustleistung wgespeicherte EnergieVerlustleistung displaystyle Q mathrel 2 pi frac text gespeicherte Energie text Energieverlust pro Periode 2 pi f r frac text gespeicherte Energie text Verlustleistung omega frac text gespeicherte Energie text Verlustleistung nbsp mit w displaystyle omega nbsp der Kreisfrequenz Diese Definition wird auch bei einzelnen verlustbehafteten reaktiven Bauelementen wie einem Kondensator oder einer Spule verwendet wo das Verhaltnis von Blindleistung zu Wirkleistung den Gutefaktor des verlustbehafteten reaktiven Bauelements ausdruckt Definition uber die Bandbreite Bearbeiten Bei dieser Definition wird von der Frequenz fr displaystyle f r nbsp in Relation zur Resonanzbreite Df displaystyle Delta f nbsp ausgegangen Die Resonanzbreite stellt eine Bandbreite dar bei der das Leistungsdichtespektrum auf die Halfte abgenommen hat dies entspricht der Halbwertsbreite und wird im technischen Bezug auch als 3 dB Bandbreite bezeichnet Q frDf wrDw displaystyle Q frac f r Delta f frac omega r Delta omega nbsp Nach dieser Definition entspricht die relative Bandbreite d displaystyle d nbsp dem Kehrwert des Gutefaktors d Dwwr 1Q displaystyle d frac Delta omega omega r frac 1 Q nbsp Elektrische Schaltungstechnik BearbeitenIm folgenden Abschnitt sind einige Beispiele zu dem Gutefaktor mit Bezug zu elektrischen Netzwerken beschrieben Schwingkreise Bearbeiten Reihenschwingkreis Bearbeiten nbsp ReihenschwingkreisEin Reihenschwingkreis umfasst in Reihenschaltung einen elektrischen Widerstand R displaystyle R nbsp eine Spule mit der Impedanz XL displaystyle X L nbsp und einen Kondensator mit der Impedanz XC displaystyle X C nbsp welche von dem Wechselstrom I displaystyle I nbsp durchflossen werden Der Gutefaktor wird im Resonanzfall bestimmt wobei in diesem speziellen Fall die beiden Impedanzen gleich sind und zu einem Impedanzwert X XL XC displaystyle X X L X C nbsp gleichgesetzt werden konnen Mit dieser Vereinfachung und der Energiedefinition des Gutefaktors kann ausgehend von der Blindleistung PQ displaystyle P Q nbsp der Impedanz und der durch den ohmschen Widerstand verursachten Wirkleistung PW displaystyle P W nbsp welche den thermischen Verlust des Schwingkreises darstellt der Gutefaktor eines Reihenschwingkreises ausgedruckt werden als Q PQPW I2XI2R XR displaystyle Q frac P Q P W frac I 2 X I 2 R frac X R nbsp Ausgehend von dieser Beziehung kann im Resonanzfall bei der Resonanzfrequenz fr 12pLC displaystyle f r frac 1 2 pi sqrt LC nbsp mit den Gleichungen fur die Impedanz der Induktivitat XL 2pfrL displaystyle X L 2 pi f r L nbsp bzw der Impedanz der Kapazitat XC 12pfrC displaystyle X C frac 1 2 pi f r C nbsp der Gutefaktor mit den Werten der Bauelemente ausgedruckt werden Q XR 2pfrLR 12pfrC R 1RLC displaystyle Q frac X R frac 2 pi f r L R frac 1 2 pi f r C cdot R frac 1 R sqrt frac L C nbsp Parallelschwingkreis Bearbeiten nbsp ParallelschwingkreisEin Parallelschwingkreis umfasst in Parallelschaltung einen elektrischen Widerstand R displaystyle R nbsp eine Spule mit der Impedanz XL displaystyle X L nbsp und einen Kondensator mit der Impedanz XC displaystyle X C nbsp an welchen die Wechselspannung U displaystyle U nbsp anliegt Der Gutefaktor wird auch in diesem Fall im Resonanzfall bestimmt wobei in diesem speziellen Fall die beiden Impedanzen gleich sind und zu einem Impedanzwert X XL XC displaystyle X X L X C nbsp gleichgesetzt werden konnen Mit dieser Vereinfachung und der Energiedefinition des Gutefaktors kann wieder ausgehend von der Blindleistung PQ displaystyle P Q nbsp der Impedanz und der durch den ohmschen Widerstand verursachten Wirkleistung PW displaystyle P W nbsp der Gutefaktor eines Parallelschwingkreises ausgedruckt werden als Q PQPW U2XU2R RX displaystyle Q frac P Q P W frac frac U 2 X frac U 2 R frac R X nbsp Ausgehend von dieser Beziehung kann im Resonanzfall bei der Resonanzfrequenz fr 12pLC displaystyle f r frac 1 2 pi sqrt LC nbsp mit den Gleichungen fur die Impedanzen der Gutefaktor mit den Werten der Bauelemente ausgedruckt werden zu Q RX R2pfrL 2pfrC R RCL displaystyle Q frac R X frac R 2 pi f r L 2 pi f r C cdot R R sqrt frac C L nbsp Impedanzen Bearbeiten Bei einzelnen verlustbehafteten reaktiven Bauelementen wie einem Kondensator oder einer Spule stellt der Gutefaktor einen Ausdruck dar wie gut das reaktive Bauelement dem Ideal nahe kommt also moglichst keine internen Verluste aufweist Im Gegensatz zu der Begriffsverwendung des Gutefaktors bei Schwingkreisen kommt dabei keine Resonanzfrequenz als ausgezeichneter Betriebsfall vor die Frequenz wird von aussen vorgegeben womit der Gutefaktor in diesem Fall frequenzabhangig ist Bei einem realen Kondensator kommt dabei im einfachsten Fall der Modellbildung eine Ersatzschaltung zur Anwendung welche aus einem idealen Kondensator und einem Reihenwiderstand bezeichnet auch als ESR oder englisch Equivalent Series Resistance gebildet wird Eine reale Spule wird durch eine ideale Spule mit einem Reihenwiderstand beschrieben welcher primar die ohmschen Verluste in der Wicklung der Spule ausdruckt Der Gutefaktor der Spule wird auch als Spulengute bezeichnet 8 Fur verlustbehaftete Impedanzen lasst sich damit der frequenzabhangige Gutefaktor Q displaystyle Q nbsp bestimmen zu Q PQPW I2XI2R XR displaystyle Q frac P Q P W frac I 2 X I 2 R frac X R nbsp Eine hohe Spulengute ist vor allem dann erforderlich wenn in einem Schwingkreis eine geringe Bandbreite angestrebt wird Der Gutefaktor ist bei Netzwerkelementen zugleich der Kotangens des Verlustwinkels 9 Bandbreite Bearbeiten nbsp Resonanzkurve bei einer logarithmischen Auftragung der Amplitude uber der Erregerfrequenz wobei die Resonanzfrequenz mit fc displaystyle f c nbsp bezeichnet istDer Gutefaktor eines Resonanzkreises ist ein Mass fur die Scharfe der Resonanz Diese wird durch die 3 dB Bandbreite B displaystyle B nbsp ausgedruckt 10 B f2 f1 f0Q displaystyle B f 2 f 1 frac f 0 Q nbsp mit dem daraus gebildeten Gutefaktor Q f0B displaystyle Q frac f 0 B nbsp Die obere Grenzfrequenz f2 displaystyle f 2 nbsp und die untere Grenzfrequenz f1 displaystyle f 1 nbsp sind diejenigen Frequenzen bei denen die Spannung u displaystyle hat u nbsp bzw der Strom i displaystyle hat imath nbsp auf den 12 0 707 displaystyle frac 1 sqrt 2 approx 0 707 nbsp fachen Wert des Maximalwertes zuruckgehen An dieser Stelle ist die Leistung im Schwingkreis nur noch halb so gross wie bei der Resonanzfrequenz des verlustlosen Schwingkreises Bei Darstellung des Pegels in Abhangigkeit von der Frequenz ist die Bandbreite gleich dem Frequenzbereich an dessen Grenzen die Leistungswurzelgrosse um 3 dB abnimmt Die Grenzfrequenzen konnen berechnet werden aus f1 R2 4LC R4pL displaystyle f 1 frac sqrt R 2 4 frac L C R 4 pi L nbsp und f2 R2 4LC R4pL displaystyle f 2 frac sqrt R 2 4 frac L C R 4 pi L nbsp Sie sind mit der Resonanzfrequenz des idealen Schwingkreises verbunden durch f0 f1f2 displaystyle f 0 sqrt f 1 f 2 nbsp Mechanischer Schwingkreis BearbeitenIn der Mechanik geht man bei einem Federpendel Masse Feder System von folgenden Differenzialgleichungen aus mx dx kx 0oderx 2Dw0x w02x 0 displaystyle m ddot x d dot x kx 0 qquad text oder qquad ddot x 2D omega 0 dot x omega 0 2 x 0 nbsp Dabei bedeutet x displaystyle x nbsp die Auslenkung aus der Ruhelage und m displaystyle m nbsp die Masse Weitere Terme sind die vorzugsweise durch Reibung bestimmten Dampfungskonstanten d displaystyle d nbsp die Federkonstanten k displaystyle k nbsp der Dampfungsgrad D displaystyle D nbsp und die Eigenkreisfrequenz w0 k m displaystyle omega 0 sqrt k m nbsp des ungedampften Systems Dieselbe Definition des Gutefaktors wie beim elektrischen Schwingkreis fuhrt auf 11 12 Q wdmd m kd 12D displaystyle Q omega d frac m d approx frac sqrt m cdot k d frac 1 2D nbsp mit der gegenuber w0 displaystyle omega 0 nbsp leicht verminderten Eigenkreisfrequenz des schwach gedampften Systems wd km d24m2 w01 D2 displaystyle omega d sqrt frac k m frac d 2 4m 2 omega 0 sqrt 1 D 2 nbsp Beispiele BearbeitenIn der folgenden Tabelle sind einige Grossenordnungen von Gutefaktoren bei verschiedenen schwingenden Systemen angegeben System Gutefaktor QAperiodischer Grenzfall 0 5 displaystyle 0 5 nbsp Elektrodynamischer Lautsprecher typ 0 2 1 2 displaystyle 0 2 ldots 1 2 nbsp Elektrischer Schwingkreis 102 displaystyle 10 2 nbsp Pendeluhr 104 displaystyle 10 4 nbsp Schwingungstilger 105 displaystyle 10 5 nbsp Schwingquarz 10 MHz 3 10 105 displaystyle 3 ldots 10 cdot 10 5 nbsp Frequenzstabilisierter Laser 109 displaystyle 10 9 nbsp Supraleitender Hohlraumresonator 109 1011 displaystyle 10 9 ldots 10 11 nbsp Casium Atomuhr 1013 displaystyle 10 13 nbsp Mossbauer Effekt bei Gammastrahlung 1015 displaystyle 10 15 nbsp Literatur BearbeitenBernd Girod Rudolf Rabenstein Alexander Stenger Einfuhrung in die Systemtheorie 4 Auflage Teubner Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 8351 0176 0 Weblinks BearbeitenUmrechnung Bandbreite in Oktaven N in Gutefaktor Q und Gutefaktor Q in Bandbreite in Oktaven N Q Faktor und Mittenfrequenz Finde die Grenzfrequenzen Bandbreite Gutefaktor Q in Bandbreite in Oktaven N und zuruck ExcelEinzelnachweise Bearbeiten Otto Zinke Heinrich Brunswig Physik Ein Lehrbuch 16 Auflage 1989 ISBN 3 540 51196 2 Kapitel 4 1 2 S 140 141 Mike Tooley Electronic Circuits Fundamentals And Applications 5 Auflage Routledge 2020 ISBN 978 0 367 82265 1 Chapter 2 Passive circuits S 79 81 a b Christian Gerthsen Hans O Kneser Helmut Vogel Physik Ein Lehrbuch 16 Auflage 1989 ISBN 3 540 51196 2 Kapitel 4 1 2 S 140 141 Internationales Elektrotechnisches Worterbuch IEV 151 15 47 Time and Frequency from A to Z Quality Factor Q NIST archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 4 Mai 2008 abgerufen am 3 Dezember 2022 Patent US1628983 Electrical network Veroffentlicht am 1923 Anmelder Western Electric Erfinder Kenneth S Johnson Estill Green The Story of Q Bell Telephone Laboratories 1955 abgerufen am 3 Dezember 2022 Internationales Elektrotechnisches Worterbuch IEV 151 15 45 Internationales Elektrotechnisches Worterbuch IEV 151 15 48 Erwin Bohmer Dietmar Ehrhardt Wolfgang Oberschelp Elemente der angewandten Elektronik Kompendium fur Ausbildung und Beruf 16 Auflage Vieweg Teubner 2010 S 69 Dieter Meschede Hrsg Christian Gerthsen Gerthsen Physik 21 Auflage Springer 2013 S 150f Alan M Portis Hugh D Young Physik im Experiment Vieweg 1978 S 34 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gutefaktor amp oldid 238471492