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Als Kraterdichte wird in der Astronomie und Planetologie die flachenbezogene Anzahl der Einschlagkrater auf der Oberflache des Erdmondes eines erdahnlichen Planeten oder eines Planetenmondes bezeichnet Ihre Analyse gibt Hinweise auf die Entstehung der Krater auf das Alter der jeweiligen Region und auf den zeitlichen Verlauf der verursachenden Einschlage und der geologischen Entwicklung Die Lava der Mondmeere hier das Mare Serenitatis mit Apollo Landeplatzen hat die alten Krater uberflutet die wenigen jungeren sind wesentlich kleiner Beginnend mit den Voyager Raumsonden ins aussere Sonnensystem 1979 82 konnte man auch die Verhaltnisse auf den grossen Jupitermonden und Saturnmonden erforschen Die wichtigste Erkenntnis daraus ist der direkte Zusammenhang zwischen Kraterdichte und Alter der Oberflache Die kraterreichsten Monde z B Kallisto haben im Regelfall die alteste Oberflache weil sie seit dem Grossen Bombardement vor etwa 4 Milliarden Jahren kaum mehr durch Erosion oder Lavaflusse verandert wurde Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Analyse der Mondkrater 3 Kraterdichte auf anderen Himmelskorpern 4 Literatur und WeblinksUberblick BearbeitenUnterschiedliche Kraterdichten von Himmelskorpern oder ortliche Unterschiede auf ihren Oberflachen erlauben neben der Altersbestimmung auch die Abschatzung von Bodenparametern des jeweiligen Himmelskorpers beispielsweise zur Gesteinsfestigkeit zum Gehalt an Eis zur Erosion oder zum Rutschverhalten des Gerolls Dass neben dem Mond auch Merkur Mars und die grossen Jupitermonde zahlreiche Krater aufweisen konnte man erst in den 1970er Jahren durch interplanetare Raumsonden nachweisen Der den Mondkratern recht ahnliche Anblick zeigt allerdings im Detail grossere Unterschiede etwa in der Grossenverteilung im Verhaltnis Durchmesser zu Tiefe und in der Verwitterung Die beiden letztgenannten Parameter hangen vor allem vom Schwerefeld geringer von Luftdichte und Bodenbeschaffenheit ab Aus regional unterschiedlichen Kraterdichten lasst sich das Alter vieler geologischer Strukturen ableiten Auch die niedersturzenden Objekte erwiesen sich als verschieden und gaben Hinweise auf die Fruhgeschichte des Sonnensystems Bis zur Marsbahn uberwogen kleine und grossere Asteroiden ab der Jupiterbahn fruhe Kometenkerne Analyse der Mondkrater BearbeitenDie Erforschung der Krater begann von den irdischen Vulkanen abgesehen naturgemass am Erdmond Denn dass auch andere Monde oder terrestrische Planeten Krater aufweisen war erst ab den 1960er Jahren durch Raumsonden nachweisbar Schon erste Fernrohrbeobachtungen ab 1610 zeigten dass die Sudhemisphare des Mondes viel mehr Krater aufweist als die Nordhalbkugel auf der die relativ glatten Mondmeere Mare dominieren Bald stellte man fest dass die Zahl der Krater mit sinkender Grosse stark etwa quadratisch zunimmt alle Krater annahernd rund sind ihre Boden tiefer als die Umgebung liegen und die Kraterwande meist umso steiler je kleiner der Durchmesser ist Die grosseren Gebilde ab etwa 60 km nannte man wegen der Form ihres Walles Ringgebirge die ganz grossen mit glattem Boden Wallebenen manche von ihnen erreichen 300 km oder fast 10 des Monddurchmessers nbsp Mondrillen am Apennin Das Hochgebirge und das Mare Imbrium sind fast kraterfrei Erste genaue Untersuchungen der Mondkrater nahm vor allem Hieronymus Schroter um 1800 vor Er analysierte neben ihrer Grossenverteilung auch die Neigungen der Kraterwande die Verwitterung bzw die Zerstorung durch spatere Aufschlage sowie Beziehungen zu Mondrillen und zur Bildung der Lavadecken von Mondmeeren Die Kraterdichte einzelner Mondregionen variiert stark insbesondere zwischen alten hellen Hochlandern und den jungeren mit dunklen Lava und Basaltdecken uberzogenen Maren Letztere zeigen wesentlich weniger Krater und meist auch nur kleinere Man deutete dies richtig als Folge der Basalt Uberflutungen und einer im Laufe der Jahrmillionen sinkenden Einschlaghaufigkeit aus dem Weltall Radiometrische Altersdatierung von Mondproben der Apollo und Luna Missionen ergaben ein Alter von etwa 4 Milliarden Jahren fur die Hochlandgesteine wahrend die Basaltebenen merklich junger sind In den Hochlandern liegt die Kraterdichte bei 0 36 pro km fur Krater uber 1 km Durchmesser Aus allen Daten wurden Diagramme erstellt und die Kraterdichte als Funktion der Zeit dargestellt So konnte der Zeitpunkt der gewaltigsten Einschlage grosses Bombardement genauer eingegrenzt werden auf den Zeitraum vor 4 1 bis 3 8 Milliarden Jahren Danach sank die Rate der Kraterbildung auf weniger als ein Hundertstel und ist seither auf niedrigem Niveau annahernd stabil Ahnliches gilt auch fur die anderen erdahnlichen Himmelskorper Kraterdichte auf anderen Himmelskorpern BearbeitenAuf den Gesteinsplaneten im inneren Sonnensystem sind die meisten Krater ebenso wie am Mond durch Einschlage von Asteroiden verschiedener Grosse entstanden die uberwiegend auf die Zeit des Grossen Bombardements vor etwa 4 Mrd Jahren entfallen Bei grosseren Korpern haben abgesprengte Bruchstucke oft Sekundarkrater in der nahen Umgebung erzeugt Die Kraterdurchmesser sind etwa 15 bis 20 mal grosser als die einschlagenden Korper Einige Kraterketten z B am Mars der allerdings nur wenige verkraterte Gebiete aufweist und am Jupitermond Ganymed deuten auf Zerplatzen des Impaktors knapp vor dem Einschlag hin nbsp Der kratergesattigte Jupitermond Kallisto Die Umgebung des gewaltigen Walhalla Impakts wurde jedoch durch die Bebenwellen eingeebnet Die heutige Kraterbildungsrate ist um das hundert bis tausendfach geringer Jungere Krater sind oft an ihrem hellen Auswurfsmaterial kenntlich das ein Strahlensystem bilden kann Auf den grossen Monden im ausseren Sonnensystem waren vor allem Kometenkerne die Ursache der Kraterbildung wogegen Asteroiden nur wenige Prozent ausmachen Die Kraterdichte hangt stark vom Gesteinsmaterial des Mondes ab insbesondere von seiner Festigkeit und dem Gehalt an Eis Zwar wird eine annahernd gleiche Bildungsrate auf allen Monden angenommen doch bei lockerem Gestein sind die Krater flacher und erodieren wesentlich schneller Zwei Extreme finden sich unter den 4 grossen Jupitermonden Der innerste Mond Io zeigt keinerlei Krater weil seine Oberflache durch starke Gezeitenkrafte standig durchgewalkt wird Die Warme und der aktuelle Vulkanismus fordern ebenfalls die Erosion allfalliger Einschlagsstrukturen Der aussere Jupitermond Kallisto ist hingegen an Kratern gesattigt d h jeder neu entstehende Krater zerstort im Durchschnitt einen alteren nbsp Saturnmond Phoebe fot Cassini Huygens 11 Juni 2004Der 220 km grosse Saturnmond Phoebe ist der am starksten verkraterte Himmelskorper im Sonnensystem wie Bilddaten von Raumsonden ergaben Die Kraterdichte ist ein Gradmesser fur das Alter einer Mondoberflache die NASA gibt fur Phobe 4 5 Milliarden Jahren an also fast so alt wie die Sonne selbst Der Mond durfte sich seither kaum verandert haben Eine hohe Kraterdichte hat auch der Planet Merkur wohl wegen der nur ausserst dunnen Atmosphare die ein ungehindertes Eindringen von Kleinkorpern gestattet Die Verteilung der Merkurkrater variiert weniger als auf Mond oder Mars was auf ein gleichmassig hohes Alter der Oberflache hinweist Es gibt jedoch auch kraterarmere Gebiete die Zwischenebenen genannt wurden Das Alter der Gesteinskruste seit ihrer Verfestigung wird auf 4 bis 4 5 Milliarden Jahre geschatzt Ahnlich wie am Mond haben jungere Einschlage einige grosse Strahlensysteme erzeugt Viel weniger Krater weist die Venus auf einerseits weil die ausserst dichte Atmosphare nur grossere Korper eindringen lasst andrerseits weil die aggressive Erosion die Krater rasch einebnet Selbst auf der Erde wurde ein 20 km grosser Krater wie das Nordlinger Ries in hochstens 500 Millionen Jahre verschwunden sein Die Kraterdichte auf dem Mars wiederum variiert stark je nach dem Alter der Gelandeformation Einige Regionen sind dem Mond vergleichbar tektonisch jungere hingegen fast kraterfrei Eine mittlere Kraterdichte haben Ganymed Jupiter die Saturnmonde und die meisten Asteroiden soweit man dies aus Raumsondenfotos nachweisen kann Literatur und Weblinks BearbeitenPatrick Moore et al Atlas des Sonnensystems v a Kapitel der einzelnen Himmelskorper 465 S Herder Verlag Freiburg Basel Wien ca 1990 J Kelly Beatty et al Die Sonne und ihre Planeten speziell Kap 4 Kollision fester Korper Physik Verlag Weinheim 1981 Antonin Rukl Mond Mars Venus Taschenatlas der erdnachsten Himmelskorper Artaria Verlag Prag 1977 Heather Couper Robert Dinwiddie et al Die Planeten Eine Reise durch unser Sonnensystem Verlag Dorling Kindersley Munchen 2015 Weitere Lit und Weblinks folgen bei spateren Erganzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kraterdichte amp oldid 220275196