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Konrad Engelbert Oelsner 11 Mai 1764 in Goldberg in Schlesien 18 Oktober 1828 in Paris war ein deutscher politischer Publizist zur Zeit der Franzosischen Revolution Die aufgeklarte und politisch interessierte Offentlichkeit in Deutschland verdankte damals seiner kritischen Chronistentatigkeit vor Ort einen Grossteil ihrer Kenntnis von den revolutionaren Ereignissen im Nachbarland Oelsner hatte zum Teil freundschaftlichen Kontakt zu vielen Intellektuellen und politisch handelnden Zeitgenossen in Frankreich Deutschland und der Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenOelsner wuchs als Kaufmannssohn in einem vom Geist der spaten Aufklarung gepragten bildungsburgerlichen Elternhaus auf Nach seiner Schulzeit in Liegnitz begann er 1781 mit dem Studium der Rechtswissenschaften in Frankfurt Oder Er entdeckte jedoch sehr bald sein Interesse an historischen und philosophischen Fragen Nebenher betrieb er auch Studien in Mathematik und Medizin Nach kurzer Tatigkeit als Hauslehrer brach er 1787 sein Studium ab Uber Wien reiste er in die Schweiz wo er vom Beginn der Franzosischen Revolution erfuhr Im Juli 1790 traf er in Paris ein und schon bald verkehrte er in den Kreisen der dort weilenden deutschen Revolutionsanhanger und pflegte ebenso Kontakte mit den franzosischen Revolutionaren Die Ereignisse brachten es mit sich dass er sich von nun an intensiv als politischer Schriftsteller betatigte und seine Hauptaufgabe darin sah seinen deutschsprachigen Landsleuten ein moglichst authentisches Bild der Ereignisse als Augenzeuge zu vermitteln Oelsner besuchte politische Versammlungen und wurde sogar als etranger Auslander Mitglied des Jakobinerklubs an dessen Sitzungen er bis 1792 regelmassig teilnahm Durch die Vermittlung des ebenfalls 1790 in Paris weilenden Oldenburger Juristen und Schriftstellers Gerhard Anton von Halem sollte eine Berichterstattung in Wielands Neuem Teutschen Merkur zustande kommen scheiterte aber da Oelsner nicht bereit war dem wachsenden Druck deutscher Zensur nachzugeben Dabei versuchte er sich mit Hilfe der Bekanntschaften die er mit den Aktivisten der Revolution geschlossen hatte aus eigener Anschauung seine Meinung uber die politische Lage zu bilden die er in seinen Berichten und Aufzeichnungen aus der Perspektive des kritischen Sympathisanten beurteilte und kommentierte Dabei hielt er stets an den Ideen der Aufklarung fest nahm aber in den meisten Fragen eine eher liberale als radikale Haltung ein Dadurch ruckte er politisch in die Nahe der Girondisten Die Folgen seiner kritischen Distanz gegenuber der jakobinischen Diktatur und Terrorherrschaft bekam er bald am eigenen Leib zu spuren als er 1793 mehrmals kurzfristig verhaftet wurde Es gelang ihm jedoch zunachst sich gemeinsam mit Freunden in der Schweiz in Sicherheit zu bringen Wahrend seines Aufenthalts in der Schweiz hielt Oelsner engen Kontakt mit Kreisen liberal Gesinnter Er begegnete dort auch dem jungen Philosophen Hegel der seine Kenntnisse uber die Revolution in Frankreich im Wesentlichen Oelsners Beitragen in der Zeitschrift Minerva Ein Journal fur Geschichte Politik und Literatur verdankte Selbst in der Schweiz jedoch war Oelsner Bespitzelungen diesmal durch die preussische Geheimpolizei ausgesetzt weil er mehrmals nach Frankreich reiste wo mittlerweile die Jakobinerdiktatur gesturzt und fuhrende Revolutionare aus dem Kreis um Maximilien de Robespierre und Antoine de Saint Just hingerichtet worden waren Oelsner blieb vom Mai bis August 1795 in Paris Nach verschiedenen Reisen darunter erneut in die Schweiz kehrte er 1796 gemeinsam mit dem Publizisten Heinrich Zschokke nach Paris zuruck Wahrenddessen schrieb Oelsner fur Paul Usteris politische Zeitschrift Klio sowie fur Ludwig Ferdinand Hubers Zeitschrift Friedenspraliminarien und beschaftigte sich mit der Biographie und der Herausgabe und Ubersetzung der Werke seines Freundes Emmanuel Joseph Sieyes des Verfassers der beruhmten Kampfschrift Was ist der Dritte Stand Sieyes versuchte vergeblich Oelsner zur Tatigkeit in der politischen Administration Frankreichs zu bewegen Stattdessen trat dieser 1796 fur kurze Zeit in den diplomatischen Dienst der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main und Bremens deren Interessen er beim Franzosischen Direktorium vertrat Wegen seiner bei aller kritischen Distanz doch eindeutigen Parteinahme fur die politischen Zielsetzungen der Franzosischen Revolution und wegen seiner jakobinischen Philosophie war Oelsner der Geheimpolizei in Preussen ein Dorn im Auge Nach langer aufwendiger Bespitzelung wurde er bei einer Reise in seine schlesische Heimat 1798 in dem zu Preussen gehorenden Goldberg verhaftet Nur durch die Vermittlung von Sieyes der in der Zwischenzeit franzosischer Gesandter in Berlin geworden war und der franzosischen Regierung in Paris kam er Ende 1798 wieder unter der Bedingung frei nie wieder preussischen Boden zu betreten 1799 beantragte er daraufhin die franzosische Staatsburgerschaft und ging nach Paris ins Exil Dadurch war fur Oelsner eine paradoxe Situation entstanden Der Wunsch Burger eines Landes zu werden in dem die Ideen der Aufklarung verwirklicht werden sollten erfullte sich in einem Augenblick als er bereits vollig illusionslos erkannt hatte dass diese Bestrebungen in seinem Sinne gescheitert waren Unter der Herrschaft Napoleons zog er sich aus der Politik zuruck und schrieb preisgekronte historische Abhandlungen uber die Kreuzzuge und die Entstehung des Islam Mahomed Als sich im Zuge der Befreiungskriege in Preussen das politische Klima im Zusammenhang mit den Reformen Steins und Hardenbergs gewandelt hatte beteiligte Oelsner sich bis 1817 noch an dem Projekt einer deutschen Bundeszeitung Die Bundeslade die nach zwei Nummern aber ihr Erscheinen einstellen musste Oelsner wurde zwar in den preussischen Staatsdienst aufgenommen fristete aber bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung 1824 sein Leben an der preussischen Botschaft in Paris als Legationsrat wobei er sich als funftes Rad am Wagen vorkam Durch den Tod seiner Frau und seiner Tochter deprimiert zog er sich auch aus dem gesellschaftlichen Leben resigniert und krank zuruck und pflegte bis zu seinem Tod im Jahr 1828 nur noch den Briefkontakt mit einigen Gleichgesinnten darunter z B Rahel Varnhagen Oelsners bleibendes Verdienst war es zu einem weltgeschichtlich entscheidenden Zeitpunkt seinen Zeitgenossen als ein um Objektivitat bemuhter Berichterstatter gedient zu haben Sein Schicksal als politisch heimatloser und von den Geschehnissen umgetriebener Streiter fur eine freie und gerechte Gesellschaft durfte fur nicht wenige seiner Zeitgenossen reprasentativ gewesen sein Werke BearbeitenLuzifer oder Gereinigte Beitrage zur Geschichte der Franzosischen Revolution 1797 1799 In Auswahl unter dem Originaltitel neu herausgegeben von Werner Greiling Reclam Leipzig 1987 und Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main 1988 Bruchstucke aus den Papieren eines Augenzeugen und unparteiischen Beobachters der Franzosischen Revolution Nachdruck der Ausgabe von 1794 Hansebooks Norderstedt 2016 ISBN 978 3 7428 9620 9 Des Effets de la Religion de Mahomet pendant les trois premiers siecles de sa fondation sur l esprit les moeurs et le gouvernement des peuples chez lesquels cette religion s est etablie Schoell Paris 1810 Digitalisat deutsche Ausgabe Mahomed Darstellung des Einflusses seiner Glaubenslehre auf die Volker des Mittelalters Eine Preisschrift Frankfurt am Main 1810Als Herausgeber und Ubersetzer Emmanuel Joseph Sieyes Politische Schriften 2 Bande Leipzig 1796 Die Bundeslade Zeitschrift Frankfurt 1817 die Beitrage Oelsners erschienen darin anonymFerner existieren zahlreiche Briefe des Autors an namhafte Zeitgenossen zum Beispiel an Rahel Varnhagen Literatur BearbeitenKarl Wippermann Oelsner Konrad Engelbert In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 24 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 339 341 Edgar Richter Konrad Engelbert Oelsner und die Franzosische Revolution Leipzig 1911 Werner Kraft Carl Gustav Jochmann und sein Kreis Zur deutschen Geistesgeschichte zwischen Aufklarung und Vormarz Munchen Beck 1972 ISBN 3 406 01983 8 Darin S 11 132 uber Jochmanns Freundeskreis Gustav von Schlabrendorf und Oelsner sowie uber Schlabrendorfs und Oelsners politisches Weltbild Klaus Deinet Konrad Engelbert Oelsner und die Franzosische Revolution Geschichtserfahrung und Geschichtsdeutung eines deutschen Girondisten Mit einem Vorwort von Jacques Droz Munchen 1981 Werner Greiling Oelsner in Paris oder Zeugnisse eines Fremden uber wichtige Revolutionsbegebenheiten Vorwort zu Luzifer oder Gereinigte Beitrage zur Geschichte der Franzosischen Revolution Auswahl Frankfurt 1988 Uwe Meier Oelsner Konrad Engelbert In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 442 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Konrad Engelbert Oelsner Quellen und Volltexte Literatur von und uber Konrad Engelbert Oelsner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Digitalisierte Volltexte von Konrad Engelbert Oelsner Universitatsbibliothek Bielefeld Klaus Deinet Flucht in die Verheissung Deutsche im Pariser Exil Essener Unikate 6 7 1995 S 107 120 Darin K E Oelsner ein zerrissenes Leben PDF Datei 244 kB Anne Cottebrune Deutsche Freiheitsfreunde versus deutsche Jakobiner Zur Entmythisierung des Forschungsgebietes Deutscher Jakobinismus FES Library Bonn 2002 Normdaten Person GND 118589466 lobid OGND AKS LCCN n81117257 VIAF 66497073 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Oelsner Konrad EngelbertKURZBESCHREIBUNG deutscher politischer PublizistGEBURTSDATUM 11 Mai 1764GEBURTSORT Goldberg SchlesienSTERBEDATUM 18 Oktober 1828STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konrad Engelbert Oelsner amp oldid 229739781