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Das Klipphaus auch als Klippstube 1 oder Kliphus 2 bezeichnet war ein kleines Fachwerkhaus im Weichbild Altstadt von Braunschweig Es befand sich auf der Sudseite des Altstadtmarktes direkt an die Nordseite des Gewandhauses angebaut Das Fachwerkgebaude wurde in seiner endgultigen Form wohl um 1558 errichtet im Zweiten Weltkrieg vollstandig zerstort und nicht wieder aufgebaut Altstadtmarkt um 1900 Blick nach Suden auf das Klipphaus Bildmitte mit Gewandhaus dahinter und Blick in die Brabandtstrasse Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Nutzungsgeschichte 2 1 Architektur 2 2 Treffpunkt der Kleiderseller 2 3 Zerstorung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDie Benennung des Gebaudes soll auf das deutsche Wort Klip sic zuruckzufuhren sein das nachdem es in die englische Sprache Eingang gefunden hatte schliesslich als Klub wieder in die deutsche Sprache Aufnahme fand 3 Seit wann das Haus diesen Namen trug ist unbekannt In einer Kammereirechnung aus dem Jahre 1436 wird das Klipphaus erstmals erwahnt 1 Nutzungsgeschichte BearbeitenAn der Stelle des hier beschriebenen Gebaudes soll sich bereits ein Vorgangerbau die sogenannte Scheerbude befunden haben Sie war Eigentum des Rates der Braunschweiger Altstadt und wurde 1302 erstmals erwahnt 1 In dieser Bude wurden wie auch in den angrenzenden Gebauden an der Gewandhausnordseite die dort angebotenen Tuche geschoren Das Haus scheint aber um 1456 so baufallig gewesen zu sein dass der Rat Geld fur einen Neubau sammelte welcher dann bis 1498 einige Umbauten erfuhr Neben diesem Gebaude befanden sich bis etwa 1470 weitere 13 sogenannte Krambuden und 12 Hokenbuden die bereits im 12 Jahrhundert erwahnt wurden Zwischen 1470 und 1480 wurden diese Buden von der Nord auf die Sudseite des Gewandhauses in die dort gelegene Garkuche verlegt und an ihrer Stelle sechs grossere Fachwerkhauser darunter das Klipphaus errichtet 4 Um 1498 wurde das Klipphaus als Arrest 5 und Wachlokal der Konstabler der Altstadt genutzt aber auch fur deren Gelage 6 Zu diesem Zweck wurde vorubergehend auch eine Treppe ausserhalb des Gebaudes angebracht spater als das Haus wieder in Privatnutzung uberging aber wieder entfernt 7 Von den patrizischen Gewandschneidern wurde es als Gildehaus genutzt vom Rat als Weinstube fur Trinkgelage und Zusammenkunfte insbesondere wie von Friedrich Knoll berichtet nach den uberstandenen schweren innerstadtischen Aufruhren des Jahres 1614 8 Der Rat vermietete das Gebaude zudem wahrend der Braunschweiger Messen 9 Das Klipphaus wurde zuletzt wohl zur 1000 Jahr Feier der Stadt Braunschweig im Jahre 1861 restauriert In einem Brief vom 13 Juni 1891 behauptete Wilhelm Raabe dass die Klippstube einst der Waffenbruderschaft der Lilienvente gehorte 10 Architektur Bearbeiten nbsp Poststrasse um 1900 Blick auf die Ostfassade des Gewandhauses Rechts daran gebaut das Klipphaus Das kleine zweistockige Fachwerkhaus erbaut im Stil der Hildesheimer Fruh Renaissance war lediglich sieben Spann breit und mit auskragendem Obergeschoss Es entstand in dieser Form erst um 1558 11 Ursprunglich schloss das Gebaude bundig mit der alten Ostfassade des Gewandhauses ab Erst seitdem um 1590 die neue Renaissance Schaufassade vor die alte Ostseite gesetzt wurde erschien das Klipphaus einige Meter zuruckgesetzt Das Klipphaus verfugte weder uber eine eigene Hausnummer noch uber eine richtige Eingangstur sondern nur uber eine nachgebildete Wie aus dem Stadtplan von Friedrich Wilhelm Culemann aus dem Jahre 1798 hervorgeht hatte das Haus auch dieselbe Assekuranznummer namlich 768 wie das Gewandhaus Auch gab es in seinem Inneren keine Treppe 1 In jedem Stockwerk befand sich lediglich je eine Stube die als Gast und Schankwirtschaft diente Diese Raume waren nur uber das Gewandhaus zuganglich 12 Die Stube in der zweiten Etage war mit zahlreichem Schnitzwerk verziert so mit Arabesken Medaillons mit Kopfen und einem roten Lowen in weissem Feld der darauf verwies dass das Haus Eigentum des Rates der Altstadt war Des Weiteren befand sich in dem Raum ein Spruchband mit der schwer leserlichen Jahreszahl 1550 1558 11 oder 1590 1 was auf den Um Bau des Hauses verweisen konnte Im Vergleich zum Erdgeschoss war das Obergeschoss durch nachtraglichen Eingriff nach 1702 allmahlich etwas schrag geworden Der Grund soll die Bitte Herzog Rudolf Augusts von Braunschweig Wolfenbuttel gewesen sein einen Stutzpfeiler aus dem Untergeschoss zu entfernen um vom gegenuber liegenden Haus des Post Intendanten Johann Peter von Lautensack bei dem der Herzog haufig verkehrte eine bessere Sicht auf den Altstadtmarkt zu erhalten und um dort besser mit der Kutsche fahren zu konnen Dieser Bitte war man laut Protokoll vom 18 Februar 1702 nachgekommen 7 Zwar neigte sich das Geschoss dadurch etwas zur Seite blieb aber insgesamt bis zur Zerstorung des Hauses 1944 stabil Treffpunkt der Kleiderseller Bearbeiten nbsp Die Kleiderseller am 21 September 1890 Wilhelm Raabe in der untersten Reihe links Hauptartikel Die ehrlichen Kleiderseller zu Braunschweig Die Kleiderseller waren eine gesellige Vereinigung von Honoratioren aus Braunschweig und Umgebung die sich insbesondere in den Jahren zwischen 1882 und 1910 um den Schriftsteller Wilhelm Raabe geschart hatte Man traf sich zu regelmassigen Stammtischen an verschiedenen Orten in und um Braunschweig So donnerstags im Grunen Jager in Riddagshausen spater im Grossen Weghaus in Stockheim dann ab Anfang 1888 13 samstags in der Klippstube 14 die fortan bis zur Mitte der 1890er Jahre von ihnen aufgesucht wurde Zum Schluss trafen sich die Kleiderseller vorzugsweise in Herbst s Weinstube in der nahe dem Altstadtmarkt gelegenen Friedrich Wilhelm Strasse 23 Zerstorung Bearbeiten nbsp Die Nordseite des Gewandhauses im Jahre 2011 mit ehemaligem Runinger Zollhaus rechts hinter dem Baum Das Klipphaus befand sich dort wo der linke Sonnenschirm steht Wie fast alle Gebaude rund um den Altstadtmarkt wurde auch das Klipphaus durch die zahlreichen Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges zusammen mit samtlichen Fachwerkbauten auf der Nordseite des Gewandhauses Altstadtmarkt 2 6 vollstandig zerstort und nicht wieder aufgebaut 15 Die dadurch vor allem zwischen der Martinikirche und dem Westgiebel des Gewandhauses klaffende Lucke wurde 1950 durch die Wiedererrichtung des dorthin versetzten ehemaligen Runinger Zollhauses geschlossen Die anderen Fachwerkhauser wurden nicht ersetzt und die nunmehr kahle Nordfassade des Gewandhauses durch den Einbau von Fenstern sowie des Renaissance Portals der ebenfalls zerstorten Hagenmarkt Apotheke umgestaltet 16 Literatur BearbeitenIHK Braunschweig Hrsg Das Gewandhaus zu Braunschweig Vom Kophus der Wandtsnidere der Altstadt zur Industrie und Handelskammer Braunschweig Braunschweig o J um 1933 Norman Mathias Pingel Klipphaus Klippstube In Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Erganzungsband Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1996 ISBN 3 926701 30 7 S 79 52 262604 10 517994 Koordinaten 52 15 45 4 N 10 31 4 8 OEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Carl Wilhelm Sack Das Gewandhaus am Altstadtmarkte zu Braunschweig und die Verhaltnisse der Stadt selbst im Jahre 1590 In Braunschweigisches Magazin 49stes Stuck Sonnabends den 4ten December 1858 Braunschweig 1858 OCLC 258672365 S 481 Emil Ferdinand Vogel Alterthumer der Stadt und des Landes Braunschweig nach grosstentheils noch unbenutzten Handschriften und mit Abbildungen Friedrich Otto Braunschweig 1841 OCLC 844208384 S 120 Carl Wilhelm Sack Das Gewandhaus am Altstadtmarkte zu Braunschweig und die Verhaltnisse der Stadt selbst im Jahre 1590 S 481 FN 61 Heinrich Meier Die Strassennamen der Stadt Braunschweig In Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Geschichte Band 1 Zwissler Wolfenbuttel 1904 Digitalisat DNB 58068654X S 13 Norman Mathias Pingel Klipphaus Klippstube In Manfred R W Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Norman Mathias Pingel Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Erganzungsband S 79 Gerd Spies Hrsg Braunschweig Das Bild der Stadt in 900 Jahren Geschichte und Ansichten 2 Bande Stadtisches Museum Braunschweig Braunschweig 1985 S 46 a b Carl Wilhelm Sack Das Gewandhaus am Altstadtmarkte zu Braunschweig und die Verhaltnisse der Stadt selbst im Jahre 1590 S 482 Friedrich Knoll Braunschweig und Umgebung historisch topographisches Handbuch und Fuhrer durch die Baudenkmaler und Kunstschatze der Stadt Braunschweig 1881 S 128 Friedrich Karl von Strombeck Henning Brabant burgerhauptmann der stadt Braunschweig und seine zeitgenossen Ein beytrag zur geschichte des deutschen stadt und justizwesens im anfange des siebenzehnten jahrhunderts F A Helm Braunschweig Halberstadt 1829 OCLC 79341191 S 12 FN Das Klipphaus befand sich in dem Vorderhaufe des grossen Gewandhauses dem jetzigen Postgebaude gegenuber In dem Besitze einiger Zimmer dieses Klipphauses befinden sich die Mitglieder der alten Braunschweigischen Stadt Geschlechter noch jetzt und vermiethen sie zum Messverkehr Jost Schillemeit Hrsg Wilhelm Raabe Samtliche Werke Band 2 Briefe Braunschweiger Ausgabe Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1975 S 302 a b Paul Jonas Meier Karl Steinacker Die Bau und Kunstdenkmaler der Stadt Braunschweig 2 erweiterte Auflage Braunschweig 1926 S 88 IHK Braunschweig Hrsg Das Gewandhaus zu Braunschweig Vom Kophus der Wandtsnidere der Altstadt zur Industrie und Handelskammer Braunschweig S 35 Kurt Hoffmeister Vom Grunen Jager zum Grossen Weghaus Die Kleiderseller vor mit und nach Wilhelm Raabe in bald 150 Jahren Chronik der Kleiderseller Eigenverlag Kurt Hoffmeister Braunschweig 2002 ISBN 3 839109 98 1 S 47 Wilhelm Raabe Die Kinder von Finkenrode S 261 und 302 Rudolf Fricke Das Burgerhaus in Braunschweig In Das deutsche Burgerhaus Band 20 Ernst Wasmuth Tubingen 1975 ISBN 3 8030 0022 X S 146 Wolfgang Kimpflinger Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Band 1 1 Stadt Braunschweig Teil 1 Hameln 1993 ISBN 3 87585 252 4 S 73 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klipphaus amp oldid 239413403