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Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr 27 op 90 gilt als erste seiner spaten Schaffensperiode Wie op 49 1 op 49 2 op 54 op 78 und op 111 hat sie nur zwei Satze Willibrord Joseph Mahler Beethoven 1815 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Widmung 2 Satzuberschriften 3 Aufbau 3 1 Erster Satz 3 2 Zweiter Satz 4 Literatur 5 Klangbeispiele 6 WeblinksEntstehung und Widmung BearbeitenSeit op 81a Les Adieux waren funf Jahre vergangen In dieser Zeit hatte Beethoven fast ausschliesslich an der Oper Fidelio und einigen kleineren Werken gearbeitet Erst als sich der Fidelio dem Abschluss naherte begann Beethoven die Arbeit an anderen Stucken und schlug eine ganz neue Richtung ein Schon wegen seiner Ouverture Wellingtons Sieg war Beethoven 1814 ausserst popular Die e Moll Sonate entstand im Sommer jenes Jahres Die Tantiemen benutzte Beethoven unter anderem als Ruckzahlung von Schulden seines Bruders Kaspar Karl dessen Sohn er spater zu sich holte Dieser hatte beim Wiener Musikverleger Sigmund Anton Steiner Schulden gemacht fur die Beethoven eine Burgschaft ubernahm Das Landgericht verpflichtete Beethoven zur Uberlassung einer neuen Klaviersonate an den Verleger woraus op 90 resultierte Zwar kam auch Beethovens Gonner und begabter Schuler Erzherzog Rudolph von Osterreich zeitweise in den Besitz des Autographs jedoch ist die Sonate Beethovens langjahrigem Freund Moritz Graf von Lichnowsky gewidmet Der Druck erfolgte wie so oft erst nach einigen Verzogerungen und beschwerlichen Fehlerkorrekturen im Jahre 1815 am 6 Juni wurde sie von Sigmund Anton Steiner veroffentlicht Siehe auch Ludwig van Beethovens KlavierwerkeSatzuberschriften BearbeitenBeethoven verwendet erstmals nur deutsche Satzbezeichnungen in einer Klaviersonate wie danach nur in der folgenden A Dur Sonate und fur den Schlusssatz der E Dur Sonate moglicherweise Ausdruck einer patriotischen Begeisterung die ihn wie alle Deutschen in den so genannten Befreiungskriegen gegen Napoleon ergriff In den Satzbezeichnungen erweist sich Beethoven als Dirigent der uber die Sprache Einfluss auf den Interpreten nehmen will Mehr als uberkommene und bis heute gebrauchliche Tempobezeichnungen sind sie Anleitungen zum Verstandnis der Tonsprache Aufbau BearbeitenErster Satz Bearbeiten nbsp EingangsthemaMit Lebhaftigkeit und durchaus mit Empfindung und Ausdruck e Moll 3 4Beethoven experimentiert in dieser Sonate mit einer fur ihn seltenen Zweisatzform die er sonst nur in den kleinen Sonaten op 49 op 54 sowie op 78 behandelt hatte und die ihren kronenden Abschluss mit der Sonate op 111 erhalten sollte Die Satzuberschrift ist recht doppeldeutig Empfindung und Ausdruck sind nicht leicht zu vereinbaren schon gar nicht bei dem eigentlich aggressiven Satz Das erste Thema ist dreiteilig und basiert wie der ganze Satz auf einer Notenwiederholung und einem Viertel Auftakt Das Thema andert immer wieder seine Textur bleibt jedoch im Grundrhythmus und vor allem harmonisch recht trage Beethoven kadenziert immer wieder was ihn ebenso zu immer neuen Formen der Uberwindung der harmonischen Widerstande zwingt Nach einer Uberleitung die sich durch schnelle abwartsgerichtete Laufe auszeichnet moduliert Beethoven nach h Moll wo sich uber repetierenden Akkorden das zweite Thema vorbereitet oder bereits beginnt Diese Akkorde steigern sich bis ins Fortissimo ehe nun eine Melodie uber einem weiten Alberti Bass als Begleitung ertont Die Exposition schmilzt bis auf einen Ton h zusammen aus dem sich dann die Durchfuhrung herausschalt Diese basiert hauptsachlich auf dem Beginn des ersten Themas Es folgt eine Verarbeitung des zweiten Teils desselben worin Beethoven in der rechten Hand eine Sechzehntelbegleitung hinzufugt aus der sich zu Beginn der Reprise wieder das erste Thema ergibt Die Reprise wiederum ist insbesondere im Uberleitungsteil deutlich verandert und gesteigert Der erste Satz endet schliesslich in einer Pianissimo Coda die noch einmal das erste Thema zitiert Zweiter Satz Bearbeiten nbsp Thema des 2 SatzesNicht zu geschwind und sehr singbar vorgetragen E Dur 2 4Dieser Satz ist Beethovens letztes Schlussrondo in einer Klaviersonate und wird wie schon angedeutet aufgrund seiner cantabile Themen oft mit dem Stil Schuberts verglichen Wie schon im ersten Satz findet sich das thematische Material fast ausschliesslich in der rechten Hand jedoch sind auch die Sechzehntelbegleitungen der linken sehr interessant da immer perfekt auf die Bedurfnisse der Melodie angepasst Beethoven benutzt zwei 8 Takter als Thema dem sich uberraschenderweise der erste Teil noch einmal anschliesst ehe ein neues an den ersten Satz erinnerndes Seitenthema hervortritt Dies wird bald von einem weiteren Gedanken abgelost welcher von trillernden Sechzehnteln begleitet wird Am Schluss dieses Nebensatzes steht eine langsame Schlussgeste die nun mit Triolen versehen ist ehe das Thema erneut beginnt Der zweite Zwischensatz ist weitaus umfangreicher und vor allem harmonisch interessanter Von E Dur moduliert Beethoven bis c Moll und zitiert den Schlussgedanken des ersten Zwischenteils In diesem Sinne konnte man auch von einem Art Durchfuhrungsprozess sprechen und in der Tat sind Beethovens Rondos immer auch Sonatenprozesse Nachdem Thema und erster Zwischenteil wiederholt worden sind schliesst sich fast urplotzlich eine kleine Modulation an die Beethovens kommende Radikalitat ankundigt und ganz kurz fur ein Umsturzen der friedlichen Stimmung und das im Pianissimo zu sorgen scheint Die Coda verlagert das Thema in die linke Hand und es kommt zu neuen Begleitphrasen Zweimal wird der Fluss der Sonate unterbrochen doch immer wieder ergeben sich neue Ideen Da ein furioses Ende kaum moglich ist verwendet Beethoven einen einzigartigen Gedanken eine accelerando Skalenfigur fallt und steigt dann wieder um im Pianissimo zweistimmig einfach so aufzuhoren ohne grosse Endgeste plotzlich verstummend Literatur BearbeitenJoachim Kaiser Beethovens zweiunddreissig Klaviersonaten und ihre Interpreten Fischer Tb 1999 ISBN 3 596 23601 0 Siegfried Mauser Beethovens Klaviersonaten C H Beck 2001 ISBN 3 406 41873 2 Jurgen Uhde Beethovens Klaviermusik Reclam 2000 ISBN 3 15 010151 4 Klangbeispiele BearbeitenKlavierspiel von Randolph Hokanson an der University of Washington 2006 Satz Anhoren Satz Anhoren Weblinks BearbeitenBeethoven Haus in Bonn mit der Originalpartitur Briefen und Skizzen Raptus Association for Music Appreciation Hintergrundinformationen und Analysen zu allen Werken Beethovens Alfred Brendels Gedanken uber die 32 Klaviersonaten in Essayform englisch Klaviersonate Nr 27 Beethoven Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectKlaviersonaten von Ludwig van Beethoven Nr 1 f Moll op 2 Nr 1 Nr 2 A Dur op 2 Nr 2 Nr 3 C Dur op 2 Nr 3 Nr 4 Es Dur op 7 Nr 5 c Moll op 10 Nr 1 Nr 6 F Dur op 10 Nr 2 Nr 7 D Dur op 10 Nr 3 Nr 8 c Moll op 13 Pathetique Nr 9 E Dur op 14 Nr 1 Nr 10 G Dur op 14 Nr 2 Nr 11 B Dur op 22 Nr 12 As Dur op 26 Nr 13 Es Dur op 27 Nr 1 Nr 14 cis Moll op 27 Nr 2 Mondscheinsonate Nr 15 D Dur op 28 Pastorale Nr 16 G Dur op 31 Nr 1 Nr 17 d Moll op 31 Nr 2 Der Sturm Nr 18 Es Dur op 31 Nr 3 Nr 19 g Moll op 49 Nr 1 Nr 20 G Dur op 49 Nr 2 Nr 21 C Dur op 53 Waldstein Nr 22 F Dur op 54 Nr 23 f Moll op 57 Appassionata Nr 24 Fis Dur op 78 Nr 25 G Dur op 79 Nr 26 Es Dur op 81a Les Adieux Nr 27 e Moll op 90 Nr 28 A Dur op 101 Nr 29 B Dur op 106 Grosse Sonate fur das Hammerklavier Nr 30 E Dur op 109 Nr 31 As Dur op 110 Nr 32 c Moll op 111 Normdaten Werk GND 300016840 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klaviersonate Nr 27 Beethoven amp oldid 235935898