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Das Kastell Kemel ist ein ehemaliger romischer Garnisonsort am Obergermanischen Limes der seit 2005 den Status eines UNESCO Weltkulturerbes besitzt Das fur einen Numerus ausgelegte Lager befindet sich heute als weitgehend uberbautes Bodendenkmal im Siedlungskern von Kemel einem Ortsteil der Gemeinde Heidenrod im hessischen Rheingau Taunus Kreis Kastell KemelLimes ORL 7 RLK Strecke RLK Obergermanischer Limes Strecke 2 Westliche Taunusstrecke Datierung Belegung antoninisch bisvermutlich um 259 260 Loste die Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel ab Typ NumeruskastellEinheit unbekannter NumerusGrosse 92 5 m 77 4 m 0 7 haBauweise SteinErhaltungszustand weitgehend uberbautes BodendenkmalOrt Heidenrod KemelGeographische Lage 50 9 55 7 N 8 0 57 8 O 50 165466666667 8 0160583333333 518Hohe 518 m u NHNVorhergehend Kleinkastell Auf dem Dorsterberg nordlich Anschliessend Kleinkastell Adolfseck ostlich Vorgelagert Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel nordlich zeitlich vorausgehend Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Forschungsgeschichte 2 Befunde 3 Limesverlauf zwischen den Kastellen bei Kemel und dem Kleinkastell Adolfseck 4 Denkmalschutz 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenLage und Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Lageplan der beiden Kleinkastelle und des Numeruskastells 1898 1900 Bei Kemel andert der Limes seinen Verlauf und schwenkt von der bisher verfolgten tendenziell nach Sudosten fuhrenden Richtung in grossem Radius nach Osten ein Auf dem Pohl bei Kemel erreicht er mit 537 Hohenmetern seinen hochsten Punkt im Abschnitt zwischen Bad Ems und der Aar Unmittelbar auf der Hohe ist eine hervorragende Rundumsicht gegeben die vom Grauen Kopf beim Kastell Holzhausen bis fast zum Kastell Zugmantel und weit in das Limesvorgelande hinein reicht An dieser Stelle verlauft auch die Wasserscheide zwischen Aar und Wisper Durch die exponierte topographische Lage ist dieser Platz aber auch recht rauen und kalten Winden ausgesetzt was ein Grund dafur gewesen sein mag dass das Numeruskastell Kemel in der geschutzten aber auch etwas tiefer gelegenen Mulde etwas hinter dem Limes errichtet wurde Ein anderer Grund durfte die Sicherstellung der Wasserversorgung durch den dort entspringenden Aulbachs gewesen sein Im heutigen siedlungsgeographischen Bild befinden sich das Bodendenkmal mitten im Zentrum des Ortes Kemel Die Kastelle von Kemel wurden 1898 von Hans Lehner dem regionalen Streckenkommissar der Reichs Limeskommission RLK entdeckt und in zwei Grabungskampagnen 1898 und 1899 sowie einer kleineren Nachgrabung 1900 archaologisch ausgegraben Die Leistung Lehners kann ruckblickend kaum hoch genug eingeschatzt werden da es mit den grabungstechnischen Methoden des ausgehenden 19 Jahrhunderts keineswegs selbstverstandlich war die Befunde im Bereich des weitgehend uberbauten und tiefgrundig gestorten Numeruskastells festzustellen und richtig zu interpretieren Auch die Ausgrabung der in Holz Erde Bauweise errichteten Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel stellten fur die Zeit eine grabungstechnische Herausforderung dar die Lehner brillant loste Eine Notgrabung im Bereich des Vicus der Zivilsiedlung die bei nahezu jeder romischen Grenzgarnison anzutreffen ist wurde 2001 durch das Landesamt fur Denkmalpflege Hessen durchgefuhrt Befunde Bearbeiten nbsp Kastellgrundriss im Ortskern von Kemel 1898 1900 Das Steinkastell von Kemel nahm mit den Seitenlangen von rund 92 50 m an der Sudostseite die Nordwestseite ist geringfugig langer mal 77 40 m die Form eines schwach unregelmassigen Rechteckes ein Die an den Ecken abgerundete Wehrmauer besass im Aufgehenden eine Machtigkeit von 1 50 m das Fundament war 1 60 m bis 1 70 m breit Sie wurde aus Grauwackesteinen ausgefuhrt die mit Kalkmortel der stellenweise mit Ziegelmehl durchsetzt war vermauert waren Der Hohenunterschied innerhalb der so eingefriedeten Kastellflache von gut 0 7 Hektar war mit rund zehn Metern knapp 10 Prozent von der Kastellfront 1 zur Dekumatseite 2 betrachtlich Mit seiner Porta praetoria Haupttor war das Kastell nach Nordosten zum Limes hin ausgerichtet Die Anzahl der Tore insgesamt kann nur unter Vorbehalt mit wenigstens zwei vermutlich aber vier angegeben werden Vollstandig ausgegraben wurde nur die Porta praetoria die Porta decumana ruckwartiges Tor konnte zumindest festgestellt werden Die Bereiche in denen sich die Porta principalis dextra und die Porta principalis sinistra rechtes und linkes Seitentor hatten befinden mussen waren zur Zeit der Aktivitaten der Reichs Limeskommission bereits vollstandig abgetragen worden vermutlich im Zusammenhang mit mittelalterlichen oder neuzeitlichen Strassenbauarbeiten Die Tore waren rechts und links der Durchfahrt von Wehrturmen flankiert Ebenfalls mit Turmen besetzt waren die abgerundeten Ecken der Wehrmauer Im unmittelbaren Anschluss an die Wehrmauer befand sich nach einer einen Meter breiten Berme ein einfacher Spitzgraben der eine Breite von sieben Meter und eine Tiefe von 2 20 m besass Vor der Porta praetoria setzte der Graben aus Spuren der Innenbebauung blieben trotz intensiver Suche marginal Alles wies darauf hin dass die romische Kulturschicht bereits bei der Uberbauung im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit nahezu vollstandig abgetragen worden ist Der Vicusbereich wurde wahrend der Grabungen der Reichs Limeskommission 1898 bis 1900 nicht gesondert untersucht Aufgrund der Konzentration an Oberflachenfunden konnte jedoch seine Lage schwerpunktmassig sudlich und sudostlich der Garnison festgestellt werden Sondierungen die zur Auffindung des Kastellbads vorgenommen wurden verliefen negativ da aufgefundene Fundamentreste nicht eindeutig zugeordnet werden konnten und sowohl zu den Termen als auch zu den Bauten des Vicus gehort haben konnten Bei einer Notgrabung des Landesamtes fur Denkmalpflege Hessen im Jahre 2001 wurde im Bereich des Vicus der Keller eines Hauses teilweise ergraben Heute ist von den Befunden in Kemel nichts mehr zu sehen Lediglich der Verlauf der heutigen Hauptstrasse liefert einen schwachen Hinweis auf die ehemalige Fortifikation Sie wurde im Mittelalter als die Ruine den Ursprung des heutigen Ortes Kemel bildete so angelegt dass sie durch die beiden Seitentore fuhrte und diese miteinander verband Das Kastell Kemel wurde in antoninischer Zeit kurz nach der Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts als Nachfolger der jungeren Schanze der Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel errichtet Seine Besatzung bestand aus einem namentlich nicht uberlieferten Numerus einer Auxiliartruppe von etwa 140 bis 160 Mann Starke Das Kastell bestand vermutlich bis zur Aufgabe der rechtsrheinischen Gebiete um 259 260 Limesfall 3 Lange nach dem Ende des Kastells bildete sich auf dessen Ruinen vermutlich der mittelalterliche Ort Kemel Limesverlauf zwischen den Kastellen bei Kemel und dem Kleinkastell Adolfseck BearbeitenVon Kemel aus wo er in grossem Radius von seiner bisherigen sudostlichen Verlaufsrichtung nach Osten einschwenkt zieht der Limes zunachst in unregelmassigem Verlauf zum Tal der Aar das mit dem Kleinkastell Adolfseck gesichert war Hierbei verlauft er ausschliesslich durch bewaldete oder landwirtschaftlich genutzte Gebiete nordlich der Orte Heimbach und Lindschied Spuren der Limesbauwerke zwischen den Kastellen bei Kemel und dem Kleinkastell Adolfseck ORL 7 4 Kastell Kemel siehe obenKK 5 Auf dem Pohl bei Kemel siehe separaten Artikel Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel Wp 2 49 6 Vermutete Stelle eines Wachturms der nach Auflassung der Kleinkastelle von Kemel moglicherweise deren Position einnahm Die Stelle konnte bisher archaologisch nicht nachgewiesen werden Wp 2 50 Bei Kemel Turmstelle 7 Wp 2 50a Aufgrund der durchschnittlichen Entfernungen zwischen Limeswachturmen vermutete aber bislang archaologisch nicht nachgewiesene Turmstelle 8 Wp 2 51 Am Galgenkopf Turmstelle eines Steinturms 9 Wp 2 52 Galgenhof Als Schutthugel gut erkennbare Turmstelle eines Steinturms 10 Wp 2 53 Auf dem Silberberg Erkennbarer Schutthugel der Turmstelle eines Steinturms 11 Wp 2 54 Nordlich von Lindschied Durch die umherliegenden Steintrummer lokalisierbarer Turmstelle eines Steinturms 12 Wp 2 55 Am Seifenberg Turmstelle eines Steinturms 13 Justinus Felsen Felsblock mit der antiken InschriftIANVARIVS IVSTINVS Vermutlich hat sich hier ein romischer Auxiliarsoldat oder Legionar der am Limes Wachdienst leistete oder in einem nahegelegenen Steinbruch arbeitete mit einem Graffito verewigt Der Stein befindet sich rund 200 m nordlich des Limes KK Kleinkastell Adolfseck siehe Hauptartikel Kleinkastell AdolfseckDenkmalschutz BearbeitenDas Kastell Kemel und die anschliessenden Limesanlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO Welterbes Ausserdem sind sie Bodendenkmale im Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenDietwulf Baatz Kemel Numeruskastell und zwei Kleinkastelle In Dietwulf Baatz und Fritz Rudolf Herrmann Die Romer in Hessen Lizenzausgabe der Auflage von 1982 Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 58 9 S 372 373 Dietwulf Baatz Der Romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau 4 Auflage Gebr Mann Berlin 2000 ISBN 3 7861 2347 0 S 115 E Fabricius F Hettner O von Sarwey Hrsg Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Abteilung A Band 1 Die Strecken 1 und 2 1936 Margot Klee Der romische Limes in Hessen Geschichte und Schauplatze des UNESCO Welterbes Pustet Regensburg 2009 ISBN 978 3 7917 2232 0 S 74 f Margot Klee Der Limes zwischen Rhein und Main Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0276 1 S 64 Hans Lehner in der Reihe Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Hrsg Ernst Fabricius Felix Hettner Oscar von Sarwey Abteilung B Band 1 Kastell Nr 7 Das Kastell Kemel 1901 Weblinks BearbeitenKastell Kemel auf der Webprasenz der Deutschen Limeskommission Kastell Kemel auf der privaten Limes Projektseite von Stefan DornbuschAnmerkungen Bearbeiten 520 10 m u NN an der Porta praetoria 510 07 m u NN an der Porta decumana Dietwulf Baatz Der Romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau 4 Auflage Gebr Mann Berlin 2000 ISBN 3 7861 2347 0 S 115 ORL XY fortlaufende Nummerierung der Kastelle des ORL KK nicht nummeriertes Klein Kastell Wp Wachposten Wachturm Die Ziffer vor dem Schragstrich bezeichnet den Limesabschnitt die Ziffer hinter dem Schragstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm Wp 2 50 bei 50 9 50 97 N 8 1 25 72 O 50 164158333333 8 0238111111111 Wp 2 50a bei 50 9 50 84 N 8 1 53 38 O 50 164122222222 8 0314944444444 Wp 2 51 bei 50 9 49 46 N 8 2 17 95 O 50 163738888889 8 0383194444444 Wp 2 52 bei 50 9 44 57 N 8 2 48 58 O 50 162380555556 8 0468277777778 Wp 2 53 bei 50 9 46 68 N 8 3 17 66 O 50 162966666667 8 0549055555556 Wp 2 54 bei 50 9 57 38 N 8 3 47 17 O 50 165938888889 8 0631027777778 Wp 2 55 bei 50 9 56 6 N 8 4 15 46 O 50 165722222222 8 0709611111111 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Kastelle des Obergermanischen Limes ORL Strecke 2 Lahn Aar Kleinkastell Auf der Schanz Kleinkastell Becheln Kastell Hunzel Kastell Marienfels Kleinkastell Pohl Kleinkastell Pfarrhofen Kastell Holzhausen Kleinkastell Auf dem Dorsterberg Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel Kastell Kemel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Kemel amp oldid 238663698