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Die Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel sind zwei ehemalige romische Garnisonsorte am Obergermanischen Limes der seit 2005 den Status eines UNESCO Weltkulturerbes besitzt Die Reste der Militarlager befinden sich heute als Bodendenkmale am nordlichen Rande von Kemel einem Ortsteil der Gemeinde Heidenrod im hessischen Rheingau Taunus Kreis Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Forschungsgeschichte 2 Befunde 2 1 Altere Schanze 2 2 Jungere Schanze 3 Denkmalschutz 4 Limesverlauf zwischen den Kastellen bei Kemel und dem Kleinkastell Adolfseck 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenLage und Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Lageplan der beiden Kleinkastelle und des NumeruskastellsBei Kemel andert der Limes seinen Verlauf und schwenkt von der bisher verfolgten tendenziell nach Sudosten fuhrenden Richtung in grossem Radius nach Osten ein Auf dem Pohl bei Kemel erreicht er mit 537 Hohenmetern seinen hochsten Punkt im Abschnitt zwischen Bad Ems und der Aar Dort ist eine hervorragende Rundumsicht gegeben die vom Grauen Kopf beim Kastell Holzhausen bis fast zum Kastell Zugmantel und weit in das Limesvorgelande hinein reicht An dieser Stelle verlauft auch die Wasserscheide zwischen Aar und Wisper Durch die exponierte topographische Lage ist dieser Platz aber auch recht rauen und kalten Winden ausgesetzt was ein Grund dafur gewesen sein mag dass das spater angelegte Numeruskastell Kemel in einer geschutzten aber auch etwas tiefer gelegenen Mulde gut 200 m weiter sudlich errichtet wurde Im heutigen siedlungsgeographischen Bild befinden sich die Bodendenkmale unter den landwirtschaftlich genutzten Flachen nordlich des Ortes Kemel zwischen dem Ortsrand und der Bundesstrasse 260 Die Kastelle von Kemel wurden 1898 von Hans Lehner dem regionalen Streckenkommissar der Reichs Limeskommission RLK entdeckt und in zwei Grabungskampagnen 1898 und 1899 sowie einer kleineren Nachgrabung 1900 archaologisch ausgegraben Die Leistung Lehners kann ruckblickend kaum hoch genug eingeschatzt werden da es mit den grabungstechnischen Methoden des ausgehenden 19 Jahrhunderts keineswegs selbstverstandlich war die im Wesentlichen nur aus Bodenverfarbungen bestehenden Spuren von Holz Erde Kastellen nachzuweisen und richtig zu interpretieren Auch die Befunde im Bereich des weitgehend uberbauten und tiefgrundig gestorten Numeruskastells Kemel stellten fur die Zeit eine grabungstechnische Herausforderung dar die Lehner brillant loste Eine kleine Auswahl der Funde findet sich im Limesinformationszentrum des Rheingau Taunus Kreises am Hofgut Georgenthal Befunde Bearbeiten nbsp GrundrissBei beiden Kleinkastellen handelt es sich um einfache Holz Erde Schanzen die dem sich gut 200 m sudlich befindenden steinernen Numeruskastell Kemel zeitlich vorausgingen Die Kastelle uberlagern sich am Rand wobei das grossere sudlich gelegene Lager das kleinere nordlich gelegene uberschneidet Altere Schanze Bearbeiten Kleinkastell Auf dem Pohl bei Kemel Altere SchanzeLimes ORL NN RLK Strecke RLK ORL Strecke 2 Westliche Taunusstrecke Datierung Belegung domitianisch oder trajanisch bis hadrianischTyp KleinkastellEinheit Unbekannte VexillatioGrosse 39 m 39 5 mBauweise Holz Erde LagerErhaltungszustand BodendenkmalOrt Kemel HeidenrodGeographische Lage 50 10 4 N 8 0 59 6 O 50 167775 8 0165416666667 537Hohe 537 m u NHNVorhergehend Kleinkastell Auf dem Dorsterberg Anschliessend Kleinkastell Adolfseck ostlich Ruckwartig ORL 7 Kastell Kemel sudlich zeitlich nachfolgend Die altere Schanze befand sich in einem Abstand von 15 5 m sudlich des Limesgrabens Grabensohle Sie war ein annahernd quadratisches Erdwerk mit den Seitenlangen 39 m mal 39 5 m Das Lager war von einem doppelten Spitzgraben mit stark abgerundeten Ecken umgeben Die beiden Graben grenzten hart aneinander und waren jeweils vier Meter breit Spuren einer Palisade oder anders gearteten Einzaunung auf der Innenseite des Grabens wurden nicht festgestellt Mit ihrem einzigen Tor war die Anlage nach Nordosten zum Limes hin ausgerichtet An dieser Stelle war der Doppelgraben auf einer Breite von 4 50 m innerer Graben bzw 5 10 m ausserer Graben von einem Erddamm unterbrochen Schwache Pfostenspuren in diesem Bereich wiesen auf die Konstruktion eines holzernen Tores hin Annahernd im Zentrum der Anlage befand sich ein holzernes annahernd quadratisch angelegtes aber leicht schiefwinkliges Bauwerk Die Lange seiner Front betrug 14 80 m die seiner Ruckseite 14 50 m Die linke Seite war 13 60 m die rechte 14 25 m lang Mit seiner Vorderfront offnete sich das Gebaude nach Nordosten zum Lagertor hin Um einen zentralen Innenhof gruppierten sich insgesamt sieben Raume Je drei etwa 4 m mal 4 m grosse Raume befanden sich an den Seiten ein grosserer mit den Innenmassen von 4 80 m mal 5 50 m befand sich mittig vor der Ruckseite Bei Letzterem durfte es sich um die Stube des Kommandanten der kleinen Einheit gehandelt haben einer Vexillatio die etwa die Grosse einer halben Zenturie besessen haben durfte Der Name der Truppe ist nicht uberliefert Das Lager wies keinerlei Zerstorungsspuren auf vielmehr sprach die Gleichmassigkeit der Grabenverfullung fur eine planmassige Raumung Das Fundmaterial weist die Anlage dem letzten Viertel des ersten nachchristlichen Jahrhunderts zu Sie wurde Mitte der ersten Halfte des ersten Jahrhunderts durch die unmittelbar sudlich angrenzende jungere Schanze ersetzt von deren Graben sie im Bereich der Sudecke uberschnitten wird Jungere Schanze Bearbeiten Kleinkastell Auf dem Pohl bei Kemel Jungere Schanze Limes ORL NN RLK Strecke RLK ORL Strecke 2 Westliche Taunusstrecke Datierung Belegung hadrianisch bis antoninischTyp KleinkastellEinheit Unbekannte VexillatioGrosse 56 m 46 mBauweise Holz ErdeErhaltungszustand BodendenkmalOrt Kemel HeidenrodGeographische Lage 50 10 2 8 N 8 0 58 3 O 50 167455555556 8 0162 537Hohe 537 m u NHNVorhergehend Kleinkastell Auf dem Dorsterberg Anschliessend Kleinkastell Adolfseck ostlich Ruckwartig ORL 7 Kastell Kemel sudlich zeitlich nachfolgend nbsp Idealkonstruktion des Kasernenbaus der jungeren Schanze nbsp Geophysikalische Prospektion 2007Die jungere Schanze lag etwas weiter hinter dem Gipfel des Pohls an dessen Sudhang etwa 46 50 m von der Sohle des Limesgrabens entfernt Ihre Untersuchung konnte nicht in dem gleichen Umfang vorgenommen werden wie die der alteren Schanze da zur Zeit der Ausgrabungen ein grosser Teil der westlichen Kastellflache landwirtschaftlich genutzt wurde Das ebenfalls in Holz Erde Bauweise ausgefuhrte Befestigungswerk nahm eine rechteckige Flache mit den Seitenverhaltnissen von 56 m Lange auf 46 m Breite ein Auch dieses Militarlager war von einem doppelten Spitzgraben umgeben der infolge Oberflachenabtragung im Laufe der Jahrhunderte stellenweise nur noch sehr schwach festgestellt werden konnte Die grosste erhaltene Breite wurde mit 3 20 m die grosste Resttiefe mit 1 88 m gemessen Auf der Innenseite des Grabens wurde eine Palisade anhand eines 50 m breiten und 50 cm bis 60 cm tiefen Palisadengrabens ermittelt Mit ihrem einzigen Tor war die Anlage nach Nordosten zum Limes hin ausgerichtet An dieser Stelle war der Doppelgraben von einem Erddamm unterbrochen dessen Breite aufgrund der Uberschneidungen mit dem alteren Kastell sowie der Bodenerosionen nicht mehr genau bestimmt werden konnte Mit Vorbehalt kann die Breite des Damms beim inneren Graben mit rund 5 m und beim ausseren mit etwa 8 50 m berechnet werden Wie bei der alteren Schanze wurde das Innere der jungeren Schanze von einem Holzgebaude beherrscht das jedoch wesentlich grosser als das erste war Auch hier offnete sich das Gebaude nach Nordosten zum Lagertor hin Ein vermutlich teiluberdachter Innenhof wurde seitlich von zwei Raumfluchten aus jeweils sechs Raumen flankiert die als Contubernia Stubengemeinschaften angesprochen werden mussen Bis auf einen besassen die Raume mit 5 20 m mal 4 m bis 4 50 m annahernd die gleiche Grosse Ein Raum wich mit nur 5 20 m mal 3 00 m von diesem Schema ab Sein Boden war vollig mit Brandschutt bedeckt Vor der Mitte der Gebauderuckseite befand sich ein wesentlich grosserer Raum der als Wohnung des Kommandanten angesprochen wurde In Analogie zu vergleichbaren Unterkunften in anderen romischen Militarlagern kann von einer Truppe in Zenturienstarke ausgegangen werden Der Name der Garnison ist nicht uberliefert Das Kastell entstand um die Mitte der ersten Halfte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts und wurde nach der Mitte dieses Jahrhunderts durch das weiter zuruck gelegene Numeruskastell ersetzt In der nordwestlichen und in der nordostlichen Ecke des Lagers befand sich jeweils eine quadratische Regenwasserzisterne Von diesen Zisternen kann jedoch nur die zweitgenannte der jungeren Schanze zugeordnet werden da die andere vom Wall der Lagerumwehrung uberdeckt wurde und somit alter sein muss Denkmalschutz BearbeitenDie Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel und die anschliessenden Limesanlagen sind als Abschnitt des Obergermanisch Ratischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO Welterbes Ausserdem sind sie Bodendenkmale im Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Limesverlauf zwischen den Kastellen bei Kemel und dem Kleinkastell Adolfseck BearbeitenVon Kemel aus wo er in grossem Radius von seiner bisherigen sudostlichen Verlaufsrichtung nach Osten einschwenkt zieht der Limes zunachst in unregelmassigem Verlauf zum Tal der Aar das mit dem Kleinkastell Adolfseck gesichert war Hierbei verlauft er ausschliesslich durch bewaldete oder landwirtschaftlich genutzte Gebiete nordlich der Orte Heimbach und Lindschied Spuren der Limesbauwerke zwischen den Kastellen bei Kemel und dem Kleinkastell Adolfseck ORL 1 Name Ort Beschreibung ZustandKK 2 Auf dem Pohl bei Kemel siehe separaten Artikel Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel Wp 2 49 3 Vermutete Stelle eines Wachturms der nach Auflassung der Kleinkastelle von Kemel moglicherweise deren Position einnahm Die Stelle konnte bisher archaologisch nicht nachgewiesen werden Wp 2 50 Bei Kemel Turmstelle 4 Wp 2 50a Aufgrund der durchschnittlichen Entfernungen zwischen Limeswachturmen vermutete aber bislang archaologisch nicht nachgewiesene Turmstelle 5 Wp 2 51 Am Galgenkopf Noch im 19 Jahrhundert war der Schutthugel des Turms am Nordhang des Galgenbergs sichtbar Fur die Reichs Limeskommission legte Lehner das Steinturmfundament im Jahr 1898 frei doch sind von dieser Untersuchung kaum Unterlagen bekannt geworden da er die Arbeiten nur sehr fluchtig vornahm 1952 wurde am Galgenkopf offensichtlich eine 119 138 in Rom gepragte Munze entdeckt 6 Die rund 13 Meter vom grossen Limesgraben entfernt errichtete Wachturmstelle lag auf einer naturlichen Kuppe die durch Taunusquarzit gebildet wird Von 1965 bis 2002 wurde der Ort durch die militarische Nutzung von Flugabwehreinheiten stark beschadigt und im Zuge der ab Mai 2012 vorangetriebenen Errichtung eines Industriegelandes fur die Solarstrom und Windenergieerzeugung 7 komplett beseitigt Nur ein Turmmodell im Massstab 1 10 das nach den Vorgaben des bei Idstein Dasbach rekonstruierten Wachturms errichtet wurde erinnert heute an das abgegangene Bauwerk 8 Wp 2 52 Galgenhof Als Schutthugel gut erkennbare Turmstelle eines Steinturms 9 Wp 2 53 Auf dem Silberberg Erkennbarer Schutthugel der Turmstelle eines Steinturms 10 Wp 2 54 Nordlich von Lindschied Durch die umherliegenden Steintrummer lokalisierbarer Turmstelle eines Steinturms 11 Wp 2 55 Am Seifenberg Turmstelle eines Steinturms 12 Justinus Felsen Felsblock mit der antiken InschriftIANVARIVS IVSTINVS Vermutlich hat sich hier ein romischer Auxiliarsoldat oder Legionar der am Limes Wachdienst leistete oder in einem nahegelegenen Steinbruch arbeitete mit einem Graffito verewigt Der Stein befindet sich rund 200 m nordlich des Limes KK Kleinkastell Adolfseck siehe Hauptartikel Kleinkastell AdolfseckSiehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenDietwulf Baatz Der Romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau 4 Auflage Gebr Mann Berlin 2000 ISBN 3 7861 2347 0 Dietwulf Baatz Kemel Numeruskastell und zwei Kleinkastelle In Dietwulf Baatz und Fritz Rudolf Herrmann Die Romer in Hessen Lizenzausgabe der Auflage von 1982 S 372 373 Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 58 9 E Fabricius F Hettner O von Sarwey Hrsg Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Abteilung A Band 1 Die Strecken 1 und 2 1936 Christian Fleer Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes In E Schallmayer Hrsg Limes Imperii Romani Beitrage zum Fachkolloquium Weltkulturerbe Limes November 2001 in Lich Arnsburg Bad Homburg v d H 2004 ISBN 3 931267 05 9 S 75 92 speziell S 79 Saalburg Schriften 6 Margot Klee Der romische Limes in Hessen Geschichte und Schauplatze des UNESCO Welterbes Pustet Regensburg 2009 ISBN 978 3 7917 2232 0 S 74 f Margot Klee Der Limes zwischen Rhein und Main Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0276 1 Hans Lehner in der Reihe Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Hrsg Ernst Fabricius Felix Hettner Oscar von Sarwey Abteilung B Band 1 Kastell Nr 7 Das Kastell Kemel 1901 Weblinks BearbeitenDie Kastelle von Kemel auf der Seite der Deutschen LimeskommissionAnmerkungen Bearbeiten ORL Nummerierung der Limesbauwerke gemass der Publikation der Reichs Limeskommission zum Obergermanisch Ratischen Limes KK nicht nummeriertes Klein Kastell Wp Wachposten Wachturm Die Ziffer vor dem Schragstrich bezeichnet den Limesabschnitt die Ziffer hinter dem Schragstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm Bei 50 9 50 97 N 8 1 25 72 O 50 164158333333 8 0238111111111 Bei 50 9 50 84 N 8 1 53 38 O 50 164122222222 8 0314944444444 Joachim Gorecki Hans Werner Ritter Maria Radnoti Alfoldi Hrsg Die Fundmunzen der romischen Zeit in Deutschland Abteilung 5 Hessen Bd 1 1 Wiesbaden Mann Berlin 1994 ISBN 3 7861 1747 0 S 36 Dritte Saule im Naturenergiepark Heidenrod Online Angebot des Rheingau Echos vom 20 Marz 2014 Bei 50 9 49 16 N 8 2 17 23 O 50 163655555556 8 0381194444444 Quelle Eintrag zu Limeswachturm Wp 2 51 bei Heidenrod Kemel in der Datenbank KuLaDig des Landschaftsverbands Rheinland abgerufen am 20 Juli 2017 Bei 50 9 44 57 N 8 2 48 58 O 50 162380555556 8 0468277777778 Bei 50 9 46 68 N 8 3 17 66 O 50 162966666667 8 0549055555556 Bei 50 9 57 38 N 8 3 47 17 O 50 165938888889 8 0631027777778 Bei 50 9 56 6 N 8 4 15 46 O 50 165722222222 8 0709611111111 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Kastelle des Obergermanischen Limes ORL Strecke 2 Lahn Aar Kleinkastell Auf der Schanz Kleinkastell Becheln Kastell Hunzel Kastell Marienfels Kleinkastell Pohl Kleinkastell Pfarrhofen Kastell Holzhausen Kleinkastell Auf dem Dorsterberg Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel Kastell Kemel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleinkastelle Auf dem Pohl bei Kemel amp oldid 238739663