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Kastell Gilău war ein romisches Hilfstruppenlager auf dem Gemeindegebiet von Gilău Kreis Cluj in Siebenburgen Rumanien Kastell GilăuLimes Dakischer LimesAbschnitt B 95 1 Datierung Belegung A 106 bis 117 118B 117 118 bis 2 Halfte 2 Jh C 2 Halfte 2 Jh bis 275Typ AuxiliarkastellEinheit A Cohors I Pannoniorum 2 B C Ala Siliana 3 Grosse A 130 m 116 m 1 51 haB 221 m 127 5 m 3 04 haC 213 m 138 m 2 94 haBauweise A Holz Erde LagerB Holz Erde LagerC SteinkastellErhaltungszustand an der Oberflache sichtbares BodendenkmalOrt GilăuGeographische Lage 46 45 26 4 N 23 22 49 9 O 46 757343 23 380517 430 Koordinaten 46 45 26 4 N 23 22 49 9 OHohe 430 mAnschliessend Kastell Sutoru Optatiana nordnordwestlich B 96 Kastell Gherla nordostlich B 97 Ruckwartig Potaissa Kastell Turda sudostlich C 104 Vorgelagert Resculum westnordwestlich A V 21 Napoca ostlich N N Verlauf der Dakischen Limites Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Archaologische Befunde 2 1 Kleines Holz Erde Lager 2 2 Grosses Holz Erde Lager 2 3 Steinkastell 3 Fundverbleib und Denkmalschutz 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage BearbeitenIm heutigen Siedlungsbild befindet sich das Bodendenkmal im nicht uberbauten Park des Schlosses Gilău einem aus der Zeit um 1300 stammenden und 1428 erstmals erwahnten Adelssitz am westlichen Rande des Stadtchens Gilău in der Flur Cetate oder Var Es ist dort gut im Gelande zu sehen die ostliche Begrenzung wurde jedoch durch den Bau des Schlosses teilweise beeintrachtigt Topographisch liegt es auf einem Hohenrucken nahe und oberhalb des Mundungsbereiches des Baches Căpuc in den Fluss Someș In antiker Zeit hatte die Kastellbesatzung vermutlich die Aufgabe den Verkehr auf der von Napoca nach Westen bis Resculum fuhrenden Strasse zu uberwachen Verwaltungstechnisch befand sich das Kastell in der Provinz Dacia Porolissensis 4 Archaologische Befunde BearbeitenAls Fundort archaologischer Relikte ist der Kastellplatz mindestens seit dem 19 Jahrhundert bekannt wissenschaftliche archaologische Ausgrabungen fanden ab der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts statt insbesondere 1951 und 1958 unter Mihail Macrea und M Rusu sowie von 1979 bis 1985 unter Dan Isac Alexandru Diaconescu und Coriolan Horatiu Opreanu Dabei konnten an der Umwehrung des Kastells drei in den Principia und den Mannschaftsbaracken vier Bauphasen differenziert werden Alle Lager waren mit ihrer Praetorialfront Vorderfront nach Osten hin ausgerichtet 4 Kleines Holz Erde Lager Bearbeiten Das kleine Holz Erde Lager wurde schon zur Zeit Trajans errichtet und hatte einen Grundriss von 130 m mal 116 m womit es eine Grundflache von rund 1 51 Hektar bedeckte In seinem Inneren konnten die holzernen Principia nachgewiesen ein Bauwerk mit rechteckigem Grundriss das 27 75 m lang Ost West Achse und 23 25 m breit Nord Sud Achse war womit es eine Flache von 645 m in Anspruch nahm was etwa 4 3 der Gesamtflache des Kastells entsprach Bei diesen fruhen Principia handelt es sich um eine recht einfache architektonische Konstruktion bei der ein grosser Innenhof 24 3 m mal 23 25 m rund 565 m der moglicherweise von Portiken flankiert war aber gesichert nur von einer einzigen ruckwartigen Raumflucht mit insgesamt funf Raumen deren mittlerer und grosster das Fahnenheiligtum aedes oder Sacellum war begrenzt wurde Das Praetorium Wohnhaus des Kommandanten der ersten Bauphase befand sich elf Meter ostlich der Principia und mass 27 m mal 26 m was einer bebauten Flache von 702 Quadratmetern 4 68 der gesamten Kastellflache entspricht Das Gebaude ist eine Villa vom Atriumtyp bei der jedoch nur die den Innenhof begrenzenden Raume auf der nordlichen Seite mit einer Tiefe von 4 60 m zweifelsfrei identifiziert werden konnten Es wurden insgesamt vier Mannschaftsbaracken alle im Latus sinistra linke Halfte der Praetentura vorderer Lagerteil gelegen festgestellt Dabei handelte es sich um zwei Einzelbaracken und eine Doppelbaracke Die Einzelbaracken und eine der Doppelbaracken waren mit vorgesetzten Veranden versehen Die Grosse der Baracken liess sich auf neun mal 40 Meter also 360 Quadratmeter interpolieren die sich auf jeweils zehn Contubernia Mannschaftsstuben und einen Kopfbau fur den Centurionen verteilten In einer der Raumlichkeiten wurden insgesamt rund 25 Pistille fur Mortaria gefunden was zu der Vermutung Anlass gab dort habe moglicherweise eine zentrale Kuche gelegen Dies ware insofern ungewohnlich als im romischen Heer fur gewohnlich die Mahlzeiten in den einzelnen Stubengemeinschaften zubereitet wurden 5 Die bauausfuhrende Truppe und erste Stammeinheit des Lagers ist nicht gesichert die in der Literatur zuweilen in Anspruch genommene Cohors I Pannoniorum deren Prasenz sich auf einen einzelnen im Praetorium gefundenen Ziegelstempel stutzt 2 bleibt umstritten Aufgrund seiner geringen Grosse durfte das Kastell aber am ehesten einer einfachen Kohorte Infanterietruppe von 480 Mann Starke als Garnisonsort gedient haben 6 Grosses Holz Erde Lager Bearbeiten In fruhhadrianischer Zeit vermutlich in den Jahren 137 oder 138 wurde das Kastell betrachtlich nach Westen verlangert und ein wenig nach Suden verbreitert um den notwendigen Platz fur einen neuen Einheitstyp eine Ala eine Kavallerietruppe mit einer Starke von 480 Mann zu verschaffen die obwohl von gleicher Mannschaftsstarke wie ihre Vorganger zur Unterbringung ihrer Pferde naturgemass entsprechend mehr Flache benotigte Das neue Lager mass nunmehr 221 m mal 127 5 m und nahm somit eine Flache von 3 04 Hektar in Anspruch Es war mit einer 10 6 m breiten und 1 5 m bis 2 0 m hohen Holz Erde Mauer bewehrt vor der sich als Annaherungshindernis ein einfacher funf Meter breiter und 2 80 m tiefer Graben befand Die Innenstruktur folgte den Anlagen des kleinen Holz Erde Kastells insbesondere bezuglich der Achse der Via praetoria Lagerhauptstrasse und der Via decumana ruckwartige Lagerstrasse nach der sich auch die Anlage der entsprechenden Tore richtete so dass das neue Lager keinen symmetrischen Grundriss mehr hatte sondern die Achse der beiden genannten Strassen nach Norden in die linke Lagerhalfte verschoben war Die Verschiebung erfolgte zudem uneinheitlich so dass Via Praetoria und Via decumana keine einheitliche Achse mehr bildeten sondern gegeneinander geringfugig in der Art verschoben waren dass die Via decumana zentraler verlief als die Via praetoria 7 Die Principia verblieben an demselben Platz wie im voran gegangenen Lager wurden jedoch baulich geringfugig geandert Bedingt durch die oben beschriebenen Veranderungen der Lagerstrassen lag die Mittelachse der Principia in der Flucht der Via praetoria die Via decumana war jedoch geringfugig nach Suden verschoben Das Gebaude selbst wurde auf 33 20 m mal 24 50 m vergrossert so dass es nunmehr eine Flache von 789 m einnahm wovon 696 m auf den Innenhof entfielen Auch in dieser Bauphase finden sich keine Hinweise auf eine Basilika Das Praetorium behielt seinen Platz neben den Principia Im Gegensatz zur ersten Bauphase in denen nur in der Praetentura Mannschaftsbaracken angetroffen worden waren konnten in der zweiten Bauphase solche auch in der Retentura des Latus sinistrum nachgewiesen werden Sie besassen nun Abmessungen von 56 50 m mal 7 50 m und verfugten uber keine Veranda Eine Besonderheit war dass die Wohnungen der Centurionen nicht einen Kopfbau bildeten sondern dass sie sich als grossere Raumlichkeit in der Reihe der Contubernien befanden und hinter ihnen eine weitere Raumlichkeit in der Grosse eines Contuberniums die Baracke abschloss Diese Raumlichkeit wurde von Isac 1997 als Wohnung des Stallmeisters interpretiert 8 Die Baracken der ersten Bauphase in der Praetentura des Latus sinistrum wurden durch ein grosseres von Nord nach Sud ausgerichtetes Gebaude bislang unbestimmter Funktion ersetzt 9 4 Steinkastell Bearbeiten nbsp Spuren der Fundamente des Kastells Gilău im SchlossparkDer Ausbau zu einem Steinkastell erfolgte zu einem nicht naher bestimmbaren Zeitpunkt in Antoninischer Zeit 161 192 Vermutlich geschah die durch die Ala Siliana civium Romanorum bis torquata bis armillata deutsch Ala des Silius der romischen Burger zweimal mit Torques ausgezeichnet zweimal mit Armilla ausgezeichnet die spatestens ab diesem Zeitpunkt auch die Stammeinheit des Lagers war Dabei orientierte sich der Neubau an den Grundrissen des grossen Holz Erde Lagers so dass sich die Gesamtflache nur geringfugig verringerte Das Steinkastell war 213 m lang und 138 m breit wodurch sich eine Gesamtflache von 2 94 Hektar ergab Der Holz Erde Wall wurde durch eine 1 40 m machtige Mauer in der Technik des Opus incertum ersetzt vor der als Annaherungshindernis ein 6 50 m breite und drei Meter tiefer Graben verlief Die abgerundeten Kastellecken wurden mit Eckturmen von trapezformigem Grundriss 4 00 m 5 40 m 5 20 m 5 00 m versehen Zusatzlich gab es auf den Langsseiten Zwischenturme mit einem rechteckigen Grundriss 4 50 m mal 5 50 m Von den insgesamt vier Kastelltoren wurden die Porta decumana ruckwartiges Lagertor und die Porta principalis sinistra linkes Seitentor identifiziert Die Porta principalis sinistra besass eine doppelte Durchfahrt von insgesamt acht Metern Breite die Porta decumana nur eine einfache 3 70 m breite Durchfahrt Beide Tore waren von leicht nach aussen vorspringenden Torturmen mit rechteckigem Grundriss flankiert Die Masse der Torturme der Porta decumana betrugen 8 00 m mal 4 50 m und 7 60 m mal 4 70 m die der Porta principalis sinistra 7 75 m mal 5 50 m und 8 00 m mal 5 25 m 10 11 In der Retentura ruckwartiger Lagerteil wurden Stalle nachgewiesen sowie mindestens eine Mannschaftsbaracke die nunmehr auch in Steinbauweise ausgefuhrt war In der zweiten Halfte des dritten Jahrhunderts gab es eine Reparaturphase die insbesondere an den Principia Principia IV und den Mannschaftsbaracken deutlich wird In ihrer letzten Bauphase haben die Principia einen Umfang von 38 10 m mal 28 50 m was einer Grundflache von 1 086 m entspricht Erstmals liegen in dieser Phase Befunde vor die auf die Existenz einer Basilika weisen in deren Nordwestecke ein Tribunal identifiziert werden konnte Seitlich des Fahnenheiligtums befanden sich nur noch insgesamt zwei weitere Raume statt der vier bisherigen Die Funktion eines grosseren Steingebaudes so genanntes Gebaude A circa 41 m mal 41 m 1 681 m in der Praetentura konnte bislang nicht befriedigend geklart werden Aufgrund der gesicherten Bereiche seines Grundrisses entspricht es nicht einer Baracke auch keiner Doppelbaracke oder Stallung moglicherweise konnte es einer gemeinsamen Unterbringung von Reitern und Pferden gedient haben Seine Errichtung erfolgte in guter Qualitat in der Technik des Opus incertum 10 11 Fundverbleib und Denkmalschutz BearbeitenDie Aufbewahrung der Funde erfolgt im Muzeul Național de Istorie a Transilvaniei 12 Nationalmuseum der Geschichte Transsilvaniens in Cluj Napoca 13 Die gesamte archaologische Statte und im Speziellen das Kastell stehen nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr 422 2001 als historische Denkmaler unter Schutz und sind mit dem LMI Code CJ I s A 07068 in der nationalen Liste der historischen Monumente Lista Monumentelor Istorice eingetragen 14 Zustandig ist das Ministerium fur Kultur und nationales Erbe Ministerul Culturii și Patrimoniului Național insbesondere das Generaldirektorat fur nationales Kulturerbe die Abteilung fur bildende Kunst sowie die Nationale Kommission fur historische Denkmaler sowie weitere dem Ministerium untergeordnete Institutionen Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenstanden sind in Rumanien verboten Siehe auch BearbeitenListe der Limeskastelle in Dakien Schloss GilăuLiteratur BearbeitenAlexandru Diaconescu Propuneri pentru reconstituirea unor elemente de fortificaţiie ale castruluide la Gilău Acta Musei Napocensis XXI 1984 S 145 168 Christian Gazdac und Dan Isac The auxiliary forts from Samum Căseiu and Gilău Editura Mega Cluj Napoca 2007 ISBN 978 973 1868 03 5 S 29 60 149 182 185 188 192 und Tafeln IV bis VI Digitalisat Marius Ioan Grec Din istoria militară a Daciei Porolissensis Trupele auxiliare Vasile Goldiș University Press Arad 2010 ISBN 978 973 664 426 9 S 105 108 Digitalisat Nicolae Gudea Der Dakische Limes Materialien zu seiner Geschichte In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 44 2 1997 S 100f Digitalisat Dan Isac Castrele de cohortă si ală de la Gilău Zalău Zalău 1997 Felix Marcu The Internal Planning of Roman Forts of Dacia Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX Mega Publishing House Cluj Napoca 2009 ISBN 978 606 543 058 7 S 71 79 sowie Tafeln 7 und 8 Weblinks BearbeitenCastrul alei Siliana si vicus ul militar de la Gilău parcul castelului Rackoczi im Repertoriul Arheologic Naţional RAN rumanisch abgerufen am 26 Februar 2019 Gilău County Cluj Site Castrul roman Excavation Year 1997 auf der Webseite Cronica cercetărilor arheologice din Romania 1983 2012 Rapoarte preliminare de cercetare arheologică Raport de cercetare arheologică rumanisch abgerufen am 27 Februar 2019 Gilău County Cluj Site Castrul roman Excavation Year 2000 auf der Webseite Cronica cercetărilor arheologice din Romania 1983 2012 Rapoarte preliminare de cercetare arheologică Raport de cercetare arheologică rumanisch abgerufen am 27 Februar 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Strecke Abschnitt Kastellnummer nach Nicolae Gudea 1997 a b Dan Isac Castrele de cohortă si ală de la Gilău Zalău Zalău 1997 S 14f und Tafel IV 1 Ala Siliana CIL 03 00847 CIL 03 00847a IDR App 01 14 Datierung 117 bis 138 IDR App 01 15 AE 1993 01331 Datierung 211 bis 222 ILD 00601a und ILD 00601b a b c Nicolae Gudea Der Dakische Limes Materialien zu seiner Geschichte In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 44 2 1997 S 100 Digitalisat Felix Marcu The Internal Planning of Roman Forts of Dacia Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX Mega Publishing House Cluj Napoca 2009 ISBN 978 606 543 058 7 S 76 Felix Marcu The Internal Planning of Roman Forts of Dacia Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX Mega Publishing House Cluj Napoca 2009 ISBN 978 606 543 058 7 S 71 Felix Marcu The Internal Planning of Roman Forts of Dacia Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX Mega Publishing House Cluj Napoca 2009 ISBN 978 606 543 058 7 S 71f sowie Tafel 7 Dan Isac Castrele de cohortă si ală de la Gilău Zalău Zalău 1997 S 45 Felix Marcu The Internal Planning of Roman Forts of Dacia Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX Mega Publishing House Cluj Napoca 2009 ISBN 978 606 543 058 7 S 77f sowie Tafel 8 a b Felix Marcu The Internal Planning of Roman Forts of Dacia Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX Mega Publishing House Cluj Napoca 2009 ISBN 978 606 543 058 7 S 71 79 a b Nicolae Gudea Der Dakische Limes Materialien zu seiner Geschichte In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 44 2 1997 S 101f Digitalisat Muzeul Național de Istorie a Transilvaniei offizieller Webauftritt rumanisch abgerufen am 28 Februar 2019 Nicolae Gudea Der Dakische Limes Materialien zu seiner Geschichte In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 44 2 1997 S 101 Digitalisat Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums fur Kultur und nationales ErbeDakischer Limes Abschnitt B Kastell Gilău Kastell Sutoru Optatiana Kastell Gherla Kastell Cristești Kastell Cigmău Germisara Kastell Orăștioara de Sus Kastell Războieni Cetate Kastell Sighișoara Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Gilău amp oldid 219864996