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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum gleichnamigen Juristen siehe Kaspar Frey Jurist Kaspar Frey um 1460 70 in Baden im Aargau um 1526 27 in Zurich war ein Schweizer Chronist und Verwaltungsbeamter in Diensten der Stadte Baden im Aargau und Zurich sowie der Abtei St Gallen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Studium und Ausbildung 1481 1494 1 2 Stadtschreiber und Schultheiss von Baden 1494 1499 1 3 Schwabenkrieg 1499 1 4 Lehenvogt und Reichsvogt in Diensten der Abtei St Gallen 1499 1514 1 5 Stadtschreiber in Zurich 1515 16 1526 2 Werk 2 1 Chronistik 2 1 1 Schwabenkriegschronik 1499 1500 2 1 1 1 Aufbau und Inhalt 2 1 1 2 Rezeption und Uberlieferung 2 1 1 3 Bedeutung 2 1 2 Mailanderkriegschronik um 1503 1510 11 2 2 Ubersetzungstatigkeit 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenKaspar Frey wurde um 1460 70 in Baden im Aargau geboren Er stammte aus einer alteingesessenen Familie von Metzgern die zur stadtischen Fuhrungsschicht gehorte und im 15 und 16 Jahrhundert mehrfach Angehorige in den Stadtrat entsandt hatte Sein Vater Hans besetzte von 1487 bis zu seinem Tod 1497 mit Unterbrechungen das Amt des Badener Schultheissen Uber seine Mutter die aus der Brugger Familie Zehender stammte war Kaspar Frey entfernt verwandt mit dem langjahrigen Zurcher Stadtschreiber Ludwig Ammann Wahrscheinlich um 1486 87 verheiratete sich Frey mit Gertrud der Tochter des Badener Gastwirts Rudiger Bind vom Falken Die Ehe blieb wahrscheinlich kinderlos Studium und Ausbildung 1481 1494 Bearbeiten Kaspar Frey studierte 1481 82 an der Universitat Basel und 1483 84 in Paris wo er sein Studium mit dem Bakkalaureat abschloss Moglicherweise noch an der Universitat Paris oder an einer anderen Universitat erwarb er danach auch den Grad eines Magister Artium Zuruck in seiner Heimatstadt Baden diente er dort zwischen 1487 und 1492 als Mitglied des Stadtgerichts und 1487 88 als Einungsmeister der fur den Einzug stadtischer Strafgelder verantwortlich war Bis 1494 hatte er eine Ausbildung zum Notar absolviert vermutlich bei dem damaligen Stadtschreiber Ulrich Zasius mit dem ihn zeitlebens eine enge Freundschaft verband Stadtschreiber und Schultheiss von Baden 1494 1499 Bearbeiten Im Fruhjahr 1494 wurde Frey Nachfolger von Zasius Unter seiner Agide wurde die Badener Stadtkanzlei modernisiert insbesondere durch eine starkere Ausdifferenzierung der Stadtbucher Im Sommer 1498 wahlte ihn der Badener Rat zum Schultheissen Schwabenkrieg 1499 Bearbeiten Wahrend des Schwabenkriegs 1499 fuhrte Kaspar Frey als Oberster Hauptmann den Oberbefehl uber die Truppen der Stadt Die in Baden stattfindende Tagsatzung begleitete er in dieser Zeit als Protokollant und Schreiber Bereits im Mai oder Anfang Juni 1499 noch wahrend des Kriegs schied Frey aus dem Schultheissenamt aus und wechselte in die Dienste des Abts von St Gallen Gotthard Giel von Glattburg dem er von Juli bis September 1499 als Diplomat auf mehreren Tagsatzungen und den Friedensverhandlungen in Schaffhausen und Basel zur Verfugung stand Lehenvogt und Reichsvogt in Diensten der Abtei St Gallen 1499 1514 Bearbeiten Von Oktober 1499 bis November 1504 besetzte Frey die Stelle eines Lehenvogts der Abtei St Gallen einer Art Leiter der Lehensverwaltung Zwischenzeitlich fungierte er zudem als Stellvertreter des Hofmeisters Ende November 1504 wurde er von Abt Franz Gaisberg zum abtischen Reichsvogt uber die Gerichtsbezirke Rorschach Steinach Goldach und Morschwil mit Amtssitz in Rorschach am Bodensee bestellt Seit 1506 war er Mitglied des abtischen Rats seit 1510 vertrat er die Abtei auf mehreren Tagsatzungen Im Fruhjahr 1507 nahm Frey als Hauptmann eines St Galler Verbands auf Seiten des franzosischen Konigs Ludwig XII an dessen Feldzug gegen die oberitalienische Reichsstadt Genua teil Stadtschreiber in Zurich 1515 16 1526 Bearbeiten Im Herbst 1515 wurde Kaspar Frey zum Stadtschreiber von Zurich gewahlt ein Amt das er Anfang des Jahres 1516 antrat und bis Fruhjahr 1526 ausubte Der sich seit 1519 entwickelnden Zurcher Reformation unter Ulrich Zwingli stand er positiv gegenuber Die Stadtkanzlei unter der Leitung von Kaspar Frey stellte eine wichtige Schnittstelle zwischen dem Zurcher Rat und Zwingli dar Letzterer nahm die Dienste des Stadtschreibers haufig in Anspruch Frey und Zwingli waren privat miteinander befreundet und teilten ein gemeinsames Interesse an humanistischen Studien In dem seit 1519 um Zwingli gebildeten humanistischen Lese und Diskussionskreis war Frey ein anerkanntes Mitglied Inner und ausserhalb dieses Kreises zahlte er Humanisten wie Heinrich Glarean Joachim von Watt Vadian und Beatus Rhenanus zu seinen Freunden Im Fruhjahr 1526 trat Frey wegen Anzeichen von Gebrechlichkeit von seinem Amt zuruck Er wurde bald danach in den Zurcher Rat gewahlt konnte diese Position jedoch nur wenige Monate geniessen Zwischen dem 26 September 1526 und 24 Juni 1527 starb Kaspar Frey in Zurich Werk BearbeitenChronistik Bearbeiten Schwabenkriegschronik 1499 1500 Bearbeiten Aufbau und Inhalt Bearbeiten Kaspar Freys Hauptwerk ist eine vollkommen eigenstandige in deutscher Prosa verfasste Chronik des Schwabenkriegs 1499 die er wohl zwischen September 1499 und April 1500 in St Gallen niederschrieb Sie gehort zu den fruhesten bekannten Geschichtswerken die sich mit dieser Auseinandersetzung beschaftigen Der Text behandelt den Krieg sehr detailreich von seinen Anfangen zum Jahreswechsel 1498 99 bis zum Frieden zu Basel am 22 September 1499 Neben der lebendigen Schilderung militarischer Vorgange bietet die Chronik eine breite Politik und Diplomatiegeschichte des Kriegs mit einer kenntnisreichen Beurteilung der Rolle des franzosischen Konigs Ludwig XII des Herzogs von Mailand Ludovico Sforza genannt il Moro und des romischen Konigs und Erzherzogs von Habsburg Osterreich Maximilian I Hier zeichnet sich Frey vor allem durch eine extrem negative Haltung gegenuber Ludwig XII aus 1499 immerhin ein wichtiger Verbundeter der Eidgenossen wahrend der Kriegsgegner Maximilian relativ positiv dargestellt wird Massgebliche Intention der Chronik ist eine explizit gegen den Krieg gerichtete moralische Didaxe die durch das Beispiel der Geschichte eine Belehrung des Lesers und die Vermittlung eines positiven Handlungsleitfadens fur die Zukunft anstrebt Der Darstellung liegt ein streng kausales Geschichtsverstandnis zugrunde das das eigenverantwortliche Handeln jedes Einzelnen und dessen Konsequenzen betont Die Kriegsursache sieht Frey in einem kausalen Zusammenhang mit den langjahrigen Schmahungen der Schwaben und Osterreicher gegen die Eidgenossen womit er Erstere zugleich als die Alleinschuldigen am Krieg identifiziert und damit auch die vorrangige Zielgruppe seiner moralischen Didaxe zu erkennen gibt Wahrscheinlich plante Frey eine Drucklegung seines Werks zu der es aus unbekannten Grunden jedoch nie kam Die Darstellung beruht zum Teil auf eigenen Erfahrungen des Chronisten und Augenzeugenberichten Besonders wertvoll sind die Schilderungen des Kriegsalltags in den Stellungen am Hochrhein bei Koblenz gegenuber Waldshut sowie der Friedensverhandlungen in Schaffhausen und Basel an denen Frey als St Galler Diplomat selbst teilgenommen hatte Daneben verarbeitete Frey zahlreiche Dokumente vor allem militarische und diplomatische Korrespondenz Missiven aber auch urkundliches Material In einzelnen Fallen war er an der Herstellung dieses Schriftguts selbst beteiligt gewesen etwa als Schreiber der in Baden veranstalteten Tagsatzungen wahrend des Kriegs Wahrscheinlich der Zurcher Stadtschreiber Ludwig Ammann vermittelte ihm den Zugang zum Zurcher Kanzleiarchiv aus dem zahlreiche der in der Chronik verarbeiteten Materialien stammen Drei Dokumente sind im Text in vollem Wortlaut wiedergegeben die von den Eidgenossen erbeutete Kriegsordnung des Schwabischen Bunds das als Einblattdruck verbreitete Mandat Konig Maximilians I gegen die Eidgenossen vom 22 April 1499 sowie der Vertrag des Frieden zu Basel Rezeption und Uberlieferung Bearbeiten Die Chronik wurde von der eidgenossischen Geschichtsschreibung des 16 Jahrhunderts breit rezipiert Wohl bereits im Fruhjahr 1500 zu einem Zeitpunkt als Freys Chronik moglicherweise selbst noch im Entstehen war wandelte Niklaus Schradin Kanzleischreiber der Abtei St Gallen und zeitweiliger Arbeitskollege Kaspar Freys Teile der Prosaerzahlung in Verse um die er in seiner zum 1 September 1500 in Sursee gedruckten Reimchronik des Schwabenkriegs verarbeitete Uber Schradin fand die Darstellung des Kriegs Eingang in die Luzerner Geschichtsschreibung allen voran die Eidgenossische Chronik des Petermann Etterlin 1507 und die Luzerner Chronik des Diebold Schilling 1513 Wahrscheinlich uber Ludwig Ammann der sich Frey als Korrekturleser fur eine geplante Druckveroffentlichung zur Verfugung gestellt haben konnte gelangte die Chronik nach Zurich wo sie von dem unbekannten Autor moglicherweise Heinrich Utinger der so genannten Zurcher Schwabenkriegschronik um 1501 03 verwendet wurde Dieses Werk das grosse Teile von Freys Text fast wortlich enthalt wurde um 1508 16 von dem Zurcher Kleriker und Chronist Heinrich Brennwald als massgebliche Vorlage fur die Schwabenkriegsdarstellung in dessen grosser Schweizer Chronik verwendet Daneben kannte Brennwald jedoch auch Kaspar Freys Chronik die er zur Erganzung und Korrektur einzelner Schilderungen einsetzte Von Zurich aus gelangte die Chronik um 1520 30 nach Bern wo sie der Stadtchronist Valerius Anshelm gemeinsam mit Brennwalds Text fur die Herstellung seiner Berner Chronik auswertete Auch Anshelm ubernahm Freys Text teilweise wortlich in das eigene Werk Die Chronik blieb danach vermutlich in Besitz Anshelms und ging nach dessen Tod um 1546 47 in seinen Nachlass ein wo sie erst im Lauf der 1550er Jahre oder Anfang der 1560er Jahre durch den Berner Dekan und Historiker Johannes Haller wiederentdeckt wurde Von diesem als eine genuin Berner Chronik angesehen schickte er den Text in einer Kopie nach Zurich an Samuel Pellikan Sohn des Theologen und Hebraisten Konrad Pellikan der einem Kreis von Gelehrten und Historikern um den Universalgelehrten und Antistes Heinrich Bullinger und Johannes Stumpf angehorte In Pellikans Auftrag entstand um 1560 64 eine Kopie der Chronik die heute den einzigen erhaltenen Uberlieferungstrager von Kaspar Freys Werk darstellt Sie befindet sich in einer von Samuel Pellikan angelegten Sammelhandschrift mit mehreren anderen chronikalischen Texten heutiger Standort Thurgauische Kantonsbibliothek Frauenfeld Y 149 Nr 1 fol 22r 115v Bedeutung Bearbeiten Der durchgangig originare Text der Schwabenkriegschronik reprasentiert ein bedeutendes Werk der eidgenossischen Gegenwartschronistik um 1500 Sie stellt eine Art Urtext fur die Darstellung des Schwabenkriegs in den historiographischen Traditionen der Orte Zurich Bern und Luzern dar und pragte damit vor allem in der Schweiz und in der Schweizer Geschichtsforschung das Bild der Auseinandersetzungen von 1499 vom 16 Jahrhundert bis weit in die Moderne Ohne die historiographische Aufarbeitung des Geschehens durch den Kriegsteilnehmer Kaspar Frey ware sowohl das Wissen seiner Zeitgenossen als auch der modernen Forschung um bestimmte Aspekte des Krieges um einiges geringer geblieben Mailanderkriegschronik um 1503 1510 11 Bearbeiten Als Fortsetzung der Schwabenkriegsdarstellung verfasste Kaspar Frey in mehreren Etappen bis um 1510 11 eine Chronik der Mailanderkriege in der die Jahre zwischen 1499 und 1509 behandelt werden mit einem besonderen Blick auf die Rolle der Eidgenossen in den Kampfen zwischen Frankreich dem Herzogtum Mailand und dem Konigreich Neapel in Oberitalien sowie den Bemuhungen um den Romzug Konig Maximilians I Der Text entstand auf vergleichbarer Quellengrundlage wie die Erzahlung des Schwabenkriegs Von besonderer Bedeutung ist die Darstellung des Bellinzona Konflikts zwischen 1501 und 1503 sowie des franzosischen Feldzugs gegen Genua 1507 an dem Frey als Hauptmann eines St Galler Aufgebots personlich teilgenommen hatte und zu dessen Verlauf er detaillierte Auskunfte mitteilt In dieser Chronikfortsetzung tritt Freys negative Haltung und Kritik an Ludwig XII noch einmal verscharft in Erscheinung Die Mailanderkriegschronik ist nur in einem einzigen Exemplar uberliefert als Kopie in der gleichen Sammelhandschrift in der auch die Schwabenkriegschronik enthalten ist Thurgauische Kantonsbibliothek Frauenfeld Y 149 Nr 6 fol 312r 343r Nr 8 fol 379r 423r Beide Chroniken wurden von Kaspar Frey in einem Chronikbuch zusammengefasst In dieser Form gelangten beide Texte sowohl an Heinrich Brennwald als auch Valerius Anshelm die beide auch die Mailanderkriegschronik rezipierten und in ihren eigenen Werken verarbeiteten Ubersetzungstatigkeit Bearbeiten Um 1511 12 fertigte Kaspar Frey eine deutsche Prosaubersetzung eines bereits 1495 im Druck erschienenen lateinischen Werks des bekannten Strassburger Humanisten Sebastian Brant uber die Geschichte der heiligen Stadt Jerusalem an Brants Text der pragnant fur das romisch deutsche Kaisertum und besonders Konig Maximilian I Partei ergreift entsprach offensichtlich Freys eigener politischer Einstellung Obwohl die Ubersetzung nach der Datierung der Vorrede bereits am 17 Juni 1512 fertiggestellt war dauerte es bis 1518 bis es zu der von Frey gewunschten Drucklegung durch den Strassburger Drucker Johann Knobloch kam Literatur BearbeitenAndre Gutmann Die Schwabenkriegschronik des Kaspar Frey und ihre Stellung in der eidgenossischen Historiographie des 16 Jahrhunderts Veroffentlichungen der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Reihe B Forschungen Bd 176 Teil 1 und 2 Stuttgart 2010 ISBN 978 3 17 020982 4 mit vollstandiger Edition der Schwabenkriegschronik Andre Gutmann Blutvergiessen Zerstorung und ungezugelter Hass Wie ein Krieg einen Beamten zur Historiographie brachte In Geschichte schreiben Ein Quellenhandbuch zur Historiographie 1350 1750 Hg von Susanne Rau und Birgit Studt unter Mitarbeit von Stefan Benz Andreas Bihrer Jan Marco Sawilla und Benjamin Steiner Berlin 2009 ISBN 978 3 05 004569 6 S 185 195 Andre Gutmann Baden St Gallen Zurich die wechselhafte Karriere des Chronisten Kaspar Frey In Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 120 2008 S 94 130 online einsehbar https www e periodica ch digbib view pid arg 001 2008 120 94 Andre Gutmann Frei Kaspar In Historisches Lexikon der Schweiz Bd 4 Basel 2005 S 712 Weblinks BearbeitenAndre Gutmann Frei Kaspar In Historisches Lexikon der Schweiz Normdaten Person GND 141851406 lobid OGND AKS LCCN no2010144128 VIAF 133069947 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frey KasparALTERNATIVNAMEN Frei Kaspar Fryg KasparKURZBESCHREIBUNG Schweizer Chronist und VerwaltungsbeamterGEBURTSDATUM um 1465GEBURTSORT Baden AGSTERBEDATUM um 1526STERBEORT Zurich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaspar Frey amp oldid 232523586