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Karl Cerff auch Carl Cerff 1 12 Marz 1907 in Heidelberg 4 Mai 1978 in Karlsruhe war ein deutscher Funktionar der NSDAP sowie der Hitlerjugend HJ Nach Kriegsende war Cerff fuhrendes Mitglied der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehorigen der ehemaligen Waffen SS HIAG Leben BearbeitenCerff arbeitete zunachst als Bankbeamter Er trat 1922 in die SA und zum 17 Februar 1926 in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 30 314 2 1928 wurde er Fuhrer der Hitlerjugend HJ in Heidelberg zwischen 1931 und 1932 war er Propagandaleiter der HJ fur den Gau Baden Zudem war er als Reichsredner fur die NSDAP und die HJ aktiv Nach der Machtubertragung an die Nationalsozialisten war Cerff ab Mai 1933 in der Reichsjugendfuhrung tatig wo er die Abteilung R Jugend und Schulfunk leitete Zwei Jahre spater ubernahm Cerff im Range eines HJ Obergebietsfuhrers das Kulturamt der Reichsjugendfuhrung und war ausserdem ihr Beauftragter bei der Reichssendeleitung Seit 1938 war Karl Cerff Chef diverser Hauptamter zunachst des Hauptamtes Kultur der NSDAP Reichsleitung und seit 1942 des Hauptamtes der Reichspropagandaleitung der NSDAP In dieser Funktion war er zugleich Reichskulturwalter in der Reichskulturkammer Nach seiner Ernennung zum Ministerialdirektor war Cerff 1944 im Reichspropagandaministerium tatig Cerff war zudem Mitglied der SS SS Nummer 323 782 Am 30 Januar 1943 wurde er zum SS Brigadefuhrer befordert Versuche Cerffs auf die Programmgestaltung des Rundfunks Einfluss zu nehmen fuhrten zu Konflikten mit Propagandaminister Joseph Goebbels und dem NS Propagandisten Hans Fritzsche Im Mai 1943 beanstandete Cerff die flache Unterhaltungsmusik im Rundfunk und regte an dass sich die Musikauswahl nicht nur an den Bedurfnissen von Grossstadtmenschen sondern auch an den Wunschen der Bewohner landlicher Regionen orientieren solle 3 Goebbels notierte in seinem Tagebuch eine scharfe Auseinandersetzung uber das gegenwartige Rundfunkprogramm Cerff vertritt hier einen etwas ubernationalsozialistischen Standpunkt Wenn es nach ihm ginge dann wurde die Musik im Rundfunk ausschliesslich mit Luren gemacht 4 Cerffs ursprungliche Absicht Berater des Rundfunks in volkskulturellen Fragen zu werden scheiterte Stattdessen wurde er im Juli 1944 zum Berater von Fritzsche ernannt Das Verhaltnis zwischen Cerff und Fritzsche blieb gespannt Im Oktober 1944 beschwerte sich Cerff bei Fritzsche uber wusteste Jazz Musik die er wieder einmal im Reichsprogramm gehort habe 5 Aus unbekannten Grunden wurden den Mitarbeitern des Rundfunks im November weitere Kontakte zu Cerff untersagt Im gleichen Monat wurde Cerff nach Italien abgeordert wo er zivile und militarische Dienststellen disziplinieren sollte 6 Nach Kriegsende arbeitete Cerff fur den Europaischen Buchclub in Stuttgart Laut dem britischen Geheimdienst unterhielt er Kontakte zum sogenannten Gauleiter Kreis um Ex Propagandastaatssekretar Werner Naumann Zudem grundete er den Freundeskreis Bergherberg gedacht als Beistand fur Rudolf Hess 7 Von den 1950er Jahren bis mindestens 1975 war Cerff fuhrendes Mitglied der HIAG eines Traditionsverbandes fruherer Mitglieder der Waffen SS Cerff war zunachst im Beirat des HIAG Bundesvorstandes 1962 war er dritter Bundessprecher und ab 1963 zweiter Bundessprecher Cerff war der einflussreichste Unterhandler der HIAG und unterhielt zahlreiche Kontakte zu Politikern Wirtschaftskreisen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung Mit den Kontakten sollte die Kompromissfahigkeit der ehemaligen Angehorigen der Waffen SS unter Beweis gestellt werden und fur deren politische Einschatzbarkeit gesorgt werden Zudem sollte Einfluss auf Versorgungsregelungen nach Artikel 131 des Grundgesetzes genommen werden 8 Zu Cerffs Gesprachspartnern gehorten unter anderem Erich Mende FDP Siegfried Zoglmann FDP Will Rasner CDU und Fritz Erler SPD Zudem organisierte Cerff informelle Gesprachskreise beispielsweise im Mai 1959 ein Treffen von Generalbundesanwalt Max Gude CDU und dem Karlsruher Oberburgermeister Gunther Klotz SPD mit einer Gruppe von 23 Personen die sich selbst als Kreis ehemaliger Nationalsozialisten und Soldaten bezeichnete Zu der Gruppe gehorten unter anderem der wegen Kriegsverbrechen verurteilte fruhere Generaloberst der Waffen SS Sepp Dietrich der Rechtsextremist und ehemalige Kampfflieger Hans Ulrich Rudel und der rechtsextreme Verleger Herbert Grabert 9 Ein ahnliches Treffen mit Bundestagsprasident Eugen Gerstenmaier im Januar 1957 in Stuttgart wurde durch die Veroffentlichung von Cerffs Rede durch Grabert bekannt Weitere informelle Treffen fanden bis in die 1970er Jahre statt 10 Nach Einschatzung des Historikers Karsten Wilke dienten Cerffs Kontakte der HIAG insbesondere der Transformation nationalsozialistischer Positionen Dabei war Cerffs Bekenntnis zur Demokratie mehrdeutig interpretierbar Beispielsweise lasse sich Cerffs Pladoyer fur einen wehrhaften Staat als Wunsch nach einer autoritaren Staats und Gesellschaftsform und als Versuch nationalsozialistische Deutungsmuster zu reetablieren begreifen 11 Literatur BearbeitenKarsten Wilke Karl Cerff Propagandist und Apologet des Nationalsozialismus In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer Band 7 NS Belastete aus Nordbaden Nordschwarzwald Gerstetten Kugelberg 2017 ISBN 978 3 945893 08 1 S 43 53 Jan Pieter Barbian Literaturpolitik im Dritten Reich Institutionen Kompetenzen Betatigungsfelder In Archiv fur Geschichte des Buchwesens Band 40 Frankfurt am Main Buchhandler Vereinigung 1993 ISBN 3 7657 1760 6 S 389Einzelnachweise Bearbeiten Die von ihm herausgegebenen Publikationen findet man unter Carl Cerff zum Beispiel Das Zeltlager der jungen Kunst Heidelberg 1936 oder die von ihm bis 1944 herausgegebenen Feldpostschriften Kunst im Kriege Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 5430643 Hans Jorg Koch Das Wunschkonzert im NS Rundfunk Bohlau Koln 2003 ISBN 3 412 10903 7 S 132f Tagebucheintrag vom 22 Mai 1943 zitiert bei Koch Wunschkonzert S 133 Schreiben Cerffs vom 23 Oktober 1944 zitiert bei Koch Wunschkonzert S 136 Max Bonacker Goebbels Mann beim Radio Der NS Propagandist Hans Fritzsche 1900 1953 Schriftenreihe der Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Band 94 Oldenbourg Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58193 5 S 166 Ernst Klee Personenlexikon Drittes Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Frankfurt 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 91 Karsten Wilke Die Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit HIAG 1950 1990 Veteranen der Waffen SS in der Bundesrepublik Schoningh Paderborn Wien 2011 ISBN 978 3 506 77235 0 S 104 110 f 421 zugleich Dissertation Universitat Bielefeld 2010 Karsten Wilke Die Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit HIAG 1950 1990 Veteranen der Waffen SS in der Bundesrepublik Schoningh Paderborn Wien 2011 ISBN 978 3 506 77235 0 S 111 f zugleich Dissertation Universitat Bielefeld 2010 Karsten Wilke Die Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit HIAG 1950 1990 Veteranen der Waffen SS in der Bundesrepublik Schoningh Paderborn Wien 2011 ISBN 978 3 506 77235 0 S 112 f zugleich Dissertation Universitat Bielefeld 2010 Getauschte Gedanken In Der Spiegel Nr 6 1957 S 21 22 online Karsten Wilke Die Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit HIAG 1950 1990 Veteranen der Waffen SS in der Bundesrepublik Schoningh Paderborn Wien 2011 ISBN 978 3 506 77235 0 S 115 zugleich Dissertation Universitat Bielefeld 2010 Normdaten Person GND 1012557367 lobid OGND AKS LCCN no2003086138 VIAF 171746762 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cerff KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Funktionar im NationalsozialismusGEBURTSDATUM 12 Marz 1907GEBURTSORT HeidelbergSTERBEDATUM 4 Mai 1978STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Cerff amp oldid 230806177