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Die Kapuzinerinnen lateinisch Tertius Ordo Regularis Capuccinarum kurz TORCap sind eine romisch katholische Ordensgemeinschaft des regulierten Dritten Ordens des heiligen Franziskus von Assisi Fast alle Konvente haben ihren Ursprung in franziskanischen Terziarinnenklostern welche im Sinne der Pfanneregger Reform ab dem 17 Jahrhundert eine Umwandlung in Kapuzinerinnenkloster erfahren haben Ihre Konvente sind im Gegensatz zu denjenigen der mannlichen Kapuziner rechtlich autonom und keiner Ordensprovinz zugeordnet 1 Das ehem Kapuzinerinnenkloster St Maria der Engel in Wattwil Schweiz Der Orden verbreitete sich hauptsachlich in der Schweiz in Deutschland und in Osterreich Im 19 und 20 Jahrhundert folgten auch Neugrundungen in Lateinamerika und in Afrika 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Organisation 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Mehrzahl der alteren Kapuzinerinnenkloster haben ihren Ursprung in Waldschwestern Beginenklausen Eine Zasur in der Entwicklung der Beginengemeinschaften bildete das Konzil von Vienne 1311 und dessen Beschluss den Beginenstatus zu verbieten Die Beginengemeinschaften versuchten daraufhin eine kirchlich beglaubigte Regel anzunehmen und sich so dem Verbot zu entziehen Die uberwaltigende Mehrheit der Schwesterngemeinschaften schloss sich dabei dem Dritten Orden des hl Franziskus an und war damit organisatorisch an den Franziskanerorden angebunden Sie wurden spater dementsprechend als Terziarinnenkloster bezeichnet 2 Im 16 und 17 Jahrhundert erfolgte durch die Pfanneregger Reformbewegung eine Umwandlung vieler Terziarinnenkloster im Raum der heutigen Schweiz in Kapuzinerinnenkloster Die Pfanneregger Reform nahm ihren Ursprung im Kloster Pfanneregg in Wattwil im Kanton St Gallen und fand unter der Anleitung des Kapuziners Ludwig von Einsiedel von Sachsen und der dortigen Oberin Elisabeth Spitzlin statt 3 Als die Pfanneregger Schwestern im Jahr 1586 eine Wallfahrt nach Einsiedeln unternahmen konnte Ludwig von Sachsen die Oberin Elisabeth Spitzlin zu einer strengeren Auslegung ihrer Lebensform und einer Annaherung an die Reform der Kapuziner uberreden Spitzlins Arbeit vor Ort und von Sachsens Engagement durch engen Briefkontakt sorgten schliesslich dafur dass der Konvent in Wattwil komplett neu organisiert und ausgerichtet wurde und nach jahrzehntelangen disziplinarischen und finanziellen Problemen wieder zu neuer Strahlkraft fand 4 Die Transformation des Klosters hin zur kapuzinischen Lebensform fand schnell grossere Aufmerksamkeit Insbesondere die papstliche Nuntiatur in der Schweiz wollte die Entwicklungen in Wattwil nutzen und forderte die Ubertragung der Reform auf andere Kloster ausdrucklich Auf Nuntius Giovanni della Torre Geheiss verfasste die Schweizer Kapuzinerprovinz 1597 eine lateinische Fassung der Statuten welche sich stark an die Statuten des mannlichen Kapuzinerordens anlehnte und gemeinsam mit den deutschen Ubersetzung Ludwigs von Sachsen das kirchenrechtliche und spirituelle Fundament der neuen Kapuzinerinnen bildete 1599 und 1607 wurden die Satzungen der Kapuzinerinnen durch den Papst bestatigt 5 Zwischen 1591 und 1602 wurden zahlreiche Pfanneregger Schwestern in die in der Eidgenossenschaft zahlreichen Terziarinnenkloster geschickt mit dem Auftrag die dortigen Schwestern von den Vorzugen der neuen kapuzinischen Ausrichtung zu uberzeugen Schliesslich schlossen sich die Kloster Wonnenstein Luzern Gerlisberg Steinertobel Altstatten Hundtobel und Notkersegg an Ab 1602 engagierten sich die frisch angeschlossenen Konvente ebenfalls in der Verbreitung der Reformbewegung und uberzeugten bis 1614 auch Grimmenstein Walzenhausen Attinghausen Sackingen Solothurn Bregenz Zug Baden Appenzell und Stans vom Ordensubertritt Der Nuntiatur kamen die Entwicklung und die vorbereitende Arbeit Ludwigs von Sachsen sehr entgegen Diese engagierten sich bereits seit langerem dafur dass in der Eidgenossenschaft die neuen Bestimmungen des Konzils von Trient insbesondere das Klausurgebot beachtet werden Der Erfolg dieser Bemuhungen blieb aber lange Zeit aus und das Klausurgebot blieb insbesondere in den Terziarinnenklostern weitgehend unbeachtet Erst die Pfanneregger Reform welche die Beschlusse des Konzils von Trient mehrheitlich unterstutzte fuhrte zur teilweisen Durchsetzung des Klausurgebots 5 Im Laufe des 17 Jahrhunderts entstanden durch die Ausbreitung der Pfanneregger Reform auch mehrere Kapuzinerinnenkloster in Deutschland Osterreich und im Elsass Im 18 und 19 Jahrhundert kamen zusatzlich missionarische Neugrundungen in Lateinamerika den USA sowie in Zentral und Sudafrika hinzu 6 Die Zeit der 1970er Jahre bis zur Gegenwart waren fur die Schweizer Kapuzinerinnen insbesondere durch stark rucklaufige Schwesternzahlen gepragt Mehrere der alten Konvente wurden bereits aufgelost 3 Organisation BearbeitenDie Kapuzinerschwestern besitzen aufgrund ihres Armutsgelubdes kein Privatvermogen und es existiert in den meisten Fallen ausschliesslich ein Gemeinschaftsvermogen Dabei fungieren Spendeneinnahmen sowie Einnahmen durch die Arbeit der Klosterschwestern als finanzielle Quellen fur den Lebensunterhalt Die Lebensweise der Kapuzinerinnen war denn auch durchwegs einfach und gepragt von korperlicher Arbeit Dazu gehorten im 17 Jahrhundert insbesondere Web Spinn und Strickarbeiten sowie erzieherische Aufgaben gegen Entgelt 5 Spater kamen Einnahmen durch hauseigene Hostienbackereien Waschereien fur liturgische Textilien und Arzneimittelherstellung hinzu 3 Die einzelnen Kapuzinerinnenkloster sind voneinander unabhangig und rechtlich selbstandig Der Gemeinschaft steht eine Oberin vor welche von ihren Mitschwestern ohne direkte Einflussnahme eines Kirchenoberen gewahlt wird In denjenigen Klostern welche direkt auf die Pfanneregger Reform zuruckgehen fuhrt sie den Titel Mutter Sie entscheidet in strittigen internen Fragen vertritt das Kloster gegen Aussen und verwaltet das Gemeinschaftsvermogen Das Erscheinungsbild der Oberin unterscheidet sich allerdings bewusst nicht von demjenigen ihrer Mitschwestern 5 Der Habit der Kapuzinerinnen kann sich je nach Konvent unterscheiden Ublicherweise tragen sie einen braunen Habit der aus einem braunen Untergewand und einem braunem Skapulier besteht Je nach Gemeinschaft wird dazu ein weisses braunes oder rotes Zingulum sowie ein Rosenkranz uber dem Untergewand getragen Der Schleier ist in der Regel schwarz und wird uber einem weissen Kragen getragen 1958 vereinigten sich 15 Schweizer Kapuzinerinnenkloster in der Foderation St Klara Die einzelnen Kloster blieben jedoch abgesehen von der regelmassigen kirchenrechtlichen Visitation durch einen Kirchenoberen Kapuzinerprovinzial Bischof oder Abt autonome Gemeinschaften 3 Die Kapuzinerinnen des regulierten dritten Ordens des Franziskus von Assisi sind nicht zu verwechseln mit den Klarissen Kapuzinerinnen welche Angehorige des zweiten Ordens sind und einen anderen Reformzweig bilden Siehe auch BearbeitenListe von Klostern in der SchweizLiteratur BearbeitenChristian Schweizer Kapuzinerinnen In Historisches Lexikon der Schweiz 26 November 2014 Christian Schweizer Franziskusorden In Historisches Lexikon der Schweiz 18 September 2014 Arnold Nussbaumer Theophil Graf Die Kapuzinerinnen in der Schweiz Allgemeine Einleitung In Helvetia Sacra 5 2 1974 S 943 956 Oktavian Schmucki Kapuzinerinnen II Kapuzinerinnen vom franziskanischen III Orden In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 5 Herder Freiburg im Breisgau 1996 Sp 1227 Christian Schweizer Schwestern ohne Kapuze dennoch Kapuzinerinnen Regulierte Terziarinnenkloster der Pfanneregger Reform Ein kurzer Tour d horizon durch die Geschichte der Kapuzinerinnen in der Schweiz und Nachbarschaft In Helvetia Franciscana 37 2008 S 257 265 Arthur Kobler Das Terziarinnenkloster Wattwil Schweiz In Alemania Franciscana Antiqua 16 Sonderdruck 1970 Weblinks BearbeitenKath ch Orden in der Schweiz Foderation St Klara Ubersicht Kapuzinerinnenkloster Notkersegg St Gallen Kapuzinerinnenkloster Stans Kapuzinerinnenkloster Gubel Menzingen Kapuzinerinnenkloster Jakobsbad Kapuzinerinnenkloster GrimmensteinEinzelnachweise Bearbeiten a b Christian Schweizer Kapuzinerinnen In Historisches Lexikon der Schweiz 26 November 2014 Andreas Wilts Beginen im Bodenseeraum Sigmaringen 1994 a b c d Christian Schweizer Schwestern ohne Kapuze dennoch Kapuzinerinnen Regulierte Terziarinnenkloster der Pfanneregger Reform In Helvetia Franciscana Band 37 Nr 2 Luzern 2008 Arthur Kobler Das Terziarinnenkloster Wattwil Schweiz In Alemania Franciscana Antiqua Nr 16 1970 a b c d Arnold Nussbaumer Theophil Graf Die Kapuziner und Kapuzinerinnen in der Schweiz Zweiter Teil Allgemeine Einleitung In Helvetia Sacra V Band 2 1974 S 943 956 Die Ausbreitung der Pfanneregger Reform In Helvetia Sacra V Band 2 1974 S 1123 1124 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kapuzinerinnen Dritter Orden amp oldid 232103687