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Das Kalkwerk Lengefeld war ein Kalk Bergwerk sudwestlich der sachsischen Stadt Pockau Lengefeld im Erzgebirge Es war das letzte mit Schachtforderung arbeitende Bergwerk Sachsens bzw der deutschen Seite des Erzgebirges Die Kalkforderung reicht am Standort Lengefeld bis ins 16 Jahrhundert zuruck Bis heute blieb hier ein geschlossener Denkmalbestand erhalten der einen Einblick in die fast 500 jahrige Geschichte der Kalkforderung und verarbeitung gewahrt Die historischen Anlagen des Kalkwerks Lengefeld sind deshalb eine ausgewahlte Statte des UNESCO Welterbe Montanregion Erzgebirge Inhaltsverzeichnis 1 Geologie der Lagerstatte 2 Geschichte 3 Museum Kalkwerk Lengefeld 4 Fauna Flora Habitat 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen 8 EinzelnachweiseGeologie der Lagerstatte Bearbeiten nbsp Blick von der Strassenseite auf einer Ansichtskarte von 1906 nbsp Blick auf die historischen Tagesanlagen von der Strassenseite B 101 nbsp Blick in den Tagebruch in den Abbaukammern der 2 Sohle wurde wahrend des Zweiten Weltkrieges ein Teilbestand der Dresdner Gemaldegalerie eingelagert nbsp Stollenmundloch auf Tagebruchsohle Ende 1945 nbsp Denkmal fur im Bergwerk zu Tode gekommene ArbeiterDie Lagerstatte Lengefeld befindet sich unweit der Bundesstrasse 101 im Wald zwischen der Heinzebank und Pockau Als Wertstoffkomponente findet sich ausschliesslich Dolomitmarmor der lithostratigrafisch der Raschau Formation innerhalb der Keilberg Gruppe zugeordnet wird Der unmittelbare Rahmen der Lagerstatte wird durch die unterkambrische etwa 530 bis 540 Millionen Jahre alte Raschauer Folge der Keilberg Serie gebildet Feldspatfuhrende Muskovitschiefer bilden die Basis dieser Folge in der sich geringmachtige Amphibolitlinsen eingeschaltet finden Der Dolomitmarmorhorizont hat eine Machtigkeit von durchschnittlich 50 bis 90 Metern Als Nebengestein finden sich granatfuhrende und quarzitische Muskovitschiefer sowie eingeschaltete Quarzitschieferbanke Durch die variszische Gebirgsbildung wurde der einst kompakte Marmorkorper in funf Blocke Altes Lager Neues Lager Tiefes Lager Lossnitz Lager Weisser Ofen 1 zergliedert 1 Geschichte BearbeitenDer Kalkabbau dieser Lagerstatte wurde in einem Lehnbrief von 1528 erstmals erwahnt Er erfolgte auf Grundlage von Pachtvertragen oder als fiskalisches Werk unter Aufsicht der Koniglich Sachsischen Forstamter 1567 sind die Existenz eines Bruches sowie zweier Brennofen anhand der Verkaufsurkunde der Herrschaft Rauenstein an Kurfurst August belegbar 2 3 Als herstellbare Kalkmenge sind dabei fur den einen Ofen 280 Tonnen fur den anderen 260 Tonnen pro Brennvorgang genannt Kalk aus Lengefeld wurde u a von Baumeister Hans Irmisch fur den Bau von Schloss Freudenstein in Freiberg bezogen 2 Der Scheibenberger Pfarrer und Chronist Christian Lehmann ruhmte ausgangs des 17 Jahrhunderts den Kalkabbau um Lengefeld An der Flohe und ihren Einfallen liegen 3 furnehme Kalck Ofen um Lengefeld die hoch aestimirt werden dieweil man alle Jahr daselbst zu 3 4 und auch mehrmahlen iederzeit auf 300 Tonnen Kalck brennen kan und gilt die Tonne auff der Stelle 8 gr 4 Zur Geschichte des Werks findet sich in der Neuen Sachsischen Kirchengalerie von 1908 eine recht ausfuhrliche Schilderung im Betriebe sind die Kalkbruche und Kalkofen des seit lange fiskalischen Kalkwerkes im Lengefelder Staatsforstrevier uber welches aus dem Jahre 1567 ziemlich ausfuhrliche Nachrichten vorliegen Schon damals werden 2 Bruche erwahnt welche jahrlich hochstens 20 bis 21 Ofen zu 33 bis 34 Malter Kalk liefern Ob der Weisser Ofen 1 genannte Bruch neben welchem ein alter ausser Gebrauch gesetzter Kalkofen steht und dessen Steine im Neunzehnhainer Kalkofen gebrannt werden einer der damaligen beiden Bruche ist ist zweifelhaft vielleicht ist er vielmehr identisch mit einem der Marmorbruche die Kurfurst August s Hofbildhauer Johann Maria Nosseni im Erzgebirge entdeckt hatte Am 5 Mai 1585 namlich verlieh der Kurfurst seinem bestellten Bildhauer und Mahler Johann Marien Nosseni auf zwanzig Jahre das Recht einen dort von Nosseni anzulegenden Bruch abzubauen 5 Folgt man den Schilderungen August Schumanns so bestand die Abbaustatte bei Lengefeld aus mehreren durch Flotzklufte getrennte Lager die jeweils 20 bis 40 Fuss machtig waren Den Kalkstein beschreibt er 1818 als von weisser Farbe und als ziemlich feinkornig Als begleitende Mineralien nennt er Gneis dunkelgrunen Asbest schorlartiges Gestein schwarze und grune Hornblende sowie eisenfarbigen feinschuppigen magnetischen Eisenstein 6 Die erste bekannte Rissdarstellung des Kalkbruches Lengefeld stammt aus dem Jahre 1827 1863 wurde ein erster Schacht geteuft 1914 erfolgte dessen Stilllegung 1899 begannen die Teufarbeiten fur einen zweiten Schacht Er wurde 1904 fertiggestellt und ging schliesslich 1909 in Betrieb Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Werk 1919 dem Sachsischen Finanzministerium unterstellt 1925 erfolgte die Umstellung auf einen Abbau im Stollenbetrieb Zwei Jahre spater wurde das Werk der Direktion der Staatlichen Kalk und Hartsteinwerke in Dresden unterstellt Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden Teile der wertvollen Dresdner Kunstschatze ausgelagert Neben 48 oberirdischen Depots u a in Schlossern und Gutshausern wurden auch zwei unterirdische Depots neben dem Kalkwerk Lengefeld der Cottaer Tunnel genutzt Die hierher verlagerten Teilbestande der Dresdner Gemaldegalerie wurden in den Abbaukammern der zweiten Sohle eingelagert Wegen der hohen Luftfeuchte wurden die eingelagerten Stucke erheblich in Mitleidenschaft gezogen Das Depot wurde nach Kriegsende von der sowjetischen Trophaenkommission geraumt und die Kunstgegenstande als Kriegsbeute zunachst in die UdSSR verbracht bevor sie an die DDR zuruckgegeben wurden 7 Der Betrieb des Kalkwerks wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wiederaufgenommen 1968 begann der Aufschluss des Neuen Lagers westlich der historischen Anlagen die schliesslich 1986 musealen Zwecken zugefuhrt wurden Nur drei Jahre nach dem Aufbruch von Schacht 3 der zunachst nur als Wetterschacht verwendet wurde erfolgte 1975 die Einstellung der Branntkalkerzeugung 1990 kam das Werk zur Erzgebirgischen Kalkwerke GmbH mit Sitz in Oberscheibe die zu dem Zeitpunkt unter Verwaltung der Treuhandanstalt stand 1992 wurde es Betriebsteil der GEOMIN Erzgebirgische Kalkwerke GmbH mit Sitz in Lengefeld In der Folgezeit wurden die technischen Anlagen modernisiert So wurde 1993 der Grubenbetrieb auf die Load Haul Dump LHD Abbaumethode umgerustet 1994 eine neue Feinsandanlage eingeweiht 1999 eine neue Mischstation in Betrieb genommen sowie 2001 die Schachtforderanlage automatisiert 3 Nach Erwerb des Werkes durch die GEOMIN Erzgebirgische Kalkwerke GmbH produziert diese am Standort Fullstoffe und getrocknete Kornungen fur die Putz und Betonsteinindustrie Terrazzokornungen und Fuller fur Bitumenmischanlagen sowie kohlensauren Magnesiumkalk als Dungemittel 8 Der Abbau von Rohmarmor wurde zuletzt in drei Blocken der Lagerstatte durchgefuhrt Im Dezember 2015 erfolgte aus wirtschaftlichen Grunden die Einstellung der Gewinnungsarbeiten in Lengefeld Bis dahin waren allein seit 1990 rund 2 Millionen Tonnen Marmor bei Forderleistungen von bis zu 100 000 Tonnen Jahr gewonnen wurden Der Abbau erfolgte im Kammer Pfeiler Bau auf 12 Sohlen bis in eine Teufe von ca 150 Metern Die GEOMIN Erzgebirgische Kalkwerke GmbH wird den Standort Lengefeld als Aufbereitungsort fur die im Kalkwerk Hammerunterwiesenthal gewonnenen Rohstoffe jedoch weiter betreiben Die Grubenbereiche sollen in den nachsten Jahren verwahrt werden 9 Museum Kalkwerk Lengefeld Bearbeiten nbsp Blick auf einen Teil der musealen AnlagenDie historischen technischen Anlagen des Kalkwerks Lengefeld sind ein ausgewiesenes technisches Denkmal Das Museum zahlt zu den bedeutendsten Anlagen der alten Bindemittelindustrie in Europa In dem Denkmalkomplex Kalkwerk Lengefeld sind vier Kalkbrennofen das Kohlenlager das Kalkmesserhaus ein Kauegebaude ein Wachegebaude der Forderschacht und turm II ein Feuerwehrdepot Pferdestalle Brecheranlagen eine Kalkniederlage das Faktorhaus eine Schmiede eine Kompressorstation ein Pulverhaus eine Kalkmuhle sowie Verbindungsbrucken zu den Kalkbrennofen erhalten In diesen Anlagen ist die komplette Prozesskette ausgehend von der Gewinnung des Rohmaterials bis hin zur Steinmehl und Branntkalkherstellung nachvollziehbar Im grossen Tagebruch der im Rahmen gefuhrter Rundgange ebenfalls besichtigt werden kann sind zudem das ehemalige Sprengmittellager ein Wasserabfuhrungsstollen sowie Bergbaumaschinen und gerate offentlich zuganglich 10 Das Museum Kalkwerk Lengefeld gehorte zeitweise dem Zweckverband Sachsische Industriemuseen an Die historischen Anlagen des Kalkwerks Lengefeld sind eine ausgewahlte Statte des UNESCO Welterbe Montanregion Erzgebirge 11 12 Die 1995 gegrundete Knappschaft Kalkwerk Lengefeld kummert sich um den Erhalt der historischen Anlagen sowie allgemein der Pflege bergmannischer Traditionen Sie veranstaltet zudem im Abstand von zwei Jahren das Kalkofenfest 13 14 Fauna Flora Habitat Bearbeiten nbsp Orchideenwiese auf der TagebruchsohleDas Gebiet des ehemaligen Tagebruchs unweit der historischen Anlagen wurde durch den Freistaat Sachsen als eigenstandiges FFH Gebiet ausgewiesen Flora und Fauna bestechen durch eine Vielzahl seltener Pflanzen und schutzwurdiger Tierarten In den Sommermonaten Juni Juli bluhen tausende wildwachsende Orchideen vor allem Knabenkrauter auf der Tagebruchsohle 15 Literatur BearbeitenJutta Sachse Technisches Denkmal Museum Kalkwerk Lengefeld Technisches Denkmal der Bindemittelindustrie im europaischen Raum Sachsische Museen Kleine Reihe 3 ZDB ID 2377316 9 Sachsische Landesstelle fur Museumswesen Chemnitz 2001 Siegfried Biedermann u a 475 Jahre Kalkbergbau in Lengefeld 1582 bis 2003 Stadtverwaltung Lengefeld Lengefeld 2003 Wolfgang Schilka Kalkwerk Lengefeld 475 Jahre Marmorgewinnung aus der Lengefelder Lagerstatte In Erzgebirgische Heimatblatter Bd 25 Heft 3 2003 ISSN 0232 6078 S 9 13 Klaus Hoth Frank Alder Wolfgang Schilka Torsten Heckler Lagerstatte Lengefeld Erzgebirge In Klaus Hoth Norbert Krutsky Wolfgang Schilka Marmore im Erzgebirge Bergbau in Sachsen Bd 16 Landesamt fur Umwelt Landwirtschaft und Geologie Oberbergamt Freiberg 2010 ISBN 978 3 9812792 2 1 S 81 90 PDF 7 47 MB Martin Preiss Jane Ehrentraut Umsetzungsstudie Kalkwerk Lengefeld Festlegung und Definition der Welterbebereiche und Pufferzonen im Rahmen des Projekts Montanregion Erzgebirge Veroffentlichungen des Fordervereins Montanregion Erzgebirge Band 11 SAXONIA Freiberg 2011 ISBN 978 3 934409 53 8 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kalkwerk Lengefeld Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zum Standort Lengefeld der GEOMIN Erzgebirgische Kalkwerke GmbH Museum Kalkwerk Lengefeld Fotos vom Tagebruch bei Panoramio com 1 2 Fotos vom Tagebruch Weisser Ofen bei Panoramio com 1 2 3Anmerkungen Bearbeiten1 Dieser ehemalige Abbauort liegt weiter nordlich im Bornwald 50 706111 13 162778 auch hier findet sich heute ein grosser Tagebruch 1883 war dieser bereits etwa 30 Meter tief und der gewonnene Marmor musste aufwendig heraufgezogen werden um ihn jedoch zum Abtransport wenig weiter wieder zum Weg herabzulassen Gleichzeitig musste standig Grundwasser abgepumpt werden Daraufhin entschloss man sich einen Durchbruch zum vorbeifuhrenden Weg zu schaffen wodurch die heutige Form eines gewohnlichen Steinbruchs entstand Von da an begann man den Abbau im Stollenbetrieb auf Niveau der Tagebruchsohle Der gewonnene Marmor wurde fortan auf Gleisen zu einer am Weg liegenden Laderampe transportiert Aufgrund von Unrentabilitat wurde der Abbau 1910 aufgegeben 16 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Geologie der Lagerstatte Lengefeld mit geologischer Karte und Schnitten Memento des Originals vom 20 Mai 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www geomin de a b Peter Hoheisel Der wettinische Baumeister Hans Irmisch Schloss Freudenstein und das Kalkwerk Lengefeld In Rundbrief des Agricola Forschungszentrums Chemnitz Nr 18 2009 ISSN 1614 9505 S 36 43 PDF a b vgl Chronik des Standorts Lengefeld Memento des Originals vom 20 Mai 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www geomin de abgerufen am 24 Marz 2011 Christian Lehmann Historischer Schauplatz derer naturlichen Merkwurdigkeiten in dem Meissnischen Ober Ertzgebirge Lankisch Leipzig 1699 S 446 Digitalisat vgl Die Parochie Lengefeld In Neue Sachsische Kirchengalerie Die Ephorie Marienberg Strauch Verlag Leipzig 1908 Sp 404 405 Digitalisat Vgl Lengefeld In August Schumann Vollstandiges Staats Post und Zeitungslexikon von Sachsen 5 Band Schumann Zwickau 1818 S 618 620 Kunstein und auslagerung Memento vom 18 Juli 2010 im Internet Archive Aufbereitung am Standort Lengefeld der GEOMIN Erzgebirgische Kalkwerke GmbH Memento des Originals vom 20 Mai 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www geomin de abgerufen am 24 Marz 2011 Marmorvorrate in Lengefeld erschopft Abbau verlagert Freie Presse vom 20 Dezember 2015 Museum Kalkwerk Lengefeld Kalkwerk Lengefeld Mundloch Memento vom 9 Dezember 2015 im Internet Archive Kalkwerk Lengefeld Museum Memento vom 1 Februar 2016 im Internet Archive Knappschaft Kalkwerk Lengefeld Memento vom 11 August 2010 im Internet Archive Knappschaft Kalkwerk Lengefeld Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Flora Fauna Habitat Kalkwerk Lengefeld Memento vom 18 Juli 2010 im Internet Archive abgerufen am 24 Marz 2011 Marmor und Kalkabbau Weisser OfenOrtsteile der Stadt Pockau Lengefeld Forchheim Gorsdorf Kalkwerk Lengefeld Lippersdorf Nennigmuhle Obervorwerk Pockau Rauenstein Reifland Stolzenhain Vorwerk Wernsdorf Wunschendorf 50 700358333333 13 170655555556 Koordinaten 50 42 1 3 N 13 10 14 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kalkwerk Lengefeld amp oldid 238860647