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Der Kalifornische Kondor Gymnogyps californianus ist nach dem Andenkondor die zweitgrosste Art aus der Familie der Neuweltgeier Cathartidae Er ist im Sudwesten der USA vor allem in Kalifornien und Arizona heimisch war historisch jedoch bis in den Sudwesten Kanadas verbreitet Infolge aktiver Bejagung und passiver Vergiftung durch Pestizide wie DDT nahm sein Bestand insbesondere in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts dramatisch ab 1 Von 1987 bis 1992 galt er in freier Wildbahn als ausgestorben Kalifornischer KondorKalifornischer Kondor Gymnogyps californianus SystematikKlasse Vogel Aves Ordnung Greifvogel Accipitriformes Familie Neuweltgeier Cathartidae Gattung GymnogypsArt Kalifornischer KondorWissenschaftlicher Name der GattungGymnogypsLesson 1842Wissenschaftlicher Name der ArtGymnogyps californianus Shaw 1797 Im Jahr 1987 als der letzte frei fliegende Kondor eingefangen wurde lebten nur noch 27 Individuen Da sie sich jedoch auch in Gefangenschaft gut vermehrten wurden ab 1992 im grossten Erhaltungszucht Programm der Vereinigten Staaten wiederholt Tiere in die Freiheit entlassen Sie kommen jetzt wieder im Umfeld der vier Auswilderungsorte vor in Kalifornien in Big Sur und im Pinnacles Nationalpark diese beiden Populationen haben sich inzwischen vereinigt am Vermilion Cliffs National Monument im Nordwesten Arizonas und im Norden von Baja California Mit Stand Ende 2021 gab es 537 Tiere davon 334 in Freiheit 2 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Fortpflanzung 3 Ernahrung 4 Schutzmassnahmen 5 Fossilbericht 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Markierte und besenderte Individuen des Kalifornischen Kondors in verschiedenen Ansichten Bildmontage Zum Vergleich oben rechts ein kleinerer Truthahngeier nbsp Verbreitungsgebiet des Kalifornischen Kondors Hell hervorgehoben ist das Verbreitungsgebiet im fruhen 19 Jahrhundert schwarz das Verbreitungsgebiet um 1950 orange das Verbreitungsgebiet im Jahr 2012 Der Kalifornische Kondor kann eine Flugelspannweite von 2 49 bis 3 00 Metern erreichen Seine Lange betragt maximal 109 bis 127 Zentimeter die Lange des kurzen eckigen Schwanzes 33 bis 38 Zentimeter Das Gewicht liegt bei 8 bis 14 Kilogramm Mannchen werden etwa 10 grosser als die Weibchen Sein Gefieder ist schwarzlich die Federn der Oberseite sind braun gesaumt Die Federn der Halskrause sind grau gestrichelt Die Armschwingen der Flugeloberseite haben weisse Spitzen bzw Saume auf der Unterseite jedes Flugels bilden sie ein weisses Dreieck Der Kopf ist nackt lediglich auf der Stirn befinden sich einige schwarze Stoppelfedern Der Kopf der Altvogel ist gelb bis rotorange der Schnabel gelb die Augen rot Jungvogel haben einen dunklen Kopf und tragen am Hals noch Daunen Ihr Schnabel ist schwarz ihre Augen graubraun Der Schwanz ist etwas gespitzt das helle Dreieck an der Flugelunterseite noch dunkler Vom dritten bis zum sechsten oder siebten Lebensjahr farbt sich der Kopf beginnend am Hals orange um Fortpflanzung BearbeitenDas Weibchen des Kalifornischen Kondors legt zwischen Februar und Mai nur ein einziges Ei Als Nistplatze dienen Felshohlen und grosse Baumhohlen Ein Nest wird nicht gebaut Das Ei wird von Mannchen und Weibchen gemeinsam bebrutet bis nach zirka 55 bis 60 Tagen der Jungvogel schlupft Das Kuken tragt ein Daunenkleid der Kopf bleibt anfangs nackt und ist gelb oder rosa Das Daunengefieder wird spater grau und erstreckt sich auch auf den Kopf Die Nestlingsdauer betragt etwa sechs Monate Nach dieser Zeit beginnen die jungen Kondore mit den ersten Flugversuchen Sie werden noch monatelang von den Alten betreut Das Gefieder der Altvogel bekommen die Jungvogel erst mit sechs Jahren Mit acht Jahren sind sie geschlechtsreif Aufgrund der langen Dauer der Brutpflege nisten Kondore nur alle zwei Jahre Kalifornische Kondore konnen 45 Jahre alt werden Eine Studie von US Wildtierwissenschaftlern im San Diego Zoo Safari Park berichtet dass zwei weibliche kalifornische Kondore Kuken ohne mannliche genetische DNA zur Welt brachten 3 Diese Parthenogenese wurde bisher nur bei nur bei bestimmten Vogelarten wie Truthuhnern und Huhnern beobachtet Ernahrung BearbeitenKalifornische Kondore ernahren sich fast ausnahmslos vom Aas grosserer Saugetiere Grosse Gruppen von Vogeln finden sich ein um an einem Kadaver zu fressen Bei einer Mahlzeit konnen sie 1 bis 1 3 kg Fleisch fressen und danach mehrere Tage hungern 4 Von ihrer Brutstatte entfernen sie sich auf Nahrungssuche bis zu 30 km Schutzmassnahmen Bearbeiten nbsp Im Rahmen der Erhaltungszucht massnahmen werden im San Diego Zoo Safari Park Kondore durch Handaufzucht grossgezogen Mit Handschuhattrappen soll eine unerwunschte Pragung auf den Menschen vermieden werden Bereits zu Beginn des 20 Jahrhunderts war der starke Bestandsruckgang des Kalifornischen Kondors deutlich erkennbar In den 1950er Jahren zahlte man nur noch 150 Individuen 1968 betrug die Zahl der noch uberlebenden Kalifornischen Kondore sechzig und 1978 nur noch dreissig Individuen 5 Bereits im Jahr 1973 wurde das California Condor Recovery Team gegrundet das 1980 ein intensiv betriebenes und finanziell gut ausgestattetes Programm beginnen konnte um den Kalifornischen Kondor vor dem Aussterben zu bewahren Zu dem Zeitpunkt lebten in freier Wildbahn nur noch 22 Vogel ein weiteres Brutpaar befand sich in Gefangenschaftshaltung An dem Erhaltungsprogramm waren von Beginn an der San Diego Zoo Safari Park und der Zoo von Los Angeles massgeblich beteiligt Spater kamen noch der Peregrine Fund in Boise Idaho sowie der Zoo von Oregon hinzu 5 Die ersten Erfolge erzielte man erst im Jahre 1988 als erstmals ein Kuken in menschlicher Obhut schlupfte Um die Zahl der Jungvogel zu erhohen wurde das erste Ei jeweils aus dem Horst entfernt was die Weibchen veranlasste ein weiteres Ei zu legen Das aus dem Nest entfernte erste Ei wurde jeweils im Brutschrank ausgebrutet und von Tierpflegern grossgezogen Um eine Pragung der Jungvogel auf den Menschen zu verhindern wurden spezielle Handpuppen entwickelt die Kondorkopfen glichen Den Jungvogeln wurden wahrend der Futterung ausserdem jeweils die Rufe der Altvogel vorgespielt Mehrere Optimierungen der Aufzuchtmethoden fuhrten dazu dass innerhalb kurzer Zeit pro Jahr zwischen 25 und 30 Jungvogel aufgezogen werden konnten 5 Bereits 1992 wurden die ersten Kalifornischen Kondore wieder bei Big Sur im Los Padres National Forest ausgewildert Spatere Auswilderungsorte waren das Vermilion Cliffs National Monument in Arizona Pinnacles Nationalpark in Kalifornien und Baja California in Mexiko Im Jahre 2002 bruteten diese ausgewilderten Vogel erstmals in freier Wildbahn 5 Seit 2006 haben sich die beiden Populationen von Big Sur und Pinnacles durch Ausdehnungen ihrer Reviere zu einer grosseren zentralkalifornischen Population vereint 2014 wurde die erste erfolgreiche Brut im Bundesstaat Utah bestatigt Die Eltern stammen aus der Auswilderung in Arizona die Brut fand im Zion Nationalpark statt 6 Im Zion Nationalpark fand 2019 auch die Geburt des 1000 Kondorkukens seit Beginn der Erhaltungszucht statt 7 Eine bedeutende Ursache fur das Beinahe Aussterben liegt in der Vergiftung der Vogel mit metallischem Blei aus Jagdmunition Insbesondere Schrotkugeln die sie beim Fressen an Kadavern von geschossenem Wild aufnehmen stellen dabei die zentrale Vergiftungsquelle dar Im Rahmen eines umfangreichen Monitoring Programms das die Auswilderungen begleitet wurde festgestellt dass die Gefahrdung der Kondore durch Blei auch heute noch besteht Daher darf weder die ausgewilderte Population als stabil gelten noch kann die weitere Auswilderung im bisherigen Rahmen ohne Schutzmassnahmen zu einer stabilen Population fuhren Alle freigelassenen Vogel werden in etwa zweijahrigem Abstand eingefangen und ihr Blut auf Blei untersucht Rund ein Funftel der Tiere muss anschliessend einer Chelat Therapie unterzogen werden weil die Grenzwerte uberschritten sind 8 In Kalifornien ist mittlerweile der Gebrauch von bleihaltiger Jagdmunition in den Regionen in denen die Kondore leben verboten Der Versuch bleihaltige Schrotpatronen in einem grosseren Gebiet zu verbieten stiess allerdings auf den Widerstand der National Rifle Association da Alternativen wie Weicheisen in einigen Fallen Nachteile aufweisen und Wolfram oder Kupferkugeln teurer sind 5 Ohne erheblich weiter gehende Einschrankungen ist die Art aber nicht dauerhaft zu schutzen Solange auch nur 0 5 der Kondoren als Nahrung dienenden Kadaver mit Bleimunition im heute typischen Umfang belastet sind wird die Reproduktionsrate der Tiere zu niedrig fur die Erhaltung der Art sein 8 Das ist nur durch das totale Verbot von Bleimunition und die Einhaltung dieser Regelung zu erreichen Fossilbericht Bearbeiten nbsp Skelett und Lebendrekonstruktion von Gymnogyps amplus aus den La Brea Tar Pits nbsp Originalzeichnung des Holotyps von Gymnogyps amplus des distalen Abschnittes eines rechten Tarso meta tarsusDer Palaontologe Loye H Miller beschrieb 1911 aus pleistozanen Sedimenten einer Hohle in Shasta County im Norden des Bundesstaates Kalifornien den fossilen Laufknochen Tarsometatarsus eines Kondors unter dem Namen Gymnogyps amplus 9 Wahrend Miller bereits zuvor von ihm bearbeitete Kondor Fossilien aus der ebenfalls pleistozanen Fundstatte La Brea Tar Pits in Los Angeles 10 als Uberreste des rezenten Kalifornischen Kondors bestimmt hatte wurden auch diese nachfolgend der Art G amplus zugewiesen 11 Lange Zeit war unklar ob G californianus und der etwas robustere und grossere G amplus separate Spezies sind oder nicht So wurde G amplus auch unter dem Namen G californianus amplus als chronologische Unterart des Kalifornischen Kondors eingestuft 12 Ein jungst vorgenommener umfassender Vergleich des La Brea Materials mit Knochenmaterial des rezenten Kalifornischen Kondors fuhrte zu dem Schluss dass sich beides hinreichend unterscheidet um G amplus als eigene Art auszuhalten 12 Das Verbreitungsgebiet von Gymnogyps amplus californianus war am Ende des Pleistozans deutlich grosser als im 19 Jahrhundert und erstreckte sich auf den gesamten sudlichen Teil Nordamerikas So wurden Einzelknochen die als G amplus californianus bestimmt wurden in einer radiometrisch auf 11 000 Jahre datierten Fossillokalitat im Westen des US Bundesstaates New York gefunden Weitere pleistozane Funde ostlich der Rocky Mountains stammen aus Texas und Florida 13 Sowohl die sub rezente Beschrankung der nordamerikanischen Kondore auf den Westen des Kontinentes als auch das Aussterben der robusten Form G amplus werden mit dem Klimawechsel am Ende des Pleistozans und mit dem Aussterben vieler Arten der pleistozanen Megafauna Nordamerikas u a Mammuts Mastodons Pferde in kausalen Zusammenhang gebracht Ergebnisse von Isotopenuntersuchungen an Knochen grosser fruhholozaner Kondore lassen vermuten dass die Vogel sich nach dem Verschwinden der Megafauna auf Kadaver von Meeressaugern spezialisierten Fur die Abspaltung des rezenten Kalifornischen Kondors G californianus von der robusten Form G amplus wird der Zeitraum zwischen 9000 und 7000 Jahren vor heute angenommen 12 Literatur BearbeitenNoel F R Snyder Helen A Snyder Introduction to the California Condor California Natural History Guides 81 University of California Press Berkeley CA 2005 ISBN 978 0 520 24256 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kalifornischer Kondor Sammlung von Bildern US Fish and Wildlife Service California Condor Recovery Program mit jahrlichen Bestandsdaten Gymnogyps californianus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2020 Eingestellt von BirdLife International 2020 Abgerufen am 12 September 2021 Kalifornienkondor Gymnogyps californianus auf eBird orgEinzelnachweise Bearbeiten U S Fish and Wildlife Service California Condor Gymnogyps californianus 5 Year Review Summary and Evaluation USFWS Pacific Region Portland OR 2013 PDF Memento vom 10 Marz 2017 im Internet Archive 2 2 MB S 3 f National Park Service World CA Condor Update 2021 abgerufen am 31 Mai 2022 CondorParthenogenesis auf der Webseite des San Diego Zoos abgerufen am 2 November 2021 California Condor auf der Webseite des San Diego Zoos abgerufen am 11 Mai 2016 a b c d e Dominic Couzens Seltene Vogel Uberlebenskunstler Evolutionsverlierer und Verschollene Haupt Verlag Bern 2011 ISBN 978 3 258 07629 4 S 17 ff National Park Service Zion National Park Biologists Catch First Glimpse of Condor Chick in Utah Pressemitteilung vom 15 Juli 2014 The Peregine Fund Confirms 1000th Chick Zion National Park biologists spot chick north of Angels Landing 9 Juli 2019 a b Myra E Finkelstein Daniel F Doak Daniel George Joe Burnett Joseph Brandt Molly Church Jesse Grantham Donald R Smith Lead poisoning and the deceptive recovery of the critically endangered California condor In Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America Bd 109 Nr 28 2012 S 11449 11454 doi 10 1073 pnas 1203141109 Loye Holmes Miller Avifauna of the Pleistocene cave deposits of California In University of California Publications Bulletin of the Department of Geology Bd 6 Nr 16 1911 S 385 400 BHL Loye Holmes Miller The condor like vultures of Rancho La Brea In University of California Publications Bulletin of the Department of Geology Bd 6 Nr 1 1910 S 1 19 BHL Harvey I Fisher The skeletons of recent and fossil Gymnogyps In Pacific Science Bd 1 Nr 4 1947 S 227 236 ScholarSpace a b c Valerie J Syverson Donald R Prothero Evolutionary Patterns in Late Quaternary California Condors In Palarch s Journal of Vertebrate Palaeontology Bd 7 Nr 1 2010 S 1 18 PalArch Memento des Originals vom 10 Mai 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www palarch nl David W Steadman Norton G Miller California condor associated with spruce jack pine woodland in the late Pleistocene of New York In Quaternary Research Bd 28 Nr 3 1987 S 415 426 doi 10 1016 0033 5894 87 90008 1 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