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Julius Schulte Frohlinde 26 Mai 1894 in Bremen 20 November 1968 in Dusseldorf war ein deutscher Architekt Er war u a in Koln Nurnberg Bremen und Dusseldorf tatig Opernhaus Dusseldorf 1959 Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 1933 bis 1945 1 2 1945 bis 1968 2 Bauten 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenNach Schulbesuch und Abitur studierte Julius Schulte Frohlinde Architektur in Munchen und Stuttgart Die von Paul Bonatz und Paul Schmitthenner in Stuttgart massgeblich gepragte Architekturausbildung hatte in den 1920er Jahren als Stuttgarter Schule grossen Einfluss auf das Baugeschehen Schulte Frohlinde unterbrach sein Studium wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs Gemeinsam mit seinem Jugendfreund Hans Hinsch meldete er sich freiwillig beim Pionier Bataillon 10 Im Mai 1915 wurde er verwundet Als Flugzeugfuhrer war er bis Kriegsende im Jagdgeschwader 1 Richthofen im Einsatz 1 Nach Ende des Krieges schloss er 1924 sein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Stuttgart ab und arbeitete in der Folgezeit als Assistent von Paul Bonatz Im Rahmen dieser Tatigkeit gelangte er nach Koln wo Adolf Abel ein anderer Bonatz Schuler 1925 zum Stadtbaudirektor ernannt worden war In der Folge war Schulte Frohlinde unter anderem am Entwurf der Staatenhalle der Pressa Ausstellung im Jahre 1928 beteiligt eines Gebaudes das mit seiner monumentalisierenden Backstein Architektur einen bewusst konservativen Gegenentwurf zu den in Koln stark vertretenen Tendenzen des Neuen Bauens darstellte Ab 1927 1 arbeitete Schulte Frohlinde als stadtischer Baurat in Nurnberg entwarf kommunale Bauten wie das Pathologische Institut und das stadtische Gaswerk 1933 bis 1945 Bearbeiten Als die Planungen fur die Bauten und Anlagen des Reichsparteitagsgelandes in Nurnberg begannen kam er in engeren Kontakt mit Albert Speer der auch als Berater der neu gegrundeten Deutschen Arbeits Front DAF unter Robert Ley fungierte und das zugehorige Amt Schonheit der Arbeit leitete Fur die eigene Bauabteilung der DAF wurde 1934 Schulte Frohlinde auf Vorschlag Speers der schon mit Auftragen uberlastet war zunachst stellvertretender Leiter ab 1936 Leiter dieses Architekturburos der DAF Schulte Frohlinde entwarf die NS Schulungsburgen Erwitte in Westfalen und Sassnitz auf Rugen arrangierte Volksfeste in Berlin Nurnberg und Hamburg die Erste Internationale Handwerksausstellung 1938 in Berlin und ubernahm den Bau des Gemeinschaftshauses der DAF in Berlin Im Zuge der Reorganisation der Amter der DAF wurde ihm auch die Planungsabteilung des Reichsheimstattenamtes unterstellt wo er unter anderem auch fur Schulungen und Einstellungen von Architekten bei den Planungsstellen der Gauheimstattenamter verantwortlich zeichnete Als der Generalinspekteur fur das deutsche Strassenwesen Fritz Todt Schulte Frohlinde beauftragte eine moglichst wirtschaftliche und dabei baukunstlerisch einwandfreie Fortentwicklung des Wohnungsbaus sicherzustellen konnte Schulte Frohlinde sein Arbeitsgebiet ausweiten Fur die verstarkte Rationalisierung des Wohnungsbaus wurden von der DAF Bauabteilung Konstruktionsblatter mit Reichsbauformen und Landschaftsbauformen entwickelt die heimatverbunden auf die Typologie deutscher Landschaften bezogen Grundriss Typen Fassaden Muster Planblatter fur Einzelhauser festlegten Als 1935 1936 in Braunschweig Mascherode eine NS Mustersiedlung der Deutschen Arbeitsfront errichtet werden sollte wurde Schulte Frohlinde Leiter des Architekturburos der DAF fur diese Siedlung Mit ihrer Mischung aus Kleinsiedlerstellen Einfamilien Reihenhausern und Mietwohnungen sowie der Gliederung um einen zentralen Platz mit Gemeinschaftshaus entstand das Bild einer traditionellen Dorfanlage die das NS Ideal der Bindung an die heimatliche Scholle architektonisch versinnbildlichte 1936 entwarf er fur die Olympischen Spiele in Berlin die KdF Stadt Seit 1937 gehorte Schulte Frohlinde der NSDAP an 2 Die konservative traditionalistische Bauweise Schulte Frohlindes pragte die Wohnungsbau Architektur des Dritten Reichs und stellte dadurch den wohl bedeutsamsten Einfluss der Stuttgarter Schule auf das Bauen im Nationalsozialismus dar Daruber hinaus gehorte Schulte Frohlinde auch mit Publikationen wie dem Vorwort des Buches Bauten der Bewegung in dem er mit der Anprangerung einer judisch marxistischen Beeinflussung des deutschen Bauwesens offen antisemitische Tendenzen ausserte zu den fuhrenden Architekten dieser Zeit Im Zweiten Weltkrieg diente Schulte Frohlinde von 1939 bis 1943 als Offizier in der Luftwaffe der Wehrmacht Anfangs als Technischer Offizier im Stab des Kampfgeschwaders 2 eingesetzt fuhrte er 1940 als Hauptmann die Stabsstaffel dieses Geschwaders Er wurde im Westfeldzug mit seiner Dornier Do 17Z abgeschossen und uberlebte die Bruchlandung 15 km sudwestlich von Diksmuide knapp 3 Als Auszeichnung erhielt er die Spange zum Eisernen Kreuz erster Klasse und wurde zum Major befordert 1 1941 wurde Schulte Frohlinde zum Honorarprofessor fur Architektur an der Technischen Hochschule Munchen TH Munchen ernannt 4 Mitte 1941 wurde Schulte Frohlinde von der Leitung des DAF Architekturburos entbunden und leitete ab diesem Zeitpunkt die Planung der Munchener Grossbauten der DAF 5 Von 1943 bis 1945 ubernahm er an der TH Munchen den Lehrstuhl fur Baukunst von German Bestelmeyer In der Endphase des Krieges wurde er zum Gaudozentenbundfuhrer des NSDDB im Gau Munchen Oberbayern ernannt 4 Im Arbeitsstab fur den Wiederaufbau der ab 1943 unter Leitung von Albert Speer tagte war Schulte Frohlinde als Berater beteiligt und wurde mit der Wiederaufbauplanung fur Bonn betraut Im August 1944 wurde Schulte Frohlinde von Hitler in die Gottbegnadeten Liste der wichtigsten Architekten aufgenommen 2 1945 bis 1968 Bearbeiten Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verlor Schulte Frohlinde die Professur an der TH Munchen und kehrte in seine Heimatstadt Bremen zuruck wo er sich mit einem eigenen Architekturburo erfolgreich etablieren konnte Er ubernahm den Vorsitz der sich neu etablierenden Ortsgruppe des Bundes Deutscher Architekten BDA und wurde spater BDA Landesvorsitzender Schulte Frohlinde blieb dabei seinen konservativen Bauvorstellungen treu und so wies durch seinen Einfluss der Wiederaufbau Bremens stark traditionalistische Zuge auf Auf Initiative von Friedrich Tamms den Schulte Frohlinde bestens von der gemeinsamen Arbeit im Wiederaufbaustab kannte wurde er nach Dusseldorf berufen und ubernahm am 1 Januar 1952 die Leitung des Hochbauamtes Seine Ernennung traf auf den Widerstand des sog Architektenrings Dusseldorf nach dessen Ansicht die Stadt bereits zu einem Zentrum der ehemaligen Nazi Prominenz geworden war Angesichts der Besetzung des Postens mit Schulte Frohlinde veroffentlichte dieser Kreis im Februar 1952 eine Stellungnahme Unter den grossen Stadten Deutschlands hat Dusseldorf den traurigen Ruhm diese Kulturspitzen des damaligen Systems in seine Aufbauarbeiten einzuspannen Es geht hier nicht darum etwa einem Menschen wegen der Zugehorigkeit zur Partei oder sonst einer Organisation den Prozess zu machen sondern darum ob wir erkannt haben wie tief die nationalsozialistische Vorstellung von Baukultur sich von der der Demokratie unterscheidet Die Baulowen der Parteibauten haben sich in ihrer Baugesinnung nicht geandert Sie haben wenn sie alt genug sind diese Gesinnung schon vor dem Auftreten Hitlers gehabt und werden sie auch heute nicht ablegen Ware es nicht besser sich bei der neuen Gestaltung unserer Stadt jener Manner zu bedienen die mit Hitlers Kommen emigrieren oder untergrund gehen mussten und deren kulturpolitische Vergangenheit keine Zweifel aufkommen lasst Die Liste der uns vorliegenden germanischen Kulturritter die in oder fur Dusseldorf tatig sind beangstigt uns sehr Wir sehen darin ein Symptom unserer Zeit und mochten verhindern dass sich diese Clique uber den Weg einer Rehabilitierung des ungluckseligen Entnazifizierungsverfahrens wieder in die leitenden Stellungen drangt Wir protestieren darum dagegen dass der Erbauer der NS Schulungsburg Erwitte und Schopfer des Reichsparteitagsgelandes Professor von Hitlers Gnaden Schulte Frohlinde die Geschicke der Dusseldorfer Bauverwaltung lenken soll Stellungnahme zur Besetzung der Baudirektorenstelle in Dusseldorf zit nach Werner Durth 1986 2001 S 298 Der Architektenring fuhrte Unterschriftenaktionen durch suchte Unterstutzung im In und Ausland Breitere Zustimmung fand er als im Sommer 1950 Schulte Frohlinde die Planung fur die Erweiterung des Dusseldorfer Rathauses ohne Wettbewerb ubertragen bekam und sein dann in die Offentlichkeit gelangter Entwurf deutlich machte dass er sich den fruheren baulichen Idealen immer noch eng verbunden fuhlte 6 Nun traten auch der BDA die Rheinische Sezession der Deutsche Werkbund und der Architekten und Ingenieurverein Dusseldorf auf den Plan und veroffentlichten zusammen mit dem Architektenring eine gemeinsame Erklarung Einspruch gegen den Rathausneubau in Dusseldorf nbsp Wochenendhaus QuelkhornAlle diese Versuche auf die stadtebauliche Entwicklung der Stadt und die damit einhergehende Kontinuitat des Personals einzuwirken bekannt unter dem Begriff Dusseldorfer Architektenstreit blieben jedoch ohne Wirkung Trotz dieser Widerstande sowohl gegen seine Person als auch seine Bauauffassung blieb Schulte Frohlinde in dieser Position tatig und zeichnete fur die vielen offentlichen Hochbauten verantwortlich etwa den Wiederaufbau des Opernhauses fur den er seinen Lehrer Bonatz kurz vor dessen Tode hinzuziehen konnte Das Magazin Der Spiegel zitierte 1952 in einem Bericht uber die Hintergrunde und personalpolitischen Verflechtungen der Stadtentwicklung in Dusseldorf einen damals kursierenden Spottvers des Kom m odchen 7 8 Aller Anfang ist der Ziegel Und dann spater der Zement Aber nichts halt so zusammen Wie ne Clique die sich kennt 1959 ging Schulte Frohlinde in den Ruhestand Sein Grab befindet sich auf dem Riensberger Friedhof in Bremen Bauten Bearbeiten nbsp Ehemalige Kammerei Dusseldorf nbsp Annette von Droste Hulshoff Gymnasium Benrath nbsp Europahalle Dusseldorf nbsp Waller Kirche Bremen nbsp Haus Schmidt Bremen1928 Staatenhalle der Pressa Ausstellung in Koln 1930 1931 Pathologisches Institut in Nurnberg 1932 1933 Stadtisches Gaswerk in Nurnberg um 1933 Landwirtschaftsgebaude der Erziehungsanstalt Schloss Puckenhof Buckenhof bei Erlangen 1934 1936 Schulungsburg der Deutschen Arbeitsfront DAF in Erwitte Westfalen 9 1936 KDF Hallen in Berlin DAF Gauverwaltung in Essen 1936 1939 Mustersiedlung Sudstadtsiedlung am Mascheroder Holz heute Braunschweig Stadtbezirk 213 Sudstadt Rautheim Mascherode 1937 1938 Schulungsburg der DAF in Sassnitz auf Rugen 10 vor 1938 Umgestaltung einer historistischen Villa zum Gemeinschaftshaus der DAF in Berlin Tiergarten 11 1947 1952 Wohnbauten in Fischerhude und Quelkhorn 1949 Wiederaufbau Blumenhaus C Kommer Obernstrasse 30 Bremen Altstadt gemeinsam mit Friedrich Schumacher 12 1950 Oase Lichtspiele Lahnstrasse 46 64 Bremen Neustadt 13 1950 Einfamilienhaus in Bremen Borgfeld 14 1950 Cafe Jacobs in Bremen 1951 Haus Schmidt in Schwachhausen 1952 56 Waller Kirche in Bremen Walle 1952 Ausstellungshalle an der Venloer Strasse in Dusseldorf Europahalle 1952 1956 Verwaltungsgebaude Marktplatz 6 ehemalige Kammerei in Dusseldorf 1954 1956 Opernhaus Dusseldorf mit Ernst Huhn unter Leitung von Paul Bonatz 1956 1957 Volksbucherei in Dusseldorf 1957 1958 Madchengymnasium Benrath in Dusseldorf Schneider Wibbel Restaurant in Dusseldorf Salonkes Restaurant in Dusseldorf Villa in MonchengladbachSchriften BearbeitenDas schlichte deutsche Grabmal Nurnberg 1934 u a Die landschaftlichen Grundlagen des deutschen Bauschaffens Band III Der Osten Verlag Georg D W Callwey Munchen o J um 1940 Bauten zwischen gestern und heute Dusseldorf 1960 Literatur BearbeitenWerner Durth Deutsche Architekten Biographische Verflechtungen 1900 1970 Vieweg Braunschweig u a 1986 ISBN 3 528 08705 6 Neuausgabe Kramer Stuttgart Zurich 2001 ISBN 3 7828 1141 0 Michael Flagmeyer Die Architekturen der deutschen Arbeitsfront Eine nationalsozialistische Kontrollorganisation als Planungsinstrument 2 Bande Braunschweig 2009 Braunschweig Techn Univ Diss 2009 Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Studien zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte Band 6 Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 155 Herbert Heyne Umbau eines Einfamilienhauses in Berlin von Architekt Professor Julius Schulte Frohlinde In Die Kunst 88 1943 S 124 128 Anna Teut Architektur im Dritten Reich 1933 1945 Bauwelt Fundamente 19 ISSN 0522 5094 Ullstein Berlin u a 1967 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Julius Schulte Frohlinde im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Architekten Portrait Julius Schulte Frohlinde Julius Schulte Frohlinde In archINFORM Einzelnachweise Bearbeiten a b c Baurat Schulte Frohlinde In Zentralblatt der Bauverwaltung 61 Jahrgang Nr 12 19 Marz 1941 213 a b Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 552 Henry L deZeng IV Douglas G Stankey Luftwaffe Officer Career Summaries Section S Z PDF 2016 S 288 abgerufen am 2 Januar 2021 englisch a b Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Studien zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte Band 6 Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 155 Professor Schulte Frohlinde In Zentralblatt der Bauverwaltung 61 Jahrgang Nr 26 25 Juni 1941 S 455 Dusseldorfer Klassizismus triumphiert Warum restauratives Bauen in einer fortschrittlichen Stadt Dusseldorfer Nachrichten 6 Marz 1952 Rathaus mit Figurkes In Der Spiegel Nr 44 1952 online In der Landeshauptstadt da kommt man glatt hoch ins Stadtbauamt obenan Bedingung ist nur dass man ne Spur an der Reichskanzlei mitgebaut hat Werner Durth Deutsche Architekten Biographische Verflechtungen 1900 1970 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1992 ISBN 3 423 04579 5 S 367 ff Moderne Bauformen Heft 12 1935 Moderne Bauformen Heft 8 1936 Moderne Bauformen Heft 10 1938 Baumeister 48 1951 4 S 220 221 Baumeister 48 1951 4 S 229 Baumeister 48 1951 4 S 235Normdaten Person GND 1031575197 lobid OGND AKS VIAF 296764327 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schulte Frohlinde JuliusKURZBESCHREIBUNG deutscher ArchitektGEBURTSDATUM 26 Mai 1894GEBURTSORT BremenSTERBEDATUM 20 November 1968STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius Schulte Frohlinde amp oldid 236984032