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Dieser Artikel behandelt den Gewerkschafter zum Landrat siehe Joseph Aloys Seitz Joseph Seitz 28 Oktober 1864 in Unterkoblitz Oberpfalz 3 Dezember 1928 in Berlin war ein deutscher Gewerkschafter Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk im Kaiserreich 2 Wirken in der Weimarer Republik 3 Literatur 4 WeblinksLeben und Werk im Kaiserreich BearbeitenGeboren wurde Joseph Seitz am 28 Oktober 1864 als Sohn eines Bahnwarters in Unterkoblitz im damaligen Kreis Wernberg in der Oberpfalz heute Wernberg Koblitz Den Beruf eines Schriftsetzers erlernte er in Schwandorf und in Kempten Allgau Auf seiner Wanderung als Geselle trat der Oberpfalzer im Juni 1883 in Tilsit dem Deutschen Buchdruckerverband seit 1892 Verband der Deutschen Buchdrucker bei Ostpreussen musste Seitz wahrend eines lokalen Arbeitskampfes verlassen Weitere Stationen seiner Wanderung Leipzig Cottbus Altenburg In Altenburg wohnte der zwanzigjahrige Gehilfe bei Adolf Vogenitz einem wahrend des Sozialistengesetzes ausgewiesenen Buchdruckerfunktionar dem Seitz wichtige gewerkschaftliche Impulse verdankte Seitz Wanderwege als Geselle fuhrten ihn von Schluckenau in Bohmen uber Ansbach nach Passau Im Mai 1889 siedelte Seitz in die bayerische Hauptstadt uber In Munchen begann seine eigentliche gewerkschaftliche Karriere Bereits 1889 wahlten ihn die Kollegen in die ortliche Munchener Tarifkommission Als deren Vorsitzender war er zentral am grossen mehrwochigen Buchdruckerstreik 1891 1892 im Kampf um die Einfuhrung des Neunstundentages beteiligt der mit einer desastrosen Niederlage der Gewerkschaft endete Die Niederlage besiegelte zunachst das Ende einer deutschlandweiten Tarifgemeinschaft mit den Unternehmern die seit 1873 die Arbeitsbeziehungen im Gewerbe regelte In der Periode 1893 bis 1896 bekleidete der Wahlmunchener ehrenamtlich den Posten des Landesleiters in der Sprache der Zeit Gauvorsitzender Seit 1894 nahm Seitz als Delegierter an allen nationalen Kongressen seiner Gewerkschaft teil Seitz opponierte als respektierter bayerischer Gauleiter zunachst gegen die Wiedereinfuhrung einer Tarifgemeinschaft mit der Arbeitgeberseite beugte sich jedoch 1896 dem Votum der Generalversammlung des Verbandes der Deutschen Buchdrucker Er stieg alsbald zum anerkannten Tarifexperten seiner Gewerkschaft auf und nahm in den Gremien die schiedsgerichtlich Arbeitskonflikte regelten zentrale Funktionen wahr Arbeitgeber und Arbeitnehmer verlegten von 1898 bis 1899 Tarifamt und Tarifausschuss kurzfristig nach Munchen In dieser Zeit stand Seitz als Gehilfenvertreter beiden nationalen Gremien vor 1899 kehrten die beiden hochsten Gremien zur Regelung der Arbeitsbeziehungen im Gewerbe wieder nach Leipzig zuruck Im Konflikt um ausgeschlossene Verbandsmitglieder die in harscher Opposition zum tarifpolitischen Kurs der Gewerkschaft standen pladierte der Bayer fur Toleranz und Wiederaufnahme der Ausgeschlossenen die sich in einer eigenen kleinen Gewerkschaftsorganisation sammelten Von 1899 bis 1904 fungierte Seitz als Gehilfenvorsitzender des regionalen Tarifschiedsgerichtes in Munchen ehe ihn die Kollegen 1904 in das Amt des bayerischen Gehilfenvorsitzenden auf Reichsebene entsandten bis 1918 1904 wahlte ihn die bayerische Gaukonferenz zum besoldeten Gauvorsteher Jahresgehalt 2 100 Mark Im Spannungsverhaltnis zu den frankischen Kollegen die eine Teilung des Gaues Bayern befurworteten konnte sich der neue Vorsitzende durchsetzen und die Einheit des wirkungsmachtigen Regionalverbandes erhalten Das Amt behielt Seitz bis 1918 inne Mit mehr als 5 000 Mitgliedern galt der Gau Bayern vor dem Weltkrieg zu den bestentwickeltsten innerhalb des Verbandes Stets einstimmig gewahlt erhielt Seitz vom Vorsitzenden der Buchdruckergewerkschaft Emil Doblin den Spitznamen Konig von Bayern 1902 bis 1906 hatte der bayerische Vorsitzende parallel das Amt des Munchener Ortsvorsitzenden inne Seitz war Mitglied der SPD ohne herausragende Parteiamter zu bekleiden Im Gegensatz zu vielen seiner Berufskollegen trat Seitz schriftstellerisch nicht hervor Sein Metier blieb praktische Tarifpolitik Innerorganisatorisch pladierte der Bayer fur die Zusammenlegung der beiden gewerkschaftlichen Machtzentren Leipzig und Berlin Sein Vorschlag Die Leipziger Redaktion des einflussreichen Korrespondent fur Deutschlands Buchdrucker und Schriftgiesser an den Sitz des Verbandsvorstandes nach Berlin zu verlegen Berufspolitisch blieb er den Traditionen seiner Berufsgewerkschaft verhaftet Die Aufnahme von Ungelernten lehnte er ab und unterstutzte stattdessen die Neugrundung einer Hilfsarbeitergewerkschaft Erst nach dem Ersten Weltkrieg befurwortete er die Aufnahme von Frauen in die Traditionsgewerkschaft Wahrend des Weltkrieges verteidigte Seitz die offizielle Kriegspolitik der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands die letztlich einen Siegfrieden erhoffte Im Gegensatz zu anderen Gewerkschaftsvorsitzenden enthielt sich Seitz allerdings aller chauvinistischen und annexionistischen Tonen Am 31 Januar 1918 starb Emil Doblin der 30 Jahre den gewerkschaftlichen Buchdruckerverband als Vorsitzender geleitet hatte Die Wurzburger Generalversammlung vom 27 Mai bis 1 Juni 1918 eine Art gewerkschaftliches Rumpfparlament wahlte Joseph Seitz zum neuen Vorsitzenden Das neue Amt trat er am 1 Oktober 1918 an und siedelte in die Reichshauptstadt uber Mit 56 Jahren trat er damit als 6 Vorsitzender seit Grundung 1866 an die Spitze der bestorganisiertesten deutschen Gewerkschaft Wirken in der Weimarer Republik BearbeitenAls neuer Vorsitzender vertrat Seitz seine Gewerkschaft kunftig in der Vorstandekonferenz der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands ab 1919 Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund ADGB Nach Kriegsende und Novemberrevolution lehnte Seitz unisono mit anderen Gewerkschaftsfuhrern weitreichende Sozialisierungsvorstellungen ab Vor allem das graphische Gewerbe sei nicht reif fur eine Vergesellschaftung Stattdessen setzte er auf den bewahrten Kurs mit Hilfe eines ausdifferenzierten Tarifwerkes mit der Unternehmerseite zu kooperieren Bis 1922 trat auf den Gewerkschaftstagen der Buchdrucker stets eine starke linke Fraktion auf Die oppositionellen Krafte hatten ihre politische Basis im Leipziger und Berliner USPD und KPD Milieu Ihre Kritik richtete sich vornehmlich gegen die zuruckliegende Kriegspolitik der Gewerkschaften und die Zusammenarbeit mit den Unternehmern Allerdings gelang es den oppositionellen Kraften auf den Gewerkschaftstagen nicht eigene personelle Alternativen im Gewerkschaftsvorstand durchzusetzen Die Opposition scharte sich um das Oppositionsblatt Der Graphische Block Seitz lehnte organisatorische Schritte gegen die Verbandsopposition strikt ab Mit Unterdruckung ist eine Bewegung noch nie aufgehalten worden Trotz rechter Positionen wurde Seitz stets mit den Stimmen der Opposition als Vorsitzender gewahlt und galt als Symbol fur die parteiubergreifende Einheit der Buchdruckergewerkschaft Mit der Ruckkehr des rechten Flugels der USPD und seinem starken Gewerkschaftsanhang in die SPD im Jahr 1922 verschwand weitgehend eine Opposition auf den nationalen Gewerkschaftskongressen Als Mitglied des Vorlaufigen Reichswirtschaftsrates teilte Seitz ab 1920 die Illusionen vieler Gewerkschaftsvorsitzender dieses Gremium zu einer vollwertigen gesetzgebenden Kammer auf sozialpolitischem Gebiet transferieren zu konnen In der Vorstandekonferenz arbeitete Seitz zu Beginn des Jahres 1919 in der Kommission mit die zentrale gewerkschaftliche Grundsatze fur die Nachkriegszeit formulierte In den Text der die reformistische Programmatik der freien Gewerkschaften spiegelt flossen viele tarifpolitische und gewerkschaftliche Erfahrungen der Buchdruckergewerkschaft ein Im September 1919 leitete Seitz die kleine deutsche Buchdruckerdelegation auf dem Luzerner Kongress der Buchdruckerinternationale die erste Schritte zur Wiederherstellung kollegialer Zusammenarbeit nach dem Kriegsinferno unternahm Die Delegierten wahlten Seitz in die erweiterte Sekretariatskommission Nur mit solidarischer Hilfe der Gewerkschaftsinternationale gelang es den deutschen Buchdruckern als einziger deutscher Gewerkschaft das Verbandsblatt Korrespondent in der Inflationsphase weiterhin dreimal wochentlich erscheinen zu lassen Enge gewerkschaftliche Mitstreiter strichen posthum zwei Lebensleistungen des Verbandsvorsitzenden besonders heraus 1920 grundete der Buchdruckerverband mit nachhaltiger Unterstutzung Seitz eine eigene Lehrlingsabteilung Wie kaum eine andere deutsche Gewerkschaft beeinflussten die Buchdrucker die Inhalte der Berufsbildung des eigenen Nachwuchses Seit den fruhen 1920er Jahren unterstutzte Seitz ferner gemeinsam mit dem Verbandskassierer Bruno Schweinitz den Bau eines neuen Gewerkschaftshauses in Berlin Diese Idee entsprang seiner langgehegten gewerkschaftspolitischen Vorstellung die gewerkschaftlichen Krafte in Berlin zu bundeln Durch fruhe Planungen konnte ein Teil des Verbandsvermogens in der Phase der Hyperinflation gerettet werden In das vom Bauhaus Architekten Max Taut und Franz Hoffmann im Stil der Neuen Sachlichkeit geplanten und realisierten Gebaude in Berlin Neukolln zogen 1926 Druckerei die Redaktion des Verbandsblattes sowie die Buchergilde Gutenberg ein Auch Joseph Seitz fand mit den ubrigen Vorstandsmitgliedern des Verbandes in Neukolln ein neues Zuhause Unter Joseph Seitz Leitung konsolidierte sich der Verband der Deutschen Buchdrucker in der Phase der okonomischen Stabilisierung der Weimarer Republik Mit knapp 90 000 Mitgliedern rekrutierte die Gewerkschaft uber 90 der im Gewerbe abhangig Beschaftigten und ubertraf die christliche Gewerkschaft Gutenberg Bund mit 4 200 Mitgliedern um ein Vielfaches Joseph Seitz starb am 3 Dezember 1928 in Berlin Seine Beisetzung erfolgte auf dem Munchener Waldfriedhof An Allerheiligen 1929 enthullte der Verband der Deutschen Buchdrucker ein eigenes Grabdenkmal auf dem Waldfriedhof Literatur BearbeitenKarl Helmholz Strebt nach seinem Vorbild In Jungbuchdrucker 10 Jg Nr 1 1 Januar 1929 Karl Michael Scheriau Kunstgenossen und Kollegen Entstehung Aufbau Wirkungsweise und Zielsetzung der Gewerkschaftsorganisation der deutschen Buchdrucker von 1848 bis 1933 Libri Books Berlin 2000 Lothar Uebel Hrsg Gearbeitet gewerkschaftet gewohnt 75 Jahre Verbandshaus der Deutschen Buchdrucker von Max Taut Industriegewerkschaft Medien Druck und Papier Publizistik und Kunst Berlin Stuttgart 2000 Rudiger Zimmermann Karl Helmholz und seine Freunde Ein Stolperstein vor dem Buchdruckerhaus Karl Richter Verein zur Erforschung der Geschichte und der kulturellen Traditionen der Buchdrucker e V Berlin 2013 Weblinks BearbeitenKorrespondent fur Deutschlands Buchdrucker und Schriftgiesser1863 1932 Abgerufen am 16 Dezember 2013 Willy Krahl Seitz Joseph In Internationales Handworterbuch des Gewerkschaftswesens Berlin 1932 S 1462 PersonendatenNAME Seitz JosephALTERNATIVNAMEN Seitz JosefKURZBESCHREIBUNG deutscher GewerkschafterGEBURTSDATUM 28 Oktober 1864GEBURTSORT UnterkoblitzSTERBEDATUM 3 Dezember 1928STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph Seitz amp oldid 213499527