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Christoph Josef Vonkennel geborener Christoph Joseph Vonkennel 9 August 1897 in Munchen 13 Juni 1963 in Koln 1 war ein deutscher Dermatologe Hochschullehrer und SS Fuhrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nach Kriegsende 4 Ehrungen 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVonkennel nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil Nach der Explosion einer Handgranate verlor er 1916 an der Westfront das rechte Bein und musste seitdem eine Beinprothese tragen Nach Kriegsende schloss sich Vonkennel dem Bund Oberland an 2 Vonkennel nahm nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn ein Studium der Medizin an der Universitat Munchen auf Politisch betatigte sich Vonkennel auch wahrend seiner Munchner Studienzeit in volkischen Gruppierungen So nahm er an antisemitischen Ausschreitungen gegen Mitglieder des Bundes der Studierenden judischen Glaubens teil und wurde deswegen zu einer sechstagigen Haftstrafe verurteilt 3 Vonkennel beendete 1928 an der Universitat Munchen sein Studium mit Promotion zum Dr med Der Titel seiner 1931 erschienenen Dissertation lautete Experimentelle und histochemische Untersuchungen zur Wismut Therapie 4 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenVonkennel war seit 1933 Mitglied der NSDAP 5 Er habilitierte sich Ende Dezember 1934 in Munchen fur Haut und Geschlechtskrankheiten und lehrte dort danach als Privatdozent Ab August 1937 ubernahm Vonkennel die Vertretung eines Lehrstuhls an der Universitat Kiel und war dort von Marz 1938 bis Fruhjahr 1943 als ordentlicher Professor tatig 4 Er wurde 1941 Prorektor 6 An der Universitat Kiel war er NS Dozentenbundfuhrer und widmete sich der Sulfonamid Forschung 5 Von 1937 bis 1942 forschte Vonkennel zudem mit Josef Kimmig zur Chemotherapie der Gonorrhoe 7 Vonkennel war Angehoriger des Sicherheitsdienstes des Reichsfuhrers SS SD und Mitglied der Schutzstaffel SS 8 Bei der SS stieg Vonkennel bis zum SS Sturmbannfuhrer auf und wurde beratender Dermatologe beim Reichsarzt SS 5 Der SD ordnete Vonkennel als fanatischen Nationalsozialist en unter den Dermatologen Europas ein der jederzeit zu jedem einsatzbereit sei Durch das Netzwerk des SD wurde Vonkennel bei seiner Berufung als ordentlicher Dermatologieprofessor an die Universitat Leipzig unterstutzt Zuvor war Vonkennel am 15 Januar 1943 angebahnt durch den Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler mit dem Reichsarzt SS Ernst Robert Grawitz einen Vertrag eingegangen der nicht offentlich wurde In diesem Vertrag war vereinbart dass Vonkennel unterstutzt durch das SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamt ein chemotherapeutisches Forschungsinstitut etablieren sollte das zu Tarnungszwecken in einem Universitatsinstitut untergebracht war Die dort gewonnenen Forschungsergebnisse sollte Vonkennel Himmler direkt zukommen lassen Hintergrund war das Bestreben Himmlers schnellstmoglich ein deutsches Penicillin entwickeln zu lassen da die Briten im Rahmen der Penicillinforschung einen kriegswichtigen Vorsprung hatten Um dieses Ziel schnellstmoglich zu erreichen wurden vertraglich auch Menschenversuche an KZ Haftlingen vereinbart 8 Ab April 1943 war Vonkennel ordentlicher Professor an der Universitat Leipzig und leitete die dortige Universitatshautklinik sowie das Forschungsinstitut V Vonkennel 5 In diesem von dem SS Unternehmen Deutsche Heilmittel GmbH finanzierten Forschungsinstitut waren zehn Mitarbeiter beschaftigt 8 Unter ihnen befand sich auch der Mediziner Josef Kimmig Das entwickelte Sulfonamid Praparat DDS Diaminodiphenylsulfon sollte schliesslich am Menschen getestet werden 5 Die Verbindung beim Menschen hat noch sehr unangenehme Nebenerscheinungen starke Zystose aber es ware zu uberlegen ob man nicht doch einige orientierende Versuche beim Fleckfieberkranken machen soll um die weitere Arbeit an der Entgiftung zu berechtigen Konnen Sie uns eine Zusammenarbeit mit einer Klinik vermitteln Josef Vonkennel in einem Brief vom 1 Juni 1944 an den Reichsarzt SS 9 Aus dem KZ Buchenwald wandte sich schliesslich der Lagerarzt Erwin Ding Schuler konspirativ an Vonkennel damit an der Aussenstelle Buchenwald des Hygiene Instituts der Waffen SS Abteilung Fleckfieber und Virusforschung die Experimente durchgefuhrt werden konnten 8 In Buchenwald wurden KZ Haftlingen die als Versuchspersonen dienten mittels Giftgas Verbrennungen an der Haut zugefugt und danach die Wirksamkeit von Vonkennels Praparat getestet Bei diesen Versuchen starben auch Haftlinge an den Folgen dieser Experimente 5 Vonkennel bewahrte jedoch Kimmigs Bruder einen katholischen Geistlichen vor der Einweisung in ein Konzentrationslager indem er ihn als seinen Chauffeur einstellte In seiner Klinik war eine judische Assistentin beschaftigt 10 Vonkennel und seine Forschergruppe konnten 1944 erstmals in Deutschland ein Penicillin isolieren 8 Bei dem Bevollmachtigten fur das Gesundheitswesen Karl Brandt war Vonkennel ab 1944 noch Angehoriger des wissenschaftlichen Beirates und laut Brandt Fuhrender Dermatologe der NS Zeit 5 Er wurde noch 1944 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina 11 Ende Januar 1945 wurde er zum Obersturmfuhrer der Waffen SS befordert 12 Albrecht Scholz zahlt Vonkennel zu den wichtigsten Forscherpersonlichkeiten des 3 Reiches der jedoch durch seine Kenntnis von den Menschenversuchen im KZ Buchenwald ethische Grenzen uberschritten hat 10 Nach Kriegsende BearbeitenVonkennel wurde im April 1945 durch Angehorige der US Armee festgenommen und interniert 4 Im Zuge eines Spruchkammerverfahrens in Darmstadt wurde er 1948 im Rahmen der Entnazifizierung als entlastet eingestuft 5 Nach Entlassung aus der Internierung wurde Vonkennel Facharzt bei den Chemischen Werken Rheinpreussen in Moers 4 Das Vorhaben Vonkennel auf den Lehrstuhl nach Koln zu berufen stiess wegen dessen NS Vergangenheit auf Bedenken der Dermatologen und Hochschullehrer Alfred Marchionini Otto Grutz und Alfred Stuhmer die entsprechende Stellungnahmen abgaben Dennoch folgte seitens der Universitat Koln und dem zustandigen Kultusminister die Berufung Vonkennels Von Anfang Mai 1950 bis zu seinem Tod war Vonkennel ordentlicher Professor fur Haut und Geschlechtskrankheiten an der Universitat zu Koln und leitete dort die Universitatshautklinik In dieser Funktion forderte er die Externaforschung und Nuklearmedizin und den Aufbau der operativen Dermatologie und dermatologischen Kosmetik 13 Zudem gehorte er dem Arztlichen Sachverstandigenbeirat des Bundesarbeitsministeriums fur Fragen der Kriegsopferversorgung an 5 Gegen Vonkennel wurde seitens der Staatsanwaltschaft Koln ein Ermittlungsverfahren aufgrund der Versuche in Buchenwald eingeleitet das nach dem Suizid Vonkennels eingestellt wurde 14 Vonkennel war seit 1943 mit Waldtraut Sofia Elisabeth Vogelsang verheiratet Er verstarb im Alter von 65 Jahren in Koln Lindenthal 1 Ehrungen BearbeitenVerleihung der Schaudinn Hoffmann Plakette durch die Deutsche Dermatologische Gesellschaft 1963 Schriften Auswahl BearbeitenDie Malariabehandlung der Fruhlues Berlin 1927 Experimentelle und histochemische Untersuchungen zur Wismut Therapie Berlin 1931 Zur Prufung silikonhaltiger Hautschutzsalben Koln 1958 Literatur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer 3 Auflage S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 596 14906 1 Carsten Schreiber Elite im Verborgenen Ideologie und regionale Herrschaftspraxis des Sicherheitsdienstes der SS und seines Netzwerks am Beispiel Sachsens Studien zur Zeitgeschichte Band 77 Oldenbourg Wissenschafts Verlag GmbH Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58543 8 Brita Leube Leben und Werk des Dermatologen Josef Vonkennel 1897 1963 unter besonderer Berucksichtigung seiner Wirkungszeit in Leipzig Leipzig 1998 Albrecht Scholz Geschichte der Dermatologie in Deutschland Springer Berlin Heidelberg 1999 ISBN 978 3 642 63623 3 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Josef Vonkennel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Josef Vonkennel im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Vonkennel Josef In Peter Altmeyers Enzyklopadie der Dermatologie Springer Verlag online 2017 Einzelnachweise Bearbeiten a b Sterbeurkunde Nr 1501 vom 18 Juni 1963 Standesamt Koln Lindenthal In LAV NRW R Personenstandsregister Abgerufen am 20 Juni 2018 Carsten Schreiber Elite im Verborgenen Ideologie und regionale Herrschaftspraxis des Sicherheitsdienstes der SS und seines Netzwerks am Beispiel Sachsens Munchen 2008 S 106 Carsten Schreiber Elite im Verborgenen Ideologie und regionale Herrschaftspraxis des Sicherheitsdienstes der SS und seines Netzwerks am Beispiel Sachsens Munchen 2008 S 266 a b c d Josef Vonkennel im Professorenkatalog der Universitat Leipzig a b c d e f g h i Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 645 Albrecht Scholz Geschichte der Dermatologie in Deutschland Berlin Heidelberg 1999 S 145 Eintrag in Peter Altmeyers Enzyklopadie der Dermatologie Vonkennel Josef Springer Verlag online 2017 aufgerufen am 21 November 2017 a b c d e Carsten Schreiber Elite im Verborgenen Ideologie und regionale Herrschaftspraxis des Sicherheitsdienstes der SS und seines Netzwerks am Beispiel Sachsens Munchen 2008 S 264f Zitiert nach Carsten Schreiber Elite im Verborgenen Ideologie und regionale Herrschaftspraxis des Sicherheitsdienstes der SS und seines Netzwerks am Beispiel Sachsens Munchen 2008 S 265 a b Albrecht Scholz Geschichte der Dermatologie in Deutschland Berlin Heidelberg 1999 S 138 Mitgliedseintrag von Josef Vonkennel bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 12 Oktober 2012 Albrecht Scholz Geschichte der Dermatologie in Deutschland Berlin Heidelberg 1999 S 122 Albrecht Scholz Geschichte der Dermatologie in Deutschland Berlin Heidelberg 1999 S 165 Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer Frankfurt am Main 1997 S 335 Normdaten Person GND 107651785 lobid OGND AKS VIAF 84811017 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vonkennel JosefALTERNATIVNAMEN Vonkennel Christoph Josef vollstandiger Name Vonkennel Christoph Joseph Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutscher Dermatologe Hochschullehrer und SS FuhrerGEBURTSDATUM 9 August 1897GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 13 Juni 1963STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Vonkennel amp oldid 236011766