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Johannes de Cleve 1528 oder 1529 wahrscheinlich in Kleve 14 Juli 1582 in Augsburg war ein franko flamischer Komponist Kapellmeister und Sanger der Renaissance 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke chronologisch 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 QuellenLeben und Wirken BearbeitenBei Johannes de Cleve sind Stadt oder Herzogtum Kleve als Geburtsort zwar nicht sicher nachweisbar aber wegen der Inschrift auf seinem Grabmal Johis de Cleve excellens de Cleve Musicus und wegen seiner Benennung in musikalischen Sammelwerken Clivensis sehr wahrscheinlich aus der gleichen Grabinschrift ergibt sich auch das ungefahre Geburtsjahr wenn es hier heisst Aeta 53 Unsicher ist ob er mit einem Musiker mit gleichem Familiennamen in Bergen op Zoom verwandt ist der Musikforscher Edmond Vander Straeten hat schon 1867 darauf hingewiesen dass der Name de Cleve im flamischen Raum haufiger vorkommt Zu de Cleves familiarer Abstammung sowie zu seiner Schul und Ausbildungszeit sind keine Informationen uberliefert Das Vorhandensein einer Komposition von ihm im Manuskript Archiv der St Pieterskerk in Leiden und von zwei Motetten im ersten und dritten Buch der Sammlung Ecclesiasticarum cantionum die beide 1553 bei Tielman Susato in Antwerpen erschienen sind deuten darauf hin dass de Cleve eine erste Schaffensperiode im niederlandischen Raum hatte Ab dem Jahr 1553 gibt es Belege fur seine Tatigkeit als Sanger Tenorist in der Hofkapelle von Kaiser Ferdinand I 1503 1564 in Wien Mit Ferdinands Auftrag rekrutierte Johannes de Cleve 1559 60 in den Niederlanden acht neue Sanger fur die Wiener Hofkapelle dem Kaiser widmete er auch die beiden Bucher mit vier bis sechsstimmigen Cantiones sacrae Als Kaiser Ferdinand 1564 starb und die Hofkapelle aufgelost wurde grundete sein Sohn Erzherzog Karl II 1540 1590 in Graz eine eigene neue Hofkapelle und ernannte Johannes de Cleve zu deren Leiter Dieses Amt versah der Komponist fur sechs Jahre bis er hier im Jahr 1570 auf eigenen Wunsch wegen korperlicher Schwache ausschied er lebte aber wahrscheinlich zunachst noch in Wien Erzherzog Karl hatte de Cleves Verdienste um die Hofkapelle bei seinem Ausscheiden mit einer lebenslangen jahrlichen Pensionszahlung von 200 Gulden honoriert allerdings mit der Verpflichtung dass de Cleve weiterhin Kompositionen fur die Hofkapelle liefern sollte Es gibt einen Brief de Cleves vom 14 Marz 1576 an Johann Rasch den Organisten der zum Wiener Schottenkloster gehorigen Liebfrauenkirche in dem er bittet die 600 Gulden zu erheben da er im nachsten Sommer und auf einige Jahre sich gern an einem anderen Ort versuchen mochte Es gibt Belege fur einen Aufenthalt des Komponisten in Augsburg ab April 1579 wo er offenbar ohne Anstellung lebte er erfullte seine Verpflichtung und widmete seinem fruheren Dienstherrn das Werk Cantiones seu harmoniae sacrae erschienen 1579 Er wirkte auch bis zu seinem Tod als Musiklehrer neben anderen Schulern auch als Lehrer des Augsburger Domkapellmeisters Bernhard Klingenstein Bedeutung BearbeitenJohannes de Cleve steht in der Tradition der niederlandischen Vokalpolyphonie wobei der kontrapunktisch lineare Stil besonders in seinen Motetten zu Tage tritt hier wird er jedoch bewusst mit moderneren stilistischen Mitteln kombiniert In den fruhen Kompositionen de Cleves besitzt der imitierende Stil einen ausgesprochenen Vorrang in der sechsstimmigen Motette Mirabilia testimonia tua gibt es einen Kanon in der None zwischen den beiden Tenorstimmen eine Erinnerung an den Stil der Josquin Generation Zu den moderneren Stilmitteln der spateren Werke gehoren eine korrekte Text Deklamation eine bewusste Anwendung rhetorischer Figuren und gelegentlich eine mit Worten hergestellte Expressivitat Eine solche vergleichsweise moderne Textbehandlung zeigt der Komponist in seinen Evangelienmotetten So wird in der Motette Ego sum veritas et vita ein Text vertont der zum einen Teil aus dem Evangelium stammt zum anderen Teil aus einer Offiziums Antiphon In der Motette Filiae Jerusalem wird am Ende des 2 Teils der Beginn des Werks musikalisch und rhetorisch wiederholt wodurch eine umrahmende Struktur entsteht In den fruheren Messen verwendete de Cleve einen durchimitierenden und wie in den Motetten einen zur Klangfulle neigenden Stil Beispiel die Parodiemesse Dum transisset sabbatum zu sechs Stimmen nach einer eigenen Motette Spatere solche Werke zeigen einen mehr homophonen und syllabischen Zug in dem aber eine kontrapunktische Stimmfuhrung immer noch vorhanden ist Beispiel die Messe Vous perdes temps zu vier Stimmen nach einer Chanson von Claudin de Sermisy Bemerkenswert sind de Cleves 20 vierstimmigen Satze uber protestantische Kirchenlieder davon acht von Martin Luther die 1574 in der Gesang Postill des Grazer Pfarrers Andreas Gigler erschienen sind Hier zeigt sich die Kompositionsweise Johannes de Cleves mehr von der konservativen Seite der Cantus firmus liegt im Tenor und wird von drei kontrapunktischen Stimmen begleitet die sich imitieren Stimmfuhrungen und eine Harmonisierung die sich an kirchentonalen Vorgaben orientiert verweisen hier auf fruhere Vorbilder Ahnlich konservativ wirkt die Verwendung des Gregorianischen Chorals als Cantus firmus im Tenor von Messkompositionen Die bei Johannes de Cleve anzutreffende stilistische Vielfalt scheint nach Meinung von Musikwissenschaftlern auch von den komponierenden Grazer Kapellmitgliedern auszugehen deren Vielfalt der Komponist zum Ausgangspunkt nahm mit den verschiedenen Kompositionstypen zu experimentieren Werke chronologisch Bearbeiten1 Motette zu vier Stimmen im Liber primus ecclesiasticarum cantionum Antwerpen 1553 1 Motette zu vier Stimmen im Liber tertius ecclesiasticarum cantionum Antwerpen 1553 1 Motette zu vier Stimmen im Quartus tomus Evangeliorum zu vier bis sechs Stimmen Nurnberg 1555 1 Motette zu sechs Stimmen im Novum et insigne opus musicum zu vier bis sechs Stimmen Nurnberg 1558 Cantiones sacrae zu vier bis sechs Stimmen 2 Bucher Augsburg 1559 Missa super Dum transisset sabbatum zu sechs Stimmen in Praestantissimorum artificium lectissimae missae zu funf bis sechs Stimmen Wittenberg 1568 1 Motette zu funf Stimmen in Novi thesauri musici zu vier bis acht Stimmen Band 1 Venedig 1568 3 Motetten zu vier bis acht Stimmen in Novi atque catholici thesauri musici zu vier bis acht Stimmen Band 2 Venedig 1568 1 Motette zu sieben Stimmen in Liber quintus amp ultimus zu vier bis acht Stimmen Venedig 1568 20 Tenorsatze zu Kirchenliedern zu vier Stimmen im Gesang Postill Graz 1574 Cantiones seu harmoniae sacrae zu vier bis zehn Stimmen Augsburg 1579 2 Motetten Intabulierungen im Tabulaturbuch auff Orgeln und Instrument darinne Leipzig 1583 Missa super Vous perdes temps zu vier Stimmen ohne Jahreszahl 12 verschiedene Werke in ManuskriptformLiteratur Auswahl BearbeitenEdmond Vander Straeten La musique aux Pays Bas avant le XIXe siecle Brussel 1867 1888 H Leichtentritt Geschichte der Motette Leipzig 1908 Seite 90 94 kleine Handbucher der Musikgeschichte nach Gattungen Nr 2 Helmut Osthoff Die Niederlander und das deutsche Chorlied 1400 1640 Berlin 1938 H J Moser Johannes de Cleve als Setzer von zehm Lutherischen Melodien In Tijdschrift van de Vereniging voor nederlandse muziekgeschiedenis Nr 16 1946 Seite 31 35 H J Moser Die Musik im fruhevangelischen Osterreich Kassel 1954 Hellmut Federhofer Cleve Johannes de In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 Seite 289 und folgende H Wiens Musik und Musikpflege im Herzogtum Kleve In Musik im niederlandisch niederdeutschen Raum herausgegeben von K G Fellerer Koln 1960 Seite 20 30 Beitrage zur rheinischen Musikgeschichte Nr 36 W Suppan Artikel Johannes de Cleve In Steirisches Musiklexikon herausgegeben von W Suppan Gran 1962 Seite 70 71 Hellmut Federhofer Musikpflege und Musiker am Grazer Habsburgerhof der Erzherzoge Karl und Ferdinand von Innerosterreich 1564 1619 Mainz 1967 Wolfgang Krebs Die lateinische Evangelien Motette Repertoire Quellenlage musikalische Rhetorik und Symbolik Tutzing 1995 Frankfurter Beitrage zur Musikwissenschaft Nr 25 Elisabeth Th Hilscher Fritz Cleve Johannes de in Osterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 Druckausgabe Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2002 ISBN 3 7001 3043 0Weblinks BearbeitenWerke von und uber Johannes de Cleve im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johannes de Cleve in der Deutschen Digitalen Bibliothek Gemeinfreie Noten von Johannes de Cleve in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Quellen Bearbeiten Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Personenteil Band 4 Barenreiter und Metzler Kassel und Basel 2000 ISBN 3 7618 1114 4 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 2 C Elmendorff Herder Freiburg im Breisgau u a 1979 ISBN 3 451 18052 9 Normdaten Person GND 101383568 lobid OGND AKS LCCN n88622236 VIAF 22503547 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cleve Johannes deALTERNATIVNAMEN Cleve Jean de Cleue Johann deKURZBESCHREIBUNG franko flamischer Komponist und Kapellmeister der RenaissanceGEBURTSDATUM 1528 oder 1529GEBURTSORT KleveSTERBEDATUM 14 Juli 1582STERBEORT Augsburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes de Cleve amp oldid 228605036