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Johannes Georgi 14 Dezember 1888 in Frankfurt am Main 24 Mai 1972 in Hamburg war ein deutscher Meteorologe Glaziologe und Polarforscher Georgi fuhrte die ersten ausgedehnten meteorologischen Messungen auf dem Gronlandischen Inlandeis durch und beobachtete als erster in Europa den Jetstream Johannes Georgi in der Station Eismitte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeorgi altester Sohn des Lehrers Johannes Georgi 1861 1945 machte sein Abitur am Lessing Gymnasium 1 in Frankfurt am Main und genoss damit eine klassische humanistische Schulbildung Anschliessend studierte er Physik und Mathematik in Gottingen Zurich und Marburg Er beschaftigte sich ausserdem mit Zoologie insbesondere der damals modernen Vererbungslehre In Zurich besuchte er 1909 auch Seminare Albert Einsteins Pragend aber war die Teilnahme an den meteorologischen Ubungen Alfred Wegeners 1910 in Marburg Wegener war gerade von einer zweimaligen Uberwinterung in Nordostgronland zuruckgekehrt und befand sich in einer seiner wichtigsten Schaffensperioden Es begann eine lange Freundschaft die erst mit Wegeners Tod endete Georgi war in dieser Zeit Mitglied der idealistischen Wandervogelbewegung einer fruhen Jugendbewegung deren Mitglieder mit ausgedehnten Wanderungen die Nahe zur Natur suchten Im Ersten Weltkrieg kam Georgi zum Wetterdienst der Kaiserlichen Marine und wurde so Meteorologe sowie Leiter der Wetterdienstschule 1919 kam er an die von Wegener geleitete Meteorologischen Versuchsanstalt der Deutschen Seewarte in Hamburg 1926 und 1927 fuhrte er mit Wetterballons Messungen an der Nordspitze Islands in Hohenstromungen durch Er entdeckte in 10 bis 15 km Hohe starke Stromungen die sich nicht direkt mit dem Bodendruckfeld erklaren liessen Zusammen mit Messungen die Wasaburo Ooishi schon 1924 in Japan durchgefuhrt hatte waren dies die ersten Beobachtungen des Jetstreams Auf einer Sitzung der Deutschen Seewarte schlug Georgi 1927 vor dieses Phanomen zusammen mit anderen Fragestellung in einem zweiten Internationalen Polarjahr koordiniert zu erforschen Dieses sollte 1932 bis 1933 also genau 50 Jahre nach dem ersten stattfinden 2 Georgi griff damit eine Idee von Leonid Breitfuss auf die dieser 1926 auf der Sitzung eines vom Vorstand der Aeroarctic berufenen Sonderausschusses geaussert hatte 3 Er gilt damit als wichtiger Initiator des zweiten Internationalen Polarjahres 1928 erreichte Georgi auf einer Island Gronland Expedition mit dem Forschungsschiff Meteor das erste Mal die Kuste Gronlands und damit eigentliches Polargebiet 4 Durch das Studium der allgemeinen Zirkulation der Nordhalbkugel wuchs sein Wunsch mit dem Betrieb einer meteorologischen Station auf dem gronlandischen Inlandeis mehr uber meteorologischen Verhaltnisse in der Arktis zu erfahren Diese Plane hatten Platz in denen Wegeners fur eine grosse Gronlandexpedition mit Messungen von Kuste zu Kuste Deshalb nahm Georgi 1929 mit Fritz Loewe und Ernst Sorge an Wegeners Vorbereitungsexpedition nach Gronland teil Diese hatte zum Ziel fur die geplante Hauptexpedition eine geeignete Aufstiegstelle zum Inlandeis zu finden und sich mit den harten Bedingungen in der Arktis vertraut zu machen nbsp Eismitte Gronland nbsp EismitteLage der Station Eismitte in GronlandWahrend der Hauptexpedition 1930 bis 1931 leitete Georgi die Station Eismitte und fuhrte an dieser uber ein volles Beobachtungsjahr meteorologische Messungen durch Er leitete 1930 die erste Hundeschlittenreise fur die Errichtung der Station Das Wetter bereitete der Expedition 1930 grosse logistische Probleme bei der Versorgung der Station Letztendlich bestand sie aus einer wissenschaftlich ausgerusteten Hohle im Firn weil der Transport des vorgesehenen Zelthauses nicht gelungen war Nach dem dritten Hundeschlittentransport verfugte Eismitte erst uber ein Drittel des fur die Uberwinterung vorgesehenen Petroleums Georgi entschied daher die Station aufzugeben wenn nicht bis zum 20 Oktober ein weiterer Transport die Station erreicht hatte Aufgrund dieser Information entschloss sich Wegener zu einem vierten und letzten Transport vor der Uberwinterung Diese startete am 21 September musste wegen fruh einsetzender Schneesturme aber als Transport aufgegeben werden Das Ziel bestand nur noch darin Georgi und Sorge fur die Uberwinterung abzulosen Wegener Loewe und der Gronlander Rasmus Villumsen 1909 1930 erreichten unter Verbrauch aller Reserven Eismitte am 30 Oktober wo Georgi und Sorge inzwischen entschieden hatten doch eine Uberwinterung zu wagen Loewe waren an den letzten Reisetagen alle Zehen erfroren Diese wurden ihm vom handwerklich geschickten Georgi mit einer Blechschere amputiert Wegener und Villumsen traten am 1 November Wegeners 50 Geburtstag die Ruckreise an die sie nicht uberlebten 5 Georgi und Sorge uberwinterten zusammen mit dem gesundheitlich angeschlagenen Loewe 6 in Eismitte und Georgi fuhrte trotz extremer Bedingungen meteorologische Messungen durch 7 Erst am 7 Mai erreichte ein Propellerschlitten Eismitte der den Weg in nur zwei Tagen zur Weststation zurucklegen konnte Georgi blieb zeitweise alleine auf der Station um ein vollstandiges Beobachtungsjahr zu erhalten Die fur seine Frau gedachten Tagebucheintrage veroffentlichte er spater im Buch Im Eis vergraben Erlebnisse auf Station Eismitte der letzten Gronland Expedition Alfred Wegeners Nach der Expedition kehrte Georgi auf seine Stelle als Leiter des Instrumentenamtes an die Seewarte in Hamburg zuruck Er sah sich in den Folgejahren dem Vorwurf anderer Expeditionsteilnehmer besonders Kurt Herdemertens und Kurt Wegeners ausgesetzt durch die Forderung nach mehr Lebensmitteln und Petroleum den Tod Wegeners und Villumsens verursacht zu haben Diese Vorwurfe setzten Georgi zu Ein Prozess endete 1937 mit einem Vergleich zwischen beiden Parteien der ihnen verbot den Streit weiter in der Offentlichkeit auszutragen 8 In den 1930er Jahren unternahm Georgi mehrere Vorstosse fur eine erneute Expedition nach Gronland die an Fragestellungen der Wegener Expedition anknupfen sollte Unter Umgehung des Dienstweges wandte er sich 1936 an den Staatssekretar des Reichsluftfahrtministeriums mit der Bitte um Unterstutzung fur die Entsendung eines Luftschiffs nach Gronland das dort eine geophysikalisch meteorologische Expedition absetzen sollte Das Gesuch wurde mit der Begrundung abgelehnt dass vor einer neuen Expedition erst alle Ergebnisse der Wegener Expedition vorliegen mussten Mit Unterstutzung der Senckenberg Gesellschaft plante Georgi 1939 die Senckenbergische Gronlandexpedition die interdisziplinare Forschung an vier Standorten in Gronland durchfuhren sollte Georgi selbst wollte in einer Station auf dem Inlandeis klimatologische und meteorologische Arbeiten durchfuhren Als Leiter der anderen Stationen waren Karl Gripp Aenne Schmucker und Richard Krausel vorgesehen 9 Aussenpolitische Grunde fuhrten zu einer Verschiebung auf das Jahr 1940 Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Durchfuhrung schliesslich ganz Georgis einziger Sohn Hans kehrte nicht aus dem Zweiten Weltkrieg zuruck er wurde in Jugoslawien vermisst Gesundheitlich angeschlagen liess sich Georgi 1949 pensionieren Er befasste sich nun neben wissenschaftlichen Themen auch starker mit politischen Fragen Er pflegte seit den Erlebnissen in Eismitte einen regen Briefkontakt mit seinem ehemaligen Expeditionskameraden Loewe Dieser Briefwechsel zeigt dass die Erlebnisse in Eismitte Georgi sein Leben lang beschaftigten Loewe traf er im Mai 1971 ein letztes Mal Georgi ist am 24 Mai 1972 in Hamburg gestorben nachdem er in seinen letzten Lebensjahren an einer Myasthenia gravis gelitten hatte Ehrungen BearbeitenDer Georgi Preis wird fur Verdienste in der Meteorologie von der GeoUnion Alfred Wegener Stiftung dem Dachverband aller geowissenschaftlichen Verbande in Deutschland unter Mitwirkung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft verliehen Er geht auf eine Stiftung von Johannes Georgi zuruck Nach ihm benannt sind der Georgiweg in Hamburg Gross Borstel sowie der Georgi Point in Antarktika Schriften Auswahl BearbeitenJohannes Georgi Aerologie der hohen Breiten und grosse Zirkulation In Arktis 1928 S 83 85 Johannes Georgi Hohenwindmessungen auf Island 1909 1928 In Archiv der deutschen Seewarte 51 5 1932 Johannes Georgi Beitrag in Alfred Wegener Mit Motorboot und Schlitten in Gronland Velhagen amp Klasing Verlag Bielefeld 1930 Johannes Georgi Im Eis vergraben Erlebnisse auf Station Eismitte der letzten Gronland Expedition Alfred Wegeners Verlag des Blodigschen Alpenkalenders Muller Munchen 1933 Literatur BearbeitenElse Wegener Fritz Loewe Alfred Wegeners letzte Gronlandfahrt Die Erlebnisse der deutschen Gronlandexpedition 1930 1931 geschildert von seinen Reisegefahrten und nach Tagebuchern des Forschers Brockhaus Leipzig 1932 Alfred Wegener Mit Motorboot und Schlitten in Gronland Velhagen amp Klasing Verlag Bielefeld 1930 Nachruf Fritz Loewe Johannes Georgi PDF 393 kB In Polarforschung 42 1972 S 155 158 Einzelnachweise Bearbeiten Matrikeledition der Universitat Zurich Georgi Johannes Matrikelnummer 18812 Stand 30 November 2008 Sarah Behr et al IPY History Reflects Progress in Science and Society PDF 2 2 MB In Chronicles of the NSF Arctic Sciences Division Band 12 Nr 2 2007 S 2 Reinhard A Krause Daten statt Sensationen Der Weg zur internationalen Polarforschung aus einer deutschen Perspektive In Berichte zur Polar und Meeresforschung Reports on Polar and Marine Research Band 609 2010 doi 10 2312 BzPM 0609 2010 Fritz Loewe Johannes Georgi PDF 393 kB In Polarforschung 42 1972 S 155 158 Die deutsche Gronlandexpedition 1930 31 Memento vom 15 Marz 2015 im Internet Archive Alfred Wegener Institut fur Polar und Meeresforschung Karl Weiken Fritz Loewe PDF 427 kB In Polarforschung 44 1974 S 92 95 Herrmann A Hahne Dr Ernst Sorge PDF 201 kB In Polarforschung 16 1946 S 120 121 Jutta Voss Johannes Georgi und Fritz Loewe Zwei Polarforscherschicksale nach Eismitte Aus ihrem Briefwechsel 1929 1971 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