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Johann Heinrich David von Hennenhofer 12 Marz 1793 in Gernsbach 20 Januar 1850 in Freiburg im Breisgau war ein badischer Flugeladjutant und Direktor der Diplomatischen Sektion im Ministerium des Auswartigen der mit der angeblichen Ermordung Kaspar Hausers in Verbindung gebracht wurde Heinrich von Hennenhofer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Der Fall Kaspar Hauser 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Sohn eines Rheinschiffers kam nach einer kaufmannischen Lehre und kurzer Tatigkeit als Kommis in einer Mannheimer Buchhandlung aufgrund seiner ausserordentlich schonen Handschrift 1812 an die Hofkanzlei des badischen Hofs in Karlsruhe Zunachst war er Kabinettskurier und Sekretar arbeitete sich aber in den folgenden Jahren bis zum Inspektionsadjutanten empor Mit dem spateren Aussenminister Ludwig Freiherr von Berstett begleitete er 1815 den badischen Grossherzog Karl auf seiner Reise zum Wiener Kongress Als Gunstling des seit 1818 regierenden Grossherzogs Ludwig besorgte er dessen Privatkorrespondenz Ludwig erhob Hennenhofer 1828 in den Adelsstand Unter Berstett erfolgte die Berufung Hennenhofers in die diplomatische Sektion des Ministeriums fur auswartige Angelegenheiten wo er in der Folge haufig mit geheimen Missionen betraut wurde Politisch orientierte er sich am monarchischen und obrigkeitsstaatlichen Prinzip Dies zeigte sich bei den durch ministerielle Beeinflussung manipulierten Landtagswahlen 1824 25 mit dem Ziel mittels willfahriger Abgeordneter die reprasentative burgerlichste und modernste der neuen deutschen Konstitutionen die Badische Verfassung von 1818 in eine altstandische unter dem Diktat der Regierung stehende umzuwandeln 1 Hennenhofer stand auf der Seite der badischen Reaktionare W v Hippel und als aus der Umgebung Berstetts der Anstoss zu einer Adressenbewegung gegen die Verfassung gekommen war versuchte Hennenhofer auf seinen Reisen durch Baden insbesondere die Beamtenschaft in diesem Sinne zu beeinflussen Fur zusatzlichen Hass bei den Anhangern der Konstitution sorgte die Veroffentlichung zweier Hennenhofer zugeschriebener Lobgedichte auf den mit grosser Harte regierenden portugiesischen Konig Dom Miguel 2 Unter der anfanglich liberal orientierten Regierung Grossherzogs Leopold ab 1830 fielen einige obgleich nicht alle Anhanger einer hochkonservativen Politik in Ungnade und Hennenhofer wurde 1831 als Major und Flugeladjutant in den Ruhestand versetzt Er lebte dann zunachst auf Schloss Mahlberg und zog um 1841 nach Freiburg im Breisgau wo er 1850 verstarb Der Fall Kaspar Hauser BearbeitenAm 17 Dezember 1833 starb Kaspar Hauser an den Folgen einer Stichverletzung die er sich nach dem Urteil von Fachhistorikern bei einem vorgetauschten Attentat selbst zugefugt hatte Nach seinem Tode war allerdings die Uberzeugung verbreitet dass es sich bei dem Vorfall um einen Mordanschlag gehandelt habe zumal das seit 1830 kursierende Gerucht um Hausers badische Erbprinzenschaft diese Annahme zu bestatigen schien Joseph Heinrich Garnier ein liberaldemokratischer badischer Oppositioneller veroffentlichte im Marz 1834 in Strassburg 3 ein Pamphlet mit dem Titel Einige Beitrage zur Geschichte Caspar Hausers nebst einer dramaturgischen Einfuhrung Garnier lebte als Sprachlehrer und Journalist seit 1828 in Paris und wurde nach der Julirevolution von 1830 zu einem fuhrenden Redner und Organisator der politischen Fluchtlinge aus Deutschland 4 Am 5 April 1833 wurde er in Karlsruhe verhaftet zwei Tage nach dem sogenannten Frankfurter Wachensturm Seine monatelange Isolierung wahrend der den nachsten Angehorigen weder ein Verhaftungsgrund angegeben noch das Recht ihn zu sprechen gewahrt wurde fuhrte in der Zweiten Kammer zu einer Grundsatzdebatte um die personliche Freiheit des Burgers und um die Trennung von Judikative und Exekutive 5 In seiner Kaspar Hauser Broschure griff Garnier namentlich Personen der badischen Ministerialburokratie an u a den fur das Schulwesen zustandigen Geheimrat Johann Evangelist Engesser der einst Garniers staatliche Anstellung als Lehrer abgelehnt hatte Uber Hennenhofer schrieb er dass in ihm manche Leute den Morder Hausers sehen wollten Tatsachlich wurde Hennenhofer bereits Anfang Januar 1834 denunziert Ein Spiel und Gastwirt namens Becht aus Romershag bei Bad Bruckenau hatte sich an die Regierung in Munchen gewandt die uber den Wurzburger Regierungsprasidenten August von Rechberg Kontakt zu ihm aufnahm Bechts Vermutungen gegen Hennenhofer grunden sich auf des letzteren notorisch schlechten Charakter auf dessen enge Verbindung mit dem Grossherzog Ludwig auf verschiedene verdachtige Ausserungen von angeblich bereits verstorbenen Kammerlakaien des Grossherzogs Carl endlich auf das Gerucht welches Carlsruhe und ganz Baden durchlaufen habe als Kaspar Hauser der Gefahr des ersten Mordanschlags in Nurnberg glucklich entronnen war dass namlich dieser Hauser der angebliche in Heidelberg verstorbene Prinz Alexander sic sei Diese Bechtsche Personlichkeit sein aventuriermassiges Benehmen das stete Selbstlob die wiederholten Beteuerungen seiner Uneigennutzigkeit sein Grosstun uber seine Verbindungen mit einflussreichen Personen in Carlsruhe machten einen so widerlichen Eindruck auf mich Bechts unaufgefordert wiederholte Anerbietungen seiner Dienste zur Ermittelung des Morders stutzen sich wie er sagte auf seiner innigsten Uberzeugung dass Hauser der Prinz Alexander und Hennenhofer dessen Morder sei Becht bot sich an zu recherchieren wo sich Hennenhofer um die kritische Zeit befand gab jedoch keine Nachricht mehr Dafur forschten der Amtmann Lichtenauer und der Oberamtmann Lang in Lahr Schwarzwald nach wo sich Hennenhofer am Tag des vermuteten Anschlags auf Kaspar Hauser aufgehalten hatte Nach ihren Erkundigungen war Hennenhofer damals in Mahlberg und am Abend der Verwundung Hausers mit mehreren Personen in der Post zur Sonne in Lahr 6 Die Zugehorigkeit des sozialen Aufsteigers Hennenhofer zu der die konstitutionelle Verfassung ablehnenden Gruppe um die Minister Berstett und Blittersdorf seine Servilitat gegenuber dem badischen Herrscherhaus sowie sein angeblich moralisch bedenklicher Lebenswandel machten ihn zur idealen Zielscheibe fur Verdachtigungen im Fall Kaspar Hauser Hennenhofer war den Liberalen des Vormarz als Gunstling und absolut ergebener Diener des Autokraten Ludwig verhasst Indem man ihm diesen Mord anheftete diskreditierte man auch das verhasste politische System 7 Hennenhofer reagierte auf den schweren Vorwurf indem er einen in oppositionellen Studentenkreisen verkehrenden Apothekergehilfen erpresste und ihn als Informanten einspannte um an Hinweise auf die ihn des Mordes denunzierenden Hintermanner zu gelangen Im Zusammenhang mit der zeitgenossischen publizistischen Aufarbeitung des sogenannten Studentenmords von Zurich 8 gelangten durch die Verstrickung seines Informanten auch Briefe Hennenhofers zu dem so ganz anders gelagerten Fall Kaspar Hauser an die Offentlichkeit Doch gerade auf diese Verwicklung bezog sich der bayerische Minister des Innern von Oettingen Wallerstein als er im April 1836 in einer Mitteilung an Konig Ludwig I ganz offen Baden als Drahtzieher hinter Hausers Ermordung beschuldigte Doch trotz des Optimismus des Innenministers wurden handfeste Beweise fur einen Mord an Hauser im badischen Auftrag nicht gefunden 9 Schmahschriften Romane Plagiate vorgebliche Tatsachenberichte fingierte und echte Briefe sowie angebliche Memoiren Hennenhofers schufen in den Folgejahrzehnten ein kaum mehr uberschaubares literarisches Gespinst der Generalverdachtigung Dessen ungeachtet sind sich spatestens seit den Untersuchungen von Antonius van der Linde die Historiker einig dass Kaspar Hauser kein badischer Erbprinz war 10 Trotzdem wurde Hennenhofers Grab auf dem Freiburger Alten Friedhof jahrzehntelang mit dem Wort Morder u a beschmiert bis der Grabstein 1917 entfernt und einige Jahre spater zu Bodenbelagsplatten verarbeitet wurde Mit diesen wurde 1923 der Brunnen im Innenhof des neu eingerichteten Augustinermuseums umlegt 11 Literatur BearbeitenFriedrich von Weech Hrsg Badische Biographien Bd 1 Karlsruhe 1875 S 360 363 online Josef Holler Die Regulierung des Nachlasses des Majors Heinrich von Hennenhofer in Freiburg im Jahre 1850 In Schau ins Land 72 1954 S 126 137 Hadwig Hoffmann Buser Major Johann Heinrich David von Hennenhofer 1793 1850 und seine Herkunft Im Umkreis von Kaspar Hauser In Archiv fur Sippenforschung und alle verwandten Gebiete 53 1987 S 345 373 Weblinks BearbeitenOnline Findbuch Landesarchiv Baden Wurttemberg Generallandesarchiv Karlsruhe 52 HennenhoferEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang v Hippel Friedrich Landolin Karl von Blittersdorf 1792 1861 Ein Beitrag zur badischen Landtags und Bundespolitik im Vormarz W Kohlhammer Verlag Stuttgart 1967 Ernst Munch Allgemeine Geschichte der neuesten Zeit Sechster Band Zweite und letzte Abtheilung Leipzig und Stuttgart 1835 S 90 online Antje Gerlach Deutsche Literatur im Schweizer Exil Vittorio Klostermann Frankfurt am Main 1975 ISBN 978 3 465 01042 5 S 257 online Inge Rippmann Borne Index 1 Halbband Walter de Gruyter Berlin New York 1985 S 211f Verhandlungen der Standeversammlung des Grossherzogtums Baden im Jahr 1833 Enthaltend die Protokolle der zweiten Kammer mit deren Beilagen von ihr selbst amtlich herausgegeben Drittes Heft Karlsruhe 1833 online Antonius van der Linde Kaspar Hauser Eine neugeschichtlichen Legende Zweiter Band Verlag von Chr Limbarth Wiesbaden 1887 S 95 ff Lore Schwarzmaier Der badische Hof unter Grossherzog Leopold und die Kaspar Hauser Affare Eine neue Quelle in den Aufzeichnungen des Markgrafen Wilhelm von Baden In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins 134 1986 S 245 262 hier S 250 Lukas Gschwend Der Studentenmord von Zurich Eine kriminalhistorische und strafprozessanalytische Untersuchung uber die unaufgeklarte Totung des Studenten Ludwig Lessing aus Freienwalde Preussen am 4 November 1835 Zugleich ein Beitrag zur Erforschung der politischen Kriminalitat im Vormarz Verlag Neue Zurcher Zeitung Zurich 2002 S 117 ff ISBN 3 85823 933 X Reinhard Heydenreuter Konig Ludwig I und der Fall Kaspar Hauser in Staat und Verwaltung in Bayern Festschrift fur Wilhelm Volkert zum 75 Geburtstag Munchen 2003 S 476 Reinhard Heydenreuter Konig Ludwig I und der Fall Kaspar Hauser in Staat und Verwaltung in Bayern Festschrift fur Wilhelm Volkert zum 75 Geburtstag Munchen 2003 S 465 Schreiben d Direktors d Stadt Sammlungen Freiburg vom 18 Dezember 1923 Stadtarchiv Freiburg D Ho 25 Normdaten Person GND 116711353 lobid OGND AKS LCCN nb2008001421 VIAF 3229212 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hennenhofer Johann Heinrich David vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat und angeblicher Morder Kaspar HausersGEBURTSDATUM 12 Marz 1793GEBURTSORT GernsbachSTERBEDATUM 20 Januar 1850STERBEORT Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Heinrich David von Hennenhofer amp oldid 216542693