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Johann August Nosselt 2 Mai 1734 in Halle Saale 11 Marz 1807 ebenda war ein deutscher evangelischer Theologe Johann August Nosselt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Familie 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann August Nosselt war Sohn des geachteten Hallenser Kaufmanns Vorstehers der Kramerinnung und Pfanners gleichen Namens 9 Januar 1692 in Halle Saale 1 Juli 1762 ebenda und dessen Frau Regina Elisabeth geb Schultze 13 Juni 1704 in Halle Saale 15 Mai 1771 ebenda 1 Er wurde bereits im Elternhaus tief pietistisch gepragt Der Vater hatte vor allem mit den Reformierten unangenehme Erfahrungen gemacht was ihn als Lutheraner bestarkte und mit einer gewissen Form der Toleranz ausstattete Den Sohn hielt er fruh an den Gottesdienst zu besuchen und den Hauptinhalt der Predigten nachzuschreiben Wie er sich selbst erinnerte war neben seinem Vater eine in seiner jugendlichen Entwicklung pragende Gestalt seine Schwester Sophie Elisabeth 2 Durch deren Beispiel und ihr sanftes Zureden hatte sie bleibenden Einfluss auf den jungen Nosselt Mit dem sechsten Lebensjahr wurde Nosselt in der Privatschule des Kandidaten Bauer unterrichtet Ab dem zehnten Lebensjahr besuchte er 1744 die lateinische Schule des Waisenhauses in Halle 3 In den hoheren Klassen hielt Siegmund Jakob Baumgarten Vorlesungen um seine Schutzlinge fur ein Studium zu begeistern 1751 begann Nosselt bereits als 17 Jahriger so vorbereitet das Studium der Theologie an der Universitat Halle Seine theologischen Lehrer waren damals Johann Georg Knapp Baumgarten Christian Benedikt Michaelis und Gottlieb Anastasius Freylinghausen In den philosophischen Wissenschaften der Geschichte und den Sprachen besuchte er die Vorlesungen von Georg Friedrich Meier Christian Weber 1762 Friedrich Wiedeburg und Johann Simonis Nachdem er bei Baumgarten die Dissertation uber die Spuren der gottlichen Vorsehung bei dem Augsburger und Passauer Frieden disputiert hatte unternahm er im Oktober 1755 eine Bildungsreise Er ging uber die Universitat Jena Coburg die Universitat Erlangen und Nurnberg an die Universitat Altdorf In Altdorf studierte er besonders Kirchengeschichte und ubte sich im Predigen Im Mai 1756 verliess er Altdorf besuchte Regensburg Augsburg Stuttgart und die Universitat Tubingen Von dort zog er an die Schweizerischen Hochburgen der Bildung So war er in Strassburg Basel Bern Lausanne sowie Genf und gelangte am 19 Juli nach Paris Da sein Vater ihn jedoch in Halle benotigte reiste er am 14 August dort wieder ab Er kehrte uber Frankfurt am Main wo er vom Ausbruch des siebenjahrigen Krieges erfuhr Mainz Giessen Marburg Kassel Gottingen Helmstedt und Magdeburg nach Halle zuruck wo er Ende November ankam In Halle angelangt hielt er Privatvorlesungen uber Literatur und Geschichte erlangte mit einer Disputation Uber die Zeitfolge der Schriften Tertullians die er gegen Ende September verteidigt hatte den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie und fing Oktober 1757 an Privatvorlesungen uber Ciceros Bucher und Johann August Ernestis Rhetorik zu halten Nachdem er einen exegetischen Kurs uber das neue Testament eroffnet hatte wurde er 1760 ausserordentlicher Professor an der theologischen Fakultat 1764 erhielt er einen Ruf von der Universitat Gottingen den er allerdings nicht annahm Stattdessen wurde er ordentlicher Professor der Hallenser Universitat 3 1767 promovierte er mit einer Untersuchung Uber den biblischen Begriff des inneren Zeugnisses des heiligen Geistes zum Doktor der Theologie Weitere Ansuchen 1768 der Universitat Helmstedt und 1771 von Gottingen lehnte er erneut ab da man ihn an der Hallenser Hochschule halten wollte und er sich privat in Halle verpflichtet sah In jener Zeit hatte er Rezensionen uber Ernestis Bibliothek verfasst schrieb akademische Dissertationen und Programme Mit Ernesti in Leipzig war er seit 1760 personlich bekannt geworden und hatte sich dessen Exegese angeschlossen Zudem hatte er auch Reisen nach Wolfenbuttel und Braunschweig unternommen Spater lernte er Gotthold Ephraim Lessing kennen 1776 ubernahm er die Herausgabe der Hallischen gelehrten Zeitung die er bis 1790 innehatte und wirkte an der Allgemeinen Literaturzeitung mit Gegen Karl Friedrich Bahrdt hegte Nosselt keine guten Gefuhle Dieser hatte ihn in seinem Wandel vom radikalen Aufklarungstheologen zum Naturalisten in mundlichen Gesprachen Almanachen und anderen Schmahschriften attackiert was auch den Unwillen eines Teils der Studenten erregte 1785 hatte er diesem eine Verteidigungsschrift gewidmet Nachdem Johann Salomo Semler im Dezember 1779 vom preussischen Kultusminister Karl Abraham von Zedlitz aus der Hochschule verdrangt worden war ubertrug man Nosselt die Leitung der theologischen Fakultat jedoch unentgeltlich da Nosselt darauf bestand dass Semlers Gehalt weiter gezahlt werden und dieser an der Universitat weiter Vorlesungen halten sollte was bis zu dessen Tod 1791 geschah Nun folgte Nosselt Semler als Ordinarius der theologischen Fakultat und Ephorus der koniglichen Freitische in das Amt 1788 erschien unter Minister Johann Christoph von Wollner das Wollnersche Religionsedikt durch das die Trennung von Staat und Kirche in Preussen weitgehend vollzogen wurde Wahrend Wollners Amtszeit war auch Nosselt von Entlassung bedroht 3 weil er in seinen dogmatischen Vorlesungen neologische principia aussere wodurch die Zuhorer von der Erkenntnis der reinen christlichen Glaubenslehre abgefuhrt wurden Unerschrocken ja kuhn verteidigte der ansonsten stille und friedsame Mann gemeinsam mit Niemeyer 1794 die akademische Lehrfreiheit vor seinem koniglichen Herrn Von Wollner hatte Nosselt unter anderem den Auftrag erhalten zur Fundamentierung des Edikts ein Lehrbuch der Dogmatik der lutherischen Kirche fur die preussischen Universitaten auszuarbeiten wovon dieser sich jedoch lossagte da er die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung gegen staatliche Reglementierung bedroht sah Daraufhin wurden Nosselt die preussischen Rate Hermann Daniel Hermes und Gottlob Friedrich Hilmer 1756 1835 zur Uberwachung des Lehrbetriebes an der Hallenser Hochschule beigestellt Trotz aller erfahrener Widrigkeiten beteiligte sich Nosselt an den organisatorischen Aufgaben der Hallenser Hochschule So war er 1773 1774 und 1781 1782 Prorektor der Alma Mater Johann August Nosselt wurde auf dem halleschen Stadtgottesacker bestattet Sein Grab befindet sich im Gruftbogen 26 Der wahrend des Zweiten Weltkrieges zerstorte Bogen wurde rekonstruiert Die Grabinschrift ist nicht mehr erhalten aber uberliefert Weil es Tag war hat er gewirkt doch als die Nacht kam Schied er von uns und wirkt druben im Reich des Lichts JOHANN AUGUST NOSSELT K Geh R Doct u Prof d Theol geb d 2 May 1734 entschlafen den 11 Marz 1807 Er ist in Ruhe Wir sind in Thranen Wehmutsthranen um uns Freudentranen fur ihn 4 Wirken BearbeitenNosselt war ein Freund der Popularphilosophie des Zeitalters der Aufklarung So ist er als ein neuer Wegbereiter derselben anzusehen der sich in einer strengen grammatischen und historischen Bibelauslegung von der pietistisch modifizierten lutherischen Orthodoxie entfernte An der Philosophie von Immanuel Kant und deren moralischen Schriftauslegung hat er Anstoss genommen die nachkantische presste ihm den Seufzer aus Guter Gott erhalte uns den gesunden Menschenverstand Als Schriftsteller war er nicht originell aber grundlich und bedachtig Nosselt war in erster Linie als neutestamentlicher Exeget hoch angesehen Seine drei Sammlungen exegetischer Gelegenheitsschriften galten als Muster einer naturlichen leichten und dabei grundlichen Auslegung Dabei hatte er unter anderem die Interpretationen von Johann August Ernesti am gesamten Text des Neuen Testaments ausgearbeitet Familie BearbeitenNosselt hatte sich am 12 Januar 1768 in Wernigerode mit Dorothea Concordia Conerus 2 September 1744 in Clausthal Harz 30 April 1793 in Halle Saale der Tochter des Stadtschreibers in Clausthal August Friedrich Conerus und dessen Frau Dorothea Christina Hartzig verheiratet Aus dieser Ehe gingen vier Sohne und drei Tochter hervor Auguste Conradine 28 Oktober 1768 in Halle Saale 1837 in Berlin Carl August 15 Januar 1771 in Halle Saale 21 Marz 1784 ebenda Friedrich Theodor 1774 in Halle Saale 29 November 1780 ebenda Dorothea Sophia Wilhelmina 15 Februar 1776 in Halle Saale 29 November 1857 in Berlin 3 Dezember 1794 in Halle Saale mit dem koniglich preussischen geheimen Justizrat und Oberlandesgerichtsrat Johann David Gerhard 19 Dezember 1768 in Breslau 29 November 1829 ebenda 5 Friederike Johanna Augusta 3 Januar 1779 in Halle Saale 25 Juni 1863 in Halle Saale 3 Januar 1802 in Halle Saale mit dem Pfarrer von Teicha und Petersberg Christian Ludwig Wilhelm Leiste 25 Februar 1772 in Schonfeld bei Sandau 6 Dezember 1860 in Halle Saale 6 Friedrich August 18 Mai 1781 in Halle 11 April 1850 in Breslau Direktor einer Tochterschule in Breslau und Schriftsteller Carl Wilhelm 12 Mai 1784 in Halle Saale 30 August 1797 ebenda 7 Werke BearbeitenAdmiranda singularis providentiae divinae vestigia in vindicanda per pacem Passaviensem A 1552 et Augustanam A 1555 sacrorum evangelicorum libertate Halle 1755 Digitalisat De aetate scriptorum Tertulliani Halle 1757 Verteidigung der Wahrheit und Gottlichkeit der christlichen Religion Halle 1766 1783 Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculi I Halle 1772 1785 Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculi II Halle 1787 Opusculorum ad interpretationem Sacrarum Scripturarum fasciculi III Halle 1803 Exercitationes ad Sacrarum Scripturarum interpretationem Halle 1808 Kurze Anweisung fur unstudirte Christen zur Erlangung einer zuverlassigen Gewissheit von ihrer Religion Halle 1773 Uber die Erziehung zur Religion Halle 1774 Anweisung zur Kenntniss der besten allgemeinern Bucher in allen Theilen der Theologie Halle 1779 1800 Anweisung zur Bildung angehender Theologen Halle 1785 1818 Erklarung der Theologischen Facultat zu Halle uber Dr Bahrdt s Appellation an das Publikum Halle 1785 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Journal fur Prediger Carl August Kummel Halle 1807 Bd 53 1 St S 241 f Online Jenaische Allgemeine Literatur Zeitung Nr 219 S 778 11 August 1809 August Hermann Niemeyer Leben Charakter und Verdienste Johann August Nosselts Buchhandlung des Waisenhauses Halle 1809 Online Heinrich Doring Die Gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert Verlag Johann Karl Gottfried Wagner Neustadt an der Orla 1833 Bd 3 S 82 Online G Frank Nosselt Johann August In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 24 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 25 27 Heinrich Doring Nosselt Johann Heinrich In Realencyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche RE 3 Auflage Band 14 Hinrichs Leipzig 1904 S 149 150 Leopold Zscharnack Nosselt Johann August In Die Religion in Geschichte und Gegenwart 1 Aufl Bd 4 Maassen Rogge Tubingen 1913 Sp 823 Bernhard Koerner Deutsches Geschlechterbuch C A Starke Gorlitz 1936 Bd 92 S 276 Walter Sparn Nosselt Johann August In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 6 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 044 1 Sp 983 984 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Malte van Spankeren Johann August Nosselt Ein Theologe der Aufklarung Hallesche Forschungen Bd 31 Franckesche Stiftungen Halle Halle Saale 2012 ISBN 978 3 447 06593 1 Albrecht Beutel Bastian Lemitz Olga Sontgerath Hrsg Johann August Nosselt Anweisung zur Bildung angehender Theologen 3 Auflagen 1786 89 1818 19 Bibliothek der Neologie Kritische Ausgabe in zehn Banden Band VI Mohr Siebeck Tubingen 2019 ISBN 978 3 16 158159 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann August Nosselt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Johann August Nosselt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johann August Nosselt in der Deutschen Digitalen Bibliothek Eintrag zu Johann August Nosselt im Catalogus Professorum HalensisEinzelnachweise Bearbeiten Sie war die Tochter des Strumpfstrickers Webwarenhandlers Burgers und Gemeinheitsmeisters Jeremias Schultze 19 Februar 1672 in Guben 20 Oktober 1744 in Halle Saale und dessen Frau Martha Katharina Rost Sie heiratete am 19 September 1740 den Diakon der Ulrichskirche Christian Balthasar Kutemeyer 1710 1776 a b c Leopold Zscharnack Nosselt Johann August In Die Religion in Geschichte und Gegenwart 1 Aufl Bd 4 Sp 823 Christian Stephan Die stumme Fakultat Biographische Beitrage zur Geschichte der theologischen Fakultat der Universitat Halle Janos Stekovics Dossel 2005 ISBN 3 89923 103 1 S 59 63 Deren Sohn war der Archaologe Friedrich Wilhelm Eduard Gerhard 1795 1887 Siehe auch Neuer Nekrolog der Deutschen Ilmenau 1831 Bd 7 S 973 Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen Band 5 S 327 ertrank beim Baden in der Saale Normdaten Person GND 119413280 lobid OGND AKS LCCN no99021110 VIAF 821285 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nosselt Johann AugustKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer TheologeGEBURTSDATUM 2 Mai 1734GEBURTSORT Halle Saale STERBEDATUM 11 Marz 1807STERBEORT Halle Saale Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann August Nosselt amp oldid 216943813