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Die Joh Schlosser GmbH Wachsbleiche und Kerzenfabrik ist eine 1764 gegrundete Kerzenfabrik in Koln Damit ist das Unternehmen nach der Eau de Cologne Fabrik Johann Maria Farina gegenuber dem Julichs Platz das zweitalteste bei der Kolner Industrie und Handelskammer noch existierende Familienunternehmen der Stadt 1 Die Firma beliefert unter anderem das Erzbistum Koln und damit den Kolner Dom mit Altar und Opferkerzen 2 Joh Schlosser GmbH Wachsbleiche und KerzenfabrikLogoRechtsform GmbHGrundung 10 Marz 1764Sitz Koln DeutschlandLeitung Stephan ZimmermannBranche KerzenfabrikationWebsite www kerzenschloesser de Frachtbrief der Kerzenfabrik 1796 Unterschrift Matthias HummelsheimJohann SchloesserUnterschrift Johann SchlosserWachsbleiche in RaderthalUnterschrift Johann Heinrich SchloesserKerzenladen im Firmengebaude in Koln Marsdorf Inhaltsverzeichnis 1 Firmengeschichte 1 1 18 und 19 Jahrhundert 1 2 20 Jahrhundert 1 3 21 Jahrhundert 2 Produkte 3 Trivia 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFirmengeschichte Bearbeiten18 und 19 Jahrhundert Bearbeiten Der Bienenzuchter und Landwirt Nikolaus Hummelsheim grundete aufgrund eines Burgerbriefs der Freyen Stadt Collen am 10 Marz 1764 in der Severinstrasse 149 eine Kerzenfabrik Das Handwerk erlernte Hummelsheim bei seinen Schwiegereltern die selbst eine Bienenzucht besassen und ebenfalls eine Wachsbleiche betrieben Zu gewissem Wohlstand gekommen verlegte Hummelsheim zunachst sein Geschaft in die Severinstrasse 192 und erwarb 1769 das Haus zum Grunen Schild in der Severinstrasse 213 215 in dem die Kerzenfabrikation bis 1866 betrieben wurde Die Inneneinrichtung des vierstockigen Geschaftshauses und zum Teil auch die Ausstattung blieb noch bis zum Zweiten Weltkrieg erhalten und wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstort Nikolaus Hummelsheim war wie alle Inhaber der Firma bis 1914 Mitglied der Romischen Erzbruderschaft der Elendsbruder 3 Nach dem Tod Nikolaus Hummelsheims im Jahre 1801 wurde die Fabrik in der fast ausschliesslich Altarkerzen hergestellt wurden von seinem Sohn Matthias Hummelsheim weitergefuhrt Er konnte das Geschaft stetig weiterentwickeln und widmete sich zahlreichen gemeinnutzigen Aufgaben Matthias Hummelsheim war Prafekt und Gonner der Matthias Bruderschaft die vor Pfingsten die traditionelle Prozession von Koln nach Trier ausrichtete Als Wallfahrtsleiter besass Hummelsheim einen Schutzbrief der Freien und Reichsstadt Koln den er spater den Inhabern der Firma Joh Schlosser vererbte Nach dem Tod von Matthias Hummelsheim am 2 Januar 1831 ubernahmen seine Schwestern das Geschaft Im Jahr 1835 ubergaben sie die Geschafte an den Gartner Peter Ohrem dem Ehemann von Katharina Pesch einer Enkelin von Nikolaus Hummelsheim Ohrem konnte in den folgenden Jahrzehnten mit Hilfe seiner Frau und seines Neffens Johann Schlosser die Firma weiter aufbauen und erweitern 1 1854 zog sich Ohrem aus dem Geschaftsleben zuruck und verwaltete bis zu seinem Tod am 14 Februar 1878 die Landereien der Familie Johann Schlosser erwarb 1866 in unmittelbarer Nachbarschaft in der Severinstrasse 178 fruher 122 ein Grundstuck In dem baufalligen Haus das in reichsstadtischer Zeit ein Armenhaus beherbergte und auf dem angrenzenden relativ tiefem Grundstuck richtete er eine Wachsbleiche ein die jedoch in den nachsten Jahrzehnten aufgrund der zunehmenden Bebauung in ihrer Funktion beeintrachtigt wurde Neben der Herstellung von Kerzen kelterte die Familie bis 1870 Wein backte Brot und stellte in grossen Mengen Bienenhonig her 3 Nach dem Tod von Peter Ohrem ubernahm Johann Schlosser die Kerzenfabrik der sie mit seinem Sohn Johann Heinrich Schlosser weiterfuhrte Bis zum Ersten Weltkrieg produzierte Schlosser ausserdem noch jahrlich tausende Pfund Honig Als Ersatz fur die innerstadtische Wachsbleiche verlegte Johann Heinrich Schlosser der die Geschafte seit 1890 fuhrte die Wachsbleiche nach Raderthal und modernisierte die Produktion und verbreiterte die Produktpalette Mit dem Umzug der Wachsbleiche nach Raderthal wurde das Geschaftshaus in der Serverinstrasse umgebaut und modernisiert Gleichzeitig gab man den zum Kolner Festbrauchtum zahlenden Kleinverkauf von Kirmes Wachsdraht und Kirmes Fackeln allmahlich auf Die Kirmes Fackeln wurden bei den Prozessionen der umliegenden Kirchen entfacht und anschliessend der lediglich Abbrand bezahlt Mit den brennenden Wachsfaden zogen die Kinder an Kirmestagen in der Dammerung durch die Strassen und wurden mit ein paar Pfennigen belohnt um sich Sussigkeiten auf der Kirmes zu kaufen 20 Jahrhundert Bearbeiten Um die Jahrhundertwende ging der Verbrauch an Bienenwachskerzen zuruck und das Wachs wurde zunachst durch Stearin Lampenol Gasbeleuchtung und spater durch elektrisches Licht ersetzt Ab 1910 wurden einige Artikel maschinell hergestellt Neben Altarkerzen wurden jetzt auch Dochte fur das Ewige Licht und Presslinge fur Weihrauchfasser hergestellt Als Kolner Besonderheit stellte die Firma bis in die erste Halfte des 20 Jahrhunderts mit Hilfe von Formen die bis ins 16 Jahrhundert zuruckreichen so genannte Offer kolnische Wachsvotive sowie Weihegaben her Die Wachstafelchen und Medaillons wurden als Zeichen des Dankes und aus Ausdruck der Bitte geopfert Neben Motiven der Leidensgeschichte Jesu Christi Maria mit dem Kind Madonnenstatuen waren vor allem Schutzengel wachserne Korperteile und Tierfiguren begehrte Motive 1913 wurde Johann Heinrich Schlosser der Orden Pro Ecclesia et Pontifice verliehen Seit Jahrzehnten belieferte die Firma Altarkerzen fur die Kolner Kirchen und die Hohe Domkirche und die Kerzenmacherfamilie stellte ein Wohnhaus und Barmittel fur die Anstellung eines Kaplans in St Johann Baptist zur Verfugung Johann Heinrich Schlosser erwarb sich auch als Kolner Heimatforscher grosse Verdienste er hielt als Erster Vortrage zur Kolner Stadtgeschichte in Kolscher Sprache 4 Aufgrund der Rohstoffverknappung im Ersten Weltkrieg und der aus dem Versailler Vertrag resultierenden Handelsbeschrankungen konnte der Betrieb in dieser Zeit nur notdurftig aufrechterhalten werden Nach dem Tod von Johann Heinrich Schlosser ubernahm seine Frau Elisabeth Schlosser und ihr Sohn Peter die Geschaftsfuhrung Als 1924 der Sohn todlich verungluckte beauftragte die Witwe am 1 April 1925 den Prokuristen Peter Baur mit der Leitung der Firma Nach einem wirtschaftlichen Aufschwung in den 1920 und 1930er Jahren verbunden mit einer Erweiterung des Angebots grundete die Elisabeth Schlosser zusammen mit Peter Baur als Teilhaber 1933 eine Offene Handelsgesellschaft Die Firma stellte in dieser Zeit auch Kerzen fur den privaten Gebrauch unter anderem Advents und Weihnachtskerzen sowie Kerzen fur Dekorationszwecke her 3 Durch das seit 1939 schrittweise durchgesetzte Verbot der Verwendung von Bienenwachs fur den kirchlichen Gebrauch wurde der Firma grosser wirtschaftlicher Schaden zugefugt die Wachsbleiche musste geschlossen werden Die Fabrikation von Kirchenkerzen mit einem Bienenwachsanteil grosser als 10 wurde sofort verboten Kerzen fur den privaten Gebrauch durften uberhaupt keinen Bienenwachs mehr enthalten Die Bienenwachsbestande der Firma wurden requiriert Ab dem 1 Januar 1940 durften auch fur die kirchlichen Gebrauch nur noch Kerzen aus einem Gemisch von Paraffin und Erdwachs hergestellt werden Die Produktion von Altarkerzen musste nach behordlichen Vorgaben auf zunachst auf 60 spater auf 40 und schliesslich auf 20 der Vorkriegsproduktion zuruckgefahren werden Kurz vor Ende des Krieges wurde die Herstellung von Kerzen fur den kirchlichen Gebrauch vollig untersagt Im Zweiten Weltkrieg wurde das Firmengelande mehrfach von Bomben getroffen und zerstort Wahrend bei den Bombentreffern im Jahr 1942 das ausgebrannte Dach noch einmal notdurftig repariert werden konnte und die Fabrikanlagen durch den Einsatz der Belegschaft gerettet werden konnten wurden bei dem Bombenangriff in der Nacht von 28 29 Juni 1943 die Verwaltungs und Verkaufsraume durch Sprengbomben total zerstort Elisabeth Schlosser musste nach der Zerstorung ihrer Wohnung Koln verlassen und starb am 14 Februar 1944 in Bad Kissingen Am 2 Marz 1945 vernichteten drei Sprengbomben die gesamte Fabrik vollstandig und die Fabrikation kam zum Erliegen Mit den Resten der Rohstoffbestande und geretteten Werkzeuge wurde von den uberlebenden Mitarbeitern der Firma am 1 Juli 1945 ein Notbetrieb am Bonner Wall 309 eroffnet In dieser behelfsmassig eingerichteten Produktionsstatte wurden bis zum 8 November 1949 in einem bescheidenen Umfang Kerzen gefertigt Nach Enttrummerung begann der Neubau der Fabrikationsgebaude in der Severinstrasse Am 1 Januar 1951 wurde die Offene Handelsgesellschaft in eine Kommanditgesellschaft uberfuhrt Als Gesellschafter wurden ins Handelsregister Koln eingetragen Peter Baur Margarete Probst Tochter von Johann Heinrich Schlosser Wilhelm Zimmermann Schwiegersohn von Johann Heinrich Schlosser sowie sein Sohn Josef Zimmermann Einer geplanten Erweiterung der Produktionsstatte stand ein Bauverbot der Stadt Koln im Wege die das Grundstuck der Kerzenfabrik fur die Zufahrt zur neuen Severinsbrucke benotigte Der Firma wurde ein Ausweichgrundstuck im Kolner Stadtteil Lindenthal in der Oskar Jager Strasse 3 angeboten 5 Nach einjahriger Bauzeit wurde die neue Fabrik am 7 Oktober 1955 eingeweiht Hier wurden die Kerzen vorwiegend maschinell hergestellt Am 1 Januar 1961 zog sich Peter Baur nach 36 Jahren aus der Geschaftsfuhrung zuruck und ubergab die Firma an Josef Zimmermann der die Firma bis zu seinem Tod am 13 April 1979 leitete Bis zum Eintritt seines Sohnes Stephan Zimmermann in die Firma am 1 Januar 1983 ubernahm Josef Zimmermanns Ehefrau Margrit die Leitung der Kerzenfabrik Seit dem 1 Juli 1986 fuhrten Stephan und Margrit Zimmermann gemeinsam die Firma 3 21 Jahrhundert Bearbeiten Die Produktion wurde standig den sich verandernden Wunschen der kirchlichen privaten und gewerblichen Abnehmern angepasst Durch die Umstellung vieler Kirchen von Opferkerzen auf die Opferlichte wurde der Bau einer vollautomatischen Opferlichtproduktionsanlage erforderlich Die gesteigerte Nachfrage und der Erweiterung des Kundenkreises erforderte eine raumliche Expansion der Produktionsanlagen die in Lindenthal jedoch nicht mehr moglich war Im Jahr 2003 wurde der Produktionsstandort in das Gewerbegebiet nach Koln Marsdorf verlegt wo neben der Kerzenfabrikation auch ein Kerzenfachgeschaft eingerichtet wurde Im Jahr 2006 wurde eine neue Kerzenproduktionsanlage in Marsdorf in Betrieb genommen um auf die Bedurfnisse am Markt besser reagieren zu konnen Seit 2007 kooperiert die Firma mit den Alexianer Service Betrieben die die abgebrannten Plastikschalen von den Opferlichtern trennen und neu befullen 6 Seit Ausscheiden von Margrit Zimmermann im Jahr 2013 werden die Geschafte von Stephan Zimmermann und seiner Frau Birgit in achter Generation fortgefuhrt 7 Produkte Bearbeiten nbsp Kerze im Kolner Dom entzundet zur Trauerfeier fur Alfred Neven DuMont nbsp Osterkerze 2015 Die Kerzenfabrik beliefert auch heute noch hauptsachlich kirchliche Einrichtungen in Deutschland und benachbarten Ausland mit etwa 50 000 Altarkerzen zwei Millionen Opferkerzen aus einer Mischung aus Paraffin Stearin und Bienenwachs sowie funf Millionen Teelichtern jahrlich Daruber hinaus werden auch Kerzen fur die Gastronomie und den privaten Gebrauch hergestellt die teilweise in Marsdorf in Handarbeit individuell verziert werden Jahrlich werden 250 Tonnen Paraffin rund 5 Tonnen Bienenwachs verarbeitet das aus Kanada China Australien und Afrika importiert wird 8 Die Kerzenfabrik stellt alle Opferlichter die Altar und Osterkerzen fur den Kolner Dom dar Alljahrlich wird dort wahrend der Karnevalssession eine Sonderkerze fur das Kolner Dreigestirn aufgestellt die traditionell von der Firma Joh Schlosser gestiftet wird 1 Die grosste Im Dom aufgestellte Kerze von 2 Metern Hohe wurde ebenfalls in der Kerzenfabrik Joh Schlosser hergestellt 8 Trivia Bearbeiten nbsp Kerzen auf dem Heldenplatz wahrend der Nacht des Schweigens am 12 Marz 2008Am 12 Marz 2008 lieferte die Kerzenfabrik Schlosser 80 000 Kerzen fur die Nacht des Schweigens nach Wien Auf der Gedenkveranstaltung zum 70 Jahrestages der Machtubernahme der Nationalsozialisten in Osterreich sollten die Kerzen an die 80 000 Deportierten erinnern 9 Die Kerzenfabrik stattete 2011 das Filmset fur Roland Emmerichs Anonymus mit unzahligen temperaturbestandigen und sehr hellen Filmkerzen aus indem spezielle Kerzen mit mehreren Dochten gefertigt wurden 10 Literatur BearbeitenFranz Bender Deutschlands Stadtebau Koln Deutscher Architektur und Industrie Verlag DARI Berlin Halensee 1925 S 205 Joh Schlosser K G 200 Jahre Kerzen aus Koln 1764 bis 1964 Jubilaumsgabe Joh Schlosser K G Koln 1964 53 S Ulrich S Soenius Joh Schlosser GmbH Wachsbleiche und Kerzenfabrik In Mario Kramp und Ulrich S Soenius Made in Cologne Kolner Marken fur die Welt J P Bachem Verlag 2 Aufl Koln 2015 ISBN 978 3 7616 2750 1 S 170f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Joh Schlosser GmbH Wachsbleiche und Kerzenfabrik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien kerzenschloesser de Webseite der Firma abgerufen am 6 August 2015 koelner dom de Filmbericht uber die Kerzenherstellung in der Joh Schlosser GmbH 3 25min abgerufen am 6 August 2015 deutschlandfunk de Die Dauerbrenner 19 Dezember 2008 abgerufen am 19 Dezember 2015Einzelnachweise Bearbeiten a b c Mario Kramp und Ulrich S Soenius Made in Cologne Kolner Marken fur die Welt 2 Auflage J P Bachem Verlag Koln 2015 ISBN 978 3 7616 2750 1 S 170 f Kolner Dom Kerzen fur den Dom Abgerufen am 19 Dezember 2015 a b c d Joh Schlosser K G Hrsg 200 Jahre Kerzen aus Koln 1764 bis 1964 Jubilaumsgabe Koln 1964 S 53 Ullrich S Soenius und Jurgen Wilhelm Hrsg Kolner Personen Lexikon Greven Verlag Koln 2008 ISBN 978 3 7743 0400 0 S 474 Konrad Adenauer und Volker Grobe Lindenthal 2 Auflage Bachem Koln 1988 ISBN 3 7616 0899 3 S 76 Ein Licht das ewig wiederkehrt Kolner Stadt Anzeiger 6 April 2007 abgerufen am 19 Dezember 2015 Im Geprach Kerzenfabrikant Stephan Zimmermann radiokoeln de abgerufen am 17 Dezember 2015 a b Robert Boecker Adventszeit 2015 WACHSende Kunst Nicht mehr online verfugbar Erzbistum Koln archiviert vom Original am 23 Dezember 2015 abgerufen am 19 Dezember 2015 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www erzbistum koeln de Besondere Veranstaltungen Nicht mehr online verfugbar kerzenschloesser de archiviert vom Original am 22 Dezember 2015 abgerufen am 20 Dezember 2015 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kerzenschloesser de Monika Salchert Bester Kunde ist der Dom welt de 16 Dezember 2012 abgerufen am 20 Dezember 2015 Normdaten Korperschaft GND 10068231 5 lobid OGND AKS VIAF 151067104 Abgerufen von 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