www.wikidata.de-de.nina.az
Jacob Jakob Picard geboren 11 Januar 1883 in Wangen am Bodensee gestorben 1 Oktober 1967 in Konstanz Pseudonyme J P Wangen und Jakob Badner war ein Jurist Schriftsteller und Dichter des deutschen Landjudentums Titelblatt von Jakob Picard Der Gezeichnete Judische Geschichten aus einem Jahrhundert Berlin 1936 Handschriftlicher Widmungseintrag und Unterschrift von Jacob Picard in Erschutterung Gedichte Heidelberg 1920Geburtshaus Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 2 1 2007 Gedenkstatte im Alten Rathaus Wangen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 FussnotenLeben BearbeitenJacob Picard wuchs als eines von sieben Kindern des judischen Ehepaares Simon und Eugenie Picard in seinem Geburtsort Wangen am Untersee bei Ohningen nahe Stein am Rhein auf Er besuchte das Gymnasium in Konstanz bis zum Abitur 1903 Anschliessend studierte er zunachst Germanistik Geschichte und Kunstgeschichte dann Rechtswissenschaft in Munchen Berlin Freiburg und Heidelberg Im Herbst 1909 bestand er das 1 juristische Staatsexemen und war seitdem als Rechtspraktikant tatig 1 Das Studium schloss er 1913 mit der Promotion zum Dr phil in Heidelberg bei Karl von Lilienthal als Berichterstatter ab Titel seiner Dissertationsschrift die sich mit 130 des Reichsstrafgesetzbuchs auseinandersetzt Die friedengefahrdende Klassenverhetzung Er publizierte ab 1907 erste Gedichte u a in Westermanns Illustrierten Deutschen Monatshefte Die Gegenwart in der von Siegfried Jacobsohn gegrundeten Zeitschrift Die Schaubuhne und in der linksliberalen Halbmonatszeitschrift fur deutsche Kultur Der Marz Dort war Theodor Heuss Redakteur sie lernten sich 1908 kennen Vor dem Ersten Weltkrieg lebte Picard in den Jahren 1913 1914 in Heidelberg Er berichtete in einem Aufsatz uber Ernst Blass von der lebendigen Literaturszene die damals in der Neckarstadt herrschte Im Saturn Verlag Hermann Meister Heidelberg erschien 1913 sein erster Gedichtband Das Ufer ein Gedicht erschien auch im 5 Jahrgang des von Meister mit Herbert Grossberger herausgegebenen SATURN Im Ersten Weltkrieg in dem er zwei seiner Bruder Wilhelm und Erwin verlor diente er als Kriegsfreiwilliger und Offizier bei einer Maschinengewehrkompanie Ein differenziertes Bekenntnis zum Patriotismus deutscher Juden im Ersten Weltkrieg formulierte er 1917 in der Munchner Zeitschrift Judisches Echo als Reaktion auf die Judenzahlung und einen Offenen Brief seines Freundes Hans Heinrich Ehrler zu diesem Thema 2 Von 1919 bis 1924 arbeitete er als Rechtsanwalt in Konstanz seit seiner Verheiratung mit Frieda Gerson lebte er von 1924 bis 1933 in Koln danach mit Unterbrechungen bis 1940 in Berlin Aus der spater geschiedenen Ehe entstammte die Tochter Renate Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war er gezwungen seine Tatigkeit als Anwalt aufzugeben und wandte sich verstarkt wieder der literarischen Arbeit zu 1935 wurde er aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und konnte seine Werke in der Folge nur noch in judischen Verlagen veroffentlichen Zwischen 1936 und 1938 lebte Picard nochmals in der Nahe seines Geburtsortes Wangen und logierte in einem Gasthof im Dorf Horn bei Gaienhofen Dort schloss er neben dem autobiographischen Text Erinnerungen eigenen Lebens auch seinen Erzahlband Der Gezeichnete ab Dieser konnte als vierter Quartalsband 1936 bei der Judischen Buchvereinigung Berlin erscheinen und wurde von Hermann Hesse und Stefan Zweig ausserst positiv rezensiert Noch wahrend seines letzten Aufenthalts in Wangen empfing er von seinem damaligen Verleger Erich Lichtenstein ein Heft mit Gedichten von Gertrud Kolmar mit der Bitte um Beurteilung zugesandt Davon tief beeindruckt riet Picard zur sofortigen Drucklegung hatte er doch das berechtigte Gefuhl dass so etwas nicht mehr lange moglich sein werde und in der Tat war dieses dann auch wahrscheinlich das letzte judische Buch das vor der Endkatastrophe erschienen ist 3 Es war Kolmars letzter Gedichtband Die Frau und die Tiere der noch 1938 erscheinen konnte Nach seiner Ubersiedlung nach Berlin im Herbst 1938 lernte Picard die Dichterin auch personlich kennen deren erste Gedicht Gesamtausgabe 1955 mit einem Nachwort Picards veroffentlicht wurde Mit letzter Gelegenheit emigrierte Picard am 4 Oktober 1940 von Berlin uber die Sowjetunion Korea und Japan in die Vereinigten Staaten Dort nahm er die US Staatsburgerschaft an und verfasste unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen eine Biografie uber Franz Sigel Unter anderem publizierte er im New Yorker Exilmagazin Aufbau dabei ist er auch in der reprasentativen von Ernst Bloch u a herausgegebenen Exilanthologie Morgenrote 1947 vertreten 4 1958 kehrte Picard aus den USA nach Deutschland zuruck Kurz vor seinem Tod erhielt er 1964 den Bodensee Literaturpreis der Stadt Uberlingen Rezeption Bearbeiten2007 Gedenkstatte im Alten Rathaus Wangen Bearbeiten Seit September 2007 erinnert eine Gedenkstatte im alten Rathaus Wangen an den Chronisten der deutschen Landjudentums Sie skizziert die Geschichte der christlich judischen Landgemeinde am Beispiel des Dorfarzts Nathan Wolf des Dichters Jacob Picard und des schon fruh nach Israel emigrierten Geologieprofessors Leo Picard Eine Vitrine zeigt Zeugnisse der Moglichkeiten und Verluste judischer Existenzen im 20 Jahrhundert Hintergrundtexte und Aufsatze zur Geschichte des Dorfs in einer kleinen Freihandbibliothek konnen der Vertiefung dienen zentral ist eine Horstation in der literarische Zeugnisse von Jacob Picard ebenso wie die Erinnerungen von Hannelore Konig an ihre Kindheit in Wangen zur Zeit des Nationalsozialismus anzuhoren sind Tochter Nathan Wolfs der als letzter Jude von Wangen seit Dezember 1970 auf dem judischen Friedhof oberhalb des Dorfs ruht 5 Werke BearbeitenDas Ufer Gedichte Lyrische Bibliothek 3 Meister Heidelberg 1913 Die friedengefahrdende Klassenverhetzung Inaugural Dissertation Juristische Verlagsbuchhandlung Frensdorf Berlin 1914 Einst In Saturn Nr 5 1919 20 S 370 Erschutterung Gedichte Meister Heidelberg 1920 Bodensee Erlebnis Velhagen und Klasings Monatshefte Der Gezeichnete Judische Geschichten aus einem Jahrhundert Jahresreihe 1936 Bd 4 Judische Buchvereinigung Berlin 1936 The Marked one Ubersetzung und Nachwort Ludwig Lewisohn Philadelphia 1956 Erinnerung eigenen Lebens In Der Morgen Monatsschrift der Juden in Deutschland April Juni 1938 Childhood in the Village Fragment of an Autobiography In Leo Baeck Institute Yearbook Band 4 1959 S 273 293 Une enfance au village Fragments d autobiographie Texte traduit de l anglais et annote par Ph Pierret Leo Baeck Institute Bruxelles 2008 71 S Der Uhrenschlag Gedichte Mit einem Nachwort von Hans Reetz Eremiten Presse Stierstadt 1960 Ernst Blass seine Umwelt in Heidelberg und Die Argonauten Biographisches Fragment In Imprimatur Ein Jahrbuch fur Bucherfreunde Neue Folge Band III 1961 62 S 194 199 Erneut in Paul Raabe Hrsg Expressionismus Aufzeichnungen und Erinnerungen der Zeitgenossen Walter Olten Freiburg 1965 S 137 145 Spur unterm Wasser 1963 Die alte Lehre Geschichten und Anekdoten DVA Stuttgart 1963 Uberarbeitung von Der Gezeichnete 1936 Erinnerung eigenen Lebens In allmende Zeitschrift fur Literatur 9 Jg Nr 24 25 1989 S 5 38 Werke Herausgegeben von Manfred Bosch Zwei Bande Faude Verlag Konstanz 1991 ISBN 3 922305 24 5 Werke Herausgegeben von Manfred Bosch Libelle Verlag Lengwil 1996 ISBN 3 909081 48 7 Und war ihm leicht wie nie zuvor im Leben Die schonsten Erzahlungen aus dem suddeutschen Landjudentum Libelle Verlag Bottighofen 1993 ISBN 3 909081 59 2 Erinnerung eigenen Lebens In Manfred Bosch Hrsg Alemannisches Judentum Spuren einer verlorenen Kultur Eggingen 2001 Literatur BearbeitenMax Barth Das Herz und die Heimat Uber den Erzahler Jacob Picard In allmende Zeitschrift fur Literatur 9 Jg Nr 24 25 1989 S 39 47 Manfred Bosch Boheme am Bodensee Literarisches Leben am See von 1900 bis 1950 Lengwil 1997 Manfred Bosch Hrsg Nachwort in Jacob Picard Werke Zwei Bande Faude Konstanz 1991 Manfred Bosch Picard Jacob In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 406 f Digitalisat Jakob Picard 1883 1967 Dichter des deutschen Landjudentums Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in der ehemaligen Synagoge Sulzburg Herbst 1992 Erarbeitet von Manfred Bosch und Jost Grosspietsch hg vom Kulturamt der Stadt Freiburg Konstanz 1992 Vertrieb Faude Verlag Konstanz Stefan Keppler Tasaki An einen Juden An einen Deutschen Judische und deutsche Identitat im Dialog zwischen Jacob Picard und Hans Heinrich Ehrler In Von den Randern zur Moderne Studien zur deutschsprachigen Literatur zwischen Jahrhundertwende und Zweitem Weltkrieg Festschrift fur Peter Sprengel Hrsg von Tim Lorke Gregor Streim und Robert Walter Jochum Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2014 ISBN 978 3 8260 5484 6 S 431 456 Dieter H Stolz Laudatio auf Jacob Picard In Wort am See Preistrager der Bodensee Literatur der Stadt Uberlingen Bd 2 Rosgarten Verlag Konstanz 1970 S 45 53 mit Portraitfoto Picards von Siegfried Lauterwasser auf S 44 Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Munchen Saur 1983 ISBN 3 598 10089 2 S 903 Picard Jacob In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 18 Phil Samu Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica De Gruyter Berlin u a 2010 ISBN 978 3 598 22698 4 S 40 45 Saskia Schreuder Wurde im Widerspruch Judische Erzahlliteratur im nationalsozialistischen Deutschland 1933 1938 Niemeyer Tubingen 2002 Conditio Judaica 39 ISBN 3 484 65139 3 S 179 237Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Jacob Picard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Teilnachlass im Leo Baeck Institut New York Die Synagoge in Wangen am See auf der Website von Alemannia Judaica enthalt den Artikel Erinnerung eigenen Lebens und weiteres Material zu Jacob Picard Freundeskreis Jacob Picard im Forum AllmendeFussnoten Bearbeiten Vgl Jacob Picard Lebenslauf On Jacob Picard Die friedengefahrdende Klassenverhetzung Inaugural Dissertation Juristische Verlagsbuchhandlung Frensdorf Berlin 1914 S 51 Jakob Picard An einen Deutschen In Das judische Echo 4 1917 Nr 10 S 110 112 Antwort auf Hans Heinrich Ehrler An einen Juden In Suddeutsche Monatshefte 14 1917 S 599 602 Picard an Wilhelm Sternfeld zitiert in Jacob Picard Werke Hrsg von Manfred Bosch Lengwil 1991 Band 2 S 303 Jakob Picard Und jeden Morgen In Morgenrote Ein Lesebuch Einleitung von Heinrich Mann Hrsg von Ernst Bloch Bertolt Brecht u a Aurora Verlag New York 1947 S 232 Jacob Picard Gedenkstatte Detailseite LEO BW Abgerufen am 4 September 2023 Normdaten Person GND 119193337 lobid OGND AKS LCCN n85150529 VIAF 40182939 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Picard JacobALTERNATIVNAMEN Wangen J P Pseudonym Badner Jakob Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher DichterGEBURTSDATUM 11 Januar 1883GEBURTSORT Wangen am BodenseeSTERBEDATUM 1 Oktober 1967STERBEORT Konstanz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jacob Picard amp oldid 237386134