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Der Judische Friedhof in Eppingen im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg wurde 1819 angelegt und war bis 1939 die Begrabnisstatte der Judischen Gemeinde Eppingen sowie der umliegenden judischen Gemeinden Gemmingen Ittlingen Muhlbach Richen und Stebbach Grabsteine auf dem judischen Friedhof in Eppingen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Belegungszahlen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksLage BearbeitenDer judische Friedhof liegt sudwestlich ausserhalb von Eppingen in der Verlangerung der Weinbrennerstrasse am terrassierten Westrand der Kuppe des Grossen Hellbergs oberhalb des Hellbaches Das von einer Mauer umgebene Gelande von 4121 m ist etwa trapezformig und folgt den topografischen Gegebenheiten am Rande eines alten Hohlwegs Die Entfernung zum Stadtgebiet das heisst zur Brettener Vorstadt betrug in der Mitte des 19 Jahrhunderts rund 750 Meter Geschichte BearbeitenTraditionelle alte Begrabnisstatten der Eppinger Juden waren der Judische Friedhof Oberowisheim und der Judische Friedhof Heinsheim Die Initiative zur Anlage eines judischen Friedhofs in Eppingen ging 1814 vom Bezirksamt Eppingen aus nach Moglichkeit sollte es ein Friedhof fur alle judischen Gemeinden innerhalb des Amtsbezirks werden Da manche Juden aus den Bezirksamtsgemeinden bereits andernorts Grabstatten erworben hatten zu arm fur Kostenbeteiligungen waren oder den althergebrachten Traditionen folgen wollten gab es zunachst keine einhellige Zustimmung zum Friedhofsplan Die judischen Gemeinden Gemmingen Ittlingen Muhlbach Richen und Stebbach waren teilweise oder unter Zugestandnissen zu einer Teilnahme am Friedhof in Eppingen bereit wahrend man in den judischen Gemeinden Berwangen und Hilsbach die Bestattung in Eppingen ablehnte Die judische Gemeinde Eppingen liess 1817 wissen notigenfalls auch alleine einen Friedhof zu errichten sollten sich die anderen Bezirksgemeinden nicht anschliessen Zunachst visierte man hierfur ein Gelande am Galgenberg an was 1818 von der Direktion des Pfinz und Enzkreises unter Auflagen fur die teilnehmenden Verbandsgemeinden genehmigt wurde Das anvisierte Gelande erwies sich jedoch wegen der Bodenbeschaffenheit als nicht geeignet so dass man schliesslich auf dem Grossen Hellberg von Gastwirt Reichert einen Acker erwarb der vom Bezirksamt als Begrabnisplatz genehmigt wurde und 1819 eine Ummauerung erhielt Die Belegung des Friedhofs erfolgte zunachst im heute mittleren Teil wo sich der alteste Grabstein von 1819 befindet Der erste dort begrabene Tote war der am 28 September 1819 verstorbene Eppinger Gemeindevorsteher Issak Moses Regensburger der sich zu seinen Lebzeiten sehr fur die Errichtung des Friedhofs eingesetzt hatte Die Graber wurden einheitlich nach Suden ausgerichtet mit dem Grabstein am nordlichen Ende In den Jahren bis 1869 wurden nur rund 40 Prozent der verstorbenen Eppinger Juden auf dem Friedhof bestattet da sich viele noch an den fruheren Begrabnisstatten ihrer Vorfahren beisetzen liessen Eine erste Erweiterung erfuhr der Friedhof nach Westen im Jahr 1857 im Jahr 1870 wurde der Friedhof nach Norden hin auf einem 1855 von der judischen Gemeinde Eppingen hinzu erworbenen Acker um ein neues Graberfeld erweitert wodurch er seinen heutigen Umfang erhielt Die Ummauerung wurde jeweils sukzessive der vergrosserten Flache angepasst Nach Suden hin befinden sich in der Sudostecke ein Graberfeld fur Kinder und Wochnerinnen auf der ursprunglichen Friedhofsflache belegt 1822 bis 1857 in der Sudwestecke ein reines Kindergraberfeld innerhalb der westlichen Erweiterung von 1857 belegt 1859 bis 1929 Die Grabsteine sind uberwiegend einheitlich als hochrechteckige Sandsteingrabsteine mit antikisierenden Stilelementen hebraischer Beschriftung und typischer judischer Grabsteinsymbolik wie Handedruck Krug und aufgeschlagenem Buch ausgefuhrt Die Grabsteine sind im Wesentlichen fortlaufend nach Sterbedatum nummeriert Mit der Nummerierung wurde in der Zeit um 1860 begonnen wobei man die alteren Grabsteine nachtraglich nummeriert hat Die Nummerierung ist nicht immer schlussig Die hebraischen Texte der Grabsteine sind in den meisten Fallen ubliche Grabinschriften beginnend mit Hier ruht gefolgt von kurzer Typisierung Namen Wohnort Sterbe und teilweise Beerdigungs Datum sowie der Floskel Es sei seine ihre Seele im Bund des Lebens eingebunden Auf den jungeren Grabsteinen finden sich haufig noch textliche Ausschmuckungen die oftmals ein Akrostichon bilden und die Verstorbenen in typisierender blumiger Art beschreiben Bei Mannernamen sind neben biblischen Namen auch judisch deutsche oder eingedeutschte Namensversionen zu finden Frauen werden dagegen traditionell mit Kosenamen genannt Wenn sich neben hebraischen Inschriften auch deutsche Inschriften finden wurden dabei oftmals auch die Namen deutsch anmutend ubertragen nbsp Kriegerdenkmal auf dem judischen FriedhofDer Friedhof ist fast vollstandig belegt Fur eine mogliche Erweiterung erwarb die judische Gemeinde 1928 von der Stadt noch einen benachbarten Acker Gleichwohl fanden seit dem spaten 19 Jahrhundert aufgrund der sinkenden Gemeindegrosse immer weniger Bestattungen auf dem Friedhof statt Nach dem Ersten Weltkrieg errichtete man beim Eingang ein Kriegerdenkmal fur die acht Gefallenen der judischen Gemeinden Wahrend des Nationalsozialismus ging die Zahl der Bestattungen infolge der einsetzenden Auswanderung von Juden spater infolge von Schikanen und zuletzt durch die Ausloschung der Verbandsgemeinden weiter zuruck Das letzte Begrabnis auf dem Friedhof fand im Jahr 1940 statt Im Jahre 1939 kam der Friedhof in den Besitz der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland wahrend des Zweiten Weltkrieges dann unter die Verfugungshoheit der Reichsfinanzverwaltung die die Grabsteine versteigern und das Gelande an die Gemeinde veraussern wollte was wegen eines Untergebotes der Stadt Eppingen nicht gelang Im Jahre 1949 kam der Friedhof in den Besitz der JRSO seit 1961 ist er Eigentum der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden mit Sitz in Karlsruhe Aufgrund der abgelegenen Lage des Friedhofs war dieser schon fruh mehrfaches Ziel von Vandalismus der nicht unbedingt antisemitisch begrundet war Schon in den Jahren 1825 1835 und 1839 sind Sachbeschadigungen belegt 1928 wurden vier Grabsteine von angetrunkenen Schulern umgeworfen Uber Schandungen zur Zeit des Nationalsozialismus ist wenig bekannt Zu einer planmassigen Schandung im Umfeld der Reichspogromnacht 1938 kam es wohl nicht Jedoch war der Friedhof bis zum Fruhjahr 1945 bereits verwustet bevor er durch Artilleriebeschuss weiter beschadigt wurde Von 1 bis 16 Oktober 1945 wurden ehemalige Angehorige von NS Organisationen zum Arbeitsdienst auf dem Friedhof verpflichtet Man besserte in mehr als 4500 Arbeitsstunden die zerschossene Mauer aus richtete Grabsteine wieder auf und entfernte den verwilderten Bewuchs aus Hecken Flechten und Moos der viele Grabmale uberdeckt hatte Von 1945 bis 1948 wurden ausserdem zahlreiche Grabmale von Bildhauern ausgebessert doch weiterhin bestanden Schaden in der Mauer sowie an den Grabsteinen deren weitere Behebung die Stadt Eppingen 1950 ablehnte Busche und Baume drohten die Grabsteine umzudrucken so dass die JRSO 1950 die vollstandige Rodung des Friedhofs veranlasste 1959 hat man jedoch wieder Baume gepflanzt da man den kargen Friedhof inzwischen als landschaftlich unzutraglich empfand Nachdem der Friedhof 1961 in den Besitz der Israelitischen Religionsgemeinschaft Nordbaden gekommen war ubernahm das Regierungsprasidium Nordbaden einen Grossteil der Unterhaltskosten 1963 wurden einige Wege auf dem Friedhof befestigt spater entfernte man zur Vereinfachung der Gelandepflege uber 300 Grabeinfassungen 1971 wurden 16 Grabsteine durch zwei Tater beschadigt die Schaden jedoch anlasslich einer umfangreicheren landschaftsgartnerischen Pflege im selben und im Folgejahr behoben Am 29 September 1982 ereignete sich die bislang grosste Schandung des Friedhofs als eine angetrunkene Gruppe dort Totenschadel ausgraben wollte und aus Arger uber Misserfolg danach 44 Grabsteine umstiess Die Gruppe wurde wegen gemeinschaftlicher Storung der Totenruhe und gemeinschaftlicher Sachbeschadigung verurteilt Die Schaden wurden 1982 und 1984 durch Schuler der Realschule Eppingen sowie Bildhauer und stadtische Arbeiter behoben Belegungszahlen BearbeitenHerkunftsorte der in Eppingen bestatteten Juden Eppingen 223 Gemmingen 226 Richen 119 Ittlingen 73 Stebbach 55 Muhlbach 30 Sonstige 16Siehe auch BearbeitenJudisches Kriegerdenkmal Eppingen Literatur BearbeitenEdmund Kiehnle Die Judenschaft in Eppingen und ihre Kultbauten In Rund um den Ottilienberg Beitrage zur Geschichte der Stadt Eppingen und ihrer Umgebung Band 3 Heimatfreunde Eppingen Eppingen 1985 Ralf Bischoff und Reinhard Hauke Hrsg Der judische Friedhof in Eppingen Eine Dokumentation Rund um den Ottilienberg Beitrage zur Geschichte der Stadt Eppingen und ihrer Umgebung Band 5 2 Auflage Heimatfreunde Eppingen Eppingen 1996 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judischer Friedhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zum Judischen Friedhof Eppingen in der Liste der judischen Friedhofe in Baden Wurttemberg des Zentralarchivs zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland Zum Judischen Friedhof Eppingen bei Alemannia Judaica49 128901 8 904619 Koordinaten 49 7 44 N 8 54 17 O Judische Friedhofe in Stadt und Landkreis Heilbronn Affaltrach Bad Rappenau Bad Wimpfen Berwangen Eppingen Heilbronn Heinsheim Ittlingen Kochendorf Neckarsulm Neudenau Oedheim Schluchtern Sontheim Stein am Kocher Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judischer Friedhof Eppingen amp oldid 233441179