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Auf dem Judischen Friedhof Georgensgmund in der Gemeinde Georgensgmund im Landkreis Roth im bayerischen Regierungsbezirk Mittelfranken sind fast 1800 Grabsteine erhalten von denen die altesten aus dem Ende des 16 Jahrhunderts stammen Judischer Friedhof GeorgensgmundJudischer Friedhof Georgensgmund Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Erweiterungen des Friedhofs 3 Grabsteine 4 Symbole und Schmuckmotive 5 Taharahaus 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits vor 1582 muss Jakob von Roth der Schwiegersohn eines Arztes und Kaufmanns die erste Parzelle des spateren Friedhofes von Georgensgmund als Begrabnisstatte fur sich und seine Angehorigen erworben haben In seinem Vermogensverzeichnis aus dem Jahr 1582 ist das Grundstuck erwahnt Anlass fur den Kauf war vielleicht der uberraschende Tod seines Sohnes im Jahr 1581 fur den der Vater ein Haus in Pappenheim erworben hatte Jakob selbst wohnte in der Stadt Roth zwei Stunden von Georgensgmund entfernt Ein Bruder Jakobs lebte in Georgensgmund weitere Mitglieder der Familie waren im Umland verstreut in Windsbach und Eckersmuhlen Ob sie alle in Georgensgmund bestattet wurden ist nicht nachzuweisen da einige Grabsteine fehlen Auch die Grabsteine der ersten Generation des Friedhofgrunders und seiner Familie sind nicht mehr erhalten Die beiden altesten erhaltenen Grabsteine stammen aus dem Jahr 1594 Sie wurden fur Elieser Sohn des Isaak und dessen Tochter Ettl errichtet Vermutlich stand der Friedhof der zunachst in Familienbesitz war auch den anderen Mitgliedern der judischen Gemeinden in der Umgebung offen Auch die Juden von Schwabach bestatteten ihre Toten in Georgensgmund Die altesten Grabsteine von Juden aus Thalmassing stammen von 1669 70 der alteste Grabstein eines Windsbacher Juden tragt die Jahreszahl 1710 Aus dem Jahr 1721 ist der Grabstein eines Kindes erhalten das der judischen Gemeinde von Hilpoltstein angehorte Von den Bestatteten auf deren Grabsteinen der Herkunftsort vermerkt und noch lesbar ist stammten 556 aus Schwabach 305 aus Roth 236 aus Georgensgmund 168 aus Windsbach 163 aus Thalmassing zwolf aus Hilpoltstein und neun aus anderen Orten Nach Peter Kuhn und Barbara Rosch muss man von einer wesentlich hoheren Zahl von Beerdigungen ausgehen als Grabsteine erhalten sind Viele Grabmaler sind verwittert und Kinder bekamen oft keinen Grabstein Die Autoren mutmassen dass auf dem Georgensgmunder Friedhof weit uber 3000 Bestattungen stattgefunden haben 1 Die Gemeinderechnungen aus dem 18 Jahrhundert die fur manche Jahre vollstandig erhalten sind weisen auf eine sehr hohe Kindersterblichkeit hin Aus ihnen geht hervor dass es sich bei uber der Halfte teilweise bei bis zu drei Viertel der Beerdigungen um Kinder handelte Neben der Begrabnisgebuhr die der Ortsgemeinde zu entrichten war konnte beim Betreten fremden Herrschaftsgebietes vom jeweiligen Landesherrn fur die Begleiter des Leichenzuges Leib und fur den Toten Totenzoll erhoben werden Stadte und Dorfer um Georgensgmund unterstanden fast ausschliesslich dem Furstentum Brandenburg Ansbach wahrend die Juden von Thalmassing das Herzogtum Pfalz Neuburg durchqueren und Zoll entrichten mussten um zum Georgensgmunder Friedhof zu gelangen Sie richteten ab 1832 einen eigenen Friedhof ein Erweiterungen des Friedhofs BearbeitenUm 1700 wurde der Friedhof durch einen nordlich anschliessenden Acker der fast doppelt so gross war wie der bisherige Friedhof erweitert Ein weiterer Acker wurde 1741 fur das 25fache des eigentlichen Wertes erworben 2 Zunachst hatte der Eichstatter Furstbischof dem die Besitzer des Grundstucks unterstanden den Verkauf des Grundstucks verboten und erst nach mehrmaliger Erhohung des jahrlich von den Juden zu zahlenden Grundzinses genehmigte er den Kauf Die ursprungliche Parzelle und die beiden Zukaufe werden als Alter Friedhof bezeichnet In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts erfolgte eine weitere Vergrosserung Neuer Friedhof genannt der ab 1844 belegt wurde Der Judische Friedhof Georgensgmund wurde Gemeinschaftseigentum der auf ihm bestattenden Gemeinden Er besass mittlerweile ein grosses Taharahaus und war mit einer Mauer umgeben der Weg ins Dorf war gepflastert Eigene Platze waren fur Wochnerinnen vorgesehen Ermordete und Hingerichtete wurden in der Nahe des Taharahauses gesondert bestattet Ab der Mitte des 19 Jahrhunderts legte man im alten Friedhofsteil Graber fur Rabbiner und Gelehrte an Noch im Juni 1939 bekam Siegfried Weinschenk die Erlaubnis fur seine Mutter Berta Weinschenk die vier Tage vor den Novemberpogromen am 5 November 1938 in Windsheim gestorben war einen Grabstein zu setzen Die letzte Beisetzung auf dem Judischen Friedhof Georgensgmund fand 1948 statt Damals wurde Manuel Graf aus Schwabach beerdigt der als einziger nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Konzentrationslager in seinen Heimatort zuruckgekehrt war nbsp GrabsteinGrabsteine BearbeitenVon den 1756 erhaltenen Grabsteinen stammen 35 aus der Zeit vor 1700 Uber hundert Steine lassen sich dem ersten Drittel des 18 Jahrhunderts zuordnen und 600 Steine gehen auf die Mitte und die zweite Halfte des 18 Jahrhunderts zuruck Der grosste Teil der Grabmaler wurde im 19 Jahrhundert aufgestellt Auf dem Neuen Friedhof sind 507 Grabsteine erhalten Fur die meisten Steine wurde der einheimische Burgsandstein verwendet Die Grabsteine sind mit der Beschriftung nach Osten aufgestellt Einfassungen der Grabflachen gibt es nicht Die fruhen Steine aus dem Ende des 16 und der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts wurden mit einer knappen Inschrift in grossen Quadratbuchstaben versehen Ab dem 18 Jahrhundert wurden die Inschriften umfangreicher und man benutzte kleinere Schriftzeichen Symbole und Schmuckmotive BearbeitenAb den 1720er Jahren wurden die Grabsteine mit Reliefs und den typischen Motiven der judischen Grabmalsikonographie verziert Die Segnenden Priesterhande weisen auf die direkten Nachkommen des Aaron hin die als Kohanim in der Synagoge den Aaronitischen Segen spendeten Einen Krug oder eine Kanne benutzten die Leviten die den Kohanim vor der Segensspende Wasser uber die Hande gossen Messer und Schale gehoren zu den Instrumenten des Beschneiders Mohel Sie sind auf den Grabsteinen derer dargestellt die dieses Amt ausubten Mit dem Widderhorn Schofar wurden die Grabsteine derjenigen verziert die mit dem Blasen des Horns am Neujahrstag den Beginn einer zehntagigen Busszeit ankundigten Die Darstellung ein oder mehrarmiger Leuchter findet sich besonders auf Grabsteinen von Frauen da das Anzunden der Sabbatlichter zu ihren Aufgaben gehorte Von den Tierdarstellungen kommen Lowen in Georgensgmund am haufigsten vor Neben der symbolischen Bedeutung kann sich ihre Darstellung auch auf den Namen Low des Verstorbenen beziehen Als Namenssymbole treten auch die Reliefs von Hirschen in Erscheinung wie auf dem Grabstein des 1758 verstorbenen Naftali Hirsch und die Darstellung von Vogeln als Anspielung auf den Vornamen der 1727 verstorbenen Vogla Mirjam In gleicher Weise kann auch der skulptierte Blumenschmuck gedeutet werden wie die stilisierten Rosen fur die 1738 verstorbene Rosla aus Thalmassing oder die von Lowen flankierte Blumenvase fur die 1760 verstorbene Blumla aus Schwabach Eine Krone kann in der judischen Symbolsprache bedeuten die Krone der Tora die Krone des Priestertums die Krone des Konigtums und die Krone des guten Namens In der ersten Bedeutung der Krone der Tora steht sie fur die Gelehrsamkeit und schmuckt den Grabstein des 1850 gestorbenen Distriktrabbiners Abraham Josef Wechsler In der Bedeutung Krone des guten Namens hebt sie die Tugend der bestatteten Person hervor wie auf dem Grabstein der 1856 gestorbenen Breinla Grosshut Die teilweise mit einem Rundbogen abschliessenden Doppelstelen die haufig fur Ehepaare errichtet wurden mogen an die Gesetzestafeln erinnern die Moses von Gott erhielt nbsp Segnende Hande nbsp Beschneidungsgerat und Hirsch nbsp Vase mit Blumen nbsp Blumen und VogelTaharahaus Bearbeiten nbsp Taharahaus nbsp Inschrifttafel am TaharahausDas Taharahaus in Georgensgmund ist das alteste erhaltene judische Leichenwaschhaus in Bayern Bereits 1630 erwahnt der Kastner von Roth ein Hauschen auf dem Friedhof fur die Waschung der Toten 1723 wurde auf dem ersten Erweiterungsbereich des Alten Friedhofes ein neues Taharahaus errichtet Die Inschrifttafel aus dem Baujahr ist erhalten geblieben Sie gibt Aufschluss uber das Baudatum und nennt die Namen der Stifter Josef Josla Mose Jakob und seine Frau Serla aus Schwabach Ausserdem ist das Gebaude beschrieben Danach gab es im Erdgeschoss einen grossen Waschraum in dem sich ein Brunnen befand der tief durch den Fels gebohrt werden musste bis man das fur die Totenwaschung vorgeschriebene fliessende Wasser erreichte Das Obergeschoss war uber eine Aussentreppe zuganglich und in zwei Warteraume aufgeteilt in denen Manner und Frauen getrennt beten konnten wahrend die Leichen gewaschen wurden 1890 92 fanden grossere Umbauten statt als man im Ostteil des Obergeschosses eine Wohnung einrichtete In den 1990er Jahren wurden weitere Umbauten durchgefuhrt Literatur BearbeitenKarl Grober Felix Mader Stadt und Landkreis Schwabach Die Kunstdenkmaler von Bayern Mittelfranken 7 R Oldenburg Munchen 1939 S 178 Peter Kuhn Die Kunstdenkmaler von Bayern Judischer Friedhof Georgensgmund Neue Folge Bd 6 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2006 ISBN 3 422 06559 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judischer Friedhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Judische Friedhofe in Bayern Georgensgmund Haus der Bayerischen Geschichte Der judische Friedhof Georgensgmund bei Alemannia JudaicaEinzelnachweise Bearbeiten Peter Kuhn Barbara Rosch Die Totenwege zum judischen Friedhof Georgensgmund In Peter Kuhn Die Kunstdenkmaler von Bayern Judischer Friedhof Georgensgmund Neue Folge Bd 6 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2006 ISBN 3 422 06559 8 S 51 Peter Kuhn Das 18 Jahrhundert Blutezeit der Gemeinden und der Begrabniskultur In Peter Kuhn Die Kunstdenkmaler von Bayern Judischer Friedhof Georgensgmund Neue Folge Bd 6 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2006 ISBN 3 422 06559 8 S 90Judische Friedhofe in Mittelfranken Stadt Ansbach Ansbach Landkreis Ansbach Bechhofen Rothenburg o d Tauber SchopflochStadt Erlangen Erlangen Landkreis Erlangen Hochstadt Baiersdorf Herzogenaurach Muhlhausen ZeckernStadt Furth Alter Judischer Friedhof Neuer Judischer Friedhof Landkreis Furth Langenzenn WilhermsdorfLandkreis Neustadt an der Aisch Bad Windsheim Burghaslach Diespeck Ermetzhofen Obernzenn Schornweisach Uehlfeld UllstadtStadt Nurnberg Alter Judischer Friedhof Neuer Judischer Friedhof Landkreis Nurnberger Land SchnaittachLandkreis Roth Georgensgmund ThalmassingLandkreis Weissenburg Gunzenhausen Gunzenhausen Pappenheim Treuchtlingen 49 189235 11 013042 Koordinaten 49 11 21 2 N 11 0 47 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judischer Friedhof Georgensgmund amp oldid 226791286