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Die Judische Gemeinde Altenstadt war eine von 1651 bis 1942 bestehende judische Gemeinde in Altenstadt Iller im bayerischen Landkreis Neu Ulm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Judische Gemeinde in Kriegszeiten 3 Geschichte der Synagoge 4 10 November 1938 5 Bevolkerungsstatistik 6 Siehe auch 7 Literatur 8 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Lageplan der Synagoge und der judischen Hauser von 1807 nbsp Gedenktafel der Synagoge AltenstadtAm 17 Oktober 1651 stellte Freiherr Caspar von Rechberg einen Schutzbrief fur funf judische Familien aus Sie erhielten damit das Recht sich in Altenstadt anzusiedeln Am 1 Marz 1719 wurden weitere funf judische Familien in die Ansiedlung am Fuss der Burg aufgenommen Die Hauser der Juden wurden von der Ortsherrschaft erbaut und vermietet Jeder Jude musste ein Schutzgeld von 20 Gulden pro Jahr an die Herrschaft entrichten Dazu kamen eine Gans als Geschenk einer judischen Familie an die Herrschaft und ein Todfallgeld von zwei Gulden Im Jahre 1807 wurden in Altenstadt 360 Personen judischen Glaubens gezahlt 1834 erreichte die judische Gemeinde mit 403 Personen ihren Hochststand 50 der Ortsbevolkerung waren judischen Glaubens Danach ging die Zahl durch Aus und Abwanderung zuruck 1910 waren von 1 393 Einwohnern noch 72 judischen Glaubens was 5 2 der Einwohner entspricht 1933 lebten noch 46 judische Personen am Ort Im Jahre 1941 42 wurden die verbliebenen 42 Einwohner in Vernichtungslager deportiert und dort ermordet Synagoge judische Schule rituelles Bad und ein Judischer Friedhof im benachbarten Illereichen waren elementaren Einrichtungen der Kehillah Von 1815 bis 1828 unterrichteten nichtjudische Lehrer an der Schule Bis 1878 hatte Altenstadt einen eigenen Rabbiner Danach wurde das Rabbinat Altenstadt zusammen mit dem Rabbinat Fellheim nach Augsburg verlegt Es gab drei judische Vereine am Ort die Heilige Bruderschaft Chewra Kadischa gegrundet 1747 den Verein Talmud Tora gegrundet 1847 und die Heilige Schwesternschaft Chewras Noschim gegrundet 1842 Die Vereine hatten das Ziel Hilfsbedurftige und Durchwanderer zu unterstutzen Ausserdem engagierten sie sich in der Krankenpflege und im Bestattungswesen Judische Gemeinde in Kriegszeiten BearbeitenIm Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 bis 1871 fiel aus der judischen Gemeinde der Soldat Moritz Wallenheimer Im Ersten Weltkrieg umfasste die judische Gemeinde 60 Personen Sechzehn junge Manner aus der Gemeinde wurden zum Dienst am Vaterland berufen Zwolf waren im Kriegseinsatz wovon funf mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausgezeichnet wurden Drei Soldaten fielen im Laufe des Krieges Die Namen Josef Siegfried Marx Gustav Feissel und Isak Gerstle sind an einer Tafel am Eingang des Judenfriedhofs Illereichen vermerkt Am 25 November 1925 um 9 30 Uhr fand unter der Beteiligung fast der gesamten Einwohnerschaft die Einweihung des Ehrenmals fur israelische Kriegsopfer in der Synagoge in Altenstadt statt Geschichte der Synagoge Bearbeiten1719 wurde die erste Synagoge erbaut Das Bauholz war ein Geschenk der adeligen Herrschaft von Rechberg 1802 wurde die neue Synagoge auf dem Grundstuck der heutigen Memminger Strasse 47 errichtet Architekt war Johann Nepomuk Salzgeber aus Buch bei Illertissen Sie wurde als eine der monumentalsten Dorfsynagogen im ehemaligen Deutschen Reich beschrieben 1902 wurde das hundertjahrige Jubilaum unter der Beteiligung der gesamten Dorfbevolkerung zwei Tage gefeiert Auf dem Toraschrein stand geschrieben Da lifne mi atoh aumed Erkenne vor wem du stehst Schon im Marz 1922 kam es zu Anschlagen auf die Synagoge und judischen Friedhof 1931 besuchte der hiesige Heimatverein unter Fuhrung des katholischen Pfarrers die Synagoge 10 November 1938 BearbeitenAm 10 November 1938 versammelten sich etwa hundert Personen auf dem Platz vor der Synagoge um sich die Ansprache eines einheimischen SS Fuhrers anzuhoren Eine Gruppe von funfzehn SS Leuten die sich mit dem Fahrrad von Vohringen an der Iller nach Altenstadt aufgemacht hatten befand sich unter den einheimischen Zuhorern Der SS Fuhrer forderte die einheimische Bevolkerung auf den Kontakt zu Juden abzubrechen und nicht mehr in judischen Geschaften einzukaufen Danach kam es zu einem Demonstrationszug der aufgehetzten Menschenmenge Der Laden und die Wohnung einer Judin wurden zerstort Unter der Fuhrung der SS Leute die die Tur zur Synagoge aufbrachen drangen die Demonstranten in die Synagoge ein Sie zerschlugen die Fenster verbrannten Gebetbucher Bibeln und andere Ritualien Die Armenkasse wurde gestohlen Die Torarollen wurden von Polizisten zum Staatsarchiv Neuburg an der Donau gebracht Danach wurden Fenster und Firmenschilder von judischen Geschaften zertrummert Am 11 November wurde der Toraschrein der Synagoge in Brand gesteckt Als die Synagoge angezundet werden sollte verhinderten dies Burger der Stadt Funf Juden aus Illereichen wurden verhaftet Drei judische Personen darunter eine Frau wurden fur zwei Wochen im Ortsgefangnis ohne Verfahren festgehalten Die Synagoge diente nun als Garage und wurde 1955 abgerissen Das rituelle Bad war schon 1920 abgerissen worden Die judische Schule wurde nach 1945 als Kindergarten genutzt und 1977 an Privatleute verkauft 1984 wurde an dem Wohn und Geschaftshaus das am Standort Synagoge errichtet worden war eine Erinnerungstafel mit folgender Inschrift angebracht Das Gras verdorrt die Blume verwelkt doch das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit Jes 40 8 Seit 2008 befindet sich an gleicher Stelle eine Stele aus Stahl in Form einer Schriftrolle Bevolkerungsstatistik BearbeitenJahr Einwohner judischer Konfession Gesamteinwohnerzahl1834 4031854 2501890 1901900 1001910 72 13931924 60 14001933 461940 24Siehe auch BearbeitenJudensiedlung in Altenstadt Iller Judischer Friedhof Illereichen Literatur BearbeitenBaruch Z Ophir Falk Wiesemann Die judischen Gemeinden in Bayern 1918 1945 Geschichte und Zerstorung Munchen Wien 1979 Gernot Romer Der Leidensweg der Juden in Schwaben Augsburg 1983 Anton Zanker Die Juden im Illertal BoD Norderstedt 2021 ISBN 978 3 7534 2473 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judische Gemeinde Altenstadt Iller Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Karin Sommer Chronik der judischen Gemeinde Altenstadt ehemals Illereichen Altenstadt abgerufen am 5 August 2012 Beschreibung in der Alemannia Judaica Homepage Markt Altenstadt an der Iller Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Altenstadt Iller amp oldid 225403302