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Janos auch Johann auch John Oscar Plesch 18 November 1878 in Budapest 28 Februar 1957 in Beverly Hills Kalifornien USA war ein ungarisch deutsch britischer Internist Pathologe und Physiologe Max Slevogt Die Familie des Arztes Janos Plesch 1928 Janos Plesch oben links mit Ehefrau Melanie und den drei Kindern Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Tatigkeit 1 1 Ausbildung und fruhe Laufbahn 1 2 Karriere in Deutschland 1903 1933 1 3 Leben in der Emigration 1933 1957 2 Leistungen als Mediziner 3 Familie 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Tatigkeit BearbeitenAusbildung und fruhe Laufbahn Bearbeiten Plesch stammte aus einer ungarischen Mediziner und Gelehrtenfamilie Sein Vater Ludwig Plesch 1852 1908 war Kaufmann Die Mutter Honoria Seligmann 1848 1917 war die Tochter eines Arztes aus Neupest Plesch wuchs im Haushalt seines Onkels in Neu Pest auf der die arztliche Praxis des Grossvaters ubernommen hatte Bereits mit viereinhalb Jahren besuchte Plesch gemeinsam mit seinem alteren Bruder die Schule Nach dem Schulbesuch begann er mit nur sechzehn Jahren das Studium der Medizin an der Universitat Budapest Obwohl er bereits im dritten Semester als Demonstrator der Anatomie arbeitete galt sein Interesse vor allem der Physiologie und der Pathophysiologie Studienreisen fuhrten ihn nach Wien Berlin und Italien 1900 schloss er das Studium mit der Promotion ab und nahm eine Assistentenstelle in dem damals weltberuhmten Tuberkulose Sanatorium von Hermann Brehmer im schlesischen Gorbersdorf an In Gorbersdorf eignete Plesch sich bei Julius Richard Petri dem Erfinder der Petrischale eine grundliche Schulung in Bakteriologie und Labortechnik an Bereits 1901 ging Plesch nach Strassburg zu Bernhard Naunyn einem der fuhrenden Vertreter der experimentellen klinischen Medizin Von dort wechselte er nach Paris zu dem Physiker Henri Becquerel mit dem Auftrag sich im Laboratorium des Ehepaares Marie und Pierre Curie uber das neue Gebiet der Radioaktivitat zu informieren Neben der klinischen Medizin interessierten Plesch in Strassburg vor allem die pathologische Anatomie Friedrich von Recklinghausen die Pharmakologie Oswald Schmiedeberg und die Biochemie Franz Hofmeister Karriere in Deutschland 1903 1933 Bearbeiten nbsp Villa Lemm Berliner Landhaus von Janos Plesch und seiner Ehefrau Melanie nebst ihren drei Kindern ein Treffpunkt des damaligen Berlins1903 ubersiedelte Plesch nach Berlin um an der II Medizinischen Klinik der Charite bei Friedrich Kraus und im Labor des Tierphysiologen Nathaniel Zuntz 1847 1920 an der Landwirtschaftlichen Hochschule seine weitere Ausbildung zu vervollkommnen Sieben Jahre arbeitete Plesch an einer Monographie uber die Hamodynamik 1909 die ihm breite Anerkennung und die deutsche Approbation wissenschaftlich erprobte Leistungen einbrachte 1910 habilitierte er sich als Privatdozent an der Friedrich Wilhelms Universitat in Berlin in Berlin Im selben Jahr erhielt er die deutsche Staatsburgerschaft Bereits 1909 war er vom judischen zum katholischen Glauben konvertiert 1917 wurde Plesch zum Titularprofessor fur Innere Medizin ernannt 1921 als ausserordentlicher Professor bestallt Von 1912 bis 1933 leitete Plesch die Innere Abteilung am katholischen Franziskus Krankenhaus Berlin Parallel hierzu fuhrte er eine luxuriose Praxis in zentraler Lage Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 meldete Plesch sich zum deutschen Heer zunachst in Berlin dann als beratender Mediziner an verschiedenen Fronten Plesch nahm regen Anteil am kulturellen politischen und wissenschaftlichen Leben im Berlin der 1920er Jahre Bekannte Maler Max Liebermann Max Slevogt Emil Orlik Oskar Kokoschka Theater und Filmleute Alfred Kerr Max Reinhardt Elisabeth Bergner Marlene Dietrich Musiker Fritz Kreisler Yehudi Menuhin Toscanini Politprominenz Emil Rathenau Wilhelm II und Wissenschaftler Paul Ehrlich Fritz Haber Albert Einstein gehorten zu seinem Bekannten und Freundeskreis Einstein 1879 1955 wohnte und arbeitete sogar einige Zeit auf Pleschs Landsitz der Villa Lemm in Gatow Plesch unternahm zahlreiche Reisen 1913 nach Sudamerika 1924 in die USA und 1928 nach Osteuropa und Russland Leben in der Emigration 1933 1957 Bearbeiten Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten ging Plesch der seit seiner Niederlassung in Deutschland gegen das Vorurteil ein Ost Jude zu sein und die diesem Klischee anhaftenden Eigenschaften zu besitzen hatte ankampfen mussen verstarkten Schikanen und Repressionen aufgrund seiner nach nationalsozialistischer Definition judischen Herkunft ausgesetzt Im Mai 1933 ging er daraufhin nach Grossbritannien wo er noch einmal medizinische Examina ablegen musste und 1934 die englische Approbation erwarb bevor er 1934 eine grosse Privatpraxis fur Herzkrankheiten eroffnete Zugleich arbeitete er als Pathologe am St George Hospital in London und im Edward VII Hospital Mit Hilfe von diplomatischen Kreisen konnte Plesch sein Vermogen nach Grossbritannien transferieren und sich dort auf einem Landschloss in Aylesbury niederlassen Die britische Staatsburgerschaft erhielt er 1939 Auch nach seiner Emigration sah Plesch sich symbolischen Schikanen durch das NS Regime ausgesetzt Im November 1933 wurde ihm die Lehrbefugnis in Deutschland offiziell aberkannt Im Fruhjahr 1940 wurde er von den nationalsozialistischen Polizeiorganen als Staatsfeind eingestuft und vom Reichssicherheitshauptamt auf die Sonderfahndungsliste G B gesetzt ein Verzeichnis von Personen die im Falle einer erfolgreichen Invasion und Besetzung der britischen Insel durch die Wehrmacht von den Besatzungstruppen nachfolgenden Sonderkommandos der SS in das Land einrucken sollten mit besonderer Prioritat ausfindig gemacht und verhaftet werden sollten 1 In England veroffentlichte Plesch regelmassig wissenschaftliche Zeitschriftenbeitrage sowie zwei Monographien uber Herz und Gefasserkrankungen 1937 und arterielle Hypertonie 1947 Ausserdem legte er 1947 seine Autobiographie vor in der er uber seine Beziehungen zu Personlichkeiten wie Einstein Oskar Kokoschka Wilhelm Furtwangler Alfred Kerr und John Maynard Keynes berichtete Diese wurde ein grosser Erfolg Sie wurde ein Bestseller und erfuhr Ubersetzung in mehrere Sprachen 1952 veroffentlichte Plesch eine Monographie uber das Werk Rembrandt van Rijns die die kunsthistorische Sicht auf diesen Maler wesentlich erweiterte Plesch stellte hier die Theorie auf dass in jedem echten Rembrandt Gemalde durch assoziativ intuitives Betrachten im Gesamtbild enthaltene Neben Schatten Begleit Rahmen Komplex und Integrativbilder Gesichter Masken u a aufgefunden werden konnen 1951 verlegte Plesch der Mitglied der Finnischen Akademie der Wissenschaft 1933 und der Royal Society of Medicine 1934 war seinen Wohnsitz in die Schweiz nahe Montreux Leistungen als Mediziner BearbeitenPlesch war als Forscher ausserst vielseitig Vowinckel und andere Forscher bezeichnen ihn als originell Sein bevorzugtes Gebiet war die Pathophysiologie Schon als Neunzehnjahriger schlug er eine neue Perkussionsmethode vor mit im Mittelgelenk rechtwinklig gebeugtem Finger Ab 1902 beschaftigte er sich mit den biologischen und pathologischen Wirkungen der Radioaktivitat Er entwickelte eine neue Methode der Frakturdiagnostik 1903 erkannte die Bedeutung der Gasanalyse fur die experimentelle Physiologie 1906 beschrieb ein Chromophotometer zur klinischen Blutmengenbestimmung 1907 und veroffentlichte eine Monographie uber hamodynamische Studien 1909 Plesch entwickelte einen Apparat zur funktionellen Hamoglobinbestimmung das Kolbenkeilhamoglobinometer 1910 wies mit der Rontgen Methode perikardiale Exsudate nach 1913 und publizierte zur Pathogenese und Pravention der Caissonkrankheit In den Jahren 1922 bis 1929 erfand er die Tonoszillographie ein erstes brauchbares und praktisches Gerat zur klinischen Blutdruckmessung nach dem oszillatorischen Prinzip das bis zur Serienreife entwickelt wurde und 1930 auf den Markt kam Pleschs Tonoszillograph lieferte Druck Volumen Kurven die dadurch auffielen dass sie im Kreisbogen aufgezeichnet wurden Nachteile des Apparats waren ein grosses Tragheitsmoment der beweglichen Teile durch Schleuderung entstellte Pulsbilder und die nur grobe Erfassung der Oszillationen Blutdruck Arteriosklerose und Herzerkrankungen blieben Pleschs Spezialgebiete Er empfahl Klimakuren entwarf Diattherapien und wies auf den Zusammenhang von Arteriosklerose und Hypercholesterinamie hin Familie BearbeitenPlesch war seit 1914 mit Melanie Gans 1884 1954 einer von funf Tochtern des Grossindustriellen Adolf Gans einem der drei Bruder die die Cassella Farbwerke in Frankfurt leiteten Mit dieser hatte er zwei Sohne Peter Hariolf und Andreas Odilo und eine Tochter Dagmar Honoria Der altere Sohn Prof Dr Peter H Plesch ist emeritierter Physical Chemistry Professor der Keele Universitat von Stuffordshire UK und Vater von Daniel Plesch Direktor von BASIC Pleschs Schwagerin die Schwester seiner Frau war Marie Bernhardine Gans die mit dem Manager Milton Seligmann verheiratet war Werke BearbeitenUeber ein verbessertes Verfahren der Perkussion Munchn Med Wochenschr 49 1902 620 Der Kolbenkeilhamoglobinometer ein neuer Apparat zur funktionellen Hamoglobinbestimmung Munchn Med Wochenschr 58 1910 406 Ueber die klinische Methode und die Ergebnisse der Blutmengenbestimmung im lebenden Organismus Dtsch Ges Inn Med Verh 24 1910 585 Graphotonometer ein neuer selbstregistrierender Blutdruckapparat Dtsch Ges Inn Med Verh 34 1922 428 Die Herzklappenfehler einschliesslich der allgemeinen Diagnostik Symptomatologie und Therapie der Herzkrankheiten in Friedrich Kraus Theodor Brugsch Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten Berlin 1925 Bd 4 S 1001 Tonoszillograph ein Apparat zur klinischen Blutdruckbestimmung Dtsch Ges Inn Med Verh 41 1929 400 Tonoszillographische Blutdruckmessung und die Deutung der Blutdruckkurve in Emil Abderhalden Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden 1931 Bd 5 8 S 773 Physiology and Pathology of the Heart and Blood Vessels London 1937 Blood Pressure and its Disorders 1944 Blood Pressure and Angina pectoris London 1947 Janos The Story of a Doctor London 1947 Ubersetzung Janos Ein Arzt erzahlt sein Leben Munchen 1949 Rembrandt im Rembrandt Basel 1952 Literatur BearbeitenIsidor Fischer Biographisches Lexikon der hervorragenden Arzte der letzten 50 Jahre Berlin 1932 Bd 2 S 1226 J Kenez Janos Plesch 1878 1957 Ther Hung 26 1978 S 95 Nathan Koren Jewish Physicians A Biographical Index Jerusalem 1973 S 230 R Prigge Janos Plesch in Dtsch Med Wochenschr 82 1957 S 1019 Peter Voswinckel Plesch Johann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 531 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Janos Plesch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kurzportrait engl Janos Plesch und Albert EinsteinEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Plesch auf der Sonderfahndungsliste G B Wiedergabe auf der Website des Imperial War Museums in London Normdaten Person GND 118956302 lobid OGND AKS LCCN n85801020 VIAF 37715890 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Plesch JanosALTERNATIVNAMEN Plesch JohannKURZBESCHREIBUNG ungarischer Pathologe und PhysiologeGEBURTSDATUM 18 November 1878GEBURTSORT BudapestSTERBEDATUM 28 Februar 1957STERBEORT Beverly Hills Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Janos Plesch amp oldid 230070951