www.wikidata.de-de.nina.az
Irregulare Satelliten auch irregulare Monde genannt sind Monde deren Bahnen grossere Inklinationen Exzentrizitaten und Entfernungen zu ihren Planeten aufweisen als regulare Satelliten Heute sind im Sonnensystem uber 100 irregulare Monde bekannt 1 Irregulare Monde Saturns inklusive Titan in Rot Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckungen 2 Definition 3 Eigenschaften 3 1 Triton 4 Entstehungsmodelle 4 1 Gas drag 4 2 Nizza Modell 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntdeckungen BearbeitenVor dem Jahr 1997 in dem die irregularen Uranusmonde Caliban und Sycorax entdeckt wurden waren inklusive Triton nur elf irregulare Monde bekannt Um die Jahrtausendwende begann durch die hohere Lichtempfindlichkeit der aufkommenden grossflachigen CCD Sensoren eine rasante Serie an Entdeckungen 2 Definition BearbeitenDie Monde der Planeten des Sonnensystems weisen hinsichtlich ihrer Bahneigenschaften eine naturliche Aufteilung auf regulare Monde umkreisen ihren Planeten auf engen nahezu kreisformigen Bahnen Exzentrizitaten von etwa 0 01 mit niedrigen Inklinationen von wenigen Grad Sie umlaufen ihren Planeten grundsatzlich prograd also in derselben Richtung in welcher der Planet die Sonne umkreist 2 irregulare Monde hingegen kreisen auf wesentlich weiteren Bahnen mit grossen Exzentrizitaten 0 1 bis 0 7 und scheinbar zufallig verteilten Inklinationen von bis zu 180 2 Um die Entfernungen der Bahnen von ihrem Planeten planetenubergreifend vergleichen zu konnen gibt man die Entfernungen in Vielfachen des Hill Radius rH an dieser ist diejenige Entfernung bis zu welcher die Gravitationskraft des Planeten uber die der Sonne dominiert regulare Satelliten findet man auf Bahnen mit grossen Halbachsen unter 0 05 rH irregulare Satelliten haben Entfernungen bis etwa 0 5 rH was etwa der maximal moglichen Entfernung entspricht die ein Mond haben kann 3 Eine alternative quantitativere Abgrenzung definierte beispielsweise Burns 1986 uber die Prazession der Bahnen danach ist ein Mond ein irregularer Mond wenn die Prazession seines Orbits uberwiegend durch die Sonne und nicht mehr vom Planeten verursacht wird 4 Durch die starke Dichotomie der Mondorbitale unterscheiden sich die o g Definitionen in der Klassifikation der bekannten Monde ublicherweise nicht Einzige Ausnahme ist hier Neptuns Mond Triton welcher eine Sonderrolle einnimmt siehe unten Eigenschaften Bearbeiten nbsp Bahnen der irregularen Monde Oben Inklinationen in Abhangigkeit von der grossen Halbachse Unten Exzentrizitaten in Abhangigkeit von der grossen HalbachseIrregulare Monde wurden um alle vier Riesenplaneten Jupiter Saturn Uranus und Neptun gefunden Betrachtet man die Bahneigenschaften der irregularen Monde wie in der nebenstehenden Abbildung so sieht man einige ihrer Eigenschaften Die Exzentrizitaten Inklinationen und auf rH normierten Entfernungen sind fast uber den gesamten Bereich moglicher Werte breit gestreut Es gibt jedoch Gruppen irregularer Monde welche ausserst ahnliche Bahnen haben Man vermutet dass diese durch Kollisionen zweier irregularer Monde entstanden sind 2 Diese Vermutung wird dadurch unterstutzt dass die Farben von Monden deren Bahnen eine Gruppe bilden untereinander sehr ahnlich sind 2 Die auf die Hillsphare normierten Entfernungen nehmen von Planet zu Planet mit steigender Sonnenentfernung ab 2 Der Grund dafur ist noch unbekannt eine mogliche Erklarung konnten Kollisionen von irregularen Planeten sein Prograde irregulare Monde gibt es nur bis zu einer Entfernung von etwa 0 35 rH wahrend retrograde Monde auch weiter aussen gefunden werden 2 Dies kann damit erklart werden dass das Stabilitatslimit der Umlaufbahnen also die Distanz bis zu welcher ein Mond uberhaupt theoretisch eine stabile Umlaufbahn besitzen kann fur prograde Monde bei 0 53 rH und bei retrograden Monden bei 0 69 rH liegt 3 Wahrend ausnahmslos alle regularen Planeten prograde Bahnen haben haben bei allen Planeten die meisten irregularen Monde retrograde Bahnen das Verhaltnis von retrograden zu prograden Satelliten betragt etwa 4 5 1 2 Da die meisten Entstehungsmodelle irregularer Planeten s u eine symmetrische Verteilung auf pro und retrograde Bahnen vorhersagen geht man davon aus dass einige besonders grosse Monde auf retrograden Bahnen mehrere Monde auf prograden Orbits zerstorten oder die Asymmetrie durch die hohere Stabilitat von Monden auf irregularen Bahnen verursacht wird 2 5 Die Farben der irregularen Monde reichen von neutral bis rotlich 2 Die Farbfeinverteilung der Monde der unterschiedlichen Planeten unterscheidet sich nicht was dafur spricht dass die Monde nicht um den Planeten entstanden sind sondern einen gemeinsamen Ursprung haben 2 Die Grossen der meisten irregularen Monde konnte bisher nur ungenau bestimmt werden Die Radien der bisher bekannten irregularen Monde betragen zwischen wenigen Kilometern und etwa 106 Kilometer Phoebe wobei es moglich ist dass noch kleinere Monde unter Umstanden nur noch nicht gefunden wurden Ebenfalls auf die Verzerrung durch die Beobachtungsmoglichkeiten zuruckzufuhren ist dass man von den naheren Planeten mehr und kleinere irregulare Monde kennt Die Anzahl der Monde deren Durchmesser kleiner oder gleich einem bestimmten Durchmesser ist englisch size frequency distribution kurz SFD kann wie bei den meisten Objekten im Sonnensystem durch zwei Potenzfunktionen beschrieben werden Dabei betragt der Exponent fur kleine Monde d h mit Radien kleiner 10 km etwa 3 5 und fur Objekte mit Radien grosser als 10 Kilometer etwa 2 nbsp TritonTriton Bearbeiten Hauptartikel Triton Mond Der Neptunmond Triton spielt eine Sonderrolle Er wird oft zu den regularen Monden gezahlt da er eine fur regulare Monden ubliche enge Umlaufbahn 0 003 rH mit geringer Exzentrizitat 0 00002 und einen fur irregulare Monde ungewohnlich grossen Radius 2706 2 km hat Allerdings umlauft er Neptun auf einer retrograden Bahn Inklination von 156 8 und muss deshalb ebenfalls eingefangen worden sein Entstehungsmodelle BearbeitenWahrend sich regulare Satelliten nach heutigem Wissenstand durch Akkretion aus der planetaren Gasscheibe gebildet haben konnen irregulare Monde aus mehreren Grunden nicht auf diese Weise entstehen sie sind von den regularen Monden raumlich zu stark getrennt um aus derselben Gasscheibe entstanden zu sein per Akkretion konnen keine derartig grossen Exzentrizitaten entstehen vor allem konnen aus einer Gasscheibe keine retrograd umlaufenden Monde entstehen 5 Die Herkunft der irregularen Monde ist daher noch ungeklart Sie mussen auf irgendeine Art vom Planeten aus einem heliozentrischen Orbit eingefangen worden sein Das System Sonne Planet einzufangender Korper reicht jedoch nicht aus da es reversibel in der Zeit ist und somit jeder Weg des Korpers von der Umlaufbahn um die Sonne zu einer Bahn um den Planeten auch wieder ein moglicher Weg zuruck ist 5 Gas drag Bearbeiten Als eine mogliche Erklarung um die zeitliche Reversibilitat zu brechen wurde vorgeschlagen dass der Korper Energie durch Reibung engl drag an das den Planeten umgebende Gas verliert Dieses Modell kann zwar einige der irregularen Monde von Jupiter erklaren nicht jedoch alle da einige weiter entfernt sind als die Gasscheibe gereicht hat Auch auf die irregularen Monde von Neptun und Uranus lasst sich dieses Modell vermutlich nicht anwenden da deren Gasscheiben sich vermutlich nicht fur dieses Modell eignen 6 5 Migrationsmodelle wie das Nizza Modell s u fuhren zu einem weiteren grossen Problem fur Gas Drag Modelle kommt den so entstandenen irregularen Monden ein grosses Planetesimal oder ein Planet zu nahe werden sie ausserst effizient wieder aus dem System des Planeten gefegt 5 Wurde dies fruher als Argument gegen Modelle in welchen sich Planeten nahe kommen genannt so wird es spatestens seit den Erfolgen des Nizza Modells meist als Argument gegen die Gas Drag Modelle gewertet Ein weiteres Problem der Gas Drag Modelle sind die Farben der irregularen Monde wurden die Monde aus der lokalen Umgebung der Planeten stammen so mussten alle Monde eines Planeten eine ahnliche Farbe haben und diese Farben mussten vom Sonnenabstand des Planeten abhangen Nizza Modell Bearbeiten Hauptartikel Nizza Modell Das Nizza Modell geht davon aus dass kurz nach der Auflosung der protoplanetaren Gasscheibe aus welcher die Riesenplaneten entstanden sind ausgelost durch Wechselwirkung der Planeten mit einer damals das Sonnensystem umgebenden massiven Scheibe von Planetesimalen eine Resonanz zwischen den Bahnen von Jupiter und Saturn auftritt Diese destabilisiert das System bevor es sich nach etwa hundert Millionen Jahren wieder stabilisiert In der chaotischen Phase kommen sich Planeten immer wieder nahe und zeitgleich fliegen zahlreiche Planetesimale durch das Sonnensystem Im Rahmen des Nizza Modells erklarten Nesvorny und Kollegen den Einfang von irregularen Monden uber Drei Korper Reaktionen Zwei Planeten kommen sich so nahe dass sie gegenseitig in den Hillradius des anderen eindringen einige der ebenfalls durch den Hillradius der Planeten fliegenden Planetesimale werden dadurch auf weit entfernten Bahnen um einen der Planeten eingefangen und kreisen nun als irregulare Monde um den Planeten In den Simulationen von Nesvorny und Kollegen erzeugt das Nizza Modell deutlich zu viele irregulare Planeten und auch die Grossenverteilung SFD passt nicht sehr gut mit den Beobachtungen uberein Die Erklarung dafur liegt darin dass es durch die chaotischen Bahnen der irregularen Mode zu zahlreichen Kollisionen kam in welchen viele Monde zerstort wurden Simulationen die dies berucksichtigen konnen die irregularen Monde aller vier Riesenplaneten erfolgreich erklaren 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Irregulare Satelliten Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Philip D Nicholson Matija Cuk Scott S Sheppard David Nesvorny Torrence V Johnson Irregular satellites of the giant planets In M Antonietta Barucci Hrsg The Solar System Beyond Neptune 1 2008 S 411 424 a b c d e f g h i j k David Jewitt Nader Haghighipour Irregular Satellites of the Planets Products of Capture in the Early Solar System In Annual Review of Astronomy and Astrophysics 45 Nr 1 2007 S 261 295 doi 10 1146 annurev astro 44 051905 092459 a b Douglas P Hamilton Alexander V Krivov Dynamics of Distant Moons of Asteroids In Icarus 128 Nr 1 1997 S 241 249 doi 10 1006 icar 1997 5738 Joseph A Burns The evolution of satellite orbits In Satellites Vol 1 1986 a b c d e David Nesvorny David Vokrouhlicky Alessandro Morbidelli Capture of Irregular Satellites during Planetary Encounters In The Astronomical Journal 133 Nr 5 2007 S 1962 1976 doi 10 1086 512850 J Pollack Formation of the Giant Planets by Concurrent Accretion of Solids and Gas In Icarus 124 1996 S 62 85 ISSN 0019 1035 William F Bottke David Nesvorny David Vokrouhlicky Alessandro Morbidelli The Irregular Satellites The Most Collisionally Evolved Populations in the Solar System In The Astronomical Journal 139 Nr 3 2010 S 994 1014 doi 10 1088 0004 6256 139 3 994 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Irregularer Satellit amp oldid 231221757