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Das Camp Marcus W Orr etwas irrefuhrend auch als Lager Glasenbach bezeichnet war ein von der United States Army eingerichtetes osterreichisches Internierungslager Es befand sich nicht in Glasenbach sondern links westlich der Salzach und sudlich der Innenstadt und der Alpensiedlung von Salzburg nahe dem heutigen Ginzkeyplatz der Hans Webersdorfer und der Karl Emminger Strasse Lager Glasenbach Zustand der Baracken 2012 heute abgebrochenDer Name Marcus W Orr geht auf den letzten im Zweiten Weltkrieg schwer verwundeten US Soldaten der 42nd Infantry Division Rainbow zuruck der bei Kampfhandlungen in Bayern schwer verletzt wurde und darauf auf den Rollstuhl angewiesen war Nach dem Krieg studierte er Geschichte in Yale und wurde spater Professor an der Memphis State University Orr starb 1990 in Memphis Tennessee 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lagerleben 3 Politische Bezuge 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeGeschichte BearbeitenDas Gelande des spateren Camps war von der deutschen Wehrmacht im Dezember 1940 vom Reichsfiskus angekauft worden 1941 begann man mit der Errichtung von Behelfsunterkunften und mehreren Kraftfahrzeug sowie Pionierboothallen fur das Gebirgsjager Ersatzbataillon 82 Die Arbeiten wurden aber aufgrund der Kriegsentwicklung sehr eingeschrankt durchgefuhrt Die US Army funktionierte im Herbst 1945 die Anlagen zu dem Lager W Marcus Orr um und sammelten dort Insassen von mehreren kleineren Lagern in Oberosterreich und dem SS Lager in Hallein Jahresende 1946 Anfangs diente das Lager auch als Wehrmachtsentlassungsstelle in der ehemalige deutsche Soldaten auf ihre NS Vergangenheit uberpruft wurden Nach den Automatic Arrest Bestimmungen sollten neben NSDAP Mitgliedern z B Franz Langoth Heinrich Sequenz Eduard Pernkopf Walter Hellmich auch Sympathisanten des NS Regimes selbst ohne NSDAP Mitgliedschaft inhaftiert werden Neben einfachen Soldaten waren hier fuhrende NS Mitglieder Albert Kesselring Lothar Rendulic und Kriegsverbrecher z B Walter Reder Franz Stangl Anton Burger untergebracht Im Lager befanden sich zwischen 6000 und 8000 Inhaftierte darunter bis zu 500 Frauen Bis zur Auflosung und Ubergabe an die osterreichischen Behorden im August 1947 waren hier insgesamt etwa 30 000 Personen inhaftiert Die Hochstzahl an Internierten wurde im Janner 1947 mit 8051 Mannern und Frauen erreicht Am 15 Oktober 1946 besuchte General Dwight D Eisenhower das Lager Aufgrund der angespannten Ernahrungslage erliess die Sicherheitsdirektion fur Oberosterreich Anfang Dezember 1946 eine Anordnung wonach die unbeschrankte Versendung von Lebensmitteln an Personen die in den amerikanischen Anhaltelagern Glasebach Camp Marcus W ORR oder Hallein in Haft sind untersagt waren Anlasslich des bevorstehenden Weihnachtsfestes war lediglich eine einmalige Lebensmittelsendung von hochstens 4 kg erlaubt 2 Ende 1946 wurde die amerikanische Wachmannschaft durch die Bundesgendarmerie abgelost Bekannt ist im Lagerleben der Josefitag 1947 19 Marz zu dem es anlasslich einer bevorstehenden Uberstellung von Gefangenen ins Internierungslager Dachau zu NS Prozessen im Compound VII zu einem Aufruhr mit Schusswechsel kam Dieser konnte durch den Einsatz von Schusswaffen von der osterreichischen Gendarmerie beendet werden Es kam aber auch zu weitgehenden Zugestandnissen durch Oberst Wooten Als Ergebnis wurde der ehemalige SS Sturmbannfuhrer Felix Rinner zum Lagerleiter ernannt die Grusspflicht wurde abgeschafft die Stacheldrahtzaune wurden partiell entfernt und die osterreichischen Haftlinge wurden dem osterreichischen Recht unterstellt Auch wurde durchgesetzt dass die Lagerzeit auf eine eventuelle Haftstrafe anzurechnen sei Zudem fanden nun Haftlingsfahrten aus Glasenbach und Besuchsfahrten mit amerikanischer Begleitung statt Ab dem Fruhjahr 1947 wurden etwa 400 Gefangene den osterreichischen Behorden zur weiteren Verfolgung nach dem Verbots oder Kriegsverbrechergesetz ubergeben bzw freigelassen Am 5 August 1947 wurde das offiziell zum 1 August 1947 aufgelassene Internierungslager von Generalmajor Harry J Collins im Rahmen einer Feier an den osterreichischen Innenminister Oskar Helmer ubergeben Am 6 Janner 1948 verliessen die letzten Internierten das Lager Eine Gruppe von 21 Kriegsverbrechern die noch unter Aufsicht der amerikanischen Behorden standen wurde an das Landesgericht Salzburg uberstellt Aber erst am 9 September 1953 raumten die in Osterreich stationierten amerikanischen Streitkrafte USFA endgultig das Lager Glasenbach in dem sie seit Ende 1947 noch eine umzaunte Flache fur Lagerungszwecke gemietet hatten Danach dienten die Baracken bis in die 1950er Jahre noch als Fluchtlingslager Lagerleben BearbeitenDas Lager war in verschiedene Unterabteilungen sogenannte Compounds die durch Stacheldrahtzaune abgetrennt waren gegliedert Die Compounds Ia und Ib waren fur Kriegsverbrecher vorgesehen II und III fur allgemein Internierte IV war ein Straflager V war das Prominentenlager VI war fur Frauen vorgesehen und VII war vorwiegend fur Angehorige der SS gedacht Den Inhaftierten war von Anfang an ein Ordnungsdienst Lagerpolizei zugestanden worden Die Compounds konnten auch Fuhrer frei wahlen Barackenfuhrer Ab dem Rang eines Zugsfuhrers gab es Zusatzverpflegung Auch Verstosse gegen die innere Lagerdisziplin wurden intern geregelt Damit wurden Strukturen geschaffen die den Gedanken einer Umerziehung diametral entgegengesetzt waren Auch Entnazifizierungsbemuhungen wurden nicht aktiv vorgenommen sondern diese beschrankten sich auf Vernehmungen und das Ausfullen von Fragebogen um Schwerstbelastete herauszufiltern Die Internierten wurden offensichtlich bereits zu Zeiten in denen die osterreichische Zivilbevolkerung hungerte gut versorgt Zusatzlich zu den umliegenden Bauern brachten auch Angehorige bedeutsame Mengen an Lebensmitteln und Alkoholika in das Lager Dies fuhrte zu Protesten des Salzburger KZ Verbandes Es ergaben sich auch kontinuierliche Kontakte zwischen den Lagerinsassen und der Aussenwelt Zudem beschaftigte das US amerikanische Counterintelligence Corps CIC ehemalige Nationalsozialisten als Zivilangestellte wodurch der Briefaustausch weiter intensiviert wurde Auch Fluchtversuche und tatsachliche Entweichungen kamen vor z B 1947 von Anton Burger dem NS Lagerkommandant des Ghettos Theresienstadt anlasslich seiner bevorstehenden Auslieferung an die Tschechoslowakei Eine Reihe von Freizeitaktivitaten wurde angeboten Es gab einen Chor aus Mitgliedern der Salzburger Liedertafel es entstand ferner die Gilde der Glasenbacher Steinschleifer die sich kunstlerisch betatigten jede Woche waren zwei Filme zu sehen Vortrage Kurse und Theater waren gestattet Politische Bezuge BearbeitenEin Teil der Inhaftierten schloss sich 1957 nach ihrer Entlassung zu einer Wohlfahrtsvereinigung Glasenbach zusammen der durch gemeinsame Aktivitaten Bundestreffen Herausgabe der Mitteilungen der Wohlfahrtsvereinigung der Glasenbacher eine glorifizierende Erinnerung an die Haftzeit hoch hielt Diese Vereinigung wird vom Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes DOW als rechtsextrem eingestuft 3 Bis in die 1970er Jahre haben die Glasenbacher im Mullner Braustubl in Salzburg in der Lindhofstrasse gesellige Treffen veranstaltet und damit einen ganzen Saal gefullt Der Saal war mit Plakaten dekoriert auf denen Karikaturen uber die Amis und das lustige Lagerleben dargestellt waren Ein Teil der ehemaligen Insassen des Lagers die Glasenbacher gelten als Begrunder des rechtsgerichteten Dritten Lagers in der osterreichischen Politik nach dem Zweiten Weltkrieg Verband der Unabhangigen spater Freiheitliche Partei Osterreichs Letzte bauliche Uberreste des Lagers bestanden aus einigen Hallen die von verschiedenen Grundeigentumern gewerblich genutzt wurden In einer davon verkaufte ein Mobelhaus im Sommer Gartenmobel 2016 ist die letzte Baracke zugunsten einer modernen Uberbauung verschwunden baulich erinnert seitdem nichts mehr an das fruhere Lager Literatur BearbeitenWilhelm Svoboda Das Salzburger Internierungslager Camp Marcus W Orr ein kritischer Exkurs In Hans Bayr u a Hrsg Salzburg 1945 1955 Zerstorung und Wiederaufbau Salzburger Museum Carolino Augusteum Salzburg 1995 ISBN 3 901014 43 8 S 121 132 Oskar Dohle Peter Eigelsberger Camp Marcus W Orr Glasenbach als Internierungslager nach 1945 Oberosterreichisches Landesarchiv Linz 2009 ISBN 3 900313 98 9 Weblinks BearbeitenLager Glasenbach im SalzburgwikiBelege Bearbeiten Marcus W Orr Center for the Humanities Kundmachung Betrifft Lebensmittelsendungen an Personen die in den amerikanischen Anhaltelagern Glasenbach oder Hallein in Haft sind In Linzer Volksblatt 3 Dezember 1946 S 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung lvb Dokumentationsarchiv des Osterreichischen Widerstands Wohlfahrtsvereinigung der Glasenbacher Memento vom 20 Januar 2016 im Internet Archive 47 774847502687 13 070683479309 440 Koordinaten 47 46 29 5 N 13 4 14 5 O Normdaten Korperschaft GND 7536173 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Camp Marcus W Orr amp oldid 233583907