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Die Industriebahn Albertstadt auch nur Industriebahn oder Industriebahn im Dresdner Norden bis zum Ersten Weltkrieg auch Zeugmeistereibahn ist ein stillgelegtes System von Anschlussbahnen in dem im Norden Dresdens gelegenen Industriegelande Sie zweigte bei km 100 178 der Eisenbahnstrecke Gorlitz Dresden GD als einseitige Ausweichanschlussstelle mit signalabhangigen Schutzweichen ab 1992 umfasste sie 15 Kilometer Einfachgleis 61 Weichen sieben doppelte Kreuzungsweichen und funf Kreuzungen Ende der 1980er Jahre wurden als hochste erreichte Zahl etwa 40 Anschliesser Nebenanschlussbahnen und Mitbenutzer bedient Eroffnet am 24 September 1901 wurde sie am 31 Dezember 2004 stillgelegt und 2005 zu grossen Teilen abgebaut Industriebahn AlbertstadtGleisrest der Industriebahn 2015 Gleisrest der Industriebahn 2015 Spurweite 1435 mm Normalspur Anschlussgleis nach der Einstellung rechts die Strasse Am Lagerplatz 2006 Gelande der ehemaligen Ubergabestelle links vom Haltepunkt Industriegelande gelegen 2015 Verwildertes Stammgleis der Industriebahn vor der Brucke Konigsbrucker Str 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Fahrzeuge 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach dem Deutsch Franzosischen Krieg genehmigte die sachsische Standeversammlung im Marz 1873 die Plane des Kriegsministeriums fur den Aufbau der Dresdner Albertstadt als 360 ha grosse Militar und Kasernenanlage die bis 1879 fur uber 20 Mio Mark errichtet wurde Den Mittelpunkt bildete das am 1 Mai 1877 eroffnete Arsenal gelegen zwischen Priessnitzgrund und Konigsbrucker Strasse Im Norden des Gelandes richtete man ein Pulverlaboratorium Artilleriewerkstatten und Sprengstoffmagazine ein im Jahr 1889 entstand eine Geschossfabrik Gleichwohl fehlte es zunehmend an geeigneten Transportmoglichkeiten Die Lage an der Eisenbahnstrecke Gorlitz Dresden erwies sich jedoch als gunstig fur die Herstellung eines normalspurigen Gleisanschlusses Am 11 November 1897 wurde ein Kostenanschlag fur den Bau der sogenannten Zeugmeistereibahn vorgelegt Nach dessen Genehmigung erteilte schliesslich das Kriegsministerium am 20 Juli 1900 die Ausfuhrungsgenehmigung fur die Planungen des Civilingenieurs Poge Der Baubeginn der Anschlussbahn die damals nordlich der Strassenbrucke am heutigen Haltepunkt Industriegelande abzweigte war im Oktober des gleichen Jahres den Oberbau verlegte das Leipziger Unternehmen Zintzsch Die Abnahme der eigentlichen Haupt Stamm strecke fand am 31 August 1901 statt die Betriebseroffnung einen knappen Monat spater am 24 September 1901 Errichtet wurden u a eine Drehscheibe durch Kelle amp Hildebrandt und ein Lokschuppen in dem eine 14 800 Mark teure feuerlose Lokomotive der Maschinenfabrik Hohenzollern ihren Platz hatte Vorteil dieser Art von Fahrzeugen war dass sie mit Heissdampf betrieben wurden was eine eigene Feuerungsanlage auf den Lokomotiven uberflussig machte Vor allem Sicherheitsaspekte sprachen dafur da Anschlussgleise auch zu den Pulvermagazinen sowie zum Arsenal mit den angeschlossenen Artilleriewerkstatten fuhrten Die am 13 August 1901 genehmigte Streckenverlangerung zum Artilleriedepot konnte am letzten Tag des Jahres 1901 eroffnet werden Die eigentliche Stammstrecke der Zeugmeistereibahn hatte damit ihre endgultige Lange ohne Anschlussgleise von 1 598 km erreicht Sie diente dem Transport von Artilleriegerat Munition und militarischen Ausrustungsgegenstanden sowie der Belieferung der hier ansassigen Unternehmen mit Rohstoffen Der Bahnbetrieb im dicht bebauten Militargelande erwies sich als nicht unproblematisch wie verschiedene betriebliche Anweisungen nachweisen Im Gebiet des Arsenals wurde zudem noch eine eigene 700 mm Feldbahn errichtet um innerhalb des ausgedehnten Areals Transporte zu ermoglichen Die Anschlusse wurden in der Folgezeit kontinuierlich ausgebaut Am 15 November 1901 wurde die Baugenehmigung fur das Elektrizitats und Heizwerk erteilt Es ging im Oktober 1902 in Betrieb und erhielt ein eigenes Zweiggleis fur die Kohleanlieferung Im Juni 1903 wurde die Uberfuhrung der Fabricestrasse angelegt im Oktober 1906 gingen Gleise zum Holzlagerplatz und in den Hof der Artilleriewerkstatt in Betrieb die die Fa F W Philipp errichtet hatte Anfang 1908 beantragte man die Anlage eines Ladegleises an der Konigsbrucker Strasse uber das Material fur die Verlangerung der Strassenbahnstrecke nach Klotzsche angeliefert werden sollte Im gleichen Jahr entstand am km 99 890 GD ein Unterkunftsgebaude fur das Bahnpersonal was spater das Stellwerk A der Ubergabegruppe wurde Ab September 1911 wurde die Zeugmeistereibahn verlegt und ausgebaut die neue Strecke wurde am 21 Dezember des Jahres abgenommen Wahrscheinlich aufgrund des mehrgleisigen Ausbaus des Streckenabschnittes Dresden Klotzsche Dresden Neustadt wurden Anfang Juli 1914 die Anschlusse zum Proviantamt und auch der Zeugmeistereibahn verandert In nur elf Tagen wurde das Gleis tiefergelegt Ebenfalls 1914 wurde eine zweite feuerlose Lokomotive beschafft 1915 wurde die Ubergabegruppe spater auch Ubergabestelle oder Industriebahnhof genannt auf drei Gleise erweitert der Anschluss an die Hauptstrecke sudlich in die Hohe der Heeresbackerei verlegt km 100 178 GD und blieb so bis zur Stilllegung 2004 erhalten Am 3 Januar 1917 wurde fur die Beschaftigten der Artilleriewerkstatten und der Munitionsfabrik der Haltepunkt Dresden Arsenal an der Hauptstrecke Gorlitz Dresden eingerichtet der ausschliesslich dem Werksverkehr diente und wahrscheinlich zu Kriegsende wieder eingezogen wurde nach Angaben auf sachsenschiene net 1921 Erst 1969 legte man in der Nahe den Haltepunkt Dresden Industriegelande an der uber eine Fussgangerbrucke Zugang zur Konigsbrucker Strasse erhielt Nach dem Ersten Weltkrieg schrieb der Versailler Vertrag eine drastische Reduzierung der deutschen Truppenstarke und der militarisch nutzbaren Anlagen vor Im Zuge dieser Entmilitarisierung wurden Anfang der 1920er Jahre zahlreiche bauliche Anlagen abgerissen darunter auch die nicht mehr benotigten Anschlussgleise zu den Pulvermagazinen gleichfalls die 700 mm Feldbahn Ein Grossteil der Gebaude konnte aber unter Aufsicht der 1922 gegrundeten Industriegelande Gesellschaft Dresden Albertstadt m b H einer zivilen Nutzung zugefuhrt werden Im Industriegelande wie das Areal nunmehr genannt wurde siedelten sich namhafte Firmen an so eine Niederlassung der Sachsischen Maschinenfabrik aus Chemnitz die Ernemann Werke A G die Radiofabrik Mende amp Co und das Bauunternehmen Wayss amp Freytag A G In der Zeit des Nationalsozialismus kam es am 1 April 1935 zur Wiedereingliederung in die Heeresstandortverwaltung Dresden als Heeresbetriebsstelle Albertstadt Das breite Spektrum an Unternehmen die im Industriegelande produzierten blieb davon unbeeinflusst obgleich sich einige Firmen wahrend des Weltkriegs zum Rustungsbetrieb wandelten Ab 1941 unterstand das gesamte Areal wieder den Militarbehorden Schaden durch die Luftangriffe auf Dresden waren kaum vorhanden den Komplex ubernahm nach Kriegsende zunachst komplett die Rote Armee Am 1 Juli 1945 wurde die Albertstadt nach Dresden eingemeindet die Firmen enteignet und viele der technischen Einrichtungen der Industriebetriebe durch die sowjetischen Besatzer demontiert Danach kam das Gelande in die Verwaltung der damaligen sachsischen Landesregierung fur den Reichsfiskus auf Beschluss dieser sowie Zustimmung der Stadt wurden die VEB Verkehrsbetriebe der Stadt Dresden die heutige DVB AG am 1 Januar 1953 als betriebsfuhrende Einrichtung eingesetzt Bedient wurden die nun volkseigenen Unternehmen im Industriegelande wobei die Zahl der Anschliesser einschliesslich der NVA und der Sowjetarmee bis Ende der 1980er Jahre auf 40 anwuchs denen im Jahresdurchschnitt etwa 10 000 Guterwagen laut Ladeplan zu den Anschlussen weiteren Nebenanschlussbahnen und Mitbenutzern zugestellt wurden Neben insgesamt 15 km Gleis davon 8 km im Eigentum der Verkehrsbetriebe waren 61 einfache Weichen 27 im Eigentum der DVB sieben doppelte Kreuzungsweichen zwei im Eigentum der DVB und funf Kreuzungen vorhanden Maschinentechnische Anlagen waren die bereits benannte handbetriebene Drehscheibe mit einem Durchmesser von 5 5 Metern und einer Tragfahigkeit von 25 Megapond Mp und eine Gleiswaage mit einer Tragfahigkeit von 100 Mp Als Lokschuppen diente ein Ringlokschuppen wobei ein Stand als Werkstatt genutzt wurde Der Lokschuppen II wurde im Januar 1997 abgerissen Im Zuge des Strassenausbaus im Industriegelande wurde um 2000 sogar ein Gleisabschnitt saniert Die schleichende Stilllegung begann Anfang der 1990er Jahre als zahlreiche Firmen und damit Anschliesser ihre Produktion einstellten bzw Transporte zunehmend auf die Strasse verlagert wurden Zahlreiche Gleisanschlusse verwaisten wurden zuruckgebaut oder der Natur uberlassen Die Betriebsfuhrung wechselte zum 1 Oktober 1992 von der DVB zur Deutschen Reichsbahn und lag ab 1 Januar 1994 bei der Deutschen Bahn 1 Im Oktober 2004 wurde der letzte Guterwagen zugestellt am 31 Dezember 2004 erfolgte durch die DB AG die endgultige Stilllegung Die nordlichen Teile der Gleisanlagen wurden bis zum Ruckbau von einer Metall Recyclingfirma noch genutzt Im Juni 2005 wurden letztlich im Auftrag der Dresdner Verkehrsbetriebe durch eine Gleisbaufirma die Gleise und Weichen der dreigleisigen Ubergabegruppe demontiert die handbediente 5 5 Meter Drehscheibe vor dem anfangs vierstandigen Ringlokschuppen des Industriebahnhofs wurde zwischenzeitlich ausgebaut und verfullt Gleisreste darunter auch solche der 700 mm spurigen Transportbahn lassen sich bis zum Streckenende am fruheren Arsenal im heutigen Areal nachweisen Einige Fahrzeuge befinden sich heute in den Eisenbahnmuseen von Lobau Chemnitz und Schwarzenberg Fahrzeuge BearbeitenDie beiden feuerlosen Loks von 1901 und 1914 wurden schliesslich 1971 durch zwei feuerlose Lokomotiven des Typs C Werknummern 219195 und 219196 des VEB Lokomotivbau Karl Marx Babelsberg LKM ersetzt 2 In den Jahren 1976 bis 1984 war eine Dampflokomotive von Henschel C n2t Werknummer 19763 im Einsatz 3 die wiederum durch zwei im VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke Hans Beimler Hennigsdorf LEW gebaute Dieselloks der Baureihe V 60 abgelost wurde Daneben war noch eine Kleindiesellok der Baureihe V 18 eingesetzt 4 Bekannt ist aber auch dass die Eisenbahner eigentlich und korrekt Strassenbahner die die Zulassung als Betriebseisenbahner der Anschlussbahn besassen 5 der Industriebahn der Dresdner Verkehrsbetriebe auf recht ungewohnliche Weise versuchten historische sachsische Eisenbahnfahrzeuge die es nicht in offizielle Museumslisten geschafft hatten der Nachwelt zu erhalten So fanden sich dann auf den Gleisen der Industriebahn mit wohlwollender Genehmigung des damaligen Verkehrsdirektors des VEB Verkehrsbetriebe der Stadt Dresden Heinz Haase zahlreiche interessante und erhaltenswerte Schienenfahrzeuge wieder In der zweiten Jahreshalfte 1977 kam z B die letzte erhaltene Lok der sachsischen Baureihe XI HT die 94 2105 nach Dresden am 30 Oktober 1978 gelangte sie im Tausch gegen die entsprechende Menge Schrott aus anderen Quellen auf die Industriebahn Albertstadt Sie war damit offiziell aus der Betriebsliste der Deutschen Reichsbahn DR verschwunden da die DR hier keinen Zugriff hatte Erst funf Jahre spater tauchte die 94 2105 wieder auf als das Bahnbetriebswerk Aue im Juli 1983 den 75 Jahrestag seines Bestehens als selbstandige Dienststelle feierte Sie befindet sich heute im Bestand des Eisenbahnmuseums Schwarzenberg 6 Auch die beiden Elektrolokomotiven der Deubener Guterbahn wurden hier erhalten bis deren museale Verwendung endgultig vereinbart war 7 Folgende Schienenfahrzeuge waren am Stichtag 30 Dezember 1992 dem Ende der Betriebsfuhrung der Dresdner Verkehrsbetriebe AG vorhanden Verbleib Stand 2017 Lokomotiven Werklok 1 der Gattung V 60 D Baujahr 1976 Fabriknummer 15361 der LEW seit 1976 Eigentum der DVB AG 1996 an privat abgegeben seit 2010 als Leihgabe im Eisenbahnmuseum Chemnitz Werklok 2 der Gattung V 60 D Baujahr 1968 Fabriknummer 11978 der LEW geliefert an EVW Schwedt seit 1984 Eigentum der DVB AG 1996 an privat abgegeben abgestellt Werklok 3 der Gattung V 18 B Baujahr 1967 Fabriknummer 261571 der LKM privat verblieben Kleinwagen Triebwagen SKL 24 Schoneweide Baujahr 1976 Fabriknummer 10948 der DR Kirchmoser Verbleib Sachsisches Eisenbahnmuseum Chemnitz Hilbersdorf Beiwagen Kla Schoneweide Baujahr 1977 Fabriknummer 2308 der DR Kirchmoser Verbleib unbekannt Beiwagen Kla Schoneweide ohne weiteren Angaben aus SKL umgebaut abgestellt Daruber hinaus gab es noch weitere Schienenfahrzeuge fur unterschiedliche Zwecke wie z B Werkswagen Schwellenwagen einen Schneepflug und Bauloris Bahnmeisterwagen sowie Drehschemelwagen fur den Schienentransport und anderer besonders langer Gegenstande 8 Literatur BearbeitenDresdner Verkehrsbetriebe Hrsg Von Kutschern und Kondukteuren Die 135 jahrige Geschichte der Strassenbahn zu Dresden 3 erweit und erg Auflage Junius Dresden 2007 ISBN 978 3 88506 018 5 S 224 225 Weblinks BearbeitenStreckenverlauf auf der OpenRailwayMap Industriebahn Albertstadt Memento vom 16 Mai 2022 im Internet Archive auf dresdner stadtteile de Dresden Albertstadt Industriebf Arsenal Zeugmeistereibahn auf sachsenschiene net Feuerlose Lokomotive der Industriebahn auf einer Fahrzeugausstellung in Radebeul Ost 1971 Henschel 19763 von 1976 bis 1985 als Werklok 5 auf der Industriebahn eingesetztEinzelnachweise Bearbeiten Dresden Albertstadt Industriebf Arsenal Abgerufen am 12 Januar 2019 Andreas Christopher Feuerlose C des LKM Online abgerufen am 11 Januar 2019 Portrat auf dampflokomotivarchiv de abgerufen am 11 Januar 2019 Auszug aus Betriebsbuch der Website der Ostsachsischen Eisenbahnfreunde abgerufen am 11 Januar 2019 Zuletzt 53 der Anordnung uber den Bau und Betrieb von Anschlussbahnen Bau und Betriebsordnung fur Anschlussbahnen BOA vom 13 Mai 1982 GBl DDR Sonderdruck Nr 1080 in Kraft am 1 Juli 1983 Historische Fassung abgerufen am 28 Januar 2019 Fahrzeuge des VSE Die Dampflokomotive 94 2105 abgerufen am 11 Januar 2019 Mario Schatz Meterspurige Strassenbahnen in Dresden Kenning Nordhorn 2007 ISBN 978 3 933613 76 9 s 62 Dresdner Verkehrsbetriebe Hrsg Von Kutschern und Kondukteuren Die 135 jahrige Geschichte der Strassenbahn zu Dresden Junius Dresden 2007 S 224 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Industriebahn Albertstadt amp oldid 231750304