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Beim Iller Ungluck am 3 Juni 1957 verungluckten 15 Grundwehrdienstleistende des Luftlandejagerbataillons 19 der Bundeswehr todlich beim Durchqueren der Iller bei Hirschdorf Gemeinde St Lorenz Landkreis Kempten Allgau heute Stadt Kempten in Bayern Das Bataillon war in der Prinz Franz Kaserne in Kempten Allgau stationiert Eine der Konsequenzen dieses Unglucks war die Grundung des Soldatenhilfswerks der Bundeswehr Denkmal das an das Iller Ungluck erinnert in der Nahe der Hirschdorfer Illerbrucke Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Untersuchung 3 Namen der toten Soldaten 4 Soldatenhilfswerk 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerlauf BearbeitenErstmals waren zum 1 April 1957 Wehrpflichtige des Geburtsjahrgangs 1937 zur Ableistung ihres zwolfmonatigen Grundwehrdienstes in die Ende 1955 gegrundete Bundeswehr eingezogen worden 15 Angehorige des IV Zugs der 2 Kompanie unter Kompaniechef Oberleutnant Alfred Sommer des Luftlandejagerbataillons 19 fanden zwei Monate spater am Montag dem 3 Juni den Tod An diesem Tag kamen gegen 10 30 Uhr 28 Rekruten von der Infanteriegefechtsausbildung zuruck gefuhrt von dem 24 Jahre alten Stabsoberjager Dieter Julitz der vor Eintritt in die Bundeswehr Ausbilder und Gruppenfuhrer bei der Bereitschaftspolizei gewesen war Die Soldaten sollten bei Hirschdorf als Ausbildungseinlage mit voller Ausrustung bei schonem Wetter und klarem Wasser nah der Hirschdorfer Illerbrucke an einer ehemaligen Furt die Iller durchqueren die an dieser Stelle knietief und etwa 50 Meter breit ist 1 Die Soldaten hatten schon zuvor einige Male die Iller durchschritten Julitz ging als Zugfuhrer in die nur acht Grad kalte Iller voran seine 28 Rekruten folgten ihm sich gegenseitig an Handen haltend Der 33 Jahre alte und kriegserfahrene Zugfuhrer Stabsoberjager Schaffler beobachtete das Geschehen von der Hirschdorfer Illerbrucke aus da er fusskrank war Aber die Iller war an diesem Tag anders Nach vorangegangenen Regenfallen war der Wasserstand gestiegen und der nun reissende Fluss zog den Soldaten sofort die Fusse unter dem Korper weg Auf den glitschigen Steinen fanden sie keinen Halt und Sturmgepack Waffe und weitere Ausrustung am Korper hinderte sie zusatzlich Es gab nun tiefere Gumpen und an den Stutzpfeilern der Brucke hatte sich Strudel gebildet Nur wenige konnten uberhaupt schwimmen Einige konnten sich an den Pfeilern der Iller Brucke festklammern 19 Soldaten wurden weggeschwemmt vier konnten sich retten namlich Julitz sowie die Rekruten Manfred Karremann und Wolfgang Igel welche noch ihren Kameraden Bernhard Blessing retten konnten 2 Die ubrigen 15 ertranken in den Fluten und wurden abgetrieben Die spatere Suche nach ihnen wurde durch einsetzenden Regen erschwert Der letzte Leichnam wurde erst nach 16 Tagen am Fronleichnamstag dem 19 Juni 1957 gefunden Bereits am 6 Juni drei Tage nach dem Ungluck fand in Kempten eine Trauerfeier statt in der ein einziger Sarg stellvertretend fur alle Verungluckten stand Karremann und Igel mussten die verstummelten Leichen nach dem Auffinden identifizieren da man deren Anblick ihren Angehorigen ersparen wollte 3 Spater wurde festgestellt dass die Durchquerung der Iller weder durch den Dienstplan noch durch Sicherheitsvorkehrungen abgesichert sondern eine spontane Handlung war An der Unglucksstelle nordlich der Hirschdorfer Iller Brucke errichtete der Landkreis Kempten Allgau ein Denkmal fur die 15 Toten und zur Erinnerung an diesen Unglucksfall am 3 Juni 1957 dem schwarzesten Tag des Heeres 4 Zur Einweihung sprach auch Verteidigungsminister Franz Josef Strauss Seitdem findet dort alljahrlich eine Gedenkfeier der Bundeswehr statt Zum 50 Jahrestag im Jahr 2007 sprach Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan Untersuchung BearbeitenDer Inspekteur des Heeres Generalleutnant Hans Rottiger und der Generalinspekteur der Bundeswehr General Adolf Heusinger flogen umgehend von Bonn zur Unglucksstelle ebenso Franz Josef Strauss Der Pressesprecher des Verteidigungsministeriums der damalige Major und spatere General Gerd Schmuckle erfuhr von Kompaniechef Sommer die Flussuberquerung sei militarisch Unsinn gewesen und streng verboten mundlich und schriftlich Am 12 Juni befasste sich das Bundeskabinett mit dem Unglucksfall Der Vorfall hatte erneut eine Debatte uber Form und Inhalt der militarischen Ausbildung und die Innere Fuhrung bei der Bundeswehr ausgelost Die alten Auseinandersetzungen zwischen Traditionalisten und Reformern wurden wieder artikuliert Fur Bundeskanzler Konrad Adenauer war es ausserdem nach der politisch heftig umstrittenen Grundung der Bundeswehr besonders wichtig dass dieses Ungluck nicht auf Fehlern des militarischen und politischen Systems beruhte Es sei herauszustellen forderte er dass nicht das System sondern die Schuld eines Einzelnen oder mehrerer Einzelner zu der Katastrophe gefuhrt hatten Am 26 Juni gab Verteidigungsminister Strauss vor dem Bundestag die Ergebnisse der Untersuchung bekannt wonach die Soldaten schon zuvor einige Male die Iller durchschritten hatten Der Bataillonskommandeur habe das aber nach seiner Kenntnisnahme sofort verboten Der Kommandeur habe angeordnet eine Uberquerung der Iller sei kunftig nur mit seiner ausdrucklichen Genehmigung gestattet Uber diese Anweisung habe Kompaniechef Sommer seine Unterfuhrer informiert und auch Zugfuhrer Schaffler habe diese Anweisung gekannt Doch Schaffler habe erklart im entscheidenden Augenblick nicht daran gedacht zu haben Ob Julitz diese Anweisung kannte war nicht geklart worden Er war allerdings am Tag der Belehrung abkommandiert gewesen Der Bundestagsabgeordnete und Ritterkreuztrager Fritz Eschmann SPD trug vor dem Bundestag die Meinung der Opposition vor Eschmann betonte die politische Schuld an diesem Ungluck und verwies auf die sinnlose Hast und Ubersturzung beim Aufbau der Bundeswehr Die Opposition konne nicht akzeptieren dass allein den Unteroffizieren die Schuld zugewiesen werden solle oder die Rekruten den Befehl ja hatten verweigern konnen Dies sei ein Abwalzen der Schuld nach unten und ein schmahlicher Weg namlich die Schuldfrage sogar auf die Toten zu verschieben Der CSU Abgeordnete Richard Jaeger wies jede Schuld der Regierung zuruck Die Stabsoberjager Julitz und Schaffler sowie Kompaniechef Sommer mussten sich Ende August 1957 vor dem Landgericht Kempten verantworten Sie waren wegen fahrlassiger Totung und fahrlassiger Korperverletzung angeklagt Schaffler und Sommer wurden freigesprochen Julitz zu acht Monaten Gefangnis verurteilt die Strafe allerdings mit der Untersuchungshaft verrechnet und die Reststrafe zur Bewahrung ausgesetzt Namen der toten Soldaten Bearbeiten nbsp Inschriftentafel am Denkmal mit den Namen der SoldatenWalter Hanakam Oberjettingen 5 Walter Schneider Donaueschingen Gunter Stegmaier Schwabisch Gmund Helmut Ottmuller Waldenbuch Siegfried Schwartz Rimbach 6 Rudolf Weiss Waldshut Tiengen Karl Koczor Neuhausen Horst Leidner Schlatt 7 Gerhard Pfeifer Dossenheim Willi Kleinknecht Ellhofen Johannes Leippert Grossengstingen Gunther Isak Watterdingen Werner Puscher Kettershausen Gerhard Zarn Frittlingen Hans Jorg Fohrenbach Donaueschingen 8 Soldatenhilfswerk BearbeitenUnmittelbar nach dem Unglucksfall hatte Major Schmuckle schon direkt vor Ort zur Unterstutzung der Angehorigen der Opfer die Hilfsaktion Iller angeregt In die Bonner Ermekeilkaserne zuruckgekehrt appellierte er an Heeresinspekteur Rottiger diesen Vorschlag nun in die Tat umzusetzen und ein Soldatenhilfswerk zu grunden nach dem Motto Wer schnell gibt hilft doppelt Das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr wurde am 18 Oktober 1957 gegrundet Allein im Jahr 2006 hat es Spenden in Hohe von 900 000 Euro gesammelt Literatur BearbeitenRainer Blasius Ende einer Ubung Der Tod von funfzehn Rekruten in der Iller erschutterte die Bundeswehr in ihrer Aufbauphase In Frankfurter Allgemeine Zeitung 2 Juni 2007 ISSN 0174 4909 Frank Nagler Der gewollte Soldat und sein Wandel Personelle Rustung und innere Fuhrung in den Aufbaujahren der Bundeswehr 1956 bis 1964 65 Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2009 ISBN 978 3 486 58815 6 S 317 326 Weitere Verweise dort Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Iller Ungluck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der SPIEGEL 12 Juni 1957 Vor 50 Jahren verschwanden 15 Rekruten in der Iller Mitteldeutsche Zeitung online vom 30 Mai 2007Einzelnachweise Bearbeiten https www merkur de bayern schwaben kempten westallgaeu kreisbote 65 jahrestag des illerungluecks gedenkfeier mit dem generalinspekteur der bundeswehr und zeitzeugen 91600359 html Zeitzeuge berichtet Bericht des Uberlebenden Otto Ludwig Gewinner Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive Manfred Karremann in der Schwabischen Zeitung Memento vom 1 November 2009 im Internet Archive dpa Meldung vom 15 September 1997 Noch zwei Tote geborgen in Schwabische Zeitung vom 18 Juni 1957 Seite 3 In der Ausgabe vom 5 Juni 1957 Seite 3 wird von Oberstetten Kreis Boblingen geschrieben Ein solcher Ort existiert allerdings im Landkreis Boblingen nicht die Angabe scheint von einem Druck oder Ubertragungsfehler herzuruhren Bei der Bergung des Leichnams verzeichnet die Presse dann Oberjettingen Die Iller gibt ihre Opfer frei in Reutlinger Generalanzeiger vom 12 Juni 1957 Seite 1 Noch acht Iller Opfer vermisst in Rems Zeitung vom 10 Juni 1957 Dieter E Kilian Politik und Militar in Deutschland Die Bundesprasidenten und Bundeskanzler und ihre Beziehung zu Soldatentum und Bundeswehr Miles Verlag Berlin 2011 BoD ISBN 978 3 937885 36 0 S 311 Fn 60847 766993486111 10 300970077778 Koordinaten 47 46 1 18 N 10 18 3 49 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Iller Ungluck amp oldid 237386088