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Das I G Farben Haus oder der Poelzig Bau auch IG Farben Haus oder Poelzig Ensemble fruher auch IG Farben Gebaude IG Farben Komplex IG Hochhaus Farben Building von 1975 bis 1996 offiziell General Creighton W Abrams Building in Frankfurt am Main wurde von Hans Poelzig entworfen und als Zentralverwaltung fur die I G Farben von 1928 bis 1931 errichtet Nach Kriegsende zog die amerikanische Militarverwaltung dort ein Seit 2001 beherbergt das Gebaude einen Teil der Goethe Universitat vergrossern und Informationen zum Bild anzeigenSudfassade und Haupteingang des Poelzig Baus Inhaltsverzeichnis 1 Das Gebaude 2 Geschichte 3 Entwicklung zum Campus 4 Literatur 5 Film 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDas Gebaude Bearbeiten nbsp Eingangshalle mit Blick durch die Eisenhower Rotunde auf das Kasino nbsp Das Kasino von der Ruckseite des Hauptgebaudes aus nbsp Ruckseite des Hauptgebaudes vom Kasino aus gesehen Brunnen Nymphenskulptur Rotunde Die 1925 26 in Frankfurt am Main gegrundete I G Farbenindustrie AG benotigte fur ihre Zentralverwaltung ein reprasentatives Burogebaude Der Raumbedarf des damals viertgrossten Unternehmens der Welt war enorm und so entstand auf einem Teil des Gruneburggelandes eines der grossten Burogebaude der damaligen Zeit das noch bis in die 1950er Jahre als hochmodern galt Die Bauherren wollten keinen Bauhausstil sondern ein eisernes und steinernes Sinnbild deutscher kaufmannischer und wissenschaftlicher Arbeitskraft Hans Poelzig entwarf das Gebaude zwar in entschieden modernen Formen jedoch in einem fur ihn als typisch anzusehenden Materialstil Von Fachleuten wird das Gebaude der Neuen Sachlichkeit zugerechnet 1 wobei einige Poelzigs Eigenstandigkeit betonen 2 nbsp Windfang mit Pfortnerloge am rechten Bildrand Die Wande sind mit Kupfer verkleidet Die Formensprache des grosszugig schwingenden Baukorpers verband damals Moderne und Tradition Die Verkleidung mit Steinplatten aus Cannstatter Travertin verstarkt die warme und zugleich monumentale Ausstrahlung Der Innenausbau und die Gestaltung des hochwertigen Interieurs erfolgte nach Planen von Poelzigs Partnerin Marlene Moeschke Poelzig Der 14 Hektar grosse Park entstand 1929 30 nach Planen von Hans Poelzig der mit dem Frankfurter Gartenbaudirektor Max Bromme Karl Foerster und Kunstlern des Bornimer Kreises zusammenarbeitete Zu den Mitarbeitern von Foerster zahlten die noch jungen Herta Hammerbacher und Hermann Mattern 3 4 Das Gebaude ist 250 Meter lang 35 Meter hoch und hat neun Geschosse wobei die Geschosshohe vom Parterre nach oben hin abnimmt von 4 6 auf 4 2 Meter Dadurch sieht das Gebaude fur den Betrachter hoher aus Das Bauvolumen von insgesamt 280 000 m wurde aus 4600 Tonnen Stahl errichtet die Stahlskelettkonstruktion wurde mit Ziegeln ausgefacht und die Boden wurden aus Hohlsteinen aufgebaut Die Fassade wurde mit 33 000 m Cannstatter Travertin verkleidet die Fenster in durchlaufenden nur von den betonten Ecken unterbrochenen Bandern angeordnet Das Dachgeschoss ist fensterlos hat mit Ausnahme der Querbauten eine sehr geringe Raumhohe und bildet einen deutlichen Gebaudeabschluss Das I G Farben Haus besteht aus einem von sechs radial stehenden Querflugeln durchbrochenen 10 9 Meter breiten Kreissegment Durch das gesamte Gebaude zieht sich ein zentraler Flur der die Querflugel miteinander verbindet Durch die leichte Biegung des Gebaudes wird dem Flur die ursprunglich nicht durch Turen unterbrochene enorme Lange optisch genommen Aufgrund ihrer Anordnung in den Flugeln wie im Haupttrakt erhalten alle Buroraume ausreichende naturliche Beleuchtung und Beluftung Das Gebaude wirkt von vorn beeindruckend wuchtig allerdings wird diese Wirkung durch die konvexe Form abgemildert Im Inneren zeigt das Gebaude eine lichte Leichtigkeit Diese Bauweise bietet bei grossen Komplexen eine Alternative zur Blockbebauung mit Innenhofen Der Prototyp dieser Form ist das General Motors Building heute Cadillac Place in Detroit 1917 bis 1921 von Albert Kahn 4 Der abgesehen von einigen Notausgangen einzige Eingang befand sich bis zur Modernisierung vor dem Einzug der Universitat in der Mittelachse des Gebaudes ihm ist ein tempelartiger Pfeilerportikus vorgelagert der die Eingangssituation wurdevoll uberhoht ein relativ gebrauchliches Motiv bei Verwaltungsbauten dieser Zeit Der Eingangsbereich ist einigermassen prunkvoll gestaltet Die Eingangs und Fahrstuhlturen sind aus Bronze Decke und Wande des Windfangs sind mit Bronzeplatten und Kupferfriesen verkleidet Die dahinterliegende Eingangshalle mit den zwei geschwungenen Treppenaufgangen hat eine Decke mit Blattaluminiumauflage und Marmorwande mit Rautenmuster Gleichfalls in der Mittelachse auf der Ruckseite des Gebaudes befindet sich ein angesetzter vollstandig verglaster Rundpavillon der den Blick auf das ebenfalls auf dieser Achse liegende Casino in etwa hundert Meter Entfernung freigibt Wahrend der Nutzung durch die Amerikaner befand sich in der Rotunde erst eine kleine Snackbar spater ein Konferenzraum Heute ist in dem nach Dwight D Eisenhower benannten Raum wieder ein Cafe untergebracht Zwischen Hauptgebaude und Casino und daher von der Strasse aus nicht sichtbar befindet sich eine Parkanlage mit Terrassen und stufig angeordneten Wasserbecken mit der von Fritz Klimsch geschaffenen Nymphenskulptur Am Wasser Das Casino steht in der Achse des Hauptgebaudes auf einer Anhohe In dem zweigeschossigen Gebaude mit einer vorgelagerten Terrasse sind heute Mensa und Horsale untergebracht Die anderen auf dem Gelande untergebrachten Nebengebaude Laboratorium Garagen Heizwerk haben keinen raumlichen Bezug zum Hauptbau sie liegen verstreut am Rand des Parks Besonders bekannt und bei den Studenten beliebt sind die Paternosteraufzuge des Hauptgebaudes die sieben der neun Stockwerke miteinander verbinden Auch nach der Restaurierung behielt die Universitat sie aus Denkmalschutzgrunden bei Nach einem Unfall ausgelost durch unsachgemasse Bedienung waren die Paternosteraufzuge zeitweise nur mit einem Berechtigungsschein benutzbar der ausschliesslich fur Studenten und Angestellte der Universitat zu erhalten war 5 Von extra 3 wurde er Paternoster Fuhrerschein benannt 6 Inzwischen ist eine Benutzung wieder ohne Berechtigungsschein moglich 7 Geschichte Bearbeiten nbsp Plan des Poelzig BausDas Gebaude entstand auf dem Gruneburggelande im Affensteiner Feld einem Areal im Nordteil des heutigen Stadtteils Westend das seit 1837 der Familie Rothschild gehorte und seit 1864 die Stadtische Irrenanstalt auch bekannt als Irrenschloss beherbergte Auf dem grosseren westlichen Teilgelande wurde ab 1880 der Gruneburgpark angelegt Die I G Farbenindustrie AG zwei Jahre zuvor gegrundet erwarb 1927 das Grundstuck um darauf ihre Konzernzentrale zu errichten Im August 1928 gewann Hans Poelzig den auf funf Planer darunter der Frankfurter Stadtbaudezernent Ernst May gemeinsam mit Martin Elsaesser sowie Fritz Hoger und Jacob Koerfer 8 beschrankten Architektenwettbewerb 4 Die Grundungsarbeiten fur das Fundament erfolgten Ende 1928 im Sommer 1929 begann die Errichtung des Bauwerks in der damals fortschrittlichen Stahlskelettbauweise Der 250 Meter lange Baukorper wurde 1930 fertiggestellt 1931 folgten das Casino das Laborgebaude und die terrassierte Aussenanlage mit Wasserbassin Dem ursprunglichen Nutzungszweck diente das I G Farben Haus nur 15 Jahre Bei den Luftangriffen auf Frankfurt im Zweiten Weltkrieg blieb es durch einen glucklichen Zufall unversehrt Am 27 August 2017 wurde auf einer Baustelle etwa 300 Meter nordlich des Gebaudes ein Blindganger einer englischen Luftmine entdeckt Seine Entscharfung am 3 September 2017 machte die grosste Evakuierung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland erforderlich Am 29 Marz 1945 besetzten alliierte Truppen das Gelande Das Gebaude war bis Juli 1945 unter General Dwight D Eisenhower Hauptquartier der alliierten Expeditionstruppen SHAEF und im Anschluss daran US Hauptquartier USFET fur Europa Das ehemalige Buro Eisenhowers das erhalten ist und heute noch zu feierlichen Anlassen genutzt wird war Schauplatz wichtiger historischer Ereignisse Hier unterzeichnete Dwight D Eisenhower 1945 die Proklamation Nr 2 der US Militarregierung mit der die preussische Provinz Hessen Nassau mit dem rechtsrheinischen Hauptteil des fruheren Volksstaates Hessen unter dem provisorischen Namen Gross Hessen vereinigt wurden Am 1 Juli 1948 erhielten hier die elf westdeutschen Ministerprasidenten im Beisein der drei alliierten Militargouverneure mit den Frankfurter Dokumenten den Auftrag das Grundgesetz zu erarbeiten Kurz vorher am 20 Juni 1948 war hier die neue west deutsche Wahrung die Deutsche Mark verkundet worden Im Gebaude hatte auch die Verwaltung des Wirtschaftsrats der Bizone ihren Sitz Ab dem Jahr 1952 diente das Gebaude als Europazentrale der US Streitkrafte United States European Command und Hauptquartier des V US Korps Daneben befand sich im I G Farben Haus auch das Hauptquartier der CIA in Deutschland Die technische Zentrale der CIA wurde getarnt als Department of the Army Detachment DAD etwa Abteilung des Armee Sonderkommandos 9 Die Amerikaner nannten es zunachst Farben Building und 1975 wurde es nach dem vorletzten Oberbefehlshaber im Vietnamkrieg offiziell umbenannt in General Creighton W Abrams Building nbsp Bombenanschlag der RAF auf den Terrace Club Offizierkasino des V US Korps im Mai 1972Am 11 Mai 1972 wurde der Eingangsbereich des Offizierscasinos 10 Schauplatz eines Bombenanschlags der Terrororganisation RAF bei dem der amerikanische Oberstleutnant Paul A Bloomquist getotet und weitere dreizehn Personen verletzt wurden Das Gebaude dessen Park bis zu diesem Zeitpunkt offentlich zuganglich war wurde daraufhin zum militarischen Sperrgebiet Das galt auch fur den hinter dem I G Farben Haus entstandenen militarischen Wohn und Arbeitsbereich 1976 und 1982 wurden weitere Anschlage verubt Nach der deutschen Wiedervereinigung kundigte die US Regierung einen umfassenden Truppenabzug fur 1995 an Ein Hauptquartier des gegebenen Ausmasses wurde nicht mehr benotigt der gesamte Komplex fiel an den deutschen Staat Die Verwendung war zunachst unklar Vorschlage des BDA und des Stadtebaubeirates das Gebaude als Sitz der kunftigen Europaischen Zentralbank oder des Polizeiprasidiums Frankfurt am Main zu nutzen stiessen auf Ablehnung 11 Schliesslich setzte sich ein anfangs als Schnapsidee abqualifizierter Vorschlag des Frankfurter Universitatsprasidenten Werner Meissner durch 1996 erwarb das Land Hessen das Areal mit der Absicht die Geisteswissenschaften auf einem neuen Campus der Johann Wolfgang Goethe Universitat anzusiedeln In der Zeit von 1998 bis 2001 erfolgte der Umbau und die Sanierung aller Bestandsgebaude des Poelzig Ensembles fur die neue Nutzung Die Generalplanung dieser Massnahmen erfolgte durch die Arbeitsgemeinschaft Dissing Weitling Kopenhagen und Planungsring Ressel Wiesbaden 12 Zum Sommersemester 2001 wurde das Gebaude der Universitat zur Nutzung ubergeben Nach ersten Unzulanglichkeiten haben sich die Fachbereiche Evangelische Theologie Katholische Theologie Philosophie und Geschichte Kulturwissenschaften und Neuere Philologien sowie das Fritz Bauer Institut gut eingerichtet Im Jahr 2001 erfolgten zudem Umbau und Sanierung des Parks nach Entwurfen der Landschaftsarchitekten Prof Sven Ingvar Andersson und des Buros Klahn Singer Partner 3 Im Gebaude wurde durch Vizeprasidentin Brita Rang eine Dauerausstellung installiert vor dem Gebaude entstand eine Gedenktafel fur die Zwangsarbeiter der I G Farben Der Platz sudlich des Gebaudes wurde nach dem ehemaligen Zwangsarbeiter Norbert Wollheim benannt dort erinnert das Wollheim Memorial an die Schicksale der Zwangsarbeiter des I G Farben Konzerns Entwicklung zum Campus BearbeitenDurch die Umnutzung des I G Farben Hauses und Neubauten auf dem Gelande nordlich dahinter entsteht der Campus Westend Im Herbst 2008 wurden in einem ersten Bauabschnitt das House of Finance das Gebaude fur die Rechts und Wirtschaftswissenschaften ein Horsaalzentrum und ein Casino Anbau eroffnet Hauptartikel Campus WestendLiteratur BearbeitenGustav Lampmann Wettbewerb Verwaltungsgebaude der I G Farbenindustrie in Frankfurt am Main In Zentralblatt der Bauverwaltung Jg 48 Nr 48 28 November 1928 urn nbn de kobv 109 opus 59699 S 769 776 Werner Meissner Dieter Rebentisch Wilfried Wang Hrsg Der Poelzig Bau Vom IG Farben Haus zur Goethe Universitat Fischer Verlag Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 10 049412 1 Wolf Christian Setzepfandt Architekturfuhrer Frankfurt am Main Architectural Guide 3 Auflage Dietrich Reimer Verlag Berlin 2002 ISBN 3 496 01236 6 S 45 deutsch englisch Walter Muhlhausen Der Poelzig Bau in Frankfurt am Main Von der Schaltzentrale industrieller Macht zum Sitz der amerikanischen Militarregierung In Bernd Heidenreich Klaus Bohme Hrsg Hessen Geschichte und Politik Schriften zur politischen Landeskunde Hessens 5 Kohlhammer Stuttgart 2000 ISBN 3 17 016323 X S 377 388 Von der Gruneburg zum Campus Westend Die Geschichte des IG Farben Hauses Begleitbuch zur Dauerausstellung im I G Farben Haus Hrsg von der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 00 021067 9 143 S zahlr Ill Film BearbeitenSchaltstelle der Macht Das IG Farben Haus in Frankfurt Dokumentation BR Deutschland 1985 43 33 Min Buch und Regie Jurgen Corleis und Frank Klaas Produktion hr Erstsendung 12 November 1986 in der ARD Filmdaten Weblinks Bearbeiten nbsp Commons I G Farben Haus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber I G Farben Haus nach Register nach GND In Hessische Bibliographie Info zur Geschichte und Wirkung des Holocaust Fritz Bauer Institut Studien und Dokumentationszentrum Panorama Foto von I G Farben Haus Mai 2006 fotocommunity Das ubertunchte Arkadien Beitrag zum wieder freigelegten Wandgemalde von Georg Heck bei Monumente Online Bildergalerie mit Innenansichten Poelzig Ensemble Campus Westend Jahr 1931 in der Onlineausstellung 100 Jahre Landschaftsarchitektur vom bdlaEinzelnachweise Bearbeiten monumente online de M Tafuri F Dal Co Klassische Moderne Stuttgart 1988 S 148 f a b Poelzig Ensemble Campus Westend Portal Landschaftsarchitektur heute Abgerufen am 27 Marz 2014 a b c Das IG Farben Verwaltungsgebaude in Frankfurt a Main Wasmuths Monatshefte fur Baukunst 1931 Heft 1 Universitat Frankfurt Mitteilung zur Wiederinbetriebnahme der Paternoster Memento vom 18 September 2015 im Internet Archive PDF 398 kB Version vom 12 Juli 2011 Der original Paternoster Fuhrerschein extra3 blog ndr de 7 September 2011 Die Leitung der Goethe Universitat hat aufgegeben jedem eine schriftliche Unterweisung fur die Nutzung der Paternoster im I G Farben Haus abzuverlangen In Frankfurter Rundschau online 17 Oktober 2013 Abgerufen am 7 Marz 2014 Heike Risse Fruhe Moderne in Frankfurt am Main 1920 1933 Societats Verlag Frankfurt 1984 ISBN 3 7973 0422 6 S 125 ff Die Deutschen erfahren nicht alles CIA in Deutschland Ausbilden ausspahen abhoren In Der Spiegel Nr 41 1986 S 25 28 online 6 Oktober 1986 Anschlag der Rote Armee Fraktion auf das Frankfurter Hauptquartier der US Armee 11 Mai 1972 Zeitgeschichte in Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS FAZ 6 Mai 1994 S 61 Umbau des IG Farben Hochhauses in ein Universitatsgebaude Frankfurt am Main In Bauwelt 46 01 7 Dezember 2001 92 Jahrgang S 30 37 Normdaten Geografikum GND 4593240 2 lobid OGND AKS nbsp Dieser Artikel wurde am 12 Dezember 2011 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen 50 125 8 6675 Koordinaten 50 7 30 N 8 40 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title I G Farben Haus amp oldid 237910503