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Hornpipe englisch Hornpfeife ist im engeren Sinn ein historisches Holzblasinstrument das vom Mittelalter bis ins 18 Jahrhundert auf den Britischen Inseln verbreitet war Sein Ton wurde durch ein idioglottes Einfachrohrblatt erzeugt Die Hornpipe hatte ein zylindrisches Schallrohr aus Holz Pfahlrohr oder Knochen in das Grifflocher gebohrt waren Am unteren Ende des Schallrohrs war ein Schallbecher aus Tierhorn angebracht nach dem das Instrument seinen Namen hat Das Rohrblatt am oberen Ende konnte von einer Windkapsel aus Horn oder Holz uberdeckt sein Der Klang war kraftiger und etwas runder als bei Einfachrohrblattinstrumenten ohne Schalltrichter Nach dem Instrument ist der Tanz Hornpipe benannt wahrscheinlich weil er ursprunglich von Hornpipes begleitet wurde Im weiteren Sinn werden alle Einfachrohrblattinstrumente mit einem Schalltrichter aus Horn als Hornpipe oder Hornpfeife bezeichnet Dieser Typ war nicht nur in Grossbritannien sondern in weiten Teilen Europas und vom Maghreb bis nach Indien verbreitet Seit der fruhen Neuzeit ging das Verbreitungsgebiet stark zuruck Es sind auch zwei parallel verbundene Pfeifen mit zwei separaten oder einem gemeinsamen Schallbecher bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Geschichte 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVerbreitung Bearbeiten nbsp Rischok aus der Ukraine Windkapsel aus HolzDa sich von den britischen Hornpipes die Instrumente in Schottland und Wales am langsten erhalten haben vgl Pibgorn gilt die Hornpipe vielen als typisch keltisch Tatsachlich waren und sind Hornpfeifen in vielen Regionen und Kulturen verbreitet Bis in die Gegenwart haben sich folgende Instrumente erhalten Albogue Spanien Alboka Baskenland Bena cun corru Sardinien Cialamedda Korsika Schalltrichter aus Holz Caramera Caramere Gascogne Drcek Slowakei Erkencho Argentinien ohne Grifflocher Gajdica Slowakei Magruna Zam a r Nordafrika Pepa nordostindischer Bundesstaat Assam Pku Armenien Ragelis Litauen Rischok Ukraine Schaleika Russland Das walisische Pibgorn wurde erst im 20 Jahrhundert wieder belebt die litauische Birbyne ist eine Weiterentwicklung des traditionellen Ragelis Geschichte BearbeitenDie Hornpfeifen gehoren zu den Einfachrohrblattinstrumenten deren Geschichte sich bis ins alte Agypten zuruckverfolgen lasst Die alteste Darstellung einer Hornpfeife stammt aus minoischer Zeit Mitte 2 Jahrtausend v Chr von Kreta Auf einem Sarkophag in Hagia Triada ist ein Spieler mit einem Doppelaulos abgebildet bei dem eines der Spielrohre einen Horntrichter hat Die beiden etwa armlangen Rohre werden in gleicher Hohe fast waagerecht gehalten 1 Eine Darstellung der Hallstattzeit stammt aus Szazhalombatta Ungarn das zum ostlichen Hallstattkreis gehort Eine Figurine 6 Jh v Chr stellt eine Person dar die zwei Hornpfeifen in V Haltung spielt Auch hier werden die Spielrohre fast waagerecht gehalten Das linke Spielrohr dieses Hallstatt Aulos ist etwa um ein Viertel langer als das rechte Das rechte Rohr hat mindestens Armlange Die Spielrohre sind in die hohle Wolbung der Horner eingefuhrt etwa um ein Drittel der Hornlange vor der Hornspitze 2 3 4 Bei den griechischen und etruskischen Rohrblattinstrumenten der klassischen Zeit sind keine Hornaufsatze bekannt In der romischen Kaiserzeit wird die Tibia aufwandig weiter entwickelt u a mit Silberringen zum Offnen und Verschliessen von Grifflochern Schallrohre aus Metall oder Elfenbein 5 Bei der phrygischen Tibia sind die beiden Spielrohre sind verschieden lang und haben unterschiedlich viele Grifflocher 6 Eines der Rohre meist das linke ist mit einem elymos genannten Horntrichter versehen 7 Bisweilen ist auch das Rohrende aufwarts gebogen und lauft in einen kleinen Holztrichter aus nbsp Rekonstruktion des Spielrohres aus Falster 2 Halfte 11 Jh mit Schalltrichter aus Horn und Windkapsel aus HolzAus dem fruhen Mittelalter fehlen Belege doch seit dem hohen Mittelalter sind Vorformen der heute noch erhaltenen Hornpfeifen greifbar Die fruheste literarische Erwahnung des Pibgorns findet sich in den Gesetzen Howell des Guten die zwischen 940 und 950 n Chr niedergeschrieben wurden Die Bezeichnung Albogue findet sich erstmals im Libro de Alexandre aus dem 13 Jahrhundert Bei den archaologischen Funden sind oft nur Spielrohre bzw Fragmente davon erhalten Die Abgrenzung zu einfachen Chalumeaux ohne Horntrichter oder zu Sackpfeifen mit Hornpfeife als Spielrohr ist oft nicht mit Sicherheit zu treffen Es ist auch kein Rohrblatt erhalten oder auf einer Abbildung sichtbar so dass die Einfachrohrblatter aus dem Vergleich zu rezenten Instrumenten und aus Spielversuchen auf rekonstruierten Instrumenten erschlossen sind Im Einzelnen sind knapp ein Dutzend Funde von Spielrohren mit abgeflachtem oder rechteckigem Querschnitt aus dem Nord und Ostseeraum zu nennen 11 Jahrhundert bis Anfang des 13 Jahrhunderts 8 Sie haben drei bis sieben Grifflocher die oft in quadratischen Aussparungen platziert sind Dazwischen ergeben sich Stege oder quadratische Flachen die mit Einkerbungen verziert sind gekreuzte oder parallele Muster An drei Funden sind Horntrichter erhalten 9 Die meisten Fundstucke haben an einem oder an beiden Enden Zapfen woran Schalltrichter und Windkapseln befestigt werden konnten aus Horn Holz evtl als Verbindungsstuck zum Luftsack einer Sackpfeife nbsp Hornpfeifen aus den Cantigas de Santa Maria links eine Alboka rechts einfache Albogue mit schlankem Schalltrichter vermutl ohne Windkapsel Am bekanntesten sind Funde aus Achlum undatiert Lund undatiert und Falster 2 Halfte des 11 Jahrhunderts Falsterpiben Dass der Typus auch im Suden Europas verbreitet war zeigen Darstellungen in den spanischen Cantigas de Santa Maria um 1300 n Chr eine Wandmalerei in Pouzauges aus dem 12 Jahrhundert sowie eine Skulptur mit Doppelinstrument aus Jugazan 12 Jahrhundert Diese Instrumente haben starke Ahnlichkeit mit der Caremera aus der Gascogne und dem Pibgorn 10 Zu nennen sind auch Darstellungen mit einer Windkapsel aus Horn und ohne Schalltrichter Champvoux 12 Jh Sainte Engrace 12 Jh 11 In der fruhen Neuzeit fanden die Einfachrohrblattinstrumente zunachst keine Aufnahme in den aufkommenden Hofkapellen bzw Orchestern Chalumeau und Klarinette erst seit dem 18 19 Jahrhundert Dadurch ging ihre Verbreitung in den meisten Gebieten Europas stark zuruck Der schottische Nationaldichter Robert Burns 1759 1796 musste lange nach einem Exemplar der schottischen Hornpfeife suchen Dieses Stock and Horn genannte Instrument wurde mit einem losen Rohrblatt gespielt dass mit den Lippen im Inneren des Schallrohrs gehalten wurde 12 vgl Chifla de Campoo Das Pibgorn wurde zu Beginn des 19 Jahrhunderts nur noch auf der walisischen Insel Anglesey gespielt und war im spaten 19 Jahrhundert ausgestorben Heute sind die Hornpfeifen wo sie gepflegt bzw wiederbelebt wurden zum Zeichen regionalen Bewusstseins geworden Baskenland Wales Litauen Im Zuge der experimentellen Archaologie erlangt auch das Musizieren auf rekonstruierten antiken Instrumenten Bedeutung Siehe auch BearbeitenRohrpfeifeLiteratur BearbeitenSibyl Marcuse Musical Instruments A Comprehensive Dictionary A complete autoritative encyclopedia of instruments throughout the world Country Life London 1966 S 247fWeblinks BearbeitenKlangbeispiel mit rekonstruiertem Hallstatt Aulos SITULARIA Klange aus der Hallstattzeit Abgerufen am 4 September 2016 The Viking Answer Lady bietet ein Klangbeispiel WAV 145 kB zur Wikinger Rohrpfeife aus Falster Falsterpiben abgerufen am 2 Marz 2009 Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Brand Altgriechische Musik abgerufen 1 Marz 2009 Michaela Lochner Hrsg Sitularia Klange aus der Hallstattzeit Wien Juli 2011 S 17 50f Eine Skizze der Bronzestatuette aus Szazhalombatta Os Instrumentos Musicais na Tradicion Galega Gaita Vilarino de Conso Abgerufen am 4 September 2016 Albin Paulus Instrumente albinpaulus com Heinz Becker Zur Entwicklungsgeschichte der antiken und mittelalterlichen Rohrblattinstrumente Hamburg 1966 S 135 f Serviuszitat bei Heinz Becker Zur Entwicklungsgeschichte der antiken und mittelalterlichen Rohrblattinstrumente Hamburg 1966 S 146 G Wille Musica Romana die Bedeutung der Musik im Leben der Romer Amsterdam 1967 S 171 Merit Zloch Rohrblattinstrumente mit rechteckigem bis flachrundem Querschnitt archaische Regionalform oder Europaer In E Hickmann u a Hrsg Studien zur Musikarchaologie V Rahden Westfalen 2006 S 49 58 Merit Zloch Rohrblattinstrumente mit rechteckigem bis flachrundem Querschnitt archaische Regionalform oder Europaer In E Hickmann u a Hrsg Studien zur Musikarchaologie V Rahden Westfalen 2006 S 52 54 Ubersicht mit Rekonstruktionen der meisten Instrumente siehe muses Abgerufen am 4 September 2016 Zum ganzen vgl Pierre Alexis Cabiran Lionel Dieu Avant et apres les muses de Charavines Hypotheses sur l evolution des instruments a anches simples S 5 f cabdieumuses PDF 651 kB Abgerufen am 4 September 2016 Das Schallrohr aus Knochen ist erhalten National Museums of Scotland abgerufen am 2 Februar 2009 Normdaten Sachbegriff GND 4368073 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hornpipe Blasinstrument amp oldid 228015911