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Drcek von slowakisch drkat klappern plappern ist ein seltenes Einfachrohrblattinstrument mit einem heteroglotten Rohrblatt einer zylindrischen Holzrohre und einem angesetzten Schallbecher das in der Volksmusik der Slowakei gespielt wird Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform und Spielweise 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenEuropaische Rohrblattinstrumente gehorten vom antiken Mittelmeerraum vertreten durch den griechischen aulos bis ins Mittelalter mehrheitlich zum Typus der Doppelblasinstrumente mit zwei parallel verbundenen oder mit zwei separat in einem spitzen Winkel geblasenen Spielrohren und besassen ein Doppelrohrblatt 1 Aus dem 7 oder 8 Jahrhundert stammt ein Fund aus einem awarischen Grab in Ungarn beim Dorf Janoshida im Bezirk Jasz Nagykun Szolnok von zwei Kranichknochen mit funf und drei Grifflochern die zu einem gedoppelten Rohrblattinstrument verbunden waren Abbildungen von europaischen Doppelfloten sind seit dem 9 Jahrhundert uberliefert 2 Auch wenn in Europa zahlreiche Abbildungen von einzeln gespielten Einfachrohrblattinstrumenten seit dem Spatmittelalter erhalten geblieben sind ist uber die Verwendung dieser Instrumente wenig bekannt Unter dem Namen Chalumeau verstanden Marin Mersenne Harmonie universelle Paris 1636 und Pierre Trichet Traite des instruments de musique Bordeaux um 1640 zum einen ein simples Blasinstrument aus einem Weizenhalm mit einem eingeschnittenen idioglotten Rohrblatt zum anderen die separat verwendete Spielpfeife eines Dudelsacks Im 17 Jahrhundert war die Chalumeau ein Einfachrohrblattinstrument mit einer zylindrischen holzernen Spielrohre und sieben Grifflochern an der Oberseite Anfang des 18 Jahrhunderts wurde aus der Chalumeau die Klarinette entwickelt 3 Der erste Nachweis fur die Existenz der Orchesterklarinette in der Region ist das Verzeichnis einer Musikinstrumentensammlung in Olmutz im Osten Tschechiens von 1751 4 Neben der klassischen Musik wird die Klarinette gelegentlich auch in der traditionellen Volksmusik gespielt in Bohmen beispielsweise in einem Trio mit Sackpfeife dudy und Violine Dieses Trio mit einer Es Klarinette formierte sich in Bohmen in den 1830er Jahren fur eine mehrstimmige Spielweise 5 Im angrenzenden Westteil der Slowakei kommen anstelle der modernen Klarinette mancherorts noch die drcek und das verwandte Rohrblattinstrument fanfarka mit einem idioglotten Rohrblatt und acht Fingerlochern vor 6 Die einfachsten Rohrblattinstrumente aus Grashalmen heissen in der Slowakei trubka z travy Trompete aus Gras diejenigen aus Getreidehalmen heissen truba z obilia Trompete aus Korn oder schlicht allgemein pistala eigentlich Flote Sie werden haufig von Kindern oder Hirten in der passenden Jahreszeit zum Zeitvertreib hergestellt und sind von begrenzter Lebensdauer In der slowakischen Volksmusik sind 103 Aerophone bekannt davon gehoren neben der uberwiegenden Zahl an Floten darunter die lange Schnabelflote fujara die grifflochlose koncovka und die Doppelflote dvojacka zwolf Typen zu den Rohrblattinstrumenten 7 Die in den letzten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts eingefuhrte drcek stellte den Versuch dar die traditionellen Einfachrohrblattinstrumente handwerklich qualitativ zu einem soliden Blasinstrument zu verbessern das als Ersatz fur die industriell hergestellte Klarinette dienen kann In professionelle Orchester fand die drcek jedoch nur zeitweilig Eingang In Blaserensembles die ab der Mitte des 19 Jahrhunderts nach dem Vorbild der osterreichischen Militarkapellen in der Westslowakei popular wurden war die klappenlose preisgunstige drcek unter den Dorfmusikern sehr geschatzt die sich keine teure professionell hergestellte Klarinette leisten konnten In den 1960er Jahren war die drcek nur noch selten anzutreffen und Mitte der 1970er Jahre galt sie nahezu als verschwunden 8 Von manchen Instrumentenbauern werden heute wieder drcek hergestellt 9 auch wenn anstelle der drcek und anderer traditioneller Einfachrohrblatinstrumente die vor allem in der Nord und Westslowakei gespielt wurden uberwiegend Klarinetten in Volksmusikensembles eingesetzt werden Bauform und Spielweise BearbeitenDie Spielrohre einer traditionell hergestellten drcek besteht aus einem Holunderzweig der ausgebohrt und von der Rinde befreit wird Mit einem gluhenden Eisendraht wird die Bohrung konisch erweitert und geglattet Das separate Mundstuck duvac Blaser und den Schallbecher truba Trompete fertigt man aus festerem Haselnussholz an Zwei in den 1970er Jahren so beschriebene Exemplare aus der Region Zilina in der Nordslowakei mit sechs Fingerlochern an der Oberseite sind 33 2 und 37 5 Zentimeter lang Ihr ausserer Durchmesser betragt zwischen 16 und 26 Millimeter wobei er in der Mitte etwas grosser ist als an den Enden Der innere Durchmesser nimmt von 11 auf 16 Millimeter zu Der konische Schallbecher ist 6 Zentimeter lang und hat einen Aussendurchmesser von 2 5 Zentimetern an der Verbindungsstelle und von 5 2 bis 5 4 Zentimetern am unteren Ende Die Mundstuckrohre der beiden Exemplare ist am Ende mit einem Korkpfropf verschlossen und besitzt an der abgeflachten Oberseite eine 1 0 2 5 Zentimeter grosse Offnung uber der das Rohrblatt pierco Federchen mit Draht festgebunden ist Uber das gesamte Mundstuck kann eine Schutzhulle pokryvka Deckel gestulpt werden Beim 33 2 Zentimeter langen Instrument betragt die Entfernung der Fingerlocher ab der Spitze des Rohrblattes 10 2 12 6 14 8 17 2 19 9 und 22 2 Zentimeter Die Fingerlocher sind nahezu aquidistant angeordnet Es gibt andere traditionelle drcek mit vier und funf Fingerlochern 10 In Handwerksbetrieben werden heute auch Instrumente mit sieben oder acht Fingerlochern einer Spielrohre aus unterschiedlichen Holzarten einem aufgesetzten Schallbecher aus Kuhhorn und einer Metallschutzkappe uber dem Mundstuck hergestellt Hierbei wird das Standardmundstuck einer B Klarinette eingebaut 11 Der Tonumfang bei dieser Version betragt c bis d Das 33 2 Zentimeter lange Museumsexemplar produziert einen Tonumfang von h bis d Ublicherweise ist der Grundton g oder h Ein traditionelles Instrument klingt quakend und schrill dagegen kann eine heutige handwerklich hergestellte drcek mit einem weichen Rohrblatt und einer entsprechenden Spielweise ahnlich sanft wie eine armenische duduk erklingen Auf einer drcek kann nicht uberblasen werden es entstehen aber gelegentlich musikalisch unbrauchbare Uberspringtone in die Obertonreihe Meist wurde die drcek von Kuhhirten und Jungen auf der Weide gespielt Literatur BearbeitenOskar Elschek Die Volksmusikinstrumente der Tschechoslowakei Teil 2 Die Slowakei Ernst Emsheimer Erich Stockmann Hrsg Handbuch der europaischen Volksmusikinstrumente Serie 1 Band 2 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1983 S 201f Drcek In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Bd 2 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 83Einzelnachweise Bearbeiten Anthony Baines Woodwind Instruments and their History 3 Auflage 1967 Faber amp Faber London 1977 S 199 Sibyl Marcuse A Survey of Musical Instruments Harper amp Row Inc New York 1975 S 660 Sibyl Marcuse 1975 S 719 Albert Rice The Baroque Clarinet in Public Concerts 1726 1762 In Early Music Bd 16 Nr 3 August 1988 S 388 395 hier S 393 Jaroslav Markl Czech Bagpipe Music In Journal of the International Folk Music Council Bd 15 1963 S 72 74 hier S 73 Eric Hoeprich The Clarinet The Yale Musical Instrument Series Yale University Press New Haven 2008 S 313 Oskar Elschek Slowakei In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachteil 8 Kassel Stuttgart 1998 Sp 1528 Oskar Elschek 1983 S 202 Drcek www bagpipes sk Oskar Elschek 1983 S 202 gajdy bagpipes sk Abbildung von professionell hergestellten drcek Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Drcek amp oldid 228452494