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Der Hof zu Melaten war ein Heim fur Kranke und Aussatzige mit Lepra westlich von Koln im heutigen Stadtteil Lindenthal 1243 wurde der hoff to Malaten erstmals urkundlich erwahnt 1765 wurde ein Zucht und Arbeitshaus in Melaten eingerichtet Auf dem Areal entstand spater der Melaten Friedhof der 1810 eroffnet wurde Nachbildung des Kolner Klappermannes in der Friedhofsmauer Das Original befindet sich im Zeughausmuseum Die ursprungliche Kapelle wurde 1245 vom Kolner Erzbischof Konrad von Hochstaden geweiht Heutiges Patronat des Hl Johannes und der Hl Maria MagdalenaHof Melaten westlich von Koln Karte von Queckenberg 1743Ausschnitt der KarteSiegelstempel des Leprosenhauses zweite Halfte des 16 Jahrhunderts Die Kapelle St Maria Magdalena und Lazarus die zum Hof zahlte stammt aus dem Jahre 1245 Sudlich auf der anderen Seite der Aachener Strasse Via Belgica befand sich die Richtstatte Rabenstein Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Entstehung des Melatenfriedhofes 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMelaten lag gut einen Kilometer westlich der Stadt Koln knapp jenseits des Bischofswegs der die Grenze zwischen dem Gebiet der Stadt und dem des Erzbischofs markierte Daher gehorte das Siechenhaus zur Gerichtsbarkeit des Erzbischofs und war somit in geistlicher Hand 1 Eines von vier Kolner Leprosorien lateinisch campus leprosi die wegen der Ansteckungsgefahr ausserhalb der Stadtmauern lagen hiess Maladen franzosisch malade krank und ist seit 1180 als Schenkung in campum leprosi nachweisbar Erstmals urkundlich erwahnt wird Melaten im Liber Leprosorum extra Coloniam prope portam Honoris Ehrentor dem altesten Rentbuch von Melaten Der Eintrag datiert vom 25 April 1243 Die Urkunde handelt vom Wiederaufbau von Melaten Beim Vorgangerbau handelte es sich vermutlich um das claustrum s Lazari prope Coloniam genannte Leprosenheim das im Krieg zwischen Graf Wilhelm IV von Julich und Erzbischof Konrad von Hochstaden zerstort worden war 2 Am 27 Juni 1245 gewahrte Erzbischof Konrad von Hochstaden allen Wohltatern des Siechenhofs Melaten einen Ablass 3 Am 29 August 1247 nahm Papst Innozenz IV Melaten unter seinen besonderen Schutz 4 Ausser Melaten gab es drei weitere Siechenhauser in Koln Hier wohnten die armeren Siechen die wenig oder kein Vermogen besassen 5 1376 erstmals erwahnt wurde das Siechenhaus sudlich des Bayenturms Dort war Platz fur maximal sechs Kranke Hier stand auch noch das Haus eines Nachenmannes der mit dem Siechennachen fur Einkunfte des Leprosoriums sorgte Es gab auch eine kleine Kapelle Ein zweites Siechenhaus bestand in Riehl 1474 kriegszerstort wurde es 1573 durch ein Hochwasser beschadigt und bestand bis ins 19 Jahrhundert Das dritte lag nahe dem Eigelsteintor Das vierte Siechenhaus bestand an der Strasse nach Bonn am Judenbuchel vor dem Severinstor fur maximal funf Kranke Daneben lag seit 1163 ein Richtplatz 6 Auf dem stattlichen ganz ummauerten Siechenhof von Melaten befanden sich sieben Siechhauser und Wohnhauser fur die Magde und Knechte Daruber hinaus existierten eine Scheune Stalle ein Back und ein Brauhaus ein Waschhaus und andere Funktionsgebaude eine Kapelle die am 6 Juni 1245 vom Kolner Erzbischof geweiht wurde ein Garten und ein kleiner Friedhof fur die verstorbenen Patienten seit dem 16 Jahrhundert ein Offermannhaus genanntes Wirtshaus Daneben gab es kleine Hauser und Buden die den Aussatzigen ebenfalls als Unterkunft dienten 7 8 Die Landwirtschaft war erheblich Fur das Jahr 1391 ist eine Herde von 100 Schafen belegt 9 Finanziert wurde der Siechenhof aus Almosen Stiftungen und Testamenten Die Leproserie verfugte uber zahlreiche Liegenschaften innerhalb von Koln vor den Toren Kolns und in Duren Bergheim Bonn Blatzheim und Deutz sowie die daraus resultierenden Einnahmen Dazu musste jeder Patient soweit er wohlhabend war eine Einstandszahlung leisten Auch die Untersuchungen Lepraschau ob jemand erkrankt war wurden mit einer Gebuhr belegt Die Kranken auf Melaten bildeten eine Bruderschaft Conventus Claustri S Lazari manchmal auch Fraternitas oder Congregatio genannt Jeder Leprose leistete bei seinem Eintritt einen Gehorsamseid gegenuber dem Vorsteher Mit dem Eintritt erwarb man eine Pfrunde Auch die zahlreichen Nichtkranken die zum Hof Melaten gehorten gehorten der bruderschaftlichen Organisation an Jeder im Haus machte seine Arbeit soweit es ihm moglich war Unterstutzt wurde Melaten durch eine Heilig Geist Bruderschaft 10 Verwaltet wurden die Landereien und die Einkunfte spatestens seit 1227 durch ehrenamtliche Provisoren magistri und provisores meist angesehene Burger aus patrizischen Familien uber die auch der Rat auf den Siechenhof Einfluss nehmen konnte 1385 gab es einen Provisor 1392 waren es derer zwei 1433 drei Die Provisoren entschieden auch uber Aufnahme von Patienten und stellten das Personal ein Sie fuhrten das Siegel des Siechenhofes 11 Im Mittelalter war Melaten das grosste Siechenhaus in Deutschland In einer 1247 und 1295 erstellten Urkunde ist von 100 Bewohnern die Rede alle Magde Knechte und Eigenleute eingerechnet 12 Erzbischof Konrad von Hochstaden weihte 1245 die Kapelle St Maria Magdalena und Lazarus Im Jahre 1342 findet sich die Bezeichnung vulgariter zuo den malaten Haus der Leprosen als Johannes de Cervo den Kranken eine Mark Zins schenkt Die Bezeichnung Malaten allein tauchte erstmals 1364 als hoysz zu Malayten auf 13 Seit 1397 gab es eine Leprosenordnung fur Melaten 1404 ist vom hoef der seichen van Melaten die Rede Gegen 1400 ubernahmen die Abte der Kolnischen Kloster St Martin und St Pantaleon sowie der Dekan von St Aposteln den Schutz des Siechenhofs und seiner Privilegien Seit 1428 gab es auch nichtkranke Pfrundeninhaber Die Rentbucher weisen fur 1545 insgesamt 16 Kranke und fur 1552 25 Kranke aus 1614 bis 1645 wird von 15 Kranken berichtet Im Neusser Krieg zwischen Erzbischof Ruprecht und der Stadt Koln Kolner Stiftsfehde wurde das Siechenhaus Melaten 1474 praventiv niedergelegt Dieser Massnahme fiel nicht nur Melaten sondern auch das Siechenhaus am Judenbuchel der Hof Sulz sowie die Kloster Weiher und Mechtern zum Opfer 14 15 Nach Kriegsende samt Kapelle wiedererrichtet erfolgte 1499 die nachste Zerstorung Im Dreissigjahrigen Krieg wurde Melaten mehrfach geplundert im Krieg Frankreichs gegen Holland 1686 und 1693 weitgehend zerstort 16 Nachdem 1712 im Leprosenhaus lediglich noch eine Patientin Symptome der Lepra zeigte schloss die Stadt das Leprosenhaus im Jahre 1767 17 Die Leprosenanstalt nahm im Gegensatz zu anderen Anstalten auch an Lepra erkrankte Auswartige auf Den Patienten war untersagt das Gelande zu verlassen eine Ausnahme machten die Feiertage an denen sie in Begleitung eines Schellenknechtes in die Stadt gehen und um Almosen bitten durften Die Patienten wurden angehalten eine auffallige Kleidung bestehend aus einer Kniehose einer Joppe einem Siechenmantel einem grossen Hut und weissen Handschuhen zu tragen und mit einer Klapper in der Hand den Burgern das eigene Nahen kundzutun Eine an der Aachener Strasse aufgestellte Statue eines Schellenknechtes erinnert heute noch an die Leprosoriumszeit Ursprunglich stand die Skulptur in einer Mauernische des Hofes zu Melaten wurde danach in das Stadtmuseum Koln gebracht und 1989 wieder im Eingangsbereich der alten Friedhofskapelle aufgestellt Ihre Untersuchung erfolgte durch Kranke erst spater ubernahm die Lepraschau die Medizinische Fakultat der Universitat Seit 1478 war das Urteil der medizinischen Universitatsfakultat die letzte Instanz bei der Beurteilung von Leprafallen Bei der Beurteilung ob jemand uberhaupt am Aussatz litt wurden auch die Erkrankten selbst hinzugezogen Sie bestellten einen Pruf oder Probemeister Die strengen Regeln zu einer so genannten Lepraschau wurden zwischen 1540 und 1580 in einer Ordnung der Provisoren zu Gross Melaten ausserhalb von Koln niedergeschrieben Bei Entscheidungen uber Lepraverdachtige war Melaten im Mittelalter letzte Instanz in den Rheinlanden 18 19 Die Protokolle von 179 Untersuchungen zwischen 1491 und 1664 durch die medizinische Fakultat sind uberliefert Die dominierende Stellung von Melaten fur den Westen des Reichs wird durch zahlreiche Quellenbelege in den stadtischen Rechnungsbuchern bestatigt Fur das 16 Jahrhundert ist eine Zusammensetzung des Gremiums der Prufmeister aus den altesten Pfrundnern des Siechenhofes uberliefert je drei Mannern und drei Frauen 20 Es wurde bekannt dass manche Prufmeister sich ein Zubrot durch das Ausstellen gefalschter Siechenbriefe verdienten Daruber hinaus nutzten Mitglieder der Grossen Siechenbande einer im Rheinland von Leprosenanstalten aus operierenden Rauberbande das Kolner Leprosenheim als Ruckzugs und Lebensort Nachdem das Siechenhaus auf solche Weise immer wieder in Kriminalfalle verwickelt war und bei Untersuchungen festgestellt wurde dass die meisten Insassen gar keine Lepra hatten wurde 1765 ein Zucht und Arbeitshaus in Melaten eingerichtet Der Rat widmete die noch immer erheblichen Einkunfte 1766 der Errichtung eines Zucht und Arbeitshauses in der Wahlengasse heute Waisenhausgasse das 1801 von Waisenkindern bezogen wurde Entstehung des Melatenfriedhofes Bearbeiten Hauptartikel Melaten Friedhof Wahrend der franzosischen Besatzungszeit in Koln die am 6 Oktober 1794 begann anderte sich das Begrabniswesen durch ein Kaiserliches Dekret uber die Begrabnisse Decret sur les sepultures von Napoleon am 12 Juni 1804 erlassen Es untersagte aus vor allem hygienischen Grunden Beerdigungen innerhalb von Stadten Dorfern und geschlossenen Gebauden Die Stadtverwaltung kaufte deshalb ein Grundstuck auf dem Gelande des ehemaligen Leprosenasyls und liess die meisten Gebaude abreissen Die Kapelle des Leprosenheimes wurde in den Friedhof integriert Mit der Gestaltung des Friedhofes wurde Ferdinand Franz Wallraf beauftragt der sich den Pariser Friedhof Pere Lachaise zum Vorbild nahm Literatur BearbeitenIrmgart Hort Aussatzige in Melaten Regeln zur Krankheitsdiagnose um 1540 1580 In Joachim Deeters Johannes Helmrath Hg Quellen zur Geschichte der Stadt Koln Band 2 Spates Mittelalter und Fruhe Neuzeit 1396 1794 Bachem Koln 1996 S 168 173 ISBN 3 7616 1285 0 Franz Irsigler Arnold Lassotta Bettler und Gaukler Dirnen und Henker dtv Munchen 9 Aufl 2001 bes das Kapitel Aussatzige S 69 86 ISBN 3 423 30075 2 G H Klovekorn Der Aussatz in Koln Leverkusen 1966 Martin Uhrmacher So vinden wyr an euch als an eynen krancken und seichen manne Koln als Zentrum der Lepraschau fur die Rheinlande im Mittelalter und fruher Neuzeit In Die Klapper Zeitschrift der Gesellschaft fur Leprakunde 8 Jahrgang 2000 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Melaten Friedhof Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Gregor Heinrich Klovekorn Der Aussatz in Koln 1966 S 48 f Gregor Heinrich Klovekorn Der Aussatz in Koln 1966 S 26 ff Leonard Ennen Hrsg Quellen zur Geschichte der Stadt Koln Band 2 Koln 1863 Nr 240 Leonard Ennen Hrsg Quellen zur Geschichte der Stadt Koln Band 2 Koln 1863 Nr 261 Franz Irsigler Arnold Lassotta Bettler und Gaukler Dirnen und Henker Randgruppen und Aussenseiter in Koln 1300 1600 1984 S 77 Gregor Heinrich Klovekorn Der Aussatz in Koln 1966 S 53ff Irsigler Lassotta Bettler S 69 Ludwig Rohrscheid Rheinisches Archiv Band 103 1977 S 158 Hartmut Zuckert Allmende und Allmendaufhebung Stuttgart 2003 S 82 Rebekka von Mallinckrodt Struktur und kollektiver Eigensinn Kolner Laienbruderschaften im Zeitalter der Konfessionalisierung Gottingen 2005 S 61 Gregor Heinrich Klovekorn Der Aussatz in Koln 1966 S 43f Gregor Heinrich Klovekorn Der Aussatz in Koln 1966 S 51 Johannes Asen Das Leprosenhaus Melaten bei Koln 1908 S 23 Adolph Thomas Geschichte der Pfarre St Mauritius zu Koln Kloster Weiher 1878 S 49 Hermann Keussen Topographie der Stadt Koln im Mittelalter Band I 1910 S 187 Gregor Heinrich Klovekorn Der Aussatz in Koln 1966 S 47 ff Paul Fuchs Hrsg Chronik zur Geschichte der Stadt Koln Band 2 1991 S 95 Gregor Heinrich Klovekorn Der Aussatz in Koln 1966 S 31 ff https www nrw stiftung de projekte projekt php pid 710 Martin Uhrmacher So vinden wyr an euch als eynen krancken und seichen manne Koln als Zentrum der Lepraschau fur die Rheinlande im Mittelalter und fruher Neuzeit In Die Klapper 8 2000 S 4 650 93703 6 91679 Koordinaten 50 56 13 3 N 6 55 0 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hof Melaten amp oldid 229757127