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Die Himmelspolizey war eine internationale Kooperation zahlreicher europaischer Sternwarten zur systematischen Suche nach vermuteten bzw verschollenen Himmelskorpern Sie wurde im Jahr 1800 auf dem zweiten europaischen Astronomenkongress gegrundet Schon auf dem ersten Astronomenkongress 1798 hatte der franzosische Mathematiker Jerome Lalande eine koordinierte Suche gefordert fur die jede beteiligte Sternwarte ein bestimmtes Stuck des Himmels ubernehmen sollte 1 Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben der Organisation 1 1 Suche nach den ersten Kleinplaneten 1 2 Bessere Sternkataloge 2 Spatere Forschungsziele 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseAufgaben der Organisation BearbeitenWichtigste Aufgabe der Himmelspolizey war die planmassige Durchmusterung des Sternhimmels im Umkreis der Ekliptik um einen zwischen Mars und Jupiterbahn vermuteten kleinen Planeten zu finden Die Existenz dieses Himmelskorpers wurde u a aus der Titius Bode Reihe gefolgert einer geometrischen Reihe der Bahnradien von Merkur bis Uranus die bei 2 8 Astronomischen Einheiten eine Lucke aufweist Bereits Kepler hatte in seiner Himmelsharmonie dort einen noch unbekannten Planeten postuliert Das zweite Arbeitsgebiet war die Erganzung und Verbesserung der erst luckenhaft vorhandenen Sternkataloge eine Voraussetzung um neue Objekte mit Sicherheit zu identifizieren und spater ihre genaue Bahn berechnen zu konnen Die in der Organisation tatigen Sternwarten verteilten sich uber alle grosseren Lander Europas mit dem Schwerpunkt in Deutschland Osterreich und Italien Mehrere Observatoren stellte auch die Astronomische Gesellschaft zur Verfugung zu deren Grundungsmitgliedern Franz Xaver von Zach und Johann Hieronymus Schroeter gehorten Zur koordinierten Suche der Himmelspolizey teilte man den Bereich um die Ekliptik d h die Umgebung der Tierkreiszeichen in 24 Abschnitte 2 Jeder dieser Abschnitte wurde einer Sternwarte zugeteilt die ihn nach dem Planeten absuchen sollte Wilhelm Olbers der Entdecker von Kleinplanet Nr 2 und 4 und Lalande pladierten allerdings fur ausgedehntere Suchfelder an einigen Stellen des Himmels Suche nach den ersten Kleinplaneten Bearbeiten Initiator der Grundung waren der deutsch osterreichische Astronom Franz Xaver von Zach der auch den ersten Astronomenkongress 1798 in Gotha organisiert hatte und der Amateurastronom Johann Hieronymus Schroeter der nordlich von Bremen in Lilienthal eine sehr leistungsfahige Sternwarte mit professioneller Instrumentierung besass An der Himmelspolizey beteiligten sich von Beginn an ein Dutzend europaischer Sternwarten um koordiniert nach dem bereits von Johannes Kepler postulierten achten Planeten zu suchen Die Grundung der Forschungsgruppe erklart sich auch durch den damaligen Zustand der Kommunikationsstrukturen in den Naturwissenschaften deren Entdeckungen noch kaum uber Publikationsorgane sondern vor allem im Briefverkehr der Wissenschaftler kundgemacht wurden Die neue Uberwachungsorganisation fuhrte schon zur Jahreswende 1800 1801 wenngleich durch einen glucklichen Zufall zur Entdeckung des ersten und grossten Planetoiden 1 Ceres durch Giuseppe Piazzi Der erste gemeinschaftliche Erfolg der Gruppe war die schwierige Wiederauffindung der Ceres Ende 1801 nach ihrem langen Bahnstuck hinter der Sonne zu deren Zweck Gauss die Theorie der Bahnbestimmung entwickelt hatte Die Sichtung selbst erfolgte fast gleichzeitig durch F X Zach Gotha und Wilhelm Olbers Bremen Olbers gelang bald darauf die Entdeckung des zweiten Planetoiden 2 Pallas und 1807 jene von 4 Vesta 1804 hatte Schroters Assistent Harding den dritten Kleinplaneten 3 Juno entdeckt Die Erfolge Olbers beruhen u a darauf dass er sich auf Regionen der Sternbilder Jungfrau und Walfisch konzentrierte Bessere Sternkataloge Bearbeiten Weitere Forschungsprojekte diskutierte auch die knapp vor der Himmelspolizey gegrundete Vereinigte Astronomische Gesellschaft Diese zunachst lose Vereinigung fuhrender Astronomen setzte sich u a das Ziel genauere Sternkataloge und bessere himmelskundliche Grundlagen der Koordinatensysteme zu erarbeiten Auch sollte das astronomische Interesse der Allgemeinheit und die Verbreitung entsprechenden Fachwissens gefordert werden Die Forderung nach genaueren Sternkatalogen ergab sich aus zwei Grunden der Notwendigkeit die Positionen auch schwacher nicht mehr freiaugig sichtbarer Sterne am Himmel zu vermessen um bewegte kleine Himmelskorper uberhaupt erst entdecken zu konnen gute Definition von Himmelskoordinaten als Basis fur die genaue Bahnbestimmung der neu entdeckten Himmelskorper Bei solcher Arbeit an einem Ausschnitt seines Sternkatalogs gelang G Piazzi dem Direktor der Sternwarte von Palermo die Entdeckung des ersten Kleinplaneten Ceres Die sich bald zeigenden Probleme bei der Identifikation und Evidenthaltung neuentdeckter Himmelskorper beschleunigten diese Anstrengungen zur Schaffung besserer Sternkarten Spatere Forschungsziele BearbeitenIm fruhen 19 Jahrhundert begann auch die systematische Uberwachung der Veranderlichen und Neuen Sterne organisiert vor allem seitens der deutschen Astronomen siehe auch Argelander Fur die noch lange fortdauernde Messung genauer Sternorter ahnlich wie die Planetoidensuche 1800 bis 1807 wurden verschiedene Zonenprogramme organisiert und den einzelnen Sternwarten zur Bearbeitung zugeteilt So entstanden hochqualitative Sternkataloge und Himmelsatlanten auf die sich die kunftigen Entdeckungen von Kleinplaneten und Kometen stutzen konnten Aus der arbeitsteilig organisierten Himmelsuberwachung entwickelte sich um 1850 auch der Begriff der Durchmusterung und einige Nebelkataloge Als bekanntester Sternkatalog des 19 Jahrhunderts wurde die Bonner Durchmusterung mit 300 000 Sternen in Angriff genommen spater erganzt durch nach geografischer Breite organisierte Zonenunternehmen einiger sudlicherer Sternwarten Schon Ende des 18 Jahrhunderts war das Nebelverzeichnis des Messier Katalogs zur rascheren Identifikation neuer Kometen entstanden das von mehreren Astronomen u a William Herschel bis 1802 stark erweitert wurde Eine der Zach schen Himmelspolizey ahnliche Organisation wurde um 1900 fur die weitere Suche nach Kleinkorpern des Sonnensystems angestrebt kam aber nur ansatzweise zum Tragen Von den darin tatigen Astronomen sind insbesondere der Osterreicher Johann Palisa und der Suddeutsche Max Wolf zu erwahnen Ersterer organisierte neben seinen 123 entdeckten Asteroiden die systematische Bahnbestimmung der neuen oder wiederentdeckten Himmelskorper letzterer fuhrte die fotografischen Uberwachungsmethoden in die Astronomie ein und konnte dadurch sogar uber 200 Asteroiden entdecken Siehe auch BearbeitenGeschichte der Astronomie MonitoringLiteratur BearbeitenPeter Brosche Der Astronom der Herzogin Leben und Werk von Franz Xaver von Zach 1754 1832 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Deutsch Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 8171 1832 8 Acta historica astronomiae 12 Volker Witt Erinnerungen an die Sternwarte Lilienthal In Sterne und Weltraum Dezember 2006 S 84 89 Grundung der Himmelspolizey Beobachtungen von Zach Olbers und Harding Hans Kraemer Hrsg Weltall und Menschheit Geschichte der Erforschung der Natur und der Verwertung der Naturkrafte im Dienste der Volker Band 3 Bong Berlin u a 1903 ZDB ID 245182 7 Kapitel Planeten Einzelnachweise Bearbeiten Gunter D Roth Die Planetoiden Orionbucher 137 1960 S 13 15 alt sternwarte trier de 1 Ceres Zwergplanet im Asteroiden Hauptgurtel abgerufen am 12 August 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Himmelspolizey amp oldid 239435013