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Hexachlorphosphazen oder Phosphornitrilchlorid Trimer NPCl2 Trimer ist eine anorganische Verbindung die als sechsgliedriger Ring mit alternierenden Phosphor und Stickstoffatomen mit der Summenformel NPCl2 3 vorliegt StrukturformelAllgemeinesName HexachlorphosphazenAndere Namen Hexachlorcyclotriphosphazen Phosphornitrilchlorid Trimer PNCl2 Trimer Hexachlortriphosphazen 2 2 4 4 6 6 Hexachlor 2 2 4 4 6 6 hexahydro 1 3 5 2 4 6 triazatriphosphorin Hexachlorophosphazene Phosphonitrile chloride trimerSummenformel Cl6N3P3Kurzbeschreibung hellgraue kristalline Substanz 1 bzw weisses Kristallpulver 2 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 940 71 6EG Nummer 213 376 8ECHA InfoCard 100 012 160PubChem 220225Wikidata Q1921671EigenschaftenMolare Masse 347 66 g mol 1Aggregatzustand festDichte 1 98 g cm 3 bei 25 C 1 3 Schmelzpunkt 113 C 4 112 115 C 1 Siedepunkt 256 5 C 5 127 C bei 17 hPa 1 Loslichkeit loslich in Diethylether Benzol und Toluol 4 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 2 GefahrH und P Satze H 314 318EUH 014P 260 303 361 353 305 351 338 301 330 331 405 501 2 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Formal entspricht Hexachlorcyclotriphosphazen dem Trimer des hypothetischen Phosphornitrilchlorids NPCl2 Mit Wasser reagiert NPCl2 3 als anorganisches Saurehalogenid unter Freisetzung von Salzsaure und wirkt daher stark atzend Hexachlorcyclotriphosphazen ist ebenso wie das homologe Octachlorocyclotetraphosphazen NPCl2 4 Ausgangsverbindung fur eine umfangreiche Stoffklasse von anorganischen Polymeren der Polyphosphazene 6 Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung 2 Eigenschaften 3 Anwendungen 4 EinzelnachweiseHerstellung BearbeitenErste Erwahnung findet die Synthese von Phosphornitrilchloriden als Chlorphosphorstickstoff bezeichnet aus Phosphorpentachlorid und gasformigem Ammoniak in einem Briefwechsel von J v Liebig und F Wohler im Jahr 1832 7 Die Versuche dazu wurden 1834 publiziert 8 9 nbsp Synthese von Phosphornitrilchlorid aus Phosphorpentachlorid und AmmoniakDie Synthese mit Ammoniumchlorid als Stickstoffquelle wurde 1870 beschrieben 10 Darin wird bereits auf die Problematik bei Ausbeute und Reinigung des Produkts hingewiesen Zitat Zur Darstellung ist das Erhitzen von Phosphorsuperchlorid PCl5 und Salmiak NH4Cl anzurathen Die Ausbeute ist sehr gering Vollkommen rein und schon krystallisirt wird die Substanz nur durch Sublimiren erhalten Die Reaktion in Substanz d h in der Schmelze von Phosphorpentachlorid Smp 166 8 C lasst sich nicht steuern und liefert auch nach mehrtagigem Erhitzen auf Temperaturen grosser 200 C in geschlossenen Apparaturen nur geringe Ausbeuten kleiner 15 an Hexachlorphosphazen 5 Unter diesen Reaktionsbedingungen sublimiert PCl5 Sublimationstemperatur 160 5 C und Ammoniumchlorid zersetzt sich merklich Dabei fallen als Nebenprodukte auch Octachlorphosphazen NPCl2 4 und ein Ol der Zusammensetzung NPCl2 x an 11 Die niedrigen Ausbeuten an Cyclophosphazenen 38 43 auch bei weitgehendem 90 95 Umsatz des vorgelegten PCl5 machen Reaktionen in Substanz technisch uninteressant 12 Daher wird die Reaktion meist in halogenierten aliphatischen oder aromatischen Losungsmitteln fur PCl5 wie dem giftigen und destillativ aufwendig zu entfernenden 1 1 2 2 Tetrachlorethan 13 oder bevorzugt in Chlorbenzol mit darin suspendiertem feinteiligem Ammoniumchlorid durchgefuhrt 14 Die Ausbeute von Phosphornitrilchloriden hangt im heterogenen Reaktionsgemisch nicht nur von den Reaktionsbedingungen Reaktionsmedium Konzentrationen und Zugabe der Reaktanden Durchmischung Temperatur Reaktionsdauer usw sondern insbesondere auch von der Teilchengrosse des eingesetzten Ammoniumchlorids ab auf dessen Oberflache die Reaktion stattfindet Die Reaktion des gelosten PCl5 mit dem suspendierten NH4Cl verlauft in einem zweistufigen Prozess 15 wobei das in der ersten Stufe rasch und praktisch quantitativ gebildete unlosliche Salz Cl3P N PCl3 PCl6 weiter zu Cl3P N PCl2 N PCl3 PCl6 reagiert und im zweiten Schritt mit Ammoniumchlorid zu linearen Phosphornitrilchloriden NPCl2 n reagiert die dann zu den Cyclophosphazenen cyclisieren konnen 16 Als Produkt fallt ein Gemisch aus kristallinen cyclischen Trimer Tetramer Pentamer und oligen linearen oligomeren Phosphornitrilchloriden an nbsp Cyclische und lineares PhosphornitrilchlorideDie angegebenen Produktausbeuten beziehen sich oft auf die kristalline cyclische Fraktion aus der Hexachlorphosphazen durch Extraktion und Destillation 17 bzw Schmelzefiltration oder Sublimation 18 in Reinsubstanz isoliert wird In der Patentliteratur sind zahlreiche Varianten beschrieben die darauf abzielen den Anteil der cyclischen Fraktion im Produktgemisch und insbesondere den Anteil des trimeren Phosphornitrilchlorids NPCl2 3 Hexachlorphosphazen zu erhohen So wird z B PCl5 in HCl gesattigtem Chlorbenzol mit Ammoniak bei 130 C fur 4 bis 5 Stunden umgesetzt und man erhalt das Gesamtprodukt in einer Ausbeute bezogen auf PCl5 von 92 das 65 bis 75 cyclische Phosphornitrilchloride enthalt davon 60 bis 75 des Trimeren 19 Die Bindung des bei der Umsetzung von PCl5 mit NH4Cl gebildeten Chlorwasserstoffs durch anorganische wie z B Zinkoxid und organische Basen wie Pyridin oder Triethylamin als Saurefanger ggf unter weiterer Zugabe von Metallhalogeniden beschleunigt die Reaktion und erhoht die Produktausbeuten 20 Dabei entstehen auch salzartige Oligomere der Zusammensetzung Cl3P N PNCl2 n PCl3 PCl6 die PCl5 der Reaktion zum PNCl2 Trimer entziehen und Zielproduktausbeuten uber 100 suggerieren Ein neueres Patent 21 beschreibt die Synthese von NPCl2 Trimer unter Umsetzung eines Phosphorpentachlorid Pyridin Komplexes und Reaktion mit feinteiligem Ammoniumchlorid in Chlorbenzol wonach eine Gesamtausbeute von 98 6 mit einem Anteil von 84 2 cyclisches NPCl2 Trimer erzielt wurde Wegen der Vielzahl der bei der Reaktion von PCl5 und NH4Cl entstehenden und wegen ihrer unangenehmen Eigenschaften schwer zu handhabenden Produkte mit der Summenformel NPCl2 n sind daher Angaben zur Ausbeute und oft auch Reinheit des erhaltenen cyclischen NPCl2 Trimers in der Literatur kritisch zu bewerten Die Abtrennung des im kommerziell erhaltlichen Phosphornitrilchlorid Trimeren enthaltenen NPCl2 4 Tetrameren erfolgt z B durch Umkristallisieren aus n Hexan und anschliessende Vakuumsublimation bei 60 C 22 Eigenschaften BearbeitenHexachlorcyclotriphosphazen bildet bei der Kristallisation aus Benzol zentimetergrosse Prismen 5 und aus Diethylether prachtvolle durchsichtige farblose Blatter 13 In vielen organischen Losungsmitteln 23 wie z B aliphatischen n Hexan und aromatischen Kohlenwasserstoffen Benzol Toluol Benzolderivate wie Chlorbenzol Nitrobenzol Ether Diethylether Tetrahydrofuran und in Acetonitril ist Hexachlorphosphazen gut loslich Die Verbindung besitzt einen relativ hohen Dampfdruck einen ziemlich angenehmen organischen Geruch 14 und reizt Augen und Atemwegsorgane In Wasser hydrolysiert PNCl2 Trimer unter HCl Abspaltung zu Oxo phosphazenen und weiter unter Ringspaltung zu Phosphorsaure Ammoniak und Salzsaure 24 Das Hexachlorcyclotriphosphazen besitzt eine hexagonale planare Ringstruktur mit aquidistanten N P Bindungen die mit 158 pm deutlich kurzer sind als N P Einfachbindungen 177 pm Die Bindungswinkel sind konsistent mit einer sp2 Hybridisierung der Stickstoffatome und annahernd einer sp3 Hybridisierung der Phosphoratome Im Gegensatz zu Benzol sind in den p Bindungen von Cyclophosphazenen d und p Orbitale beteiligt und Cyclophosphazene sind auch deutlich schwerer zu hydrieren als der Aromat Benzol Anwendungen BearbeitenDie sechs Chloratome im Hexachlorphosphazen konnen sukzessive durch nucleophile Substitution von Amino 25 Alkyl Aryl Alkoxy Aryloxy Alkylamino und Arylaminogruppen ersetzt werden wobei Substitutionsort und grad stark von den gewahlten Reaktionsbedingungen von der Ladungsverteilung im mesomeren Cyclophosphazen Ringsystem und von sterischen und mechanistischen Effekten abhangen 13 26 27 Alkoxy und Aryloxy Derivate des Hexachlorphosphazens wurden intensiv auf ihre Eignung als hochtemperaturbestandige und schwer entflammbare Hydraulikflussigkeiten und Schmierole hin untersucht 28 Dabei erfullten in einer Eintopfreaktion gewonnene gemischte Ester mit Trifluorethanol Phenol m Kresol und p Kresol der ungefahren Zusammensetzung N3P3 OCH2CF3 3 5 OC6H5 1 25 OC6H4 m CH3 0 87 OC6H4 p CH3 0 38 dd dd dd dd mit einem Aryloxy Fluoralkoxy Verhaltnis 2 5 3 5 am besten die Anforderungen an Viskositat Pourpoint thermische und hydraulische Stabilitat sowie Vertraglichkeit mit Kunststoffen und lackierten Oberflachen Das fluoranaloge Hexafluorcyclotriphosphazen NPF2 3 aus NPCl2 Trimer und NaF bei Raumtemperatur in Acetonitril als Losungsmittel gebildet 29 wahrend das bromanaloge Hexabromcyclophosphazen NPBr2 3 wie NPCl2 3 aus dem Phosphorpentahalogenid in diesem Fall aus PBr5 und NH4Br zuganglich ist Die wichtigste Verwendung von Hexachlorphosphazen ist als Ausgangsverbindung fur lineares Polydichlorphosphazen in vernetzter Form oft als anorganischer Gummi bezeichnet und fur funktionalisierte Polyphosphazene nbsp Ringoffnende Polymerisation von Hexachlorphosphazen und Vernetzung bzw polymeranaloge Umsetzung mit Nucleophilendie aufgrund ihrer aussergewohnlichen Eigenschaften vielfaltige Anwendungen finden wie z B bei der Energiespeicherung Lithiumionenbatterien in Brennstoffzellen in der Photonik Photoluminiszenz als nicht linear optische NLO Materialien als Flussigkristalle in der Photochromie usw als Hochleistungs Elastomere und als biomedizinische Polymere 30 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Datenblatt Phosphornitrilchlorid Trimer bei Sigma Aldrich abgerufen am 25 Januar 2015 PDF a b c Datenblatt Phosphonitrilic chloride trimer bei Alfa Aesar abgerufen am 25 Januar 2015 PDF JavaScript erforderlich Datenblatt Phosphonitrilic chloride trimer bei Fisher Scientific abgerufen am 25 Mai 2017 PDF a b Eintrag zu Phosphonitrilic Chloride Trimer bei TCI Europe abgerufen am 25 Januar 2015 a b c H N Stokes On the chloronitriles of phosphorus In Amer Chem J Band 17 1895 S 275 290 online J E Mark H R Allcock R West Polyphosphazene in Inorganic Polymers Second Edition Oxford University Press 2005 ISBN 0 19 513119 3 S 62 153 A W Hofmann Hrsg Aus Justus Liebigs und Friedrich Wohlers Briefwechsel in den Jahren 1829 1873 Vieweg 1832 S 63 H Rose Ueber eine Verbindung des Phosphors mit dem Stickstoff In Ann Pharm Band 11 1834 S 129 139 doi 10 1002 jlac 18340110202 J Liebig Nachtrag der Redaction In Ann Pharm Band 11 1834 S 139 150 doi 10 1002 jlac 18340110202 H Wichelhaus Ueber Chlorphosphorstickstoff In Ber Dtsch Chem Ges Band 3 1870 S 163 166 doi 10 1002 cber 18700030155 H N Stokes Ueber Chlorphosphorstickstoff und zwei seiner homologen Verbindungen In Ber Dtsch Chem Ges Band 28 1895 S 437 439 doi 10 1002 cber 189502801106 R Steinman F B Schirmer Jr L F Audrieth The preparation and physical properties of trimeric phosphonitrilic chloride In J Amer Chem Soc Band 64 Nr 10 1942 S 2377 2378 doi 10 1021 ja01262a044 a b c R Schenck G Romer Uber die Phosphornitrilchloride und ihre Umsetzungen I In Ber dtsch Chem Ges A B Band 57 Nr 8 1924 S 1343 1355 doi 10 1002 cber 19240570823 a b H R Allcock Phosphorus Nitrogen Compounds Cyclic Linear and High Polymeric Systems Chapter 4 Synthesis of the phosphorus nitrogen skeleton Academic Press 1972 ISBN 978 0 12 050560 9 S 97 133 M Becke Goehring E Fluck Der Weg von Phosphorpentachlorid zu den Phosphornitrilchloriden In Angew Chem Band 74 Nr 11 1962 S 382 386 doi 10 1002 ange 19620741104 J Emsley P B Udy Elucidation of the reaction of phosphorus pentachloride and ammonium chloride by phosphorus 31 nuclear magnetic resonance spectroscopy In J Chem Soc A 1970 S 3025 3029 doi 10 1039 J19700003025 Patent US4605539 Phosphonitrile chloride trimer purification Angemeldet am 16 November 1984 veroffentlicht am 12 August 1986 Anmelder Ethyl Corp Erfinder J R Adams Jr J R Mitrano M K Juneau Patent EP0185173A2 Method for purifying cyclic hexachlorophazene trimer for catalytic impurities Angemeldet am 28 Oktober 1985 veroffentlicht am 25 Juni 1986 Anmelder The Firestone Tire amp Rubber Co Erfinder D F Graves D L Snyder Patent DE2328536 Verfahren zur Herstellung von Phosphornitrilchlorid Angemeldet am 5 Juni 1973 veroffentlicht am 20 Dezember 1973 Anmelder Ethyl Corp Erfinder C R Bergeron J T F Kao Patent US4567028 Process for the preparation of phosphonitrile chloride oligomer Angemeldet am 11 Februar 1985 veroffentlicht am 28 Januar 1986 Anmelder Shin Nisso Kako Co Ltd Erfinder H Tanino T Okamoto S Ueyama Patent US4656017 Pyridine phosphonitrilic halide process Angemeldet am 19 Juli 1985 veroffentlicht am 7 April 1987 Anmelder Ethyl Corp Erfinder H R Allcock S J Stinnett J B Tedder Jr J R Adams Jr R Koci Voznicova J Taraba J Prihoda M Alberti The synthesis and characterization of new aminoadamantane derivatives of hexachloro cyclo triphosphazene In Polyhedron Band 27 2008 S 2077 2082 doi 10 1016 j poly 2008 04 001 N N Tian L S Wang M Y Li Y Li R Y Jiang Solubilities of Phenylphosphinic Acid Methylphenylphosphinic Acid Hexachlorocyclotriphosphazene and Hexaphenoxycyclotriphosphazene in Selected Solvents In J Chem Data Band 56 Nr 3 2011 S 661 670 doi 10 1021 je1009812 F F Stewart E S Peterson Handbook of Ring Opening Polymerization Chapter 4 Sulfur Nitrogen Phosphorus Containing Polymers Hrsg P Dubois O Coulembier J M Raquez Wiley VCH 2009 ISBN 978 3 527 31953 4 S 97 122 G R Feistel M K Feldt R L Dieck T Moeller Inorganic Syntheses Volume XIV Mc Graw Hill 1973 Chapter One Phosphorus Compounds S 23 27 doi 10 1002 9780470132456 S Ganapathiappan S S Krishnamurty Studies of phosphazenes Part 30 Reactions of hexachlorocyclotriphosphazene with aromatic primary amines interplay of geminal and non geminal modes of chlorine replacement In J Chem Soc Dalton Trans 1987 S 579 584 doi 10 1039 DT9870000579 C W Allen Regio and stereochemical control in substitution reactions of cyclophosphazenes In Chem Rev Band 91 Nr 2 1991 S 119 135 doi 10 1021 cr00002a002 R E Singler F J Gomba Synthetics Mineral Oils and Bio Based Lubricants Chemistry and Technology 2nd Edit Chapter 14 Phosphazenes Hrsg L R Rudnick CRC Press 2013 ISBN 978 1 4398 5537 9 S 235 244 Patent US20140178752A1 Cyclotriphosphazene compound method of preparing the same electrolyte for lithium secondary battery including the cyclotriphosphazene compound and lithium secondary battery including the electrolyte Angemeldet am 24 Dezember 2013 veroffentlicht am 26 Juni 2014 Anmelder Samsung Sdi Co Ltd Erfinder Y S Park H S Yang Y H Kim J H Lim H Y Hwang The Pennsylvania State University Applications online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hexachlorphosphazen amp oldid 236638259