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Hersendis von Champagne um 1060 1 Dezember 1114 lat Hersendis de Campania fr auch Hersende de Champagne oder Hersende de Montsoreau genannt war eine franzosische Hochadelige Anhangerin des Wanderpredigers Robert von Arbrissel und als Priorin der Chornonnen von Fontevraud Mitbegrunderin dieser Abtei Nach jungster Forschung gilt sie auch als mogliche Mutter Heloisas Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 3 Lebensleistung 4 Wirkung 5 Die Mutter Heloisas 6 LiteraturHerkunft BearbeitenHersendis von Champagne stammte aus dem Haus Champagne mit Stammsitz in Durtal am Loir Ihre Familie kam ursprunglich aus einem Gut bei Parce am Loir namens Campania daher der Namenszusatz Champagne der nicht mit der gleichnamigen Grafschaft verwechselt werden darf Hersendis Vater war Hubert III von Champagne etwa 1016 ein Vasall der Grafen von Anjou Es bestanden verwandtschaftliche Verbindungen zu den Hausern von Montreuil Bellay Matheflon und Durtal alles Hauptlehen des Anjou Uber den Urgrossvater Hubert II von Champagne bestanden auch verwandtschaftliche Beziehungen zum Haus Montmorency bei Paris denn dieser war mit Ermenburg der Tochter Alberts von Montmorency und Herrin von Vihiers verheiratet Uber Hersendis Ur Ur Grossmutter Heloisa der Tochter des Grafen Odo II von Blois Troyes und Chartres bestanden auch verwandtschaftliche Verbindungen zu den Herrensitzen Le Lude Broyes Pluviers Beaufort und zum Grafenhaus der Champagne Hersendis Mutter war Agnes von Matheflon aus einem Herrensitz am Hochufer des Loir einige Kilometer nordlich von Angers stammend Ihr Urgrossvater mutterlicherseits war Hugo von Clervaux Adelssitz im sudlichen Anjou heute Scorbe Clairvaux der sich in den Kampfen gegen die Bretonen mehrfach hervorgetan hatte und deshalb auch den bezeichnenden Kriegsnamen Mange Bretons deutsch Bretonenfresser trug Dieser Grossvasall hatte zahlreiche Besitzungen Er war unter anderem oppidanus der Festungsstadt Saumur Sein Sohn Theobald von Jarze gelangte in den Besitz der Grenzfestung Champtoceaux an der Loire uber ihn ergab sich spater auch die Verwandtschaft zum Haus von Petit Montrevault Uber die Grossmutter Hersendis von Vendome Tochter des Vizegrafen Hubert I de Vendome bestanden auch enge Beziehungen zum Vendomois So war ihr Onkel mutterlicherseits Hubert II de Vendome Bischof von Angers zwischen 1010 und 1047 der den abgebrannten Dom Saint Maurice in Angers aus eigenen Mitteln wieder aufbauen liess Hersendis stammte also aus dem niederen bis mittleren angevinischen Adel und war mit einer Grosszahl von mittleren Adelsfamilien der Region verwandtschaftlich verbunden Leben BearbeitenHersendis von Champagne wurde nach 1060 auf der Burg Durtal geboren Ihre Eltern starben fruh vermutlich musste sie sich nach deren Tod um ihre teilweise jungeren Bruder kummern Irgendwann nach 1080 soll sie mit einem gewissen Fulko verheiratet worden sein allerdings ist die Ehe nicht gesichert Noch vor 1086 heiratete sie Wilhelm von Montsoreau vor 1087 den Herrn der Festung Montsoreau bei Cande an der Loire nur einige Kilometer vom kunftigen Kloster Fontevraud entfernt Auch Wilhelm von Montsoreau gehorte zum angevinischen Adel Aus erster Ehe hatte er einen Sohn namens Walter von Montsoreau der altersmassig von seiner Stiefmutter Hersendis nicht weit entfernt war und mit dieser nachweislich in gutem Einvernehmen stand Hersendis gebar aus ihrer Ehe mit Wilhelm einen Sohn namens Stephan um 1086 1130 der zunachst Kanoniker an der Kirche Saint Martin in Candes wurde und spater als Archidiakon von Saint Martin in Tours und Gesandter am Heiligen Stuhl zu hohen Ehren kam Nach dem Tod ihres Mannes verzichtete Hersendis von Champagne auf eine Wiederverheiratung und schloss sich stattdessen nach 1096 als Konversin dem Wanderprediger Robert von Arbrissel an nachdem dieser in den Waldern von Craon das Kloster La Roe gegrundet hatte Sie liess also ihr Leben als Adelige und ihre beiden Sohne zuruck um sich den der apostolischen vita verschriebenen asketischen Gemeinschaft Robert von Arbrissels anzuschliessen welche eremitengleich als sogenannte Pauperes Christi deutsch die Armen Christi durch die Walder nordlich der Loire streiften Kurze Zeit spater stiess Petronilla von Chemille eine weitschichtige Verwandte von Hersendis und spatere erste Abtissin von Fontevraud ebenfalls als Konversin zur Bewegung des Robert von Arbrissel Hersendis jedoch stieg zur ersten wichtigen Vertrauten Roberts auf bona coadjutrix mea deutsch mein guter Beistand nannte er sie spater Hersendis blieb der asketischen Bewegung des Robert von Arbrissel die inzwischen auf eine Vielzahl von Anhangern genaue Zahlen lassen sich nicht geben angewachsen war und wegen der unregulierten Lebensweise den Anstoss der Kirchenorthodoxie erregt hatte treu und vollzog mit ihm die Grundung von festen Konventen um 1100 in Fontevraud Hersendis wurde die erste Priorin der Nonnen und Monche von Fontevraud Nach Jahren des Aufbaus von Fontevraud starb Hersendis von Champagne allzu fruh wahrscheinlich um 1112 und wurde in Fontevraud begraben Robert von Arbissel folgte ihr am 23 Februar 1116 ins Grab nach beide sind im Chor der Klosterkirche begraben Lebensleistung BearbeitenHersendis von Champagne besorgte fur die Bewegung des Robert von Arbrissel das Terrain von Fontevraud das im Besitz von Aftervasallen ihres Stiefsohns Walter von Montsoreau stand Es handelte sich um eine geschickte Entscheidung denn Fontevraud lag genau auf der Schnittstelle dreier unabhangiger politischer Zonen des Anjou der Touraine und des Poitou Kirchenrechtlich unterstand das Areal der Erzdiozese Poitiers zu deren Zentrum es jedoch am weitesten entfernt lag Damit waren etwaige politische und bischofliche Einflusse auf den jungen Konvent auf das mogliche Minimum reduziert Desgleichen war das Terrain in einer flachen Talsenke am Zusammenfluss mehrerer Bache bestens geeignet fur den geplanten Grosskonvent und es erfullte aufgrund seiner geographischen Lage perfekt die Voraussetzungen fur die spatere Prosperitat des Ordens denn es war nahe genug an der Lebens und Wirtschaftsader Loire gelegen und dennoch so entlegen dass es die Erfordernisse monastischer Abgeschiedenheit erfullte nbsp Chor der Hersendis von ChampagneDer gegluckte Beginn des Klosters beruhte auf den Schenkungen zahlreicher Adeliger des nordlichen und sudlichen Anjou die nach einer Analyse der zugehorigen Urkunden nahezu ausschliesslich zur leiblichen oder angeheirateten Verwandtschaft der Hersendis von Champagne gehorten allen voran Hersendis Stiefsohn Walter von Montsoreau Nach der Vita Roberts von Arbrissel aus der Hand des Abtes Balderich von Bourgueil war nicht Robert selbst sondern Hersendis von Champagne die treibende Kraft bei der Errichtung der neuen Klosterkirche von Fontevraud Der Bau an der weitraumigen Abteikirche begann um 1104 Hersende bestellte die Baumeister und Handwerker fur den gesamten vielfach gegliederten Gebaudekomplex der Raum fur mehr als 500 Insassen bot Die Kirche zahlt in ihrer Harmonie zu den Meisterwerken angevinischer Kirchenkunst Als Leiterin der Nonnen und Monche zog sich Hersendis nicht in Klausur zuruck sondern organisierte die Unterweisung der Konversen und Nonnen weswegen sie auch magistra deutsch Lehrerin Meisterin genannt wurde Sie unternahm zahlreiche Reisen wobei sie sich wie die Urkunden belegen jeweils als geschickte auf Ausgleich bedachte Verhandlungsfuhrerin erwies und dem Konvent bedeutende Zuwendungen verschaffte Dass Hersendis von Champagne trotz dieser Leistungen spater in Vergessenheit geriet ist den Hagiographen des 17 Jahrhunderts anzulasten die im Auftrag der Abtissin Jeanne de Bourbon erfolglos die Heiligsprechung Roberts von Arbrissel betrieben und dabei die entscheidende Rolle der Hersendis in den Hintergrund ruckten Ihre bedeutende Rolle in Fontevrauds Fruhzeit besonders in Anbetracht der zahlreichen Schenkungen die dem jungen Kloster dank ihr zuteilwurden sowie dem Kirchenneubau bestatigen zwei zeitgenossische Dokumente Domina hersendis ecclesiae Fontis Ebraldis fundatrix Herrin Hersendis die Grunderin der Kirche von Fontevraud Schenkungsurkunde des Rainald von Salamanche Orate pro piissimo patre nostro Roberto et pro Hersende karissima matre nostra Betet fur unseren frommsten Vater Robert und unsere teuerste Mutter Hersendis Titel 131 der Totenrotel zu Ehren des Abtes Vitalis von Savigny aus dem Jahr 1122 Wirkung BearbeitenDie Nachwirkung von Roberts und Hersendis Lebenswerk war bedeutend Obwohl der Orden bald den Weg der meisten charismatischen Klostergrundungen des Hochmittelalters ging und sich zu einem klassischen hochadligen Orden entwickelte so ist seine bedeutende Grosse von ca 80 Konventen die sich uber ganz Frankreich verteilten ein Zeichen fur die grosse Beleibtheit und Bedeutung der Fontevraud zukam Bis zu seiner Auflosung im Laufe der Franzosischen Revolution war der Fontevristische Orden der grosste weibliche Orden Frankreichs Die Mutter Heloisas BearbeitenJungste Forschung hat zahlreiche Belege dafur geliefert dass Hersendis von Champagne die Mutter der beruhmten Heloisa der Geliebten und Ehefrau des Petrus Abaelardus war Heloisa ware demnach um das Kreuzzugsjahr 1095 herum als Hersendis ihren Sitz in Montsoreau verlassen und sich der Bewegung der Pauperes Christi des Robert von Arbrissel in den Waldern von Craon angeschlossen hatte geboren und anschliessend als Oblatin in die Krondomane ins Nonnenkloster Sainte Marie von Argenteuil bei Paris verbracht worden Im Einzelnen fanden sich fur Hersendis von Champagne und Heloises Mutter nachweislich folgende Analogien und Ubereinstimmungen Beide sind an einem 1 Dezember gestorben Beide hatten einen Bruder namens Hubert Beide entstammten dem beguterten Adel Frankreichs Beide waren verwandt mit dem Haus Montmorency bei Paris In beider Familien ist der bis zum 12 Jahrhundert hochst seltene Name Heloise als moglicher Leitname identifizierbar Beider anzunehmende Geburts und Sterbezeitpunkte sind identisch Beider Konvente standen trotz der grossen raumlichen Entfernung in einer Gebetsgemeinschaft Beide schlugen nach einer Ehe eine monastische Laufbahn ein Beide grundeten Konvente unter mannlichen Leitpersonen aus der Bretagne Durch die angenommene Familienverbindung werden zahlreiche Einzelheiten aus dem Leben Abaelardus und Heloises erklarbar zum Beispiel die Unterstutzung Abaelardus durch das Grafenhaus der Champagne die Verbindungen der Hersendis von Champagne zur Familie Abaelardus die Karriere Fulberts am Dom von Paris das Eintreten Abaelardus fur Robert von Arbrissel die Beziehung des Abtes von Cluny Petrus Venerabilis zu Heloise Literatur BearbeitenJ M Bienvenu Hrsg Grand Cartulaire de Fontevraud Band 1 und 2 Societe des Antiquaires de l Ouest Poitiers 2000 Balderich von Bourgueil Vita B Roberto de Arbrissello In Patrologia Latina 162 1043A 1058A K A Christianson Female Leadership and Male Submission The Order of Fontevraud in Twelfth Century France PhD dissertation University of Iowa 2009 J Dalarun L impossible saintete La vie retrouvee de Robert d Arbrissel 1045 1116 fondateur de Fontevraud Paris 1985 J Dalarun et al Les deux vies de Robert d Arbrissel Fondateur de Fontevraud Turnhout 2006 C Mews Negotiating the boundaries of gender in religious life Robert von Arbrissel and Hersende Abelard and Heloise Viator Nr 37 2006 S 113 149 A Muller From Charismatic Congregation to Institutional Monasticism The Case of Fontevraud The American Benedictine Review 4 64 2013 S 428 444 W Robl Heloisas Herkunft Hersindis mater Munchen 2001 ISBN 3 7892 8070 4 Auszuge online Memento vom 6 Juni 2008 im Internet Archive W Robl Hersindis mater Neues zur Familiengeschichte Heloisas mit Ausblicken auf die Familie Peter Abaelards In Ursula Niggli Abaelard Werk Leben Wirkung Herder Freiburg 2003 ISBN 3 451 28172 4 S 25 90 J von Walter Die ersten Wanderprediger Frankreichs Studien zur Geschichte des Monchtums Leipzig 1903 1906 PersonendatenNAME Hersendis von ChampagneALTERNATIVNAMEN Hersende de Champagne Hersende de MontsoreauKURZBESCHREIBUNG Mitbegrunderin der Abtei Fontevrault franzosische HochadeligeGEBURTSDATUM um 1060STERBEDATUM 1 Dezember 1114 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hersendis von Champagne amp oldid 219448359