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Hermann Louis Heinrich Schneider 29 April 1874 in Pforzheim 26 Oktober 1953 in Delmenhorst war ein deutscher Psychiater Philosoph und Padagoge Er lehrte als Professor an der Universitat Leipzig Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politische Position 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchneiders Vater war Grosskaufmann Hermann Schneider daher vermogend 1 Er wuchs in Alexandrien in Agypten auf wo er die Deutsche Schule besuchte Von 1883 bis 1892 besuchte er das Gymnasium in Pforzheim Er studierte Medizin an den Universitaten Heidelberg und Munchen und erlangte im Sommer 1897 die Approbation 2 Anfang 1898 wurde Schneider bei Vincenz Czerny 3 zum Dr med promoviert 4 Bis Oktober 1898 bildete er sich in London und Paris weiter Bis November 1901 war er dann Assistent an der Psychiatrischen Klinik in Heidelberg am Pharmakologischen Institut in Marburg an den Nervenkliniken der Charite sowie bei Emanuel Mendel in Berlin In seiner Assistenzzeit unternahm er nach eigenen Angaben psychiatrische psychologische und physiologische Studien 1901 liess er sich als Spezialist fur Nerven und Geisteskrankheiten in Freiburg im Breisgau nieder Zu dieser Zeit horte er auch Vorlesungen in Philosophie bei Heinrich Rickert an der Universitat Freiburg Im Marz 1903 gab er die Arztpraxis auf und begab sich nach Leipzig wo er Vorlesungen und Seminare u a bei Max Heinze Wilhelm Wundt Karl Lamprecht und Albert Koster besuchte Im April 1904 wurde Schneider mit der Dissertation Die Stellung Gassendis zu Deskartes zum Dr phil promoviert 2 Die aussere Veranlassung war die Ausschreibung des Krugschen Preisstipendiums fur 1903 durch die Philosophische Fakultat der Universitat Leipzig 5 Bereits 1905 wurde er in Leipzig fur Philosophie habilitiert der Titel der Habilitationsschrift lautete Das kausale Denken in deutschen Quellen zur Geschichte und Literatur des 10 11 und 12 Jahrhunderts 6 Hans Volkelt hatte diese Studie kritisiert als eine mit philosophischem Geist unternommene geschichtswissenschaftliche Arbeit 1 Die Probevorlesung als Privatdozent fand unter dem Titel Goethes naturphilosophische Leitgedanken statt 7 1911 wurde Hermann Schneider nichtbeamteter ausserordentlicher Professor fur Philosophie in Leipzig Antrittsvorlesung Jesus als Philosoph 1922 wurde ihm vom Sachsischen Ministerium ausserdem die Lehrbefugnis fur Geschichtsphilosophie erteilt 1 1923 wurde er beamteter ausserordentlicher Professor fur Philosophie und Padagogik Die Berufung erfolgte unter Einfluss sozialdemokratischer Protektion 8 am 25 August 1923 obwohl die Fakultat dessen Inkompetenz fur padagogische Fragen hervorgehoben hatte 1 1939 wurde er emeritiert sein Extraordinariat fiel ersatzlos weg 9 Fast zwei Jahrzehnte von 1912 bis 1931 arbeitete er an seinem Hauptwerk Die Kulturleistungen der Menschheit Wie in anderen Werken ist sein thematischer Schwerpunkt der Darstellung der jeweiligen Beitrage einzelner Volker zur Kultur der Menschheit erkennbar Politische Position BearbeitenSchneider ist den liberalen Philosophen zuzurechnen 10 er wendet sich aber gegen den Kapitalismus und ein westlich liberale s System der Selbstsucht 11 Tilitzki spricht von anti christlicher anti burgerlicher und einer heftigen anti monarchistischen gegen Wilhelm II gerichteten Grundhaltung 12 Schneider stand zunachst der SPD nahe hielt den Kapitalismus fur das Grundubel und warf den Angelsachsen vor sie hatten in ihrem enthemmten Materialismus den Juden uberjudet 13 Die Novemberrevolution von 1918 habe mit dem burgerlichen Klassenstaat langst bruchreif es umgestossen er hoffte auf einen Sozialismus ohne Marxismus 14 Karl Marx galt ihm als Schuler Fichtes der geschlossene Handelsstaat als Produkt des Marxismus 14 Schneider postulierte dass die kulturellen Hochleistungen gerade nicht auf Rassenreinheit sondern auf Durchmischung beruhen Kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten ausserte er damit eine Auffassung die im Gegensatz zur Rassentheorie stand Tilitzki schreibt ihm zu dem Antisemitismus widerstanden zu haben aber keineswegs philosemitisch gewesen zu sein 15 Seiner Kulturgeschichte der Juden und Babylonier von 1910 fugt Schneider ein Nachwort zum modernen Judentum bei das ambivalente Wertungen gibt Juden seien als Individualatomisten parasitare Nutzniesser der burgerlich demokratischen Sozialform des Kapitalismus und Kosmopolitismus aber das moderne Judentum wegen der Immunitat gegen die christlichen Kirchen auch Bundesgenosse des Fortschritts 16 Hermann Schneider bestritt mit seinem Satz dass neue Kulturleistungen moglich bleiben wenn es zu neuen Volkermischungen kommt die Formulierungen Oswald Spenglers 17 Auch wenn Schneider damit im Widerspruch zur NS Propaganda stand so finden sich doch in seinen Schriften insbes in Erziehung zum Deutschsein antisemitische Anschauungen und die Forderung nach Aufgabe der kulturellen Identitat der Juden Schneider war ab Anfang 1933 Mitglied der NSDAP und trat zusatzlich dem NSLB bei Er unterzeichnete das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler 18 Schriften Auswahl BearbeitenUber Stillung von Leber und Nierenblutungen durch Dampf und heisse Luft Laupp Tubingen 1898 urn nbn de bvb 355 ubr10481 8 med Dissertation Universitat Heidelberg 1898 erschienen in Beitrage zur klinischen Chirurgie Bd 21 H 3 S 805 ff Die Stellung Gassendis zu Deskartes Waisenhaus Halle a S 1904 phil Dissertation Universitat Leipzig 1904 Das kausale Denken in deutschen Quellen zur Geschichte und Literatur des 10 11 und 12 Jahrhunderts Gotha 1905 Kultur und Denken der Alten Agypter Leipzig 1907 Kultur und Denken der Babylonier und Juden Leipzig 1910 Religion und Philosophie Ihr Wesen und ihre Aufgaben in der Gegenwart Leipzig 1912 2 Auflage 1924 Metaphysik als exakte Wissenschaft 3 Hefte Leipzig 1919 1920 Philosophie der Geschichte Band I Geschichte der Geschichtswissenschaft Breslau 1923 Philosophie der Geschichte Band II Logik und Gesetze der Geschichte Breslau 1923 Zur Reform des Privatdozentenwesens In Akademische Nachrichten Band 5 7 1923 24 S 40 42 Erziehung zum Deutschsein Breslau 1925 Das Gesetz des Ubergangs geistiger Leistungen in die Massen In Japanisch Deutsche Zeitschrift fur Wissenschaft und Technik Band 3 1925 S 14 26 Die Kulturleistungen der Menschheit 2 Bande Leipzig 1927 1931 Grundwissenschaft Die nicht psychologische Wissenschaft von der Wissenschaft Kiel 1957 Literatur BearbeitenDer Anti Spengler Vor hundert Jahren wurde Hermann Schneider geboren In Die Welt 29 April 1974 Carsten Heinze Die Padagogik an der Universitat Leipzig in der Zeit des Nationalsozialismus 1933 1945 Bad Heilbrunn Obb 2001 Christian Tilitzki Die deutsche Universitatsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich 2 Teile Akademie Verlag Berlin 2002 ISBN 3 05 003647 8 S 109 f 381 383 434 436 u o Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hermann Schneider im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Hermann Schneider im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Hermann Schneider an der Universitat Leipzig Sommersemester 1905 bis Sommersemester 1914 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Tilitzki S 111 a b Lebenslauf In Hermann Schneider Die Stellung Gassendis zu Deskartes Waisenhaus Halle a S 1904 Dissertation Universitat Leipzig 1904 Titelseite der Dissertation in Heidelberg mit einer Schrift Uber Stillung von Leber und Nierenblutungen durch Dampf und heisse Luft Katalogkarte zur Dissertation Dissertationenkatalog der Universitatsbibliothek Basel abgerufen am 12 April 2016 Rudolph F Pfaff Die Unterschiede zwischen der Naturphilosophie Descartes und derjenigen Gassendis und der Gegensatz beider Philosophen ueberhaupt Ayer Publishing 1964 S 2 Hermann Schneider im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Publikation Goethes naturphilosophische Leitgedanken Eine Einfuhrung in die naturwissenschaftlichen Werke Gose amp Tetzlaff Berlin o J 1905 25 Seiten Tilitzki S 111 f und 382 f Tilitzki S 850 Tilitzki S 72 n Tilitzki S 382 Tilitzki S 112 So Tilitzki S 30 mit Bezug auf Schneider 1925 S 107 109 a b Tilitzki S 381 Tilitzki S 434 Tilitzki S 436 vgl Lit 1974 Norbert Kapferer Die Nazifizierung der Philosophie an der Universitat Breslau 1933 1945 Lit Munster 2001 S 54 Normdaten Person GND 116829028 lobid OGND AKS LCCN no92022490 VIAF 2515702 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schneider HermannALTERNATIVNAMEN Schneider Hermann Louis Heinrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Psychiater Philosoph und PadagogeGEBURTSDATUM 29 April 1874GEBURTSORT PforzheimSTERBEDATUM 26 Oktober 1953STERBEORT Delmenhorst Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Schneider Philosoph amp oldid 236463084