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Hermann Kummler 27 Juni 1863 in Aarau 5 Februar 1949 ebenda war ein Schweizer Kaufmann Industrieller Erfinder und Wegbereiter im Leitungsbau wahrend der Elektrifizierung der Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Jugend 2 Kaufmann in Brasilien 3 Schweiz 3 1 Einstieg ins Elektrizitatsgeschaft 3 2 Elektrifikation und Expandierung 3 2 1 Rhatische Bahn RhB 3 2 2 Schweizerische Bundesbahnen SBB 4 Werke 5 Literatur 6 WeblinksJugend BearbeitenHermann Kummlers Vater war Paul Casimir Emil Kummler aus Munchenstein Kanton Basel Landschaft der ein Handelsgeschaft besass Seine Mutter war Auguste Frey aus Aarau die Nichte des Schweizer Bundesrates Friedrich Frey Herose Als sein Vater 1866 im brasilianischen Muritiba starb wurde das Geschaft von Hermann Kummlers Onkel und Vormund Conrad Cramer Frey einem Schweizer Nationalrat ubernommen Hermann Kummler verbrachte seine Schulzeit in Aarau und absolvierte ab 1881 eine Banklehre bei der Aargauischen Creditanstalt 1884 siedelte er nach Marseille uber wo er im Importgeschaft mit franzosischen Kolonien tatig war Dabei verbesserte er seine Franzosischkenntnisse und lernte Arabisch Weil sein Vorgesetzter im Sommer wegen der damals herrschenden Cholera Epidemie die Stadt verliess stieg Kummler zum Prokuristen auf wobei er sehr erfolgreich war und Gewinn und Umsatz erhohte 1885 kehrte er in die Schweiz zuruck und verbrachte anschliessend einen Aufenthalt in London um sein Englisch zu verbessern Mitte 1886 bis 1887 arbeitete er in der Buchhaltung der Schweizerischen Lagerhauser Kaufmann in Brasilien Bearbeiten1887 entschied sich Kummler dann fur die Reise nach Brasilien und den Einstieg in das Geschaft seines ehemaligen Vormundes und somit gegen eine Stellung bei der Aargauischen Bank sowie gegen einen Zusammenarbeitsvertrag mit seinem Vetter Robert Frey dem Chocolatier Er reiste 1888 von Bordeaux nach Recife wo er sich laut eigenen Angaben schnell begeistert zeigte uber die reichhaltigen Geschaftsaktivitaten Rohstoffe sowie Fauna und Flora der Gegend In diesem Jahr erlebte Kummler die Aufhebung der Sklaverei 1889 die Revolution und Abdankung des Kaisers Dom Pedro II Die Folge waren Stabilitatsverlust Inflation und hohe Steuerlasten Schweiz BearbeitenAls er 1891 zur Erholung nach einer schweren Krankheit auf einer Ferienreise in die Schweiz fuhr wurde ihm in Aarau eine Partnerschaft im Brasiliengeschaft angeboten Kummler hielt eine grundlegende Reorganisation fur notwendig von der ausgerechnet die jungeren Partner nichts wissen wollten Kummler sollte in der Folge recht behalten Schliesslich riet sein Arzt dringend von einer Ruckkehr in die Tropen ab worauf er in Aarau verblieb Einstieg ins Elektrizitatsgeschaft Bearbeiten 1892 trat Hermann Kummler als Teilhaber in Hermann Baurlins Elektrofirma in Aarau ein die sich fortan Elektricitatswerk Aarau Baurlin amp Kummler nannte Die damalige Bilanz belief sich auf 39 000 Franken Am 28 April 1892 bekamen sie von der Stadt Aarau eine Konzession fur einen Versuchsbetrieb der die durch eigene Krafterzeugung vorhandene Elektrizitat von 12 PS in Form von elektrischem Licht an Private abgeben und zu diesem Zweck elektrische Leitungen uber offentliches Eigentum fuhren wollte Am 5 August 1882 wurde ihnen auch in Brugg eine Konzession erteilt 1894 trennte sich Kummler von Hermann Baurlin Baurlin fuhrte seine alten Betriebsteile allein weiter die neuentwickelten Teile fuhrte Kummler unter dem Namen H Kummler amp Co weiter Das Unternehmen Baurlins fristete in der Folge einige Jahre ein wechselhaftes Dasein und ging schliesslich in der Firma Sprecher amp Schuh auf Kummlers Firma hatte inzwischen durch Akquisitionen auch in der Hotelbranche Fuss gefasst produzierte und installierte erfolgreich Klingelanlagen und Telefonanlagen Linienwahl und Kontrollanlagen waren Kummlers Spezialitat daneben wurden Heiz und Kochanlagen ausprobiert Im Jahre 1896 vergrosserte er seinen Betrieb infolge des florierenden Leitungs und Apparatebaus und zog an die Bleichmatt in Aarau wo ein grosses Areal zu 20 Rappen je Quadratmeter gekauft werden konnte Dort konnten neben der Produktion eigene Stallungen und ein Fuhrbetrieb eingerichtet werden Die alte Werkstatt am Farbergasschen wurde veraussert Im selben Jahr machte Hermann Kummler Bekanntschaft mit Emil Rathenau und Dr Walther Rathenau Elektrifikation und Expandierung Bearbeiten Kummlers Unternehmen hatte die erste Hochspannungs Verteilanlage von Ruppoldingen aus nach Olten Schonenwerd und Gosgen nach Erlinsbach Zofingen Kolliken Uerkheim uber Safenwil und nach Rothrist eingerichtet Das Hauptnetz hatte eine Streckenlange von 65 Kilometern mit 335 Kilometern Kupferdraht die 85 Tonnen wogen Am 15 November 1896 floss der erste Strom nach Olten Im Jahr 1897 heiratete er Elsa Sauerlander zwei Jahre danach expandierte er in die Zentralschweiz 1901 nach Zurich 1899 war er Teilnehmer von Normierungsverhandlungen in Berlin speziell fur Sicherungen wo er auch Carl Friedrich Benz kennenlernte Er baute dann Leitungen unter anderem fur Siemens amp Halske im Hochspannungs und Sekundarbereich Bereits um 1900 floss Strom aus verschiedenen Werken am Rhein in Kummlers Elektrizitatsnetze Als Grundungsteilhaber der Schweizerischen Automobilgesellschaft Aarau investierte Hermann Kummler ab 1900 in Versuche mit elektrischen Autobussen Er stieg mit einem Kapital von 100 000 Franken ein musste das Projekt aber 1906 aufgeben und liquidieren 1906 wurde Kummler erster staatlicher Oberexperte fur die Prufung von Automobilen und Motorvelos und deren Fuhrens In dieser Funktion leitete er Ausbildungskurse fur die Polizei zur Geschwindigkeitskontrolle die wegen zunehmender Raserei notwendig geworden sei 1920 gab Kummler diese Expertenfunktion wegen Arbeitsuberlastung auf 1903 schied Kommanditar Emil Wassmer Kummlers Schwager aus der Firma aus Gleichzeitig stieg Edwin Matter aus Kolliken als voller Partner in das Geschaft ein und ubernahm die kaufmannische Leitung so dass sich Kummler auf das Technische konzentrieren konnte Die Firma hiess fortan Kummler amp Matter Im Jahr 1906 bekam die Firma einen Auftrag fur eine Hochspannungsleitung von Borgomanero nach Novara in Italien ausserdem grossere Leitungsbauprojekte in Madulain und Wohlen Im selben Jahr grundete er die Elektra Domleschg fur den Bau des Kraftwerks in Trin Graubunden Seine Firma baute das Netz bis Flasch Neben mehreren Unternehmungen wie Elcalor fur Elektro Kuchengerate konzentrierte sich Hermann Kummler mit Kummler amp Matter in der Folge auf den Leitungsbau als wesentlichen Geschaftsbereich Er meldete zahlreiche Patente an vor allem im Bereich der Elektrotechnik Seine Firma elektrifizierte unter anderem die Simplonlinie einen Grossteil der Rhatischen Bahn sowie zahlreiche weitere Bahnstrecken weltweit Zwischen 1909 und 1910 stieg Kummler amp Matter mit der Grundung einer Filiale in Stuttgart in den deutschen Leitungsbau ein Unter anderem wurde die Insel Rugen durch seine Firma elektrifiziert Rhatische Bahn RhB Bearbeiten 1910 hatte der Verwaltungsrat der Rhatischen Bahn beschlossen die neu gebaute Linie von Bever nach Scuol als Versuchsbetrieb zu elektrifizieren gleichzeitig mit den bestehenden Strecken nach Samedan St Moritz und Pontresina 1918 19 folgten die Strecken Bever Filisur Thusis 1920 21 Thusis Chur Landquart und 1921 22 Reichenau Disentis Auf der Strecke Thusis Bever waren 16 km Tunnelstrecken mit Fahrdraht zu versehen der Albulatunnel mit 5865 m Lange eingeschlossen Die Nachspannung der Fahrdrahte erfolgte nach RhB Patent durch frei hangende Gewichte im Abstand von 750 m Temperaturschwankungen und dadurch bedingte Veranderungen der Fahrdrahte konnten so selbstregulierend ausgeglichen werden Die Speiseleitungen wurden so in die Fahrleitung eingefuhrt dass jeder Abschnitt der Strecke zwischen den Stationen als Block ein oder ausgeschaltet werden konnte was sich im Fall umgesturzter Baume oder sonstiger Reparaturarbeiten flexibel handhaben liess Kummler benutzte zur Inspektion der Arbeiten talwarts fahrend eine Handdraisine Von ca 19 Mio Franken Gesamtkosten der Elektrifikation entfielen ca 12 Mio auf den Leitungsbau dazu 5 3 Mio fur die Anschaffung von elf Elektroloks geliefert von Brown Boveri amp Cie BBC Baden und Schweizerische Lokomotiv und Maschinenfabrik SLM Winterthur Schweizerische Bundesbahnen SBB Bearbeiten Nach grossem Zogern kamen die Elektrifikationsbestrebungen der SBB 1922 mit dem Eintritt von Kreisdirektor Schrafl in eine dynamische Beschleunigung u a wurde 1923 ein Beschleunigungskredit von 60 Mio Franken durch das Parlament bewilligt der die Fertigstellung des Netzes bis 1928 statt erst 1933 ermoglichte Kummler amp Matter baute die Fahrleitungen Arth Goldau Zug Lausanne Sion Bahnhof Thun Aarau Brugg Bahnhof Olten Olten Aarburg Bahnhof Bern Daillens Yverdon Langenthal Burgdorf La Conversion Grandvaux Solothurn Grenchen Bahnhof Chur und Teile der Strecke Zurich Luzern Dazu kamen verschiedene Kraftubertragungsleitungen Bis ins Jahr 1926 hatte Kummler amp Matter 445 Kilometer Fahrleitung fur die SBB gezogen von insgesamt 900 Kilometern Fahrleitung in der gesamten Schweiz dazu 5 500 Kilometer Hochspannungsleitungen in der Schweiz und 11 800 Kilometer im Ausland Hinzu kamen zahlreiche Schwachstrom und Niederspannungs Verteilnetze mit 30 000 Masten 800 Tonnen Kupferdraht sowie zirka 6 000 Kilometer weitere erdverlegte Kabelstrange Hermann Kummler starb am 5 Februar 1949 in Aarau Werke BearbeitenAls Kaufmann in Pernambuco 1888 1891 ein Reisebericht mit Bildern aus Brasilien Zurich Chronos 2001 ISBN 3 0340 0522 9Literatur BearbeitenSarah Brian Scherer Kummler Hermann In Historisches Lexikon der Schweiz Beat Kleiner Hermann Kummler Sauerlander 1863 1949 Ein Leben fur den Leitungsbau und fur die Bahnen Verein fur wirtschaftshistorische Studien Zurich 3 erweiterte Auflage 2009 ISBN 978 3 909059 36 2 Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik Band 71 Beat Kleiner Schweizerische Automobil Gesellschaft Aarau 1900 01 In Aarauer Neujahrsblatter 78 2004 S 8 16 Auch als Sonderdruck u a Baden Ortsburgergemeinde Aarau 2003 Beat Kleiner Gleislose Tramverbindung Weggis Brunnen Vermutlich erstes konzessionsreifes schweizerisches Projekt einer offentlichen Trolleybuslinie von 1900 1902 In Tram Illustrierte Fachzeitschrift fur den offentlichen Personenverkehr in der Schweiz No 78 06 08 2004 Beat Kleiner 100 Jahre Simplontunnel 1906 2006 Das grosse Wagnis Elektrifikation In Schweizer Eisenbahn Revue 5 2006 S 259 267 Beat Kleiner Erste Gittermastenleitung der Schweiz In Bulletin SEV VSE 98 2007 Nr 20 S 17 19 Digitalisat in E Periodica Beat Kleiner Ein Schweizer Elektrizitatspionier in Deutschland Ursprung der GAH Heidelberg Hermann Kummler Sauerlander Sonderpublikation Reihe Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik Zurich 2008 ISBN 978 3 909059 41 6 Beat Kleiner Aufbruch ins Elektrizitatszeitalter Hermann Kummler und das Kraftwerk Ruppoldingen Elektrizitatswerk Olten Aarburg In Bulletin SEV VSE 99 2008 Nr 20 S 17 20 Digitalisat in E Periodica Beat Kleiner Simplontunnel 1906 Wagnis Elektrifikation Hermann Kummlers Leitungsbau Sonderpublikation Reihe Schweizer Pioniere der Wirtschaft und Technik Zurich 2010 ISBN 978 3 909059 47 8 Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Hermann Kummler im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur von und uber Hermann Kummler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bilder von Hermann Kummlers Leben und WerkNormdaten Person GND 120873958 lobid OGND AKS LCCN n99043263 VIAF 7694793 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kummler HermannALTERNATIVNAMEN Kummler Sauerlander HermannKURZBESCHREIBUNG Schweizer Kaufmann Industrieller und ErfinderGEBURTSDATUM 27 Juni 1863GEBURTSORT AarauSTERBEDATUM 5 Februar 1949STERBEORT Aarau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Kummler amp oldid 230504264