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Hermann Alois Boehm 27 Oktober 1884 in Furth 7 Juni 1962 in Giessen war ein deutscher Arzt Professor fur Rassenhygiene und fur die NSDAP als vielfach aktiver hochrangiger SA Sanitats Gruppenfuhrer tatig Er forschte und publizierte zur Rassenlehre unter dem Begriff Rassenpflege heute Eugenik Hermann Boehm bei den Nurnberger Prozessen 1947 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Studium Weltkrieg und Beruf 1884 1919 1 2 Beteiligung am Nationalsozialismus 1920 1932 1 3 Als Rassenlehrer in der Zeit des Nationalsozialismus aktiv 1933 1945 1 4 Nachkriegszeit und Bundesrepublik 1946 1962 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStudium Weltkrieg und Beruf 1884 1919 Bearbeiten Boehm Sohn des praktizierenden Arztes Ludwig Boehm und dessen Ehefrau Anna geborene Goebel absolvierte nach dem Abitur 1903 am humanistischen Wilhelmsgymnasium Munchen 1 ein Studium der Medizin an der Universitat Munchen Dort legte Boehm 1909 das zweite Staatsexamen ab und erhielt 1910 die Approbation 2 Boehm promovierte 1911 an der Universitat Munchen zum Dr med 3 mit dem Dissertationstitel Uber einen Fall von akuter hamorrhagischer disseminierter Myelitis im Anschluss an einen paranephritischen Abscess Ab 1911 war Boehm als pathologischer Anatom tatig 4 Boehm nahm wahrscheinlich am Ersten Weltkrieg teil Seit 1919 war Boehm verheiratet 4 Beteiligung am Nationalsozialismus 1920 1932 Bearbeiten Von 1920 bis 1921 gehorte Boehm dem Alldeutschen Verband an und war von 1923 bis 1926 auch Mitglied im Deutsch Volkischen Offiziersbund Zudem engagierte er sich im Volkischen Rechtsblock Boehm trat Anfang Juli 1923 erstmals in die NSDAP ein 3 Im November 1923 nahm er am Hitlerputsch in Munchen teil wofur er spater mit dem Blutorden ausgezeichnet wurde 3 Boehm wurde auch Trager des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP Nach der Neugrundung der infolge des gescheiterten Putsches von 1923 zeitweise verbotenen NSDAP im Fruhjahr 1925 trat Boehm ihr zum 24 Marz 1925 wieder bei Mitgliedsnummer 120 5 6 Zudem war Bohm ab 1931 Mitglied der SA 2 in der er dem Stab der Obersten SA Fuhrung angehorte 3 Bohm stieg 1942 innerhalb der SA bis zum SA Sanitats Gruppenfuhrer auf was einem Generaloberstabsarzt im Heer entspricht 7 Von 1931 bis 1933 war Boehm Referent fur Rassenhygiene im Nationalsozialistischen Deutschen Arztebund NSDAB 7 Als Rassenlehrer in der Zeit des Nationalsozialismus aktiv 1933 1945 Bearbeiten Von Juni 1933 bis Juli 1934 leitete Bohm die Abteilung Rassenhygiene im Reichsausschuss fur den Volksgesundheitsdienst 8 Bohm wurde im November 1934 Honorarprofessor fur Rassenpflege an der Universitat Leipzig Ab Anfang August 1934 leitete Boehm als Vorstand das Pathologische Institut am Rudolf Hess Krankenhaus in Dresden 3 an dem nationalsozialistische Arzte ausgebildet wurden und sich das Mutterhaus der Braunen Schwestern befand 7 Des Weiteren war er Stadtobermedizinalrat und ab Herbst 1934 am Erbgesundheitsobergericht in Dresden tatig 3 Im Gau Sachsen sass Boehm zudem von 1934 bis 1937 dem Disziplinargericht des NSDAB vor 9 Von Marz 1937 bis 1939 schulte Boehm auf Weisung der Reichsarztekammer Mediziner im Bereich Erb und Rassenpflege an dem von ihm bis 1942 geleiteten Erbbiologischen Forschungsinstitut der Fuhrerschule der Deutschen Arzteschaft in Alt Rehse 10 8 Ab 1938 war Boehm zusatzlich Honorarprofessor an der Universitat Rostock 7 Durch den Reichsgesundheitsfuhrer Leonardo Conti wurde Boehm mitgeteilt dass die Fuhrerschule der Deutschen Arzteschaft auf Dauer keine Zukunft habe Die geplante Ubernahme einer ordentlichen Professur fur Boehm an der Universitat Rostock kam nicht zustande 8 so dass Boehm schliesslich zum 1 Januar 1943 an die Universitat Giessen wechselte wo er ordentlicher Professor fur Rassenhygiene und Direktor des dortigen Instituts fur Erb und Rassenpflege wurde Diese Funktionen bekleidete Boehm bis zu seiner Entlassung nach Ende des Zweiten Weltkrieges durch die amerikanische Militarregierung 3 Boehm publizierte mehrere Artikel in Fachzeitschriften Im Marz 1934 referierte er in der Zeitschrift fur arztliche Fortbildung uber die Grundzuge der Vererbungslehre und einige Monate spater im Schulungsbrief uber die Volkspflege Etliche Artikel verfasste Boehm fur den Volkischen Willen 2 Ab 1939 war Boehm einer der Herausgeber der Zeitschrift Der Biologe die zuvor durch das Deutsche Ahnenerbe herausgegeben wurde 7 Wahrend des Zweiten Weltkrieges widmete sich Boehm weiter dem Themengebiet Rassenhygiene und referierte vor Arzten u a zu den Themen Allgemeine Vererbungslehre Nationalsozialistischer Rassegedanke und die Vererbung sowie Vererbung und Gebiss Zudem war Boehm als Einzelgutachter fur die Erstellung erbbiologischer Abstammungsgutachten tatig 10 2 Nachkriegszeit und Bundesrepublik 1946 1962 Bearbeiten 1946 wurde Boehms Schrift Darf ich meine Base heiraten in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt 11 Im Januar Februar 1947 wurde Boehm im Rahmen der Ermittlungen zum Nurnberger Arzteprozess vernommen 12 Boehm betrieb nach Kriegsende eine arztliche Privatpraxis in Giessen 7 In den 1950er Jahren wurden Boehms Pensionsanspruche aus der Giessener Professur durch das hessische Landespersonalamt und den Minister fur politische Befreiung abgelehnt die damit Boehms Berufung auf den Lehrstuhl nachtraglich fur ungultig erklarten die Berufung sei nicht fachlich begrundet gewesen sondern nur durch seine enge Bindung an den Nationalsozialismus zustande gekommen Die Giessener Fakultatsmitglieder verteidigten daraufhin die Rechtmassigkeit der Berufung an der sie schliesslich selbst mitgewirkt hatten und erreichten die Emeritierung Boehms als Professor fur Humangenetik mit vollen Pensionsbezugen 13 Schriften BearbeitenUeber einen Fall von akuter haemorrhagischer disseminierter Myelitis im Anschluss an einen paranephritischen Abszess Dissertation Munchen 1911 Erbkunde Berlin 1936 Grundlagen der Erb und Rassenpflege Berlin 1936 Als Hrsg Erbgesundheit Volksgesundheit Das Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses in Grundsatz und Anwendung Eine Einfuhrung fur Aerzte Berlin 1939 Kommentar zum genannten Gesetz Literatur BearbeitenMichael Buddrus Sigrid Fritzlar Die Professoren der Universitat Rostock im Dritten Reich Ein biographisches Lexikon Saur Munchen 2007 ISBN 978 3 598 11775 6 S 71 f Hans Christian Harten Uwe Neirich und Matthias Schwerendt Rassenhygiene als Erziehungsideologie des Dritten Reichs bio bibliographisches Handbuch Akademie Verlag Berlin 2006 ISBN 3 05 004094 7 Thomas Maibaum Die Fuhrerschule der deutschen Arzteschaft Alt Rehse Universitat Hamburg Hamburg 2007 Dissertationsschrift pdf Benoit Massin Anthropologie und Humangenetik im Nationalsozialismus oder Wie schreiben deutsche Wissenschaftler ihre eigene Wissenschaftsgeschichte In Heidrun Kaupen Haas und Christian Saller Herausgeber Wissenschaftlicher Rassismus Analysen einer Kontinuitat in den Human und Naturwissenschaften Campus Verlag Frankfurt am Main 1999 S 12 64 ISBN 3 593 36228 7 Robert N Proctor Racial Hygiene Medicine Under the Nazis Harvard University Press Cambridge MA 4 Auflage 2000 ISBN 0 674 74578 7 Matthias Schwager Die Versuche zur Etablierung der Rassenhygiene an der Leipziger Universitat wahrend des Nationalsozialismus unter besonderer Berucksichtigung des Lebens und Wirkens von Hermann Alois Boehm Universitat Leipzig Leipzig 1993 Dissertationsschrift Weblinks BearbeitenDokumente zu Hermann Boehm aus dem Arzteprozess beim Nuremberg Trials Project an der Harvard Law School Fuhrerschule der deutschen Arzteschaft in Alt Rehse Hermann Boehm Eugeniker im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Eintrag zu Hermann Boehm im Catalogus Professorum RostochiensiumVorlage CPR Wartung unnotige Verwendung von Parameter 2Einzelnachweise Bearbeiten Jahresbericht vom K Wilhelms Gymnasium zu Munchen ZDB ID 12448436 1902 03 a b c d Thomas Maibaum Die Fuhrerschule der deutschen Arzteschaft Alt Rehse Universitat Hamburg Hamburg 2007 S 148ff a b c d e f g Hans Christian Harten Uwe Neirich Matthias Schwerendt Rassenhygiene als Erziehungsideologie des Dritten Reichs Bio bibliographisches Handbuch Berlin 2006 S 351 a b Hermann Boehm Eugeniker im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 3490414 Klaus Dorner Angelika Ebbinghaus Karsten Linne Hrsg Der Nurnberger Arzteprozess 1946 47 Wortprotokolle Anklage und Verteidigungsmaterial Quellen zum Umfeld Erschliessungsband zur Mikrofiche Edition Saur Munchen 2000 ISBN 3 598 32028 0 S 81 a b c d e f Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Fischer Frankfurt am Main 2007 Eintrag zu Boehm Hermann ISBN 978 3 596 16048 8 Aktualisierte 2 Auflage a b c J Zapnik Fuhrerschule der deutschen Arzteschaft in Alt Rehse Caris Petra Heidel Schauplatz Sachsen Vom Propagandazentrum fur Rassenhygiene zur Hochburg der Kranken Euthanasie In Todliche Medizin im Nationalsozialismus von der Rassenhygiene zum Massenmord Bohlau Verlag Koln Weimar 2008 ISBN 3 412 23206 8 S 127f a b Thomas Maibaum Die Fuhrerschule der deutschen Arzteschaft Alt Rehse Universitat Hamburg Hamburg 2007 S 125 Buchstabe B In Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Liste der auszusondernden Literatur Zentralverlag Berlin 1946 Buchstabe B Aussagen von Hermann Boehm aus dem Arzteprozess beim Nuremberg Trials Project an der Harvard Law School Sigrid Oehler Klein auf der Tagung Die universitare Medizin nach 1945 Institutionelle und individuelle Strategien im Umgang mit der Vergangenheit Tagungsbericht von Anne Cottebrune 5 7 Oktober 2005 Giessen Online auf H Soz Kult Abgerufen am 24 Februar 2009 Ausfuhrlicher dazu Sigrid Oehler Klein Herausgeberin Die Medizinische Fakultat der Universitat Giessen im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit Personen und Institutionen Umbruche und Kontinuitaten Steiner Stuttgart 2007 ISBN 978 3 515 09043 8 Normdaten Person GND 118020897 lobid OGND AKS VIAF 52475949 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boehm HermannALTERNATIVNAMEN Boehm Hermann Alois vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt Professor fur Rassenhygiene GEBURTSDATUM 27 Oktober 1884GEBURTSORT FurthSTERBEDATUM 7 Juni 1962STERBEORT Giessen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Boehm Eugeniker amp oldid 238886554