www.wikidata.de-de.nina.az
Wilhelm Paul Stierlin 12 Marz 1926 in Mannheim 9 September 2021 1 2 war ein deutscher Psychiater Psychoanalytiker und Systemischer Familientherapeut Er war von 1974 bis 1991 der arztliche Direktor und Lehrstuhlinhaber der Abteilung fur Psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie an der Medizinischen Fakultat der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg 3 Helm Stierlin 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Familie 1 2 Jugend und Zweiter Weltkrieg 1 3 Studium der Medizin und Philosophie 1 3 1 Die medizinische Fakultat nach 1945 erster Lehrstuhl fur Psychosomatische Medizin 1 4 Forschungsjahre in Amerika 1 5 Ruf an die Ruprecht Karls Universitat Heidelberg 2 Wirken 3 Auszeichnungen 4 Schriften 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Familie Bearbeiten Helm Stierlin wurde als altester von drei Sohnen des Bruckenbauingenieurs und Regierungsbaumeisters 4 Paul Stierlin 1890 in Stuttgart 1 April 1945 in Mannheim und seiner Ehefrau Elsbeth Sophie geb Schoningh 1905 in Meppen 1995 in Neckarhausen geboren Seine Grosseltern vaterlicherseits waren Wilhelm Stierlin Koniglich Wurttembergischer Eisenbahndirektor 1853 1906 Nobilitierung durch Verleihung des Hausordens der Wurttembergischen Krone und seine Ehefrau Anna Stierlin geborene Bilfinger 1856 1928 aus der uber Generationen in Wurttemberg ansassigen Familie Bilfinger stammend Johann Wendelin Bilfinger Dekan in Cannstatt spater evangelischer Abt ist ein Ahnherr von Helm Stierlin und der Vater des Georg Bernhard Bilfinger Stierlins Grosseltern mutterlicherseits waren der Gutsbesitzer Eduard Schoningh 1874 in Meppen 1957 in Meppen und dessen Ehefrau Hanna Vullers 1874 auf Haus Delecke 1907 in Meppen Helm Stierlin war mit der promovierten Schweizer Psychologin und Familientherapeutin Satuila Stierlin verheiratet Der Ehe entstammen zwei Tochter 5 Stierlin starb im September 2021 im Alter von 95 Jahren Jugend und Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Durch den vaterlichen Beruf bedingt zog die Familie Stierlin mehrmals um Helm Stierlin wuchs in Mannheim Grosswallstadt Neckarsteinach und von 1935 bis 1945 in Stettin heran Er nahm als junger Soldat am Zweiten Weltkrieg teil Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 7 Mai 1945 gelang es dem 19 Jahrigen uber Prag die Heimat zu erreichen ohne in Gefangenschaft zu geraten Sein jungerer Bruder Gerhard fiel als Flakhelfer im Alter von 17 Jahren Der nationalsozialistisch orientierte Vater der drei Stierlin Bruder nahm sich in den letzten Kriegstagen das Leben 6 Studium der Medizin und Philosophie Bearbeiten Als die Universitaten im Jahre 1945 wieder ihre Pforten offneten immatrikulierte sich Helm Stierlin nach Absolvierung eines Notabiturs an der Universitat Heidelberg fur das Studium der Medizin Parallel zu den medizinischen Pflichtvorlesungen und Seminaren besuchte Stierlin so oft es ihm gelang die philosophischen Vorlesungen von Karl Jaspers was ihm hin und wieder einen Spagat abverlangte da die Vorlesungsorte der medizinischen Fakultat und der philosophischen Fakultat entfernt voneinander aber die Pflichtvorlesungen und die ihn interessierenden wahlweise belegten Vorlesungen bei Karl Jaspers in Philosophie in ihrem Zeitplan sehr eng beieinander lagen Neben Jaspers Denkansatzen blieben die Hegelsche Denkschule fur Stierlin ein lebenslanges Paradigma Die medizinische Fakultat nach 1945 erster Lehrstuhl fur Psychosomatische Medizin Bearbeiten nbsp Psychosomatische Klinik in Heidelberg BergheimNeben noch nicht aufgearbeiteten Entgleisungen der ethischen Haltung und medizinischen Handlungsweisen einiger Ordinarien an den medizinischen Fakultaten der Universitaten Deutschlands wahrend der Zeit des Nationalsozialismus gab es nach 1945 in Heidelberg viele positive Forschungsansatze und neue interdisziplinare Bande und Verknupfungen die insbesondere durch die wissenschaftlichen Denkansatze und die Forschungsarbeiten von Viktor von Weizsacker und Alexander Mitscherlich auf den Weg gebracht worden waren So wurde an der Universitat Heidelberg 1950 ein Lehrstuhl fur Psychosomatische Medizin eingerichtet dessen erster Inhaber Viktor von Weizsacker wurde Mitscherlich der am Zustandekommen wesentlich beteiligt war verliess 1960 Heidelberg und ging nach Frankfurt am Main wo er der erste Direktor nach dem Krieg am wieder gegrundeten Sigmund Freud Institut wurde Stierlin promovierte 1950 in Philosophie bei Karl Jaspers an der Universitat Heidelberg mit einer Dissertation zu Der Begriff der Verantwortung Versuch einer Erorterung der pragmatischen Wissenschaftsethik John Deweys in Gegenuberstellung der Ethik Kants unter Berucksichtigung von Max Webers Wissenschaftsbegriff Berichterstatter war Kurt Rossmann Mitberichterstatter war Hans Georg Gadamer Funf Jahre spater promovierte Stierlin in Medizin bei Kurt Kolle und Gustav Bodechtel an der Medizinischen Fakultat der Ludwig Maximilians Universitat Munchen mit einer Dissertation zum Thema Der gewalttatige Patient Eine Untersuchung uber die von Geisteskranken an Arzten und Pflegepersonen verubten Angriffe Forschungsjahre in Amerika Bearbeiten 1957 ging Helm Stierlin in die Vereinigten Staaten Hier arbeitete und forschte er insbesondere uber die Psychopathologie der Schizophrenie psychotische und psychosomatische Erkrankungen den Ablosungsprozess in der Adoleszenz und die jungsten therapeutischen Erfahrungen in der Familientherapie mit den erweiternden therapeutischen Konzepten im Rahmen systemtheoretischer Denkansatze Stierlin unterbrach seinen Amerikaaufenthalt fur ein Jahr von 1963 bis 1964 um einer Weiterbildung am Sanatorium Bellevue in Kreuzlingen nachzukommen Danach leitete er von 1965 bis 1973 die Abteilung fur Familientherapie am National Institute of Mental Health in Bethesda Maryland Wahrend seiner Jahre in Amerika wurde er zu Gastdozenturen und Gastprofessuren an verschiedene amerikanische Universitaten eingeladen Er folgte auch den Einladungen zu Gastvorlesungen und Vortragen nach Neuseeland und Australien Stierlin lernte wahrend seiner Zeit in den USA die wichtigsten Pioniere auf dem Forschungsgebiet der Familientherapie kennen darunter Gregory Bateson Milton H Erickson Jay Haley Margaret Mead Salvador Minuchin Virginia Satir und John Weakland Ruf an die Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Bearbeiten Helm Stierlin erhielt 1974 einen Ruf nach Heidelberg auf den neu eingerichteten Lehrstuhl Abteilung fur Psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie Diesen Lehrstuhl bekleidete er bis zu seiner Emeritierung 1991 Stierlin machte seine Studentenschaft mit den interdisziplinaren Diskursen und Forschungsergebnissen auf dem Gebiet der Atiologie und Pathogenese schizophrener Erkrankungen vertraut Hierzu zahlen die Arbeiten von Gregory Bateson Wilfred Bion Murray Bowen Hilde Bruch Noam Chomsky Albert Ellis George L Engel Erik H Erikson Milton H Erickson Sandor Ferenczi Frieda Fromm Reichmann Stanislav Grof Ronald Grossarth Maticek Jay Haley Heinz Hartmann Barbel Inhelder Don D Jackson Edith Jacobson Otto Kernberg Melanie Klein Ronald D Laing Alexander Mitscherlich Harry Stack Sullivan Norbert Wiener und Lyman Wynne Stierlin gelang es interdisziplinare Fortbildungskongresse in Heidelberg zu organisieren zu denen Mediziner Psychologen Neurobiologen Molekularbiologen Soziologen Kybernetiker Informatiker Kommunikationswissenschaftler Linguisten und weitere interdisziplinar forschende Wissenschaftler kamen um sich gemeinsam mit ihren Kollegen und der Studentenschaft durch Vortrage und in Seminaren auszutauschen Neben vielen anderen Wissenschaftlern waren als Lehrende zu Gast in Heidelberg Fritjof Capra Heinz von Foerster Ernst von Glasersfeld Niklas Luhmann Francisco Varela Paul Watzlawick und Joseph Weizenbaum Neben der Abteilung Psychosomatik hier war Walter Brautigam 7 auf den vakanten Lehrstuhl Viktor von Weizsackers berufen worden und lehrte bis zu seiner Emeritierung 1986 entstand auch eine Abteilung fur Psychotherapie und Medizinische Psychologie Dieser Lehrstuhl wurde bis 1990 von Hermann Lang bekleidet Von 1991 bis 2013 als Arztlichem Direktor des Instituts fur Medizinische Psychologie und Ordinarius fur Psychotherapie und Medizinische Psychologie war Rolf Verres Lehrstuhlinhaber Nach Stierlins Emeritierung wurde die Ausrichtung seiner Abteilung verandert sie erhielt jetzt die Bezeichnung Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie die kommissarische Vertretung hatte Gerd Rudolf 8 bis 1998 Anschliessend war Manfred Cierpka bis 2015 Lehrstuhlinhaber Wirken BearbeitenStierlin war Mitgrunder der Zeitschrift Familiendynamik und bis 1995 deren Herausgeber Er war Autor und Koautor wissenschaftlicher Schriften und Bucher die in zwolf Sprachen ubersetzt wurden Stierlin trug wesentlich zur Etablierung und Weiterentwicklung der systemischen Therapie in Deutschland bei Stierlin war auch Mitbegrunder des Systemischen Familientherapie Studiums im Psychotherapeutischen Institut Bergerhausen Auszeichnungen Bearbeiten1985 Distinguished Professional Contribution to Family Therapy Award der American Association for Marriage and Family TherapySchriften BearbeitenDer Begriff der Verantwortung Versuch einer Erorterung der pragmatischen Wissenschaftsethik John Deweys in Gegenuberstellung mit der Ethik Kants unter Berucksichtigung von Max Webers Wissenschaftsbegriff Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorwurde der Philosophischen Fakultat der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg 1950 Der gewalttatige Patient Eine Untersuchung uber die von Geisteskranken an Arzten und Pflegepersonen verubten Angriffe Inaugural Dissertation an der Medizinischen Fakultat der Ludwig Maximilian Universitat Munchen 1955 S Karger Basel Schweiz 1956 Adolf Hitler Familienperspektiven Suhrkamp Frankfurt am Main 1975 Neuauflage 1995 ISBN 3 518 38861 4 Das Tun des Einen ist das Tun des Anderen Eine Dynamik menschlicher Beziehungen Suhrkamp Frankfurt am Main 1976 ISBN 3 518 36813 3 Delegation und Familie Beitrage zum Heidelberger familiendynamischen Konzept Suhrkamp 1982 ISBN 3 518 37331 5 Ich und die anderen Psychotherapie in einer sich wandelnden Gesellschaft Klett Cotta 1994 ISBN 3 608 91631 8 mit Ronald Grossarth Maticek Krebsrisiken Uberlebenschancen Wie Korper Seele und soziale Umwelt zusammenwirken Heidelberg 1998 ISBN 3 89670 534 2 Die Demokratisierung der Psychotherapie Bilanz eines grossen Psychotherapeuten Klett Cotta 2003 ISBN 3 608 96003 1 Ways to the heart Carl Auer Systeme Verlag Heidelberg 2005 Gerechtigkeit in nahen Beziehungen Carl Auer Verlag Heidelberg 2005 Psychoanalyse Familientherapie systemische Therapie Entwicklungslinien Schnittstellen Unterschiede Klett Cotta 2006 ISBN 3 608 94036 7 Krebsrisiken Uberlebenschancen 3 Auflage Carl Auer Verlag Heidelberg 2006 Nietzsche Holderlin und das Verruckte Haltsuche in Haltlosigkeit Christsein 100 Jahre nach Nietzsche Sinnsuche im Wandel Herausforderungen fur Psychoanalytik und Gesellschaft Eine personliche Bilanz Carl Auer Verlag Heidelberg 2010 ISBN 978 3 89670 754 3 Literatur BearbeitenHans Rudi Fischer Gunthard Weber Hrsg Individuum und System fur Helm Stierlin Suhrkamp Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 518 29049 5 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Helm Stierlin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Helm Stierlin zahlt zu den Grunder Vater Muttern der Systhemischen Familientherapie Gesprach auf BR2 zum Nachhoren 1 link nicht mehr erreichbar Michael Wirsching Helm Stierlin Biography written at time of nomination auf isps org englisch Empfang zum 85 Geburtstag von Helm Stierlin im Amerika Haus Heidelberg Universitatsklinikum Heidelberg Zentrum fur Psychosoziale Medizin Memento vom 17 Februar 2013 im Webarchiv archive today Wolf Ritscher Das Tun des Einen ist das Tun des Anderen Helm Stierlins Beitrage zur Entwicklung von Theorie und Praxis der Familientherapie Auswahl an Vortragen von Helm Stierlin im Rahmen der Lindauer Psychotherapiewochen PDF faz net Nachruf Wolf Ritscher u a Gedenken an Helm Stierlin systemagazin comEinzelnachweise Bearbeiten Nachruf von Fritz B Simon Carl Auer Verlag abgerufen am 13 September 2021 Helm Stierlin Wegbereiter der systemischen Familientherapie Zum Tod von Helm Stierlin am 9 September 2021 Dokumentation Universitat Heidelberg medizinische Fakultat Anderungsvorlage philosophische Dissertation 1950 Archiv der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg eingesehen am 20 November 2013 Belege zu Herkunft und Familie in Wolf Ritscher Meine Begegnung mit Helm Stierlin Memento vom 25 Juli 2014 im Internet Archive Satuila Stierlin Ich brannte vor Neugier Familiengeschichten bedeutender Familientherapeutinnen und Familientherapeuten Carl Auer Systeme Heidelberg 2001 ISBN 3 89670 209 2 S 200 216 Gedenken an Prof Walter Brautigam In ZPM aktuell 4 2011 S 3 Gerd Rudolf Der klinische Blick Intuition und Diagnostik Memento vom 10 August 2014 im Internet Archive Normdaten Person GND 120064294 lobid OGND AKS LCCN n79151459 VIAF 22263106 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stierlin HelmALTERNATIVNAMEN Stierlin Helm Paul Stierlin Wilhelm Paul Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutscher Psychoanalytiker Wissenschaftler und PublizistGEBURTSDATUM 12 Marz 1926GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 9 September 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helm Stierlin amp oldid 236521840