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Heinz Tiessen 10 April 1887 in Konigsberg i Pr 29 November 1971 in West Berlin war ein deutscher Komponist Dirigent und Musikpadagoge Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Tonsprache 3 Ehrungen 4 Werke 4 1 Buhnenwerke 4 2 Vokalmusik 4 3 Orchestermusik 4 4 Kammermusik 4 5 Klavier und Orgelmusik 4 6 Schriften 5 Siehe auch 6 Dokumente 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHeinz Tiessen war der Sohn eines Gerichtsassessors und verbrachte seine Kindheit in Bartenstein Auf Wunsch seines Vaters sollte er die Laufbahn eines Juristen einschlagen 1905 begann er deshalb ein Jurastudium an der Berliner Universitat wechselte aber bereits nach einem Semester zur Philosophie uber und wurde ein Bewunderer Georg Simmels Parallel dazu studierte er am Stern schen Konservatorium Komposition bei Philipp Rufer Theorie bei Wilhelm Klatte und Dirigieren bei Arno Kleffel 1913 und 1914 wurden die beiden Sinfonien Tiessens erfolgreich uraufgefuhrt Er widmete sich ab diesem Zeitpunkt nur noch der Musik Zu einem seiner wichtigsten Forderer wurde in den nachsten Jahren der von Tiessen bewunderte Richard Strauss der ihm 1917 eine Stelle als Korrepetitor an der Koniglichen Oper Berlin vermittelte Daneben wirkte Tiessen als Musikkritiker 1918 1921 war er als Theaterkapellmeister der Freien Volksbuhne ausserdem von 1920 bis 1922 als Dirigent des Akademischen Orchesters Berlin an der Universitat tatig Seit 1921 engagierte sich Tiessen in der linksintellektuellen Novembergruppe spater war er Grundungsmitglied der Internationalen Gesellschaft fur Neue Musik Auf dem Hohepunkt seines Ruhmes ernannte man ihn 1925 zum Kompositionslehrer an der Berliner Musikhochschule 1926 und 1932 wirkte er als Juror bei den Weltmusiktagen der Internationalen Gesellschaft fur Neue Musik ISCM World Music Days 1 2 Dem aufkommenden Nationalsozialismus stand Tiessen der auch mit sozialistischen Arbeiterchoren zusammenarbeitete ablehnend gegenuber Zwar konnte er auch nach 1933 seine Lehrtatigkeit bis 1945 ausuben aber seine Werke galten seit der Machtubernahme Adolf Hitlers als unerwunscht und verschwanden von den Spielplanen In diesen Jahren kam Tiessens kompositorische Arbeit beinahe zum Erliegen Tiessen war Gutachter Zensor fur die Reichsmusikprufstelle des Reichsministeriums fur Volksaufklarung und Propaganda 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Tiessen 1946 1949 das Stadtische ehemals Stern sche Konservatorium und 1949 1955 die Abteilung fur Komposition und Theorie an der Berliner Musikhochschule bevor er sich ins Privatleben zuruckzog und wieder mehr komponierte Die Produktivitat seiner fruheren Jahre konnte er aber nicht mehr erreichen Durch den Nationalsozialismus wurde die Auffuhrungstradition seiner Werke gebrochen sodass sich nur noch wenige Interpreten fur ihn einsetzten Als Heinz Tiessen 1971 nach langerer Krankheit starb war er ein beinahe vergessener Komponist Erst gegen Ende des 20 Jahrhunderts erwachte neues Interesse an seiner Musik nbsp Grabstatte von Heinz TiessenTiessen war seit 1944 in zweiter Ehe mit der Pianistin Anneliese Schier verheiratet Seine bekanntesten Schuler waren Eduard Erdmann Josef Tal Erik Bergman und Sergiu Celibidache Zeitlebens hegte der Komponist eine Passion fur den Vogelgesang insbesondere den von Amseln Er begann systematische Forschungen zum Aufbau der Gesange zu betreiben Seine Erfahrungen fasste Tiessen in dem 1953 erschienenen Buch Musik der Natur zusammen Bereits 1915 hatte er sie in seinem Septett op 20 das verschiedene Amselrufe verarbeitet praktisch umgesetzt was ihn in dieser Hinsicht zu einem Vorlaufer Olivier Messiaens machte Heinz Tiessen starb mit 84 Jahren und wurde auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin beigesetzt Tonsprache BearbeitenTiessen gilt als einer der Hauptvertreter des musikalischen Expressionismus in Deutschland Seine fruhen Werke opp 1 16 sind spatromantischer Pragung zeigen vor allem den Einfluss von Richard Strauss und wurden vom Komponisten spater als noch nicht fur seinen Stil typisch betrachtet Zur kunstlerischen Eigenstandigkeit gelangte Tiessen mit der Sinfonie Nr 2 op 17 Stirb und Werde In dieser und den darauf folgenden Werken wird zwar die Tonalitat nicht aufgegeben aber stark aufgelockert und bis zur Polytonalitat weiterentwickelt Gleichzeitig macht sich ein Streben nach linear polyphoner Stimmfuhrung bemerkbar Die in der Weimarer Republik entstandenen Kompositionen verscharfen diese Tendenzen noch und streifen gelegentlich die Atonalitat Quantitativ wird diese Schaffensphase von Buhnenmusiken dominiert in denen Tiessens Vorliebe fur markante und gestenreiche Themen zum Tragen kommt Als vielleicht bedeutendstes dieser Werke kann das Tanzdrama Salambo betrachtet werden In der Nachkriegszeit in Deutschland reagierte Tiessen nicht mehr produktiv auf die damaligen kunstlerischen Umwalzungen sondern blieb seinem Personalstil treu Tiessen hat seine kunstlerischen Ziele 1911 folgendermassen zusammengefasst Das Ziel der Kunst ist Klassizitat Aufgabe der Zukunft ist es die sich noch als Selbstzweck aufdrangenden Errungenschaften der Neuromantik fur die Gestaltung einer neuen modernen Klassizitat zu gewinnen Ehrungen Bearbeiten1953 Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland Verdienstkreuz 1 Klasse 1969 Kulturpreis der Landsmannschaft OstpreussenWerke BearbeitenBuhnenwerke Bearbeiten Schauspielmusik zu Merlin von Carl Leberecht Immermann Schauspielmusik zu Die armseligen Besenbinder von Carl Hauptmann Schauspielmusik zu Das Postamt von Rabindranath Tagore Schauspielmusik zu Antigone von Sophokles Schauspielmusik zu Masse Mensch von Ernst Toller Schauspielmusik zu Hamlet von William Shakespeare Schauspielmusik zu Cymbeline von Shakespeare Schauspielmusik zu Advent von August Strindberg Schauspielmusik zu Der Sturm von Shakespeare Schauspielmusik zu Abenteuer in Moll von Hanns Braun 1924 Salambo Tanzdrama in drei Bildern von Lucie Kieselhausen frei nach Gustave Flaubert op 34 1923 UA Duisburg 1929 Schauspielmusik zu Don Juan und Faust von Christian Dietrich Grabbe 1925 Schauspielmusik zu Musik von Carl Hauptmann 1934 Vokalmusik Bearbeiten Ein Fruhlings Mysterium Oratorium fur Chor Soli und Orchester op 36 Aufmarsch Kantate fur Chor Blasorchester und Sprecher op 40 1931 Die Amsel lyrische Rhapsodie fur Sopran und Orchester op 63 nach Max Dauthendey Lieder fur Singstimme und KlavierOrchestermusik Bearbeiten Eine Ibsenfeier op 7 Sinfonische Dichtung 1909 Sinfonie Nr 1 C Dur op 15 1911 Sinfonie Nr 2 f Moll op 17 Stirb und Werde 1912 Rondo G Dur op 21 fur Orchester Ein Liebesgesang op 25 Idyll fur Orchester Totentanz Suite op 29 fur Violine und Orchester 1921 Hamlet Suite op 30 1921 nach der Musik zu Hamlet Musik fur Streichorchester op 32a Vorspiel zu einem Revolutionsdrama op 33 1926 nach der Musik zu Masse Mensch Salambo Suite op 34a Aus meiner Theatermappe II op 39 Vier Orchesterstucke um 1928 Ernste Hymne op 50 fur Blasorchester Konzertante Variationen fur Klavier und Orchester op 60 1961 Kammermusik Bearbeiten Amsel Septett fur Flote Klarinette Horn 2 Violinen Viola und Violoncello G Dur op 20 1915 Streichquintett op 32 1920 Duo Sonate fur Violine und Klavier op 35 1925 Divertimento fur Flote Oboe Klarinette Horn Fagott op 51 1956 Musik fur Viola mit Orgel op 59 1964 Klavier und Orgelmusik Bearbeiten Sonate fur Klavier C Dur op 12 1910 Natur Trilogie Auf dem Gipfel der toten Dune Am Kurischen Haff Nacht am Meer fur Klavier op 18 1913 4 5 Klavierstucke op 21 1915 Premiere am 11 Mai 1916 durch Eduard Erdmann danach zuruckgezogen 5 Walzer op 29d Arrangement aus der Buhnenmusik zu Die armseligen Besenbinder Lucie Mannheim gewidmet 1930 6 3 Klavierstucke op 31 1923 6 Klavierstucke op 37 1929 Passacaglia und Fuge fur Orgel op 46 1939 5 Klavierstucke op 52 1950 Schriften Bearbeiten Zur Geschichte der jungsten Musik 1928 Musik der Natur Uber den Gesang der Vogel insbesondere uber Tonsprache und Form des Amselgesanges 1953 Weg eines Komponisten Akademie der Kunste Gebr Mann Verlag Berlin 1962 diverse Aufsatze z B Chormusik fur Arbeiter in Die Kunstgemeinde Mitteilungsblatt der Kunstgemeinde des Bezirks Kreuzberg 6 Jg Nr 2 Februar 1930 S 13 14 Die Tonkunst im Rahmen der Schauspielbuhne in Volksbuhne Zeitschrift fur sociale Kunstpflege Jg 2 1921 22 H 2 S 60 62 Siehe auch BearbeitenListe ostpreussischer Musiker und MusikkritikerDokumente BearbeitenNachlass im Archiv der Akademie der Kunste Berlin mit Findbuch Briefe von Heinz Tiessen befinden sich im Bestand des Leipziger Musikverlages C F Peters im Staatsarchiv Leipzig Literatur BearbeitenJosef Tal In memoriam in Fur Heinz Tiessen 1887 1971 Schriftenreihe der Akademie der Kunste Berlin 13 S 57 62Weblinks BearbeitenWerke von und uber Heinz Tiessen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Heinz Tiessen Archiv im Archiv der Akademie der Kunste Berlin Umfangreiche Artikel zu Leben und Werk auf musikmph de Werkeverzeichnis von Heinz Tiessen auf Klassika infoEinzelnachweise Bearbeiten Programme der ISCM World Music Days von 1922 bis heute Anton Haefeli Die Internationale Gesellschaft fur Neue Musik Ihre Geschichte von 1922 bis zur Gegenwart Zurich 1982 S 480ff Harry Waibel Diener vieler Herren Ehemalige NS Funktionare in der SBZ DDR Peter Lang Frankfurt am Main u a 2011 ISBN 978 3 631 63542 1 S 341 342 Dr Erwin Kroll Musik bei der 700 Jahr Feier pdf 9 8 MB In Das Ostpreussenblatt 23 Juni 1955 S 5 abgerufen am 13 April 2012 Scan der Ausgabe 23 Jg 6 Werke der beiden bekanntesten ostpreussischen Komponisten unserer Zeit enthielt namlich Heinz Tiessens Natur Trilogie mit den Satzen Auf dem Gipfel der toten Dune Am Kurischen Haff und Nacht am Meer und Otto Beschs einsatzige Sonate https www tobias broeker de newpagee5206256 https www tobias broeker de newpagee5206256Normdaten Person GND 118757520 lobid OGND AKS LCCN no93028171 VIAF 69197578 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tiessen HeinzALTERNATIVNAMEN Tiessen Richard Gustav Heinrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist Dirigent und MusikpadagogeGEBURTSDATUM 10 April 1887GEBURTSORT Konigsberg i Pr STERBEDATUM 29 November 1971STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinz Tiessen amp oldid 238180852