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Heinrich von Uppsala um 1156 in Koylio Finnland in Finnland Bischof Henrik finnisch Piispa Henrik schwedisch Biskop Henrik genannt ist ein katholischer Heiliger Der Uberlieferung zufolge nahm er in der Mitte des 12 Jahrhunderts als Bischof von Uppsala an einem Kreuzzug nach Finnland teil und wirkte als Missionar und erster Bischof von Finnland wurde aber bald danach von einem finnischen Bauern erschlagen Heinrich wurde bis zur Reformation als finnischer Schutzheiliger verehrt und hat als einziger eigener Heiliger Finnlands bis heute eine wichtige Stellung im religiosen Leben des Landes Aus historischer Sicht bestehen uber Heinrich und sein uberliefertes Leben erhebliche Unsicherheiten Die typische Darstellung des heiligen Heinrich zeigt ihn mit seinem Morder Lalli der kahlkopfig zu seinen Fussen liegt Darstellung aus dem Messbuch Missale Aboense von 1488 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Legende und Volksweise 1 2 Uberliefertes Leben 1 3 Historische Betrachtung 2 Heiligenverehrung 2 1 Verbreitung der Verehrung 2 2 Wunder 2 3 Reliquien und Heiligengrab 2 4 Kanonisation 3 Erinnerung 4 Literatur 5 Weblinks 6 QuellenLeben BearbeitenLegende und Volksweise Bearbeiten Die Uberlieferung des Lebens Heinrichs von Uppsala grundet sich auf zwei verschiedene teilweise widerspruchliche Quellen Zeitgenossische Quellen zum Leben Heinrichs sind nicht bekannt Die alteste schriftliche Quelle ist die lateinische Legende des heiligen Heinrich Dieser fur die liturgischen Zwecke der Heiligenverehrung geschriebene Text ist wahrscheinlich in den letzten Jahrzehnten des 13 Jahrhunderts jedenfalls nicht vor 1270 entstanden Es handelt sich gleichzeitig um das alteste erhaltene schriftliche Werk der finnischen Geschichte Als kanonische Heiligenlegende teilt sich der Text auf in einen vita Teil uber das Leben Heinrichs sowie einen miracula Teil uber die von ihm bewirkten Wunder Im Gegensatz zu dieser Quelle steht die als Volksweise in finnischer Sprache uberlieferte Todesballade Bischof Heinrichs Herkunft und Entstehungszeitpunkt dieses uber Jahrhunderte ausschliesslich mundlich weitergegebenen Werkes sind unbekannt Zumeist wird es fur etwas junger gehalten als die Legende Erst in der Neuzeit wurde die Todesballade auch schriftlich festgehalten die ersten bekannten Niederschriften stammen aus dem 17 Jahrhundert Die Todesballade behandelt nur die Zeit von der Ankunft Heinrichs in Finnland bis zu seinem Tod fugt dabei aber der Legende zahlreiche Einzelheiten hinzu Uberliefertes Leben Bearbeiten Der Uberlieferung zufolge stammte Heinrich aus England Weitere Informationen uber seinen Lebensweg bis zu seiner Ankunft in Schweden liegen nicht vor Um das Jahr 1152 wurde Heinrich als Begleiter des papstlichen Legaten Nicolaus von Albano des spateren Papstes Hadrian IV nach Skandinavien gesandt um die Kirchenorganisation in den nordischen Landern zu ordnen Heinrich soll der Legende zufolge vor seiner Reise nach Finnland Bischof von Uppsala gewesen sein nbsp Auf dem Sarkophag Heinrichs in der Kirche von Nousiainen werden die Ereignisse des Kreuzzuges nach Finnland dargestellt Ankunft Kampf gegen die Barbaren Taufe der Heiden Heinrich kam schliesslich als Teilnehmer des so genannten ersten Kreuzzuges des schwedischen Konigs Erik IX nach Sudwestfinnland Die Legende berichtet dass das finnische Volk zu diesem Zeitpunkt barbarisch und heidnisch war und durch Raubzuge nach Schweden grossen Schaden anrichtete Im Zuge des erfolgreichen Kreuzzuges habe Erik die Finnen zum Christentum gezwungen Bevor Erik nach Schweden zuruckkehrte wurde Heinrich zum ersten Bischof von Finnland ernannt und verblieb in Finnland um die kirchlichen Verhaltnisse zu ordnen Sein erster Amtssitz war in Nousiainen Heinrich fand jedoch bereits im folgenden Winter der Legende zufolge am 20 Januar einen gewaltsamen Tod durch einen finnischen Bauern Hinsichtlich der Einzelheiten gehen die Quellen auseinander Die Legende berichtet dass der Bischof einen getauften in der Legende namenlosen Bauern wegen Mordes mit einer kirchlichen Strafe belegt hatte und daraufhin von diesem im Zorn erschlagen wurde Dagegen erzahlt die Todesballade Heinrich habe im Hause des Bauern Lalli in Abwesenheit des Hausherren Bewirtung verlangt Bei Lallis Heimkehr habe seine Frau erklart der Bischof habe eine Bezahlung verweigert Die Ballade erklart dies zu einer Luge obwohl unentgeltliche Bewirtung nach kirchlichem Verstandnis durchaus zum bischoflichen Besteuerungsrecht gehort hatte Lalli sei jedenfalls durch diesen Vorgang erzurnt dem Bischof gefolgt und habe ihn auf dem Eis des Sees von Koylio getotet Historische Betrachtung Bearbeiten Uber Heinrich von Uppsala sind keinerlei zeitgenossische Quellen bekannt Die fruheste schriftliche Quelle die Legende ist nicht nur mindestens ein Jahrhundert nach Heinrichs angenommenen Tod entstanden sondern hatte als Heiligenlegende auch nicht den Zweck der akkuraten Geschichtsschreibung Auch die zweite Hauptquelle die Todesballade ist im Umfeld des Heiligenkultes um Heinrich entstanden und ist daher fur die historische Forschung nur mit Vorsicht verwertbar Die Korrektheit der Heinrich betreffenden Uberlieferung ist daher in allen Aspekten aus historischer Sicht zweifelhaft und umstritten Dass Heinrich als historische Person tatsachlich existiert hat gehorte uber Jahrhunderte zu den Selbstverstandlichkeiten der finnischen Geschichtsschreibung Dies wurde im 20 Jahrhundert ernsthaft in Frage gestellt Einige Forscher insbesondere Stjerna 1 und Schmid 2 hielten die Legende um Heinrich fur eine Erfindung zum Zwecke der Ausschmuckung der Heiligenlegende um Konig Erik Heute gehen allerdings auch Historiker generell davon aus dass Heinrich eine historische Person war Virrankoski halt diese Feststellung fur offensichtlich 3 wahrend Heikkila einen verbleibenden Zweifel einraumt einen direkten Zusammenhang mit der Erik Legende aber aufgrund der Entstehungsgeschichte der Legende fur unwahrscheinlich halt 4 nbsp Darstellung der Ermordung Heinrichs durch Lalli Aquarell von C A Ekman 1854Die Uberlieferung dass Heinrich vor seinem Aufbruch nach Finnland Bischof von Uppsala gewesen sei wird heute fur unglaubwurdig 5 oder zumindest sehr zweifelhaft 3 gehalten Einerseits finden sich in den ansonsten vollstandigen Dokumenten in Uppsala keine Hinweise auf Heinrich als Bischof andererseits ware es ungewohnlich anzunehmen dass der Bischof sein Bistum fur eine mehrjahrige Auslandsreise verlasst Der so genannte erste Kreuzzug Eriks IX ist bis heute Gegenstand historischen Streites 6 Schon die Frage ob Erik uberhaupt irgendeine Art von Zug nach Finnland unternahm ist ungeklart wird aber von einer Mehrzahl der Historiker heute bejaht Die Meinungen hinsichtlich der Natur dieses Zuges decken ein breites Spektrum ab von einem klassischen Kreuzzug mit Missionierungscharakter uber einen Militarfeldzug zum Zwecke der Starkung der Position gegenuber Russland bis zu einem gewohnlichen Raubzug Gesichert ist jedenfalls die Erkenntnis dass das Christentum im sudwestlichen Finnland in welchem Heinrich von Uppsala gewirkt hat bereits seit der Mitte des 11 Jahrhunderts Fuss fasste und bis zu Eriks angenommenem Kreuzzug bereits in der Mehrheit war 7 Eine Kirchenorganisation gab es jedoch bis zu Heinrichs Ankunft nicht Weiterhin offen ist auch die Frage in welchem Jahr Heinrich nach Finnland kam Nach heutiger Forschung werden als wahrscheinlichste Zeitpunkte die Jahre 1155 1157 oder 1158 genannt Entsprechend ist auch das Todesjahr Heinrichs der auf den Kreuzzug folgende Winter nicht geklart Die Unsicherheiten der Datierung spiegeln sich auch in den Jubilaumsfeiern der finnischen Kirche wider welche die Ankunft Heinrichs als ihre Geburtsstunde ansieht Ihre 700 Jahr Feier beging man im Jahr 1857 wahrend der 850 Jahrestag im Jahr 2005 gefeiert wurde Heiligenverehrung BearbeitenVerbreitung der Verehrung Bearbeiten Soweit Heinrich als historische Person anerkannt wird nimmt man an dass die Verehrung Heinrichs als Heiliger bereits sehr bald nach seinem Tod begann Nachweise fur die Existenz des Kultes gibt es jedoch erst ab der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts Gegen Ende des Jahrhunderts wurde Heinrich in die finnischen kirchlichen Kalender aufgenommen Seiner Liturgie wurde sein uberlieferter Todestag der 20 Januar gewidmet Die Heiligenlegende Heinrichs wurde vermutlich ebenfalls wahrend dieser Zeit zwischen 1270 und 1290 verfasst Die Gebeine Heinrichs wurden an seiner Hauptwirkungsstatte in der Kirche von Nousiainen begraben Diese Kirche war der Ausgangspunkt der Heiligenverehrung Heinrichs und das erste Zentrum der finnischen Kirche Der Bischofssitz wurde nach 1229 zunachst nach Koroinen und um die folgende Jahrhundertwende schliesslich einige Kilometer weiter sudlich nach Turku verlegt Zu dieser Zeit wurde Heinrich auch zum Schutzpatron des Domes zu Turku bestimmt und seine Reliquien feierlich hierher uberfuhrt Heinrich wurde damit zum Schutzheiligen des gesamten Bistums welches das gesamte damalige Finnland umfasste Als einziger eigener Heiliger des Bistums genoss Heinrich in Finnland eine Sonderstellung Seine Verehrung erstreckte sich jedoch geographisch auch in das schwedische Hauptland Sein Namenstag wurde ausserhalb Finnlands allerdings auf den 19 Januar vorverlegt da der 20 Januar durch die als wichtiger empfundenen Heiligen Sebastian und Fabian belegt war In Finnland wurde der Kalender erst am Ende des 17 Jahrhunderts angepasst Ausserhalb des damaligen Schwedens erlangte Heinrich als Heiliger keine nennenswerte Bedeutung Mit der Reformation wurde in Schweden und Finnland die Heiligenverehrung als solche beendet Das Gedenken an Bischof Heinrich blieb aber auch in der lutherischen Zeit ein identitatsstiftender Teil der finnischen Kirche Ein evangelisches Erinnern an Heinrich gibt es auch ausserhalb Finnlands Die Evangelisch Lutherische Kirche in Amerika hat einen Gedenktag fur ihn am 19 Januar eingerichtet 8 Heute ist Heinrich Schutzpatron der katholischen Kathedrale in Helsinki in welcher sich auch einige der Reliquien des Heiligen befinden nbsp Der im zweiten Wunder des heiligen Heinrich beschriebene abgeschnittene Finger des Bischofs wurde 1618 zum Symbol des Bistums Turku Wunder Bearbeiten Dem heiligen Heinrich werden durch die Legende elf Wunder zugeschrieben die sich alle nach seinem Tod ereignet haben Das erste Wunder geschah unmittelbar nach der Ermordung des Bischofs in Form der Bestrafung des Morders Dieser nahm von dem erschlagenen Heinrich die Mutze setzte sie sich selbst auf den Kopf und verspottete zu Hause den Bischof Als er sich die Mutze vom Kopf nehmen wollte blieben sein Skalp und seine Kopfhaut an dieser hangen und wurden so von seinem Kopf gerissen Diese Beschreibung war Vorbild fur das in spateren Darstellungen Heinrichs verwendete Heiligenattribut Der Bischof wurde regelmassig stehend gezeigt den glatzkopfigen Morder zu seinen Fussen liegend Auch das zweite Wunder hatte bleibende Bedeutung fur Heinrichs Verehrung Im Fruhjahr nach seiner Ermordung nachdem das Eis bereits geschmolzen war soll der durch die Mordtat abgetrennte Finger Heinrichs mitsamt seinem Ring auf einer Eisscholle angeschwemmt worden sein auf welcher ein Rabe krachzte Der abgetrennte beringte Finger wurde im Jahr 1618 zum Symbol des Bistums Turku Die verbleibenden Wunder beschreiben zwei Auferweckungen von den Toten funf Heilungen von Krankheiten eine Rettung aus Seenot sowie eine Bestrafung eines Zweiflers Reliquien und Heiligengrab Bearbeiten Mehrere Erwahnungen in den beiden Hauptquellen der Legende und der Todesballade lassen einen ausgepragten Reliquienkult bereits zum Zeitpunkt ihres Entstehens erkennen Spateren mittelalterlichen Quellen insbesondere der Bischofschronik von Turku zufolge wurde Heinrich zunachst in Nousiainen begraben und spater nach Turku gebracht Der genaue Zeitpunkt der Uberfuhrung ist unbekannt ein Zusammenfallen mit der Weihung des Doms von Turku zum Bischofssitz wird aber fur wahrscheinlich gehalten Ebenso wahrscheinlich ist es dass ein Teil der Gebeine in der Stammkirche Heinrichs in Nousiainen verblieben ist Der Sarkophag Heinrichs in der Kirche von Nousiainen wurde noch bis ins 15 Jahrhundert hinein prachtvoll verziert 9 In heutiger Zeit sind eine Reihe von Reliquien bekannt von denen angenommen wird dass sie von Heinrich stammen Deren Echtheit konnte in keinem Fall mit wissenschaftlicher Sicherheit nachgewiesen werden Aufsehen erregte ein Fund den man 1924 bei Restaurierungsarbeiten des Doms von Turku machte In einem vernagelten Wandschrank der Sakristei fanden sich in Stoff eingewickelt ein Schadel und zwei Armknochen In der mittelalterlichen Bischofschronik war berichtet worden dass Bischof Maunu II Schreine fur Heinrichs Schadel und Arme habe herstellen lassen In der Offentlichkeit wurde vielfach der Schluss gezogen der Schadel Heinrichs von Uppsala sei gefunden worden Kanonisation Bearbeiten In den heutigen Heiligenkalendern wird angegeben dass die Kanonisation also die Heiligsprechung Heinrichs im Jahr 1158 durch seinen Gefahrten Papst Hadrian IV erfolgt sei Diese Angabe ist jedoch durch Quellen nicht belegbar Sie beruht auf Spekulationen die erst in der Neuzeit durch Forscher angestellt wurden Uber die tatsachliche Kanonisation gibt keine der ursprunglichen Quellen Aufschluss Es wird heute fur ebenso moglich gehalten dass eine papstliche Heiligsprechung Heinrichs nie erfolgt ist da die Kanonisation erst 1234 zum alleinigen Recht des Papstes erklart wurde Erinnerung BearbeitenDer estnische Komponist Veljo Tormis schrieb 1992 Piispa ja pakana Der Bischof und der Heide fur Mannerchor und Solisten unter Verwendung einer lateinischen Sequenz und finnischer Folklore Literatur BearbeitenJarl Gallen Heinrich von Uppsala In Lexikon fur Theologie und Kirche Bd 5 Herder Freiburg Brsg 1960 2 Aufl Sp 202 ISBN 3 451 22005 9 3 Aufl Tuomas Heikkila Pyhan Henrikin legenda SKS Helsinki 2005 ISBN 951 746 738 9 Ekkart Sauser HEINRICH von Uppsala In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 16 Bautz Herzberg 1999 ISBN 3 88309 079 4 Sp 648 649 Pentti Virrankoski Suomen historia I SKS Jyvaskyla 2001 ISBN 951 746 341 3Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Henry Bishop of Uppsala Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Anni Jarvinen The First Centuries of Christianity in Finland University of Tampere 2005 Quellen Bearbeiten Stjerna Knut Erik den helige En sagohistorisk studie Lund 1898 Schmid Toni Sveriges kristnade Uppsala 1934 a b Virrankoski S 65 Heikkila S 54 f Heikkila S 68 Gesamtuberblick uber die Streitfragen des Kreuzzuges bei Heikkila S 55 73 Virrankoski S 58 f Heinrich von Uppsala im Okumenischen Heiligenlexikon Heikkila S 104 ff nbsp Dieser Artikel wurde am 6 Juni 2006 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 131345133 lobid OGND AKS LCCN n2002070267 VIAF 125145067187766631085 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heinrich von UppsalaALTERNATIVNAMEN Bischof Henrik Heinrich von FinlandKURZBESCHREIBUNG 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