www.wikidata.de-de.nina.az
Heinrich Eberhard Gottlob Paulus 1 September 1761 in Leonberg 10 August 1851 in Heidelberg war ein evangelischer Theologe und Hochschullehrer der seit 1790 als Hauptvertreter des theologischen Rationalismus gilt Gleichwohl trat er auch mit einer judenfeindlichen Denkschrift hervor in der er sich gegen die rechtliche Gleichstellung der Juden wandte Heinrich Eberhard Gottlob Paulus bei Jakob Roux Universitatsmuseum Heidelberg Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Akademischer Werdegang 3 Lehre 4 Wirkung 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Familie BearbeitenHeinrich Eberhard Gottlob Paulus Vater Gottlob Christoph Paulus wurde 1757 Zweiter Pfarrer im schwabischen Leonberg Er vermahlte sich 1758 mit Maria Christine Kostlin 1738 einer Tochter des Tobias Kostlin 1713 1761 der Kameralverwalter in Brackenheim war Seine Eltern entstammen der Wurttembergischen Ehrbarkeit und sind Nachkommen des Wurttembergischen Luther des Reformators Johannes Brenz 1 Heinrich Eberhard Gottlobs Mutter starb 1767 als er erst sechs Jahre alt war Heinrich Paulus Vater wurde 1771 als Mystiker des Amts enthoben und zog sich mit seinen vier Kindern als Privatier in seine Heimatstadt Markgroningen zuruck Heinrich distanzierte sich fruh von der Geisterseherei seines Vaters 1789 heiratete er seine Cousine Karoline Paulus 14 Dezember 1767 in Schorndorf 11 Marz 1844 in Heidelberg Seine Gattin war mit der ebenfalls aus Schorndorf geburtigen Malerin Ludovike Simanowiz befreundet und machte sich unter dem Pseudonym Eleutheria Holberg durch die Veroffentlichung mehrerer Romane wie Wilhelm Dumond Lubeck 1805 Adolf und Virginie Nurnberg 1811 Erzahlungen Heidelberg 1823 etc einen Namen Beider Tochter Sophie 3 September 1791 in Jena 5 Mai 1847 in Heidelberg war 1817 fur wenige Wochen mit dem Schriftsteller und Philologen August Wilhelm Schlegel verheiratet Akademischer Werdegang BearbeitenHeinrich Paulus studierte Theologie und Philosophie Er wurde 1781 an der Universitat Tubingen zum Magister Phil und 1784 zum Mag Theol promoviert Nach einem Auslandsaufenthalt heiratete er gegen den Willen seines Vaters am 2 Juni 1789 seine Cousine Karoline Paulus Tochter des Oberamtmanns Gottlieb Friedrich Paulus in Schorndorf die er zuvor als dessen Hauslehrer kennengelernt hatte Paulus theologisches Haupt des Rationalismus widmete sich auf einer wissenschaftlichen Reise durch Deutschland Holland England und Frankreich dem Studium der orientalischen Sprachen wurde 1789 Professor derselben in Jena und wurde 1793 ordentlicher Professor der Theologie an der Universitat Jena 1803 ging er in gleicher Eigenschaft nach Wurzburg und wurde dort im November erster ordentlicher evangelischer Theologieprofessor nach der im Januar 1803 per Edikt erlassenen Religionsfreiheit 2 1807 kam er als Schulrat nach Bamberg 1808 nach Nurnberg Im gleichen Jahr wurde Paulus auswartiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1810 kam er nach Ansbach und folgte 1811 einem Ruf als Geheimer Kirchenrat und Professor an die Universitat Heidelberg Seine Hinneigung zu Rationalismus und Aufklarung die sich besonders in seinen naturlichen Wundererklarungen zeigt hinderte ihn indes nicht sich in der Tradition Martin Luthers entschieden judenfeindlich zu betatigen Auf dem sogenannten Reformlandtag 1831 war er durch die judenfeindliche Denkschrift Die judische Nationalabsonderung nach Ursprung Folgen und Besserungsmitteln 3 in der er historisch weit zuruckgreifend die Unuberwindlichkeit der kulturellen und sittlichen Distanz des Judentums zu Christentum und deutscher Nationalkultur darzulegen trachtete und vor negativen Konsequenzen der Judenemanzipation warnte massgeblich daran beteiligt die zur Debatte stehende und bereits durch das Badisches Judenedikt von 1809 in die Wege geleitete rechtliche Gleichstellung der Juden zu vereiteln 4 Seit 1844 in den Ruhestand versetzt starb er in Heidelberg am 10 August 1851 Heinrich Eberhard Gottlob Paulus ruht auf dem Heidelberger Bergfriedhof in der sogenannten Professorenreihe der Abteilung D Lehre BearbeitenSeine theologische Richtung war rationalistisch und bibelkritisch er suchte in der Lehre Jesu den vernunftigen moralischen Kern den er gegen die verfalschende Kirchenlehre verteidigte Das Reich Gottes sei ein Zustand moralischer Vollkommenheit Jesus ein Lehrer der Kirche mit besonderem Bezug zu Gott Glaube sei Lebenspraxis Er setzte sich auch fur den modernen Rechtsstaat ein lehnte aber die Gleichstellung der Frauen der Juden und der Besitzlosen ab Er wandte sich besonders gegen die Nachkantianer Schelling mit dem er in Wurzburg im gleichen Gebaude 5 wohnte und Hegel sowie die Romantiker Wirkung Bearbeiten1831 verlangte der Reformlandtag aufgrund einer Denkschrift von H E G Paulus eine radikale religiose Reform des Judentums als Voraussetzung jedes weiteren gesetzlichen Zugestandnisses im Besonderen die Verlegung des Sabbaths den Verzicht auf das Hebraische die Aufhebung der Speisegesetze und der Beschneidung als Zeichen der Nationalabsonderung sowie eine Reinigung oder Verurteilung des Talmud 4 Paulus war der Meinung man konne Juden nicht gleichberechtigt behandeln und ihnen das volle Burgerrecht geben solange das Judentum sich nicht reformiert und seine Absonderung uberwunden habe Er trat fur die vollige Assimilierung der Juden als Voraussetzung ihrer Anerkennung ein Paulus Stellung zum Judentum zeigt die dunkle Seite des Rationalismus die zur Intoleranz gegenuber dem Fremden wird wo es unvernunftig erscheint Am bekanntesten sind seine Wundererklarungen geworden die David Friedrich Strauss in seinem Werk Das Leben Jesu kritisch bearbeitet heftig kritisierte Schriften BearbeitenNeues Repertorium fur biblische und morgenlandische Literatur Jena 1790 91 3 Bde Clavis uber die Psalmen 2 Aufl Heidelberg 1815 Philologisch kritischer und historischer Kommentar uber das Neue Testament 2 Aufl Leipzig 1804 1808 4 Tle Sophronizon oder unparteiische freimutige Beitrage zur neuern Geschichte Gesetzgebung und Statistik der Staaten u Kirchen Heidelberg 1819 30 Der Denkglaubige theologische Zeitschrift Heidelberg 1825 29 Das Leben Jesu Heidelberg 1828 2 Bde Die judische Nationalabsonderung nach Ursprung Folgen und Besserungsmitteln Oder uber Pflichten Rechte und Verordnungen zur Verbesserung der judischen Schutzburgerschaft in Deutschland Heidelberg 1831 Exegetisches Handbuch uber die drei ersten Evangelien Heidelberg 1830 33 neue Ausg 1841 42 Skizzen aus meiner Bildungs und Lebensgeschichte zum Andenken an mein 50 jahriges Jubilaum Heidelberg Leipzig 1839 Neuer Sophronizon Darmstadt 1841 42 3 Bde Vorlesungen Schellings uber die Offenbarung Darmstadt 1843 als Herausgeber Sammlung der merkwurdigsten Reisen in den Orient 7 Bande Jena 1792 1803Literatur BearbeitenFriedrich Wilhelm Graf Paulus Heinrich Eberhard Gottlob In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 135 f Digitalisat Wolfgang Schenk Paulus Heinrich Eberhard Gottlob In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 7 Bautz Herzberg 1994 ISBN 3 88309 048 4 Sp 96 102 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Julius August Wagenmann Paulus Heinrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 25 Duncker amp Humblot Leipzig 1887 S 287 295 Dagmar Drull Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803 1932 Hrsg Rektorat der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Springer Berlin Heidelberg Tokio 2012 324 S Artikel uber die Frau und Schriftstellerin Karoline Paulus im Damen Conversations Lexikon Band 8 Leipzig 1837 S 133 134 bei Zeno org Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Sammlung der merkwurdigsten Reisen in den Orient Quellen und Volltexte Werke von und uber Heinrich Eberhard Gottlob Paulus in der Deutschen Digitalen Bibliothek Martin Mulzer Paulus Heinrich Eberhard Gottlob In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Heinrich Eberhard Gottlob Paulus im Internet ArchiveEinzelnachweise Bearbeiten Carl Friedrich Haug Mittheilungen aus seinem Leben und aus seinem Nachlasse fur die Verwandten und Freunde als Manuskript gedruckt Stuttgart Druck der I B Metzler schen Buchdruckerei 1869 Bearbeitet von Karl von Riecke Martin Elze Die Evangelisch Lutherische Kirche In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 482 494 und 1305 f hier S 482 f S unten Literatur Gereon Becht Jordens Eine Kindheit auf dem Haarlass bei Heidelberg dem Anwesen des Heidelberger Burgermeisters und Abgeordneten der badischen Standeversammlung Jacob Wilhelm Speyerer 1789 1876 In Hermann Wiegand Hiram Kumper Jorg Kreuz Hrsg Reformation Aufklarung Revolution Emanzipation Beitrage zur Kultur politischen Ideen und sudwestdeutschen Landesgeschichte Festschrift fur Wilhelm Kreutz zum 70 Geburtstag Verlag Regionalkultur Ubstadt Weier u a 2020 S 179 S 203 206 Andreas Mettenleiter Das Juliusspital in Wurzburg Band III Medizingeschichte Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Wurzburg anlasslich der 425jahrigen Wiederkehr der Grundsteinlegung Stiftung Juliusspital Wurzburg Wurzburg 2001 ISBN 3 933964 04 0 S 225 Normdaten Person GND 115368361 lobid OGND AKS LCCN n83229934 VIAF 61679540 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Paulus Heinrich Eberhard GottlobALTERNATIVNAMEN MellerstatKURZBESCHREIBUNG TheologeGEBURTSDATUM 1 September 1761GEBURTSORT LeonbergSTERBEDATUM 10 August 1851STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Eberhard Gottlob Paulus amp oldid 239119021